02 Januar 2007

Saddam H. zum allerletzten Geleit

oder: Nicht zappeln, Saddam!
oder: Jetzt aber!

Auf seine letzten Tage wird der Herr Hussein im Gefängnis von einem sehr boshaften Aufseher bewacht. Dies ist sein Gedächtnisprotokoll.


Guten Morgen Herr Hose-in! Ein neuer Tag - ein neues Glück! Wie, ich soll sie nicht so nennen? Aber warum denn? Wo sie doch gestern erst in die Hose... Pipi in Hosi, hihi! Ist das inzwischen wieder trocken? Ja, tut mir wirklich leid, wir haben nur noch diese eine Uniform von ihnen, die anderen sind anscheinend verkauft. Es herrscht irrsinnige Nachfrage nach Andenken. Das riecht übrigens wirklich beschämend!

Inzwischen habe ich mir etwas anderes ausgedacht - wir nehmen lieber die Guillotine. Da passiert sowas wie gestern mit dem zu langen Seil erst gar nicht. Wenn dann noch ein wenig Blut auf die Uniform tropft wirkt das viel authentischer - die kann ich dann gut und gerne für das dreifache verkaufen.
"Mit echtem Blut von Saddam Hussein!"
Die verkaufe ich mit einer Urkunde vom Labor - was glauben sie, was das einbringt, der Beweis, dass das Blut echt ist! Davon kann ich einen neuen Fernseher kaufen UND mit meiner Familie in Urlaub fahren. Vielleicht reicht es sogar für ein Auto!

Und jetzt bitte wieder die Hände auf den Rücken. Mein Gott, sträuben sie sich schon wieder? Muss ich wieder mit dem Kabel...? Na schön, sie wollen es ja nicht anders!

So. Heulen sie nicht! Wenn sie gleich mitgearbeitet hätten, müsste ich ihnen keine Stromschläge geben!

Was soll das heißen "Sie wollen nicht sterben"? Ach so? Wer hätte das gedacht! Aber wir alle müssen doch mal sterben, die einen leichter, die anderen etwas schmerzhafter. Guillotine tut gar nicht weh. Sagen jedenfalls alle. Ich weiß auch nicht, wen sie da gefragt haben. Nun lassen sie mal den Kopf nicht hängen.

Ha ha, schönes Wortspiel, nicht? Unsere Guillotine wird ihnen gefallen - die stammt noch aus ihrer Zeit. Ja, genau, aus ihrer Zeit als Präsident. Ich musste sie nur ein wenig ölen. Trotzdem klemmt sie manchmal. Na, sie werden schon Glück haben, nicht?

Wie, sie können sich an keine Guillotine erinnern? Davon haben sie auch nichts gewusst? Schon wieder? Dabei ist das doch so praktisch, wenn man einmal viele Verurteilte gleichberechtigt hinrichten muss. So praktisch!

Schlurfen sie nicht so, das sieht nicht gut aus. Habe ich ihnen doch gestern schon gesagt! Was sollen denn die Leute denken?

Welche Leute? Weil hier niemand ist? Na die... ach egal.

Na bitte, da sind wir. Die Kammer kennen sie ja schon, die Guillotine steht nebenan. Oh, Mist! Verzeihung, ich habe den Schlüssel für die Zwischentür vergessen. Der liegt unten im Büro.

Seh'n sie mal, ich habe meinen alten Fernseher und den Videorekorder hergebracht. Ich habe ja bald einen neuen. So lange sie warten müssen lege ich ihnen ein Video ein, mit ein paar schönen Enthauptungen auf der Guillotine. Das wird ihnen bestimmt gefallen! Sie mochten das doch immer so gerne, Hinrichtungen, Blut, winselnde Gefangene und so.

Was soll das heißen: Sie wollen das nicht sehen? Warum denn nicht? Sicher wird ihnen das gefallen, sie werden schon sehen! Hat ihnen doch früher auch immer gefallen. Vielleicht erkennen sie auf dem Video auch einen alten Feind wieder... oder besser noch: Einen alten Freund, ha ha. Kleiner Scherz.

So, ich lasse sie ein paar Minuten alleine. Das ist zu Fuß ein ganzes Stück, bis runter ins Büro und wieder hierher. In meinem Alter! Sie werden meinen Fernseher doch nicht kaputtmachen? Der kann doch nichts dafür. Ach, von da aus kommen sie gar nicht ran? Ja, tut mir leid, ich muss sie leider anketten ... die Vorschriften, sie wissen schon.

Gut, ich mache ihnen den Ton noch etwas lauter, damit sie alles gut verstehen. Ich bin gleich wieder da, laufen sie nicht weg! Kleiner Scherz, ha ha.

...

Hal-lo Herr Hose-in, da bin ich wieder! Hat leider etwas länger gedauert, die hatten doch glatt den Schlüssel verlegt. Oh, warum weinen sie denn? Tut ihnen was weh? Ach, wegen der Enthauptungen? Sie wollen nicht sterben? Und schon gar nicht so? Naja, wir können uns das ja nicht immer aussuchen, nicht wahr? Aber ich habe EINE GUTE NACHRICHT für sie!

...?

Nein, nein, keine Begnadigung natürlich. Was glauben sie denn, wo wir sind? Das ist doch keine Bananenrepublik, wo man am einen Tag verurteilt und am nächsten Tag begnadigt wird!

Also, ich komme so ins Büro und frage den Kollegen: "Sage mal, wo ist denn der Schlüssel zum Guillotinen - Zimmer?" Und er fragt mich, was ich damit will. Und ich sage: "Ach, der Saddam Hussein sitzt doch da oben und ich würde ihn gerne enthaupten, aber ich komm nicht rein. Und jetzt muss der arme Mann so lange warten, und nur weil ich den Schlüssel vergessen habe." Und da sagt er: "Wieso willst du den enthaupten? Der ist doch erst morgen dran."

Verstehen sie? Erst morgen! Ich habe mich im Datum geirrt! Nun hören sie doch auf zu weinen - ein wunderbarer neuer Tag liegt vor ihnen!

Und dann fragt der Kollege noch: "Wieso eigentlich Guillotine? Ist das überhaupt islamisch?" Und er sagt ganz streng: "Bei uns müssen Köpfe mit der Hand abgeschnitten werden!" Da hat er eigentlich recht.

Und auf dem ganzen Weg zurück denke ich mir: "Das macht doch bestimmt eine riesige Schweinerei. Wie sieht dann wohl ihre Uniform aus? Kann ich die denn überhaupt noch verkaufen? Oder muss ich womöglich meinen alten Fernseher wieder nach Hause schleppen? Und aus dem Urlaub mit der Familie wird dann vielleicht auch nichts?"

Und deswegen finde ich, wir nehmen morgen doch lieber den Strick. Dann ist halt kein Blut auf der Uniform. Ein paar Urinflecken reichen auch für die Analyse, es riecht halt nicht so gut.

Sind sie jetzt enttäuscht? Nun kommen sie schon, sie müssen zurück in ihre Zelle. Na los, seien sie doch nicht kindisch, oder brauchen sie erst wieder einen Stromschlag? Das wird wirklich immer schwerer, sie zu motivieren!

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