09 März 2009

Chonik der Kürbiskriege!

Willkommen zurück beim Historytainment-Kanal! Hier vermischen sich Blutvergießen, Aberglaube und jahrhundertelang unbewiesene Vorstellungen von Ehre aufs schönste zur Unterhaltung der geschätzten Leserschaft! Nehmen sie virtuell teil am freien und wilden Leben der indigenen Eingeborenen beider Amerikas - und des kleinen Teils dazwischen. Ihre Erlebnisse und Geschichten spielen in der Zeit vor der Invasion und kulturellen Überformung durch die gierigen entwurzelten Kulturimperialisten aus Übersee.


Heute:

Die Schrumpfpatat'l


I.

Bei den Schrumpfpatat'ln war der Stammesname Programm - ihre Kartoffeln gerieten immer sehr klein. Das hatte seinen Grund: Sie verheizten die Fladen ihrer Lamas lieber, anstatt sie wie die Indianer der Nachbarstämme als Dung aufs Feld zu tragen.

Dazu führten sie immer zahlreiche Gründe an, warum sie es so machten und nicht anders: "Nein! Wieso? Wissenschaftlich ist das völliger Quatsch! Dieser Zusammenhang ist völlig unbewiesen!" wenn man sie darauf ansprach, dass bei den Nachbarn die Kartofeln aber wohl größer seien. Wobei sie von Wissenschaft auch nicht viel Ahnung hatten. Aber unter den Kindern der indigenen Stämme gab es nicht so viele Gesprächsthemen, so dass man beim Schwatzen zuweilen auch auf die Größe der Kartoffeln kam.

"Mag ja sein ... aber das mit den Lamafladen ist ganz absurder Aberglaube!" Dann war es besser, wenn man nicht auf der Gültigkeit seiner eigenen Beobachtung bestand. "Und außerdem ist das total unhygienisch!" Man sagte besser nichts dazu. "Der allsehende Adler würde doch sowas nicht zulassen - dass wir etwas essen müssen, das aus Lamakot gewachsen ist! Das ist doch total eklig! Schon die Vorstellung...!" Noch schlimmer war es mit Erdbeeren: Davon bekamen sie schlimmen Ausschlag, aber sie aßen sie so gerne. Nur: Die Nachbarn hatten viel größere.

"Aber das Leben ist doch insgesamt ein Kreislauf" war darauf die garantiert falsche Entgegnung. Denn dann schilderten sie einem in allen unschönen Details die abstoßenden Einzelheiten des Essens von Lamakot - egal in welchem Aggregatzustand oder in welcher Erscheinungsform man ihn zu sich nähme. Das hatte zwar niemand jemals beabsichtigt, aber es half nicht mehr, man saß in der Falle.

"Stell dir doch mal vor, so einen Fladen im Brot, wie das die Lammfleischrotat'l machen. Bäh! Oder einen Lamafladenknödel, kalt, auf einem Holzstäbchen. Mir wird übel! Sowas würdest Du essen, ja?"

Das war die Stelle an der man wusste, dass man bei dieser Diskussion den kürzeren gezogen hatte. Die Schrumpfpatat'l verfügten einfach über ein in sich völlig abgeschlossenes Erklärungsmuster, warum Lamafladen auf dem Feld nichts zu suchen hatten. "Und das ist auch viel sauberer, wenn wir die verheizen! Viel sauberer! Da bleibt nichts übrig!"

Im Grunde hörte niemand mehr hin. Alle Indianer der benachbarten Stämme kannten die Argumentation und hatten sie so verinnerlicht, dass schon gar keiner mehr stutzig wurde. Dabei hätten es ihnen leicht auffallen können: All die Erklärungen waren nur Ausreden dafür, dass die Schrumpfpatat'l die Lamafladen verheizen durften. Das Bäumefällen war ihnen nämlich zu anstrengend.

In ihrer Gegend wuchsen durchaus genug Bäume, und sie wussten, dass man sie prima verbrennen konnte. Aber die Bäume erst zu fällen, sie dann zu zerkleinern und schließlich bis ins Haus zu tragen, dazu waren sie schlicht zu träge. Denn Lamafladen heizten ja auch.

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