26 Oktober 2007

Post!

 
Manchmal ist man fassunglos: Derzeit wird darüber diskutiert, ob die Konkurrenten der Post ihren Angestellten einen Mindestlohn zahlen müssen. Grundlage: Bislang zahlen sie nur Dumpinglöhne. Zum Beispiel die PIN-AG.

Argument vom Herrn FDP-Westerwelle und anderen Interessierten: Wenn die Konkurrenten ihre Mitarbeiter ordentlich bezahlen müssten, wären sie gegenüber der Post ja gar nicht mehr nicht konkurrenzfähig.¹

Und deshalb sei es unanständig, für die Mitarbeiter der PIN-AG ein angemessenes Gehalt zu fordern.

Aha.

Da weiß ich jetzt gar nicht, was ich an dem Argument mehr bewundern soll: Die Dummheit, oder die Unverschämtheit.

Ich meine: Wenn man ohne Dumpinglöhne nicht konkurrenzfähig ist, stimmt vielleicht irgendwas an der Kalkulation nicht? Dann hat man sich einfach mit einem schlecht durchdachten Geschäftsmodell auf das falsche Marktsegment begeben?

Sinngemäß: Die Sklaverei kann nicht abgeschafft werden, weil der Baumwollanbau dann keinen Gewinn abwirft.

Nur mal so.

Der Springer-Konzern ist übrigens Haupt-Aktionär der PIN-AG. Da weiß man, woher der Wind weht.


¹ "Konkurrenzfähigkeit" ist ein wunderbar abstrakter Begriff. Das muss man sich in den Zeiten der modernen Ökonomie so vorstellen: Man bekommt keinen Auftrag, wenn man nicht die Wettbewerber deutlich unterbietet. Wer "konkurrenzfähig" sein will, lässt sich deshalb zuweilen auf Dumping ein - er bietet unterhalb der Gestehungskosten an.

Aber wer sich auf Dumping einlässt, ist mit Sicherheit unseriös. Er hat nämlich keine tragfähige Kalkulation. Am armseligsten ist, wenn er die an seine Arbeitnehmer weiterreicht.

 

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich bin jetzt kein FDPler, aber ich denke er hat es nicht so gemeint.
Durch den Mehrwertsteuerunterschied von 19% den die Deutsche Post nicht abführen muss, hat die Pin-AG durchaus einen Nachteil. Ob dieser durch Niedriglöhne aufgefangen werden muss ist eine andere Frage.
Ich bin für Mindestlöhne, aber nicht auf Alles und für JEDEN. Es gibt Arbeit die einfach nicht höher bezahlt werden kann.

Igor

100 Goldfischli hat gesagt…

Nun ja, ich bin auch kein FDPler, aber ich denke: Er hat es GENAU SO gemeint.

Wenn es wirklich darum ginge, könnte das Herrlein W. ja ehrlicherweise "gleiche Mehrwertstuer für alle" fordern. Tut er aber nicht.

Es handelt sich dabei übrigens nicht um 19% Vorteil, auch wenn da 19% MWSt stehen:

Die Berliner Behördenmitarbeiter [Finanzministerium, Anm. d. Verf.] sehen in dieser Regelung auch keine Benachteiligung der anderen Dienstleister. Die Privilegierung der Post sei als Ausgleich dafür gedacht, dass sie den Universaldienst flächendeckend anbiete. Die anderen Anbieter könnten sich die Vorsteuer, also die Mehrwertsteuer, die sie an ihre Lieferanten gezahlt haben, von Finanzamt erstatten lassen. Dies könne die Post AG nicht. Eine Benachteiligung der Post-Wettbewerber könne man im Finanzministerium deshalb nicht erkennen. (Quelle: www.posttip.de)

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