05 Januar 2011

Bosheit und Niedertracht (10)

die kleinliche Rache der Macht
 

Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen. Nach der externen Festplatte haben sie auch den teuren Laptop zerstört. Alle seine Daten sind vernichtet.




Jurii sah in erwartungsvoll an.

"Du wolltest doch im Bad nachsehen..."

Es dauerte nicht lange bis er zurückkehrte. Lennart saß deprimiert in der Couch und versuchte die Sache zu verarbeiten. Der eine Kerl hatte gar keinen Namen, aber redete. Der andere hörte auf immer neue Namen, aber sagte kein Wort. Beide trugen Handschuhe, aber keine Gesichtsmaken. Sie hatten ungewöhnliches Equipment dabei und verwüsteten seine Wohnung.

Jurii kehrte mit einer Flasche WC-Chlor-Reiniger zurück.

Der kleinere Kerl sagte nur "Aaah!"

Jurii schraubte die große Flasche auf und verschüttete sie gleichmäßig über die Couch und den einen gepolsterten Sessel.

"Lennart, du stehst jetzt besser auf."

Lennart stand auf. Jurii weichte auch den letzten Rest der Couch mit dem Chlorreiniger ein. Erste Farbflecken bildeten sich.

"Boris, hast du eigentlich irgendwo das Telefon von dem jungen Mann gesehen?"

Dass Lennart da nicht von selber drauf gekommen war. Er wollte irgendwen anrufen und es dann unauffällig verstecken, so dass der Angerufene alles mithören musste und die Polizei holen würde. Aber der kleinere Kerl hielt ihm bereits das Messer unter die Nase: "Bitte leer deine Taschen aus."

Lennart wagte nicht, irgendeinen Trick zu versuchen. Ganz zum Schluss kam das Handy zum Vorschein.

"Ah, danke! Teures Modell. Geschenk von Mama?"

"Das habe ich mir selbst gekauft!"

"Dann kennst du ja den Wert von dem Teil. Wen müssen wir denn so anrufen? Boris, siehst du irgendeine Nummer in der Ferne? Australien? Neuseeland? Singapur? Irgendwas teures?"

"Warum wollen sie das tun?"

"Na, es geht doch um nichts..."

"Aber ich muss das bezahlen!"

"Deine Musik bezahlst du doch auch nicht?"

"Das ist doch was ganz anderes!"

"Jetzt hab dich nicht so, das tut dir doch nicht weh!"

"Aber das kostet doch mein Geld!"

"Du musst die Rechnung ja nicht bezahlen."

"Aber dann kriege ich Ärger!"

"Den hast du bereits. Boris, hör mal, ich hab eine Tante in Bolivien. Nein, warte, Kolumbien ... Chile? Ich suche die Nummer raus. Kann man das irgendwo laut stellen? Lennart, nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen - sag schon, wo geht das laut? Du verpasst das beste!"

"Da..."

"Danke, moment, da hab ich sie. Ach, nein, das ist nicht meine Tante. Das ist der Wetterdienst für die Zentral-Anden. Der ist aber teuer. Den haben die Kinder meines Nachbarn mal angerufen. Kostenpflichtig. Und weil sie sich erschreckt haben, haben sie das Telefon fallen lassen und sind weggerannt. Die Verbindung stand wohl so eine halbe Stunde, bis die Mutter der lieben Kleinen telefonieren wollte und aufgelegt hat. Die Rechnung kam sechs Wochen später und kostete etwas mehr als ein mittleres Motorrad. Ich weiß gar nicht, ob man das in Motorrädern rechnen kann. Jedenfalls war sie teuer. Ah, da ist der Wetterdienst."

"Hilfe! Hilfe!"

"Aber Lennart, so hör doch zu: Das ist eine Ansage, vom Band. Da hört dir niemand zu. Ich dachte, das habt ihr jungen Leute so gerne, so Ansagen und Mehrwertdienste vom Band und so. Nicht?"

"Nein!"

"Wie schade, ich verstehe gar kein Spanisch. Jetzt wissen wir gar nicht, was die gerade für ein Wetter haben, in den Zentral-Anden. Warte, noch die Vorhersage für die nächste Woche. Aha, aha, hm, so ... nein, ich verstehe tatsächlich kein Wort. Na gut, lassen wir das mal."

"Danke."

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