02 Oktober 2020

Weltraumwumme

englisch: Hypergun⁴
 
Während des Wettlaufs zum Mond bemerkten die Amerikaner, dass ihre Kugelschreiber im Weltraum nicht schreiben. Die NASA beauftragte daher die Entwicklung eines Kugelschreibers, der auch ohne Schwerkraft funktioniert, zum Preis von 1 Million Dollar. Das entsprach damals dem Gegenwert eines voll eingerichteten Vororts...
 
...die Russen benutzten einen Bleistift.¹
 
Die Geschichte der exotischen Raumfahrt­utensilien ist damit aber nicht zu Ende: Die Sowjets beispielsweise ließen eine sehr leichte Pistole mit sehr großem Kaliber entwickeln² und nahmen sie mit in den Weltraum.
 


 
Wer in einem handelsüblichen Raumschiff mit so einem Ding schießt, zerstört zuerst das Raumschiff und gleich auch sich selbst. Die Kosmonauten wussten das. Niemand kann heute mehr sagen, wen sie im All wirklich anzutreffen erwarteten.
 
Gemäß offizieller Auskunft sollte daher die neue Pistole nur nach der Landung in der Tundra zur Verteidigung gegen Wölfe und Bären dienen. Es kam nämlich vor, dass das Bergungsteam die landende Kapsel aus den ... Augen ... verlor und trotz geballter Sowjetmacht, Hubschraubern und Universalfahrzeugen erst geraume Zeit nach dem Wiedereintritt am Landeplatz auftauchte. Die Amerikaner hatten die Anweisung, in diesem Fall einfach noch eine Weile in der Kapsel sitzen zu bleiben. Sie sollten die Tür erst auf ein vereinbartes Klopfzeichen hin freigeben.
 
Von den russischen Bären und Wölfen allerdings erzählte man sich, dass sie mit ihren überragenden Fähigkeiten und Schweißbrennern so eine fragile Raumkapsel in dreißig Minuten öffnen könnten. Das beunruhigte auch die abgebrühtesten Kosmonauten.
 
Und deshalb brauchte es eine moderne, superleichte, großkalibrige Pistole für die sowjetischen Helden der Raumfahrt.
 
Nach dem Ende ihres Abenteuers und Erfüllung ihrer Pflicht als aufrechte Kommunisten durften die sowjetischen Raumfahrer diese außergewöhnliche Pistole als Andenken behalten und mit nach Hause nehmen, sogar mit dem hübschen Aufbewahrungs­köfferchen. Einer schoss sich später beim Reinigen versehentlich einen Finger ab. Einem anderen erschlug die Pistole beinah seinen Hund, als sie im Schlafzimmer der 2-Zimmer-Plattenbau-Wohnung vom Schrank fiel.
 
 
 
 

¹ diese Anekdote ist - wie das meiste hier im Blog - eine urbane Legende: Fisher Space Pen Co. für Astronautenmissionen

² angeblich sogar zwei. Die eine ist der hier abgebildete Revolver TOZ-81 Mars, welcher mit einem ähnlichen Gerät namens TP-82 um den Platz in der Raumkapsel konkurrierte. Und übrigens verlor. Weitere Geschichte hinter dem Link

³ lustig ist, dass man überhaupt meinte, so ein Gerät durch den Weltraum bis zur Landung mitschleppen zu müssen:

"Durch die gewaltigen Mengen an Treibstoff ist das Verhältnis von Startgewicht zu Nutzlast bei einer Rakete extrem ungünstig: Es liegt für die europäische Rakete Ariane 5 bei 2,8%, für das amerikanische Spaceshuttle gar nur bei 1,3%."

Das zusätzliche Gewicht von ca. 2kg muss also mit dem etwa 50-fachen Gewicht an Treibstoff erkauft werden. Wie man unter dem Wikipedia-Link zu ² nachlesen kann, war offenbar der extrem unwahrscheinliche Fall tatsächlich bereits einmal eingetreten, in dem man so eine Pistole brauchte. Aber AKW-Unfälle sind ja auch extrem unwahrscheinlich.

⁴ Ausdruck für ebendiesen Blogbeitrag erfunden. Aber *es könnte* so sein.

1 Kommentar:

frater mosses polyτεχnitis zu lobdenberg hat gesagt…

Fünfter Absatz, vorletzter Satz: „Die Amerikaner hatten die Anweisung, in diesem Fall einfach noch eine Weile in der Kapsel sitzen zu bleiben.“

… und Du bist Dir ganz sicher, dass das Amerikaner waren?

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