15 Februar 2017

Ein Artefakt

8. Abgeschlossene Vergangenheit

Wenige Jahrhunderte vorher.

Mario wankte ein wenig in Richtung der Bank am Ufer. Nach der heftigen Geburtstagsfeier vom Vorabend hatte er eigentlich erst seinen Kater ausschlafen wollen. Dabei war er für nachmittags mit seinen Kumpanen hier am Seeufer zum Eislaufen verabredet und traf nun erst kurz vor Sonnenuntergang ein.

Die Glühweinstation drohte in Kürze zu schließen, aber Mario wollte dringend den Spaß seiner Freunde aufholen, also Ihren Trunkenheitsvorsprung. Er stürzte hastig zwei Glühweine hinunter „'türlich mit Schuss - was denn sonst!?! Sei bloß nicht geizig damit!" wies er den Inhaber der kleinen Imbissbude an. Außerdem war er mit der Tradition des Konterbiers aufgewachsen¹.

Dann stolperte er leicht zu der Bank und schnallte an. In der Dämmerung konnte er seine Freunde von fern auf dem Eis hören, aber kaum noch sehen. Er stakste wackelig auf das Eis, stürzte zweimal und brauchte eine zeitlang, bis er sich an die gleitende Bewegung gewöhnt hatte. Er fluchte still und beschimpfte den rutschigen Untergrund. Nun begann er, seine Freunde zu suchen, fand sie aber in der Dunkelheit zwischen verschiedenen anderen Gruppen von Eisläufern nicht.

Deshalb vergrößerte er seinen Suchradius, immer weiter vom Ufer weg. Als er die anderen Eisläufer noch einmal rufen hörte, war er bereits mitten auf der ganz zuletzt überfrorenen Fahrrinne. Das dünne Eis unter seinen Füssen gab nach. Sein letzter Gedanke war “Mit Schlittschuhen an den Füßen schwimmt es sich schlecht!”

Er war schon lange versunken, als man das Loch im Eis fand. Nach einem Tag gaben die Taucher die Suche auf „Was der Moorgrund hier mal verschluckt hat gibt er nicht wieder her!"

 

 

 → weiter zum letzten Teil 9


¹ muss man das der gebildeten Leserschaft erklären? Nein, oder?

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