13 November 2008

Technisches Museum

Gerade ist mir dieser Artikel wieder in die Hände gefallen. Er behandelt u.a. eine Schwäche, die mich öfter mal beschäftigt: Ein gewisser zielloser Sammeltrieb.

Sammler mit Ziel gelten ja als total angesehen, selbst wenn es sich um Briefmarken oder Überraschungseier handelt. Zielloses Sammeln hingegen gilt nicht und ist irgendwie bäh.

Im vorliegenden Fall handelt es sich aber auch gar nicht um "Sammeln", also das planvolle systematische Anhäufen von Dingen, die für den Fortbestand des eigenen Lebens definitiv unnötig sind. Sondern um die Weigerung Sachen weg zu werfen, so lange sie noch funktionieren. Oder repariert werden können.

So eine Einstellung war bis zur Mitte der industriellen Revolution sinnvoll, wird heute aber für anachronistisch gehalten: Dinge weg zu werfen und neu zu kaufen ist halt meist billiger als eine Reparatur. Beim Stichwort "billig" erkennt man: Es handelt sich um "kaufmännische" Logik.

Das wiederum ist ein Widerspruch in sich. Kaufmännische Logik ist auch, dass man nur dann einen Kredit bekommt, wenn man beweisen kann, dass man keinen braucht. Sowas passiert jeden Tag, bei hunderten von Banken. Kaufleute finden sowas logisch. Sonst niemand.

Es gibt keine kaufmännische Logik, es sei denn, dass man die Logik des Geldes in sich akzeptiert. Bei genauer Betrachtung wurde es aber damals erfunden, um das Leben zu erleichtern, nicht den Umgang mit Geld (unbeweisbare These meinerseits).

Und es ist völlig egal, ob ein neuer Kühlschrank "billiger" ist, wenn man alle zwei Jahre den alten weg wirft. Auf jeden Fall werden damit Ressourcen und Arbeit und damit Lebenszeit von irgendwem irgendwo in der Welt verschwendet. Das logische daran ist nur, dass man die Verschwendung nicht sieht.

Zurück zu meiner Sammlung. Das hier wird jetzt eine Prahlerei, lauter funktionierende Dinge in einem als Wohnung getarnten privaten Museum:
  • mein Fernseher ist 35 Jahre alt - und schon in Farbe!
  • die Waschmaschine, AEG-Lavamat, ca. 45 Jahre alt
  • ein Röhrenradio aus den frühen 50ern
  • eine IBM-Typenhebel-Schreibmaschine von Raymond Loewy, frühe sechziger
  • zwei schwarze Behördenschreibtischleuchten aus den dreißiger Jahren
  • eine weitere Schreibmaschine aus den 30ern
  • ein kleines Reiseradio, Bj. 1970, mit UKW und! MW-Empfang
  • ein Klavier, Bj. ca. 1925 (nicht, dass ich Klavier spielen könnte)
  • eine Klarinette aus den 50ern (Klarinette auch nicht)
  • eine Reisegitarre von vor dem Krieg - dem ersten (Gitarre auch nicht - Erbstück vom Uropa)
  • eine AEG-Kaffeemaschine von 1970
  • ein Fax von 1992
  • usw. usw. usw.
Das Motorrad von 1958 hat mir leider viel Kummer bereitet und nach zwei Jahren Selbstmord begangen: Es ist abgebrannt - Selbstentzündung, ich schwör!


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

bei mir ist das genauso. ich kann nichts wegwerfen, wenn es noch funktioniert. entweder verschönere ich es, sodass es aussieht, als wäre es ein designer-stück (oder billiger kitsch), ich lagere es aus (ich mülle meine verwandten damit zu und nötige sie, es für mich aufzubewahren) oder aber ich stehe dazu, dass teile meines haushalts gründer-charme haben.

Anonym hat gesagt…

Ich unterschreibe das. Kaufmännische Logik, pfffff.
Außerdem glaube ich fest daran, daß Dinge, die noch mechanisch laufen, weniger stolpern als wenn Elektronik reinquatscht.

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