17 Mai 2010

Zahlungsmoral (15)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Im Augenblick prüfen wir seine Kreditwürdigkeit. Die wird bald erschütternd sein.

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Der Kunde kann bei seiner Bank genau denselben Vertrag über Darlehen und Kreditlinien vielleicht noch zu deutlich schlechteren Konditionen wieder abschließen. Aber selbst wenn ihm diese Möglichkeit großmütig eingeräumt wird, darf es auf keinen Fall eine weitere Unregelmäßigkeit geben.

Falls nun mehrere Leute bei mehreren Auskunfteien nach einem bestimmten Unternehmen fragen und selbstverständlich auch den Grund ihres Anrufs angeben, etwa Zahlungsverzug, wird all das gespeichert. Und es wird auch weitergegeben, als gesicherte Information. Der Betroffene selbst hat oft keine Möglichkeit herauszufinden, wer da was über ihn weitergegeben hat. Er steht im Nebel und sieht sich mit immer neuen Hindernissen konfrontiert.

Meine Freunde taten mir einen weiteren Gefallen und riefen über die Firmen, in denen sie arbeiteten, bei verschiedenen Auskunfteien an. Dort fragten sie unter verschiedenen abwegigen Begründungen nach dem Architekturbüro, in dem ich gearbeitet hatte. Ich rief auch mehrere an und versuchte, eine Auskunft zu bekommen.

Wenn man kein "Mitglied" der Auskunftei ist, zahlendes Mitglied, erhält man auch keine der sogenannten Informationen "... tut mir leid, das ist streng vertraulich..." Klar doch. Gleichzeitig wird einem zahlenden Mitglied jedes noch so unwahrscheinliche Gerücht als bombensichere Information verkauft. Angaben von Nichtmitgliedern werden ganz beiläufig dennoch gerne abgeschöpft und gespeichert, als kostenloser Bonus sozusagen.

In den nächsten Wochen und Monaten riefen wir reihum immer wieder einmal verschiedene Wirtschafts-Informationsdienste und gaben uns naiv: "Ich bekomme da seit einiger Zeit kein Geld und wollte einmal fragen..."

Irgendwann würde mein Ex-Chef wieder einen neuen Kunden aquirieren, oder mit einem alten Bauherren ein neues Geschäft anfangen wollen. Und wenn der Auftraggeber beim Heißlufthandel seines Vertrauens nachfragte musste er erfahren, dass da nicht immer alles glatt lief. Das würde meinem Chef früher oder später den Abschluss neuer Aufträge ein wenig erschweren. Auf jeden Fall sehr aufs Honorar drücken. "... diese Sache mit der Bonität ... was können wir denn da machen?" So fragt man ultimativ, wenn man einen deutlichen Nachlass haben will.

Wie ich hörte, hatte es schon sehr bald die gewünschte Wirkung auf seine Bank. Da wurde eine Kreditlinie nicht verlängert. "Nein, wirklich, nichts schlimmes, der Vertrag läuft eben aus, wir haben nur neue Direktiven. In einem halben Jahr vielleicht wieder, im Augenblick haben wir nur dieses andere Angebot, aber das ist wahrscheinlich zu unattraktiv für sie..."

Wobei sie genau wissen, dass der Kunde gar keine andere Wahl hat. Natürlich kann man Wegelagerei auch als "unattraktiv" bezeichnen, das ist sogar sehr zutreffend.



... to be fortcontinued in kürze ... hier:  Zahlungsmoral (16)

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