16 November 2008

Physik!

Musik & Tön (2)

beim frühstück bei werner konnte ick den hampelmann denn ooch endlich bei seine tätichkeit beobachten. mich wundert ja nüscht mehr: ick staune, dass bei uns überhaupt noch wat steht. ick staune aber ooch, dass dem bei seinem jeschüttel nich die arme abfallen. son mensch hält mehr aus, als man gloobt.

wie ick da so sitze und kieke und den kopf schüttle - aber langsamer - meinte der werner: „wir wollen doch mal sehen, wie viel wärme der junge mann verträgt."

ick sage noch: „wärme? der looft doch ständich im lammfellmantel rum, und dazu hampelt er noch wie verrückt - der hat dit jerne warm!"

und werner: „das werden wir ja sehen."

unsere straßenfassade zeicht so'n bisschen nach nordosten. dit is nich schlimm, da jeht nur die küche und een zimmer raus, die andern zimmer sind nach südwesten, und zum hof, da ham wer nachmittachs sonne.

beim werner jeht entsprechend die straßenseite nach südwesten, die ham da fast alle zimmer zur straße hin. außerdem jibs keenen balkon. dafür hamse ne treppe aufs dach, und dort ne terrasse. der werner sacht zu mir: „wir wollen den jungen mann einmal ein wenig schwitzen lassen."

denn hat er mich jefracht, ob ick nich irgendwo son paar jestelle schrauben könnte? konnte ick: auf unserm werkhof, der meister brauchte sowieso ne aufgabe für die azubis. außerdem wollte werner n paar stellmotoren, nur leihweise, versteht sich. konnte ick ooch. der werner hat mir zeichnungen jemacht und ick hab die sachen jebaut.

er machte dafür die schwierigen sachen: die steuerung. brauchte er verschiedene elektronik. damit kenne ick mich nich so jut aus. aber er krichte allet aus seinem institut. außerdem kam er mit so komischen saugnäpfen an. er hat jesacht, dass dit jar niemand vermissen würde. aber ick gloobe fast: der hat die sachen jeklaut!

als allet fertich war hatten wer für jedet fenster een jestell mit zwei motoren und nem saugnapf. so ähnlich wie so'ne schere, die sowieso in jedem kippfenster drin is. nur außerhalb drauf jeschraubt. und zwischen allet lange kabel für die steuerung.

die wohnen im altneubau und ham da so mittelalte fenster die man drehen und kippen und aushängen kann. mit son hebel unten anne ecke. kennt man ja: wenn man pech hat, hängt dit fenster nur noch an eene ecke, und man kricht et nich wieder einjehängt und muss um hilfe rufen. ick hab ja die alten fenster lieber.

aber der werner sacht: „siehst du - genau das brauchen wir".

denn ham wer die fenster ausjehängt bis auf die eene ecke, und die neuen jestelle auf die fenster jeschraubt. seine frau hat jeflucht. wir mussten heilich versprechen, dass wir die schraubenlöcher hinterher wieder zu machen.

und denn jabs noch een detail: die saugnäpfe wurden innen auf den jestellen anjebracht und saugten die scheibe. die bogen die scheibe nach innen durch, janz wenich bloß. der werner meinte, dass dit reicht, weil wir ja mehr als zwanzich meter brennweite brauchten. erklären kann er jedenfalls jut, leuchtete mir ein: die wärme sollte doch nich unjenutzt verpuffen.

nu hatten wer grade sommer. alle fenster bei werner waren so einjestellt, dass sie ab mittachs von jegenüber die sonne voll in die wohnung über uns spiegelten. wenn die sonne erst mal da war stellten die motoren jedet fenster dem sonnenstand nach, so dass die spiegelung über zich stunden gleich blieb, immer in die wohnung von der filzlaus rin. aber eben nich nur een fenster, sondern alle zehn.

der werner sachte: „wir könnten da drüben sogar ein glas wasser zum kochen bringen - wenn wir die fenster auf genau einen punkt richten!"

ick sage noch zu werner: "der einzije, den de da gar kochst, bin ick! wenn ick jut durch bin, ruf ick dich an, denn kannste mit ketschup zu meine beerdijung komm."

und werner: "jammer nicht! so sparst du das geld für die sauna. außerdem wirds bei euch gar nicht viel wärmer - die wärme steigt ja nach oben."

„du wirst mir doch nich die bude überm kopp anzünden? so viel is mir die filzlaus denn doch nich wert! wenn allet abbrennt denn kann ooch ick umziehen - aber der soll ja, nich ick."

„nein, keine sorge, so perfekt sind unsere brenngläser auch nicht."

„na, da bin ick jespannt."

vorsichtshalber habe ick trotzdem pässe, jeld und eenen teddy in der nähe von unsere eingangsür deponiert. man weeß ja nie.


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