01 August 2008

Sozialdemokratie heute

Zu Wolfgang Clement fällt mir eigentlich außer "überheblicher Opportunist" nur wenig ein. Wir erinnern uns: Das ist das prominente SPD-Mitglied, das als Minister in einer offiziellen Regierungsbroschüre die Empfänger von Sozialleistungen als Parasiten bezeichnen ließ. Im Frühjahr hatte er dann in einer kritischen Situation von der Wahl seiner eigenen Partei abgeraten. Früher nannte man genau das "parteischädigendes Verhalten" und es war ein Grund zum Parteiausschluss.

An sich ist es schon bezeichnend, dass einer, der auf dem Parteiticket in lukrative Vorstandsämter geritten ist, von der Wahl dieser Partei abrät. Das ist das typische Verständnis von "Loyalität" in der deutschen Wirtschaft. Von Politikern hatte man ohnehin nichts anderes erwartet.

Noch bezeichnender ist, dass so einer seine eigene Partei zwar nicht gewählt sehen will - aber auf keinen Fall aus der Partei ausgeschlossen werden möchte. Jetzt setzt er alle Hebel in Bewegung, um diese Folge abzuwenden und lässt sich von anderen Schmierlappen derselben Partei noch hilfreich beispringen.

Kann man sich fragen: Was soll das? Der Mann hat sich doch schönsten Posten erschleimt, kann ihm doch egal sein, die Wirtschaft ist ja nicht nachtragend, wenn man seine Meinung mal ändert. Die werfen einen normalen Aufsichtsrat nicht nur deshalb raus, weil er nicht mehr Mitglied in der Arbeiterpartei ist. Ganz im Gegenteil.

Und trotzdem fährt der Ex-Ministerpräsident so schweres Geschütz auf? Lässt sich vom Ex-Innenminister vertreten, der es mit der Loyalität auch nicht so genau nimmt? Reine Liebe zur Partei?

Oder gehts da womöglich ganz schnöde um Geld? Ein paar schöne ergiebige Pöstchen, die der Herr Clement als Vertreter der Arbeiterpartei bekleidet, aber nicht mehr bekleiden könnte, wenn er nicht mehr Mitglied wäre. Kann das sein?

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