25 März 2012

Zu spät

"Immer unterwegs, immer unter Strom und überall zu spät..."
Element Of Crime


Meine Freundin und ich, wir sind die Weltmeister im Zuspätkommen. Andere Menschen kommen auch zu spät. Aber wir besonders ernsthaft. Die Vulgärpsychologie behauptet manchmal, dass man damit jemanden kontrollieren will oder so. Das ist Quatsch. Nein, keine tiefere Absicht, wir sind einfach so.

Einmal habe ich auf sie zweieinhalb Tage gewartet, um die sie sich verspätet hatte. Wir lieben uns, und deshalb macht es mir fast nichts aus, wenn sie ein wenig später kommt. Lästig war nur, dass das Café, in dem ich auf sie wartete, immer von zwei Uhr nachts bis früh um acht schließt. Was sie macht, macht sie gründlich.

Ich hingegen bin da ganz anders.

Kumuliert hat sie sicher ebenfalls schon länger als zwei Tage auf mich gewartet. Eher eine Woche, vielleicht, oder zwei. Aber anders. Meine Spezialität ist das Zuspätkommen in unbequemen Situationen, oder zu einmaligen Chancen.

Eine Bushaltestelle im Regen, aber ohne Wartehäuschen. Oder etwa, wenn ein sehr begrenztes Kontingent an begehrten Artikeln zum Verkauf steht. Oder zum Theater, wenn das berühmte Stück "Nach Beginn kein Einlass" gegeben wird.

Bei unwichtigen Terminen, oder wenn niemand auf uns wartet, sind wir oft pünktlich, manchmal.

Das Zuspätkommen ist unsere gemeinsame Leidenschaft. Und deshalb sind wir noch nicht verheiratet.

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