04 Februar 2010

Americas Cup 2010 (2)


eher ein Beitrag für Segler - Prognose: 2:0 für Alinghi


II.
Erst Ellisons Klage ist es zu verdanken, dass überhaupt ein Duell zwischen nur zwei Booten stattfindet. Die Stiftungsurkunde des Cups stammt aus den USA und deshalb liegt dort auch der Gerichtsstand. In früheren Jahren wurde der Cup von den Amerikanern mehrfach auf sportlich unfaire Weise verteidigt oder im Zweifelsfall von amerikanischen Gerichten zugunsten der Amerikaner entschieden.

So kam es vor, dass Rennen abgebrochen wurden, als der englische Herausforderer klar in Führung lag und zu gewinnen drohte (ist allerdings schon länger her, in den 1930er Jahren). Später dann trat der amerikanische Verteidiger mit einem leichten und viel schnelleren Katamaran - sprich: Mit einer nicht vergleichbaren Konstruktion - gegen die australischen Herausforderer an, die eine große Einrumpfyacht gebaut hatten. Nachdem man bis da hin immer für selbstverständlich gehalten hatte, dass der Cup auf Einrumpfbooten ausgetragen wird, erklärten amerikanische Richter den Einsatz des amerikanischen Katamarans für rechtens. Damit blieb der Cup in den USA.

Auf dieser Basis hat der Herausforderer Ellison nun erneut Klage gegen die Verteidiger eingereicht, so etwa die dreiundzwanzigste. Es geht aktuell um den Passus der Stiftungsurkunde der sinngemäß besagt, dass Boot und Segel im Land des jeweiligen Clubs entwickelt und gebaut sein müssen. Ab hier wird es unübersichtlich, da an diesem Passus der Urkunde inzwischen zahllose Änderungen vorgenommen wurden. Der springende Punkt: Das Schweizer Boot fährt bislang mit uramerikanischen Segeln, aus dem küstenfernen Staat Nevada, mitten in der Wüste. Ist ja nicht so, dass man nicht auch anderswo schöne Segel kaufen könnte... Ellison möchte gerne eine gerichtliche Entscheidung darüber, die aber auf jeden Fall erst nach den Wettfahrten erfolgen wird. Und das Urteil ist nun wieder juristische Auslegungssache - Juristen fragen ja nicht immer nach dem Sinn einer Regelung, sondern oft einfach nach dem Wortlaut. Ellisons Boot hingegen ist die Weiterentwicklung eines französischen Trimarans¹. Das Glashaus - die Steine.

Nach dieser Vorgeschichte kann man verstehen, dass der schweizer Herausforderer Bertarelli ein ganz klein wenig weniger unsympathisch erscheint als der notorische Prozesshansel Ellison, jedoch ebenfalls mit zweifelhaften Mitteln kämpft. Jedenfalls war ihnen die Sache mit den Segeln sicher schon lange bewusst.

Generell ist der ganze Cup bereits seit dem zweiten Weltkrieg ständigem juristischem Gezerre ausgesetzt, wie man an den vielen Änderungen der Deed of Gift sieht. Die Segelei hat ohnehin wahrscheinlich das umfangreichste Regelwerk aller Sportarten, so dass der Regattasegler nicht überrascht sein sollte. Dennoch würde der interessierte Zuschauer lieber Sport sehen.

Zu bewundern ist dennoch die Infrastruktur, die beide Teams für das kurze Duell aufgebaut haben.



Miniserie aus Anlass der Tatsache, dass vor Valencia ein Trimaran gegen einen Katamaran antritt. Der Trimaran ist angeblich um die Hälfte schwerer als der Katamaran (18 to gegen 12 to) jedoch sind die Masthöhe und damit die Möglichkeiten des Vortriebs begrenzt. Grenzenlos ist hingegen das Ego der beiden Teamchefs. Wenn allerdings beide Teams mit annähernd gleicher Segelfläche gegeneinander antreten, kann man sich über die Entscheidung, einen viel schwereren Trimaran zu bauen, nur wundern. Beim Segeln zählt in der Regel jedes Kilo und beide Boote sind mit Sicherheit State-of-the-Art, was Leichtbau und Yachtentwicklung insgesamt angeht.



¹ Und es hat einen deutschen Motor - aber dazu später mehr

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