11 Januar 2011

Bosheit und Niedertracht (16)

die kleinliche Rache der Macht
 

Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Während verschiedene Dinge zerstört sind und das Handy eine Fahrt im Geschirrspüler macht, beginnt in der Waschmaschine ein Paket Schnellzement abzubinden.




"So, und jetzt musst du uns einen Gefallen tun."

"Ich?"

"Genau. Ich habe hier noch eine Kartusche mit Bauschaum..."

"Nein!"

"Muss ich erst böse werden, Lennart?"

"Nein."

"Siehst du! Du nimmst jetzt diese Kartusche und schäumst damit den Falz von dem wunderbaren Kunststoffenster aus. Hier ganz außen herum, bitte."

An das Fenster hatte Lennart noch nie einen Gedanken verschwendet.

"Sieh zu, dass du nichts an die Hände bekommst, das klebt eklig."

Lennart nahm die Kartusche umständlich und spritzte umlaufend Schaum in den Falz des gekippten Fensters.

"Sehr schön. Und jetzt schließt du das Fenster."

"Wieso?"

"Schließen! Danke."

Aus den Fugen quoll der Schaum.

"Das bindet jetzt bald ab. Dann schließt das Fenster endlich mal richtig dicht."

"Aber das Fenster war doch dicht?"

"Du willst es ja nicht mehr aufmachen, was?"

"Doch, klar!"

"Schade, das wird dann nicht mehr gehen. Bauschaum klebt wunderbar. Zu schade. Man kann halt nicht alles haben."

Versonnen betrachtete er einen Moment das Werk.

"Wo kommt denn plötzlich das viele Wasser her? Hast du eigentlich eine Haftpflichtversicherung?"

"Brauche ich nicht. Die Deutschen haben sowieso zu viele Versicherungen gegen alles. Wozu? "

"Wasserschäden?"

Der Badezimmerboden war inzwischen vollständig mit Wasser bedeckt.

"Oh, ich fürchte fast, das kommt aus der Küche..."

"Nein!"

"Hatte ich erwähnt, dass Boris für sein Leben gern Schläuche schlitzt? Auch wenn sie unter Druck stehen?"

"Nein!"

"Das ist besser, als wenn er an Menschen herumschneidet. Schade, das schöne Laminat steht ganz unter Wasser. Das wird ihm nicht gut tun, das quillt so schnell auf und dann ist es nicht mehr brauchbar. Völlig hinüber, wenn es einmal aufgequollen ist. Du solltest den Wasserhahn zudrehen, Lennart."

"Wo ist denn der Hahn? Der Hahn ist weg!"

"Nein! Nicht möglich! Hat Boris den Griff abgezogen? Dann musst du wohl eine Zange suchen. Mit einer Zange kannst du den Hahn sicher zudrehen."

Lennart stürzte hektisch in den Abstellraum und wühlte nach einer Zange. Er kam mit einem verbogenen rostigen Werkzeug zurück.

"Na ob das mit diesem rostigen Ding geht, da habe ich meine Zweifel! Also wirklich: Deine Eltern schenken dir einen Reißwolf und du hast keine einzige ordentliche Zange im Haus?"

Lennart fummelte hektisch unter der Spüle an dem Hahn herum. Das Plätschern verebbte langsam.

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