15 Dezember 2006

Musik und Tön

neben uns wohnt eener der jerne singt. also, dit is nich dit problem diss er jerne singt. aba wir müssen ihm hörn, wenn er singt.

wir wohn' im altbau, vorderhaus, beede uff eene etage. durch dit holz von unsere wohnungstür kann man nich sehen - "dit sind türen, wa?" - aba prima hören.
wenn unsa nachbar sein' fußboden wischt, und ick komme die treppe hoch, denn kann ick hörn, dit er wischt. "Wischt er wieda", denk ick mir denn. aber dit tut er leider selten: Wischen.

und dit is ooch nich dit problem, diss er wischt, sondern ehmd, diss er sing'n tut. und wann. also: zu welche zeit. er kommt nämlich immer erst nächtens nach hause. So nach halb zwölf - und denn singt der!

also, nich dasser schlecht sing' würde, der tüp hat sogar ne prima stimme und so. aber der kommt nachts um halb zwölfe nach hause und denn macht er dit radio an und denn singt er mit!

ick will mich jar nich würklich beklagen, jedenfalls "nicht ohne hinreichenden anlass", wie meen anwaltsfreund imma würdich zu sagen pflecht. der hat sojar 'n juten jeschmack der nachbar, manchmal so jazz, manchmal so modernet zeuch und manchmal punk-rock - dit klingt prima, wenn der dazu singt. aba ick muss um halb fünfe raus. und wenn der nachts um zwei singt, kann ick nich schlafen! ausserdem hab ick angst, ick verpasse wat, der is würklich nich schlecht.

aba muss ick ja nu um halb fünfe raus, damit ick um halb sechse meen bus fahren kann. ick hab mir extra die frühschicht auf dauer jeben lassen, damit ick unsere tochter öfter mal früh vom kinderjarten abholen kann. kinderjarten is ja ooch arbeet für sie - sacht se. und denn da abends so als letzte alleene rumsitzen is nich schön. nu hol ick sie also kurz nach mittach da ab, und denn hat se frei von ihre arbeet und denn machen wer wat zusamm'. aba dafür muss ick morjens um halb fünfe raus.

meene tochter stört sowat ja nicht, jesinge, die schläft wie'n murmeltier. meene frau macht ihr eigenet ding, schneidert ihre eigene mode und so, die kratzt sowat ooch nich. aba mich!

letzte nacht kurz nach eins dröhnt von drüben jesang: "Ring of Fire", dit hab ick erkannt. jut - aba zu laut. Ick zu ihm hin. "Lieber herr nachbar - könn sie sich mit dem sing' nich auf tachsüber beschränken?" ick sach noch zu ihm: "Könn sie nich einfach tachsüber sing'?" aba kaum hab icks jeäußert fällt et mir wie schuppen von den haaren und wir sagen beede gleichzeitich - er: "Aber da bin ich doch im Büro!" und ick: "Aba da sind sie ja im Büro, wa!" schönet argument, aber nich sehr überzeujend - hilft nüscht, leida.

wie er die tür uffmacht hör ick ooch dit radio zu dem er singt. komisch, bei jeschlossene tür hört man dit jar nich, da hör ick nur seine stimme. dit scheint sone art resonanz zu sein. jedenfalls: der nachbar jelobt besserung. und für den abend is ooch ruhe. den nächsten natürlich nich mehr.

neulich kommter um mitternacht nach hause und singt wieder: Carmina Burana, dit hab ick erkannt. Dit MUSS man laut sing'!
ick rüber. er meint, in seine küche klingt dit jar nich so laut. und die küche is immerhin am weitesten weg von die tür.

ick biete ihm prügel an, janz freundschaftlich, ne ordentliche tracht, wenn er nich still is. er jelobt besserung. an sich isser 'n netter kerl. ick jeh wieder schlafen. jedenfalls versuch icks. ne halbe stunde später singt er wieder.

WATT SOLL ICK DENN NOCH MACHEN?!? ick bin eensneunzich und der tüp von nebenan is keene eensneunundsechzich! wenn ick dit halbe hemd anfasse bleibt nich mal staub über. und ick bin doch jar nich jewalttätich, ick müsste mich wirklich überwinden... um den tüpen mal ordentlich zu verdreschen.

der kerl macht mich fertich...

1 Kommentar:

Geist und Gegenwart hat gesagt…

Hi Cartsensen,

dit is ja eene geile Jeschichte. Und ditte, wo de janich aus Balin bist. Jut jemacht.

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