10 Juni 2010

Wie stellen wir uns die Schwerkraft vor?

Ein anderer Erklärungsversuch

Die Schwerkraft ist unsichtbar. Deshalb müssen wir sie uns ja vorstellen. Schwerkraft, das ist das, was die Welt in ein Oben und ein Unten einteilt. Ohne Schwerkraft könnte man oben bleiben - mit ... nicht. Dann fällt man runter. Alles andere auch.

Die Schwerkraft ist keine alte Tante, die Kinder hasst. Sie hasst auch Erwachsene. Es gibt aus diesem Anlass die Theorie von der selektiven Schwerkraft. Die besagt in etwa, dass die alte Tante mit Vorliebe solche Sachen runterfallen lässt, die einem wichtig sind. Oder deren Reparatur besonders viel Arbeit macht. Auf jeden Fall die Sachen, wegen derer man Ärger bekommt, wenn sie kaputt sind.

Das ist natürlich Unsinn und gänzlich unbeweisbar. Die Schwerkraft ist auf jeden Fall keine Person, mit einem Bewusstsein womöglich, keine rachsüchtige Göttin wie sie sich die antiken Griechen vorgestellt hätten. Keiner von uns hat je eine Göttin kennengelernt. Eher vielleicht eine besonders boshafte Naturgewalt. An deren Existenz zweifelt niemand. Nicht?

Aber auch sonst ist es schwer, sich ein einleuchtendes Bild von der Schwerkraft zu machen. Denn niemand kann so genau sagen, wie die Schwerkraft übertragen wird. Unter uns Kindern können wir uns hilfsweise vorstellen, dass unten jemand ganz heftig einatmet, oder oben aus, nur dass uns dabei die Ohren nicht klingeln. Und nur um uns zu schaden.

Die Schwerkraft könnte natürlich auch an unsichtbaren und unspürbaren endlos dünnen Fäden übertragen werden, von denen es unendlich viele gibt und denen es nichts ausmacht, wenn sie über Kreuz liegen: Sie verheddern sich dabei nicht einmal und bilden kaum Knoten. Höchstens da, wo die Sachen liegen, die einem wichtig sind, oder teuer. Und so ein Schwerkraftknoten bewegt eigentlich sicher abgestellte Gegenstände auch mal seitwärts statt nur nach unten. Diese ominösen Fäden sind jedenfalls mindestens genauso schwer vorstellbar wie die Schwerkraft. Fast noch schwerer.

Genauso wahrscheinlich ist es, dass Schwerkraftstrahlen von unten auf die Gegenstände scheinen, so wie von oben die Sonne. Nur dass Schwerkraftstrahlen immer negativ sind und wo sie auftreffen einen gewichtigsmäßigen Unterdruck erzeugen. So eine negative Strahlung wäre eine schöne Erklärung. Nur leider ist sie bildlich genauso schlecht darstellbar. Vielleicht doch eher nicht.

Die Schwerkraft ist eine unheimliche Kraft. Sie nimmt umso mehr zu, je länger man sich bewegt, je mehr Bier man getrunken hat und je näher man dem Behandlungsstuhl des Zahnarztes kommt. Die Schwerkraft sorgt dafür, dass Gotteshäuser einfallen aber gleichzeitig, dass gewagte gotische Bogenkonstruktionen erst dann stehen bleiben wenn der Schlussstein eingesetzt ist - ebenfalls in Gotteshäusern. Der Herr im Himmel hat mit der Schwerkraft sicher auch schon immer seine liebe Not.

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