07 Juli 2006

Grüße aus Alzheim

Vorhin ruft Dietmar an, einer meiner Segelfreunde. Hektisch wie immer. Wenn man aus Dietmar Strom machen könnte, der würde eine ganze Kleinstadt beleuchten. Er ist schon in Warnemünde. Es ist abend und ich bin im Büro.
"Du, ich steh hier neben dem Micky, und der hat seine Pinne in Berlin vergessen."
Aha.

Micky ist unser ältester Segler, einer von zwei ältesten. Ich bin einer der wenigen, die nicht nach Warnemünde gefahren sind. Vergesslich sind wir beide: Grüße aus Alzheim!

Ohne Pinne am Ruder kann man nicht segeln, Regatta jedenfalls nicht, und auch sonst. Das Problem: Unsere Boote sind mehr oder weniger Einzelanfertigungen, und wenn ein Teil vom einen Boot an ein anderes passt, ist es der reine Zufall.
"Doch, da passt jede von einem Mader-Boot! Fahr doch mal raus zum Wannsee..."
"Ähm, Dietmar, ich bin hier um zu arbeiten..."
"Wenn ICH in Berlin und an Deiner Stelle wäre, ich würde..."
"...bist aber nun grade nicht..."
"...jeden Hebel in Bewegung setzen, den..."
"Jaja, ich hab verstanden: Ich habe den Job."
Sonst gibt er sowieso keine Ruhe.

Also: Ich muss jetzt erstens jemanden finden, der zum See rausfährt und anschließend nach Warnemünde. Zweitens... nein, in dieser Reihenfolge ist das sinnlos, nochmal: Ich muss erstens jemanden finden, der ein passendes Boot mit einem passenden Teil dran hat, und zwar sofort, und der das zweitens am Wochenende nicht braucht. Wie gesagt, es sind ja eigentlich alle in Warnemünde.
Wenn ich überhaupt so einen gefunden habe, muss ein anderer, der beabsichtigt, heute noch  nach Warnemünde zu fahren (d.h. 250km Richtung Norden) vorher zum Wannsee raus ( d.h. halbe Stunde Richtung Süden), dort das entsprechende Teil suchen, einpacken und dann darf er los.

Es gibt noch ein paar kleinere Haken: Berliner Segel-Clubs sind zuweilen gesichert wie der Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim. Zudem stehen da oft mehrere fremde Boote nebeneinander, die alle ähnlich aussehen. Niemand verleiht gerne irgendwas. Und es ist schon ziemlich spät.

Dann will ich also mal anfangen.

Nach ein paar erfolglosen Versuchen fällt mir einer ein, der vielleicht ein passendes Teil hat. Rufe ihn an - erreiche ihn zufällig auch. Ja wir könnten sein Ruder haben - es lässt sich nur leider nicht zerlegen. Das ist vom Regen in die Jauche: Ein unzerlegtes Ruder ist uu-uu-uun-glaublich sperrig und in einem gewöhnlichen PKW gar nicht zu transportieren. Jetzt brauche ich also nicht nur jemanden, der noch nicht unterwegs ist - ist ja inzwischen nicht früher geworden - sondern der zusätzlich nicht mit einem gewöhnlichen PKW fährt. Das macht die Aufgabe nicht einfacher.

Noch ein Weilchen und einige Anrufe später sind mir Leute eingefallen, die vielleicht... ich erreiche sie zufällig, zufällig sind sie noch nicht unterwegs, zufällig steht ihr Boot noch am Wannseee und für den Club haben sie einen Schlüssel. Sie nehmen das Ruder mit.

Ob das Teil wirklich zu Mickys Boot passen wird, weiß ich nicht, aber es gibt eine gewisse Chance, dass. Nach etwa einer Stunde Arbeit und zehn Telefongesprächen immerhin überhaupt eine Art Lösung. Ich melde Vollzug an Dietmar.
"Ja, danke, wir gehen dann später zusammen ein Bier trinken!"
Schon klar. In den nächsten Stunden melden sich noch mehrere andere Leute, denen Dietmar auch diese Aufgabe angetragen hatte. Puuuh. Aber dann kann ich mich jetzt wieder meiner Arbeit zuwenden, ja?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

mir hat er oder sonst wer es erst am nächsten tag gesagt und gefragt, peter

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