14 Juni 2014

Chronik der Kürbiskriege! Große Städte (1)

Seit einiger Zeit war Fatale Sandale der diensthabende Medizinmann. Er war von auswärts zugezogen, nach anfänglichem Misstrauen waren die Indianer mit seiner Arbeit aber sehr zufrieden. Von seinem Kater Lautlose Sohle hatten zwar alle gehört, aber die wenigsten bekamen ihn zu Gesicht, weil er sich tagsüber, nun, nicht versteckte, aber geschickt im Schatten oder irgendeiner Deckung aufhielt. Von dort aus sah er ihnen bei ihrem Leben und bei der Arbeit zu. Wenn ihn wirklich einmal jemand dabei störte, ein spielendes Kind vielleicht, verzog er sich entrüstet.

Deshalb dachten die wenigsten über den riesigen Kater nach. Nur Roo-Arr, der gewählte Chef, war manchmal beunruhigt. Er malte sich den gewaltigen Schaden aus, den so ein Riese anrichten konnte, und dass Lautlose Sohle ein Raubtier war konnte jeder leicht sehen.

Dem Mächtigen Berglöwen hätte man jeden Überfall verziehen, es hieß dann 'die Ahnen' hätten ihn beauftragt, jemanden abzuholen. Lautlose Sohle war aber kein Berglöwe, er war viel, viel größer. Und er hatte Streifen.

Roo-Arr besuchte den Medizinmann gerne, weil er zuverlässig war und nachvollziehbar dachte. Die wenigsten anderen im Stamm waren so. Wenn gerade Bier von den Fynfzehnkilohant'l da war, saßen sie um das Feuer, tranken zusammen und erzählten sich aus ihrem Alltag.

"Hallo Fatale Sandale, ich habe etwas über deinen Kater erfahren."

"So? Was denn? Möchtest du hereinkommen? Ich habe aber nur Wasser und ein paar Früchte da."

"Ich habe Kürbisbier dabei. Möchtest du einen Kürbis Bier trinken. Oder zwei?"

Das Bier wurde zum Transport in Kürbisgefäße abgefüllt.

"Tut mir leid, Fatale Sandale, die sind diesmal sehr klein."

"Macht nichts. Gerne, danke. Und?"

"Vorhin habe ich Bier getauscht und bei dieser Gelegenheit Rauchender Haufen besucht. Er ist seit letzten Sommer bei den Fynfzehnkilohant'l und arbeitet seine Schulden ab."

"Der Erfinder?"

"Er ist eigentlich nur Töpfer, aber er baut gern alles mögliche, was dann nicht funktioniert. Ich staune, dass die es so lange mit ihm aushalten."

"Warum? Neugier ist doch ein Vorteil. Man muss alles ausprobiert haben!"

"Muss man nicht. Hast du von der Reise von Rauchender Haufen gehört?"

"Nur so in Andeutungen und Umrissen."

"Naja, ist auch kein Abzeichen des Ruhmes. Also, Rauchender Haufen war so begeistert von dem glänzenden weichen Metall, das oben im Fluss überall herumliegt. Gold nennt er das."

"Ich habe es gesehen. Das taugt doch für gar nichts, da ist ja Holz noch härter!"

"Genau. Aber irgendein Wichtigtuer hatte ihm erzählt, dass das in einem fernen Landstrich ganz viel Wert hat, und dass man alle möglichen anderen Reichtümer dafür eintauschen kann."

"Was denn für Reichtümer?"

Die Indianer der kürbistragenden Gebiete hatten eigentlich alles. Es gab in der Regel genug zu essen und wenn einem kalt war konnte man sich Kleidung anziehen. Dass man sich für beides ein wenig Mühe geben musste fiel ihnen nicht auf. Sie hatten ja sonst nichts zu tun. Wenn die Kraft des einen nicht ausreichte, rief man die Nachbarn zu Hilfe, und die mussten einem helfen, auch wenn sie keine Lust hatten.

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