21 November 2007

Lebensmitteleinzelhandel


...wieder mal...

Außer dem Warentrennstab ist eine gern beobachtete Übung im Supermarkt die Sache mit dem Band: Kasse, Band, dahinter zwei Auslaufspuren zum Einpacken und Beladen der Taschen.

Die eine Auslaufspur liegt genau in Verlängerung des Bandes, für die zweite muss man eine lange Klappe umlegen, eine Art Weiche. Die zweite Spur dient eigentlich als Puffer, damit, während der eine Kunde einpackt, der nächste bereits behandelt werden kann und die beiden sich nicht gegenseitig behindern oder womöglich der Fluss aufgehalten wird: Der Fluss des Geldes in die Kasse. So ist es wohl gedacht.

Dass die Praxis anders aussieht, ahnt man schon dann, wenn in der zweiten Spur immer was blödes herumliegt und stört, stapelweise Prospekte, Plastiktüten, Blumenkästen, besondere Sonderangebote.

Viele Kassiererinnen in Supermärkten sind nämlich Anarchistinnen, die die Absichten des Chefs gerne ein wenig untergraben: "Wider das Establishment!" Wer hätte das gedacht?

Oder sie sind Sadistinnen, die Freude am Quälen der Kunden haben, wenn die am wehrlosesten sind.

Und es mag auch ein wenig Bequemlichkeit mitspielen, weil man ja jeden Handgriff sparen muss, sei er auch noch so einfach.

Aber wahrscheinlich sind die meisten Kassiererinnen in Supermärkten einfach nur anarchistische Sadistinnen. Für die Freude am Quälen mussten sie ihre angeborene Faulheit erst wieder schmerzhaft befreien, die so lange verschüttet war:

Egal wie voll das Band ist - sie legen die Klappe einfach nicht um!

Egal wie viel Zeug der Vordermann da liegen hat, egal, wie lange er braucht, um das Bargeld im Portemonnaie und dann das Portemonnaie in der Jackentasche zu verstauen: Der nächste wird gnadenlos auflaufen gelassen. Keinesfalls die Klappe berühren!

Es bringt Unglück, wenn der Kunde nicht im Schweiße seines Angesichts Joghurtbecher, Konservendosen, Butter und Weinflaschen wahllos durcheinander in seine Taschen werfen muss. Der nächste Kunde wird ihn schon ein wenig anfeuern: Der möchte ja nicht, dass sein Vordermann den teuer bezahlten Balsamico-Essig in der Hektik mit einsteckt.

Die andere Spur ist währenddessen leer, bis auf ein paar nutzlose Prospekte. Und bis auf ein paar nutzlose Sonderangebote, die sonst niemand haben will. Aber keinesfalls die Klappe berühren!

So rächen sie sich für jahrelange Schmach und Myriaden von Erniedrigungen:

"ENTSCHULDIGUNG!!! Könnten sie BITTE!!! noch eine Kasse aufmachen!"

"Oh, ich glaube, sie haben mir 13 Cent zu wenig heraus gegeben..."

"Da stehen 13 Flaschen Underberg auf dem Kassenbon, ich habe doch aber nur 12 gekauft - können sie die bitte abziehen?"

Die schwache Gegenwehr lautet:

"Herr Müller! HERR! MÜL-LER! Ick hab hier'n Storno!!!"

Und deshalb nehmen sie viel lieber das Recht in die eigene Hand. Bzw. das Gegenteil: Sie fassen die Klappe nicht an. Es wird schon den richtigen treffen, den, der für all ihr Unglück verantwortlich ist - den Kunden.


Im nächsten Beitrag zum Thema fragen wir uns, warum die Durchgänge an der Kasse immer so schmal sein müssen, dass man mit einem Wagen gerade so durch passt, aber auf keinen Fall noch jemand an dem Wagen vorbei gehen kann.
 

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