20 Juli 2006

Eisdielen in Berlin

- über die Qualität von Nahrungsmitteln -

Wie es anderswo ist, weiß ich nicht. Der Berliner jedenfalls glaubt, dass Nahrung dann gut sein muss, wenn sie a.) kompliziert hergestellt wird oder b.) aus höchst exotischen Zutaten besteht oder c.) beides.

Unsereinem, der alt genug ist, noch mit halbwegs natürlichen Lebensmitteln aufgewachsen zu sein, sträuben sich da immer die Nackenhaare: Wie wäre es denn, zur Beurteilung einfach mal den GESCHMACK heranzuziehen? Dazu allerdings wäre es hilfreich zu wissen, wie Lebensmittel schmecken KÖNNEN. Das ist nicht so einfach in diesen Zeiten, wo man im Frühjahr Weintrauben und im Winter Erdbeeren isst, und den Rest des Jahres irgendwelche Früchte, deren Namen in unserer Sprache nie vorgesehen waren.

Gleichzeitig kauft man in sogenannten Backshops sogenannte Brötchen und die Shrimps enthalten teilweise mehr Antibiotika als zugelassene Medikamente. Gerüchteweise hört man, dass in Spülmittel echte Zitrone Verwendung findet, während man der Zitronenlimonade künstliches Aroma untermischt. Also, zugegeben: Wie soll man da noch richtiges Essen kennen?

Zurück zu den Eisdielen: In Berlin darf man keiner Eisdielenempfehlung trauen, denn die scheint sich allein an der Anzahl und Ausgefallenheit der angebotenen Sorten zu orientieren. Eine Eisdiele gilt in Berlin dann als gut, wenn sie Eis der Geschmacksrichtung Maracuja-Dieselöl für Autofahrer verkauft. Viskosität 60W40, mit Ahornsirup und den leckeren grau-grünen Streifen.

Na gut, Ernst beiseite:
Schmackhaftes Speiseeis besteht notwendig nur aus Früchten, Sahne und Zucker - am besten zu gleichen Teilen. Es gibt zuweilen die bedenkenswerte Auffassung, man dürfe noch Eigelb dazugeben. Sonst gehört da nichts rein, außer dem jeweiligen namensgebenden Geschmacksstoff: Vanille, Schokolade oder so.

Aber! Eis wird bei uns nach Volumen verkauft, nicht nach Gewicht: 1 Kugel oder 500ml sind die gängigen Maßeinheiten.
Und: Je mehr Luft das Eis enthält, desto mehr Volumen kann man aus der gleichen Menge Grundstoffen gewinnen.
Also wird versucht, möglichst viel Luft unterzuschlagen.

Der simpelste Trick: Butter. Wenn man ordentlich Butter reinhaut, braucht man viel weniger teure Zutaten für dieselbe Menge Eis. Dann wird es halt ziemlich fettig, der Euphemismus dafür lautet "cremig".

Sicher kann man das mit Lebensmittelchemie noch weiter optimieren, aber "Butter" klingt ja grade so schön wertvoll und natürlich. Ich esse auch gerne Butter, auf Brot oder in gedünsteten Bohnen. Im Erdbeereis brauche ich eigentlich keine.

Aber ich kenne uuunglaublich viele Leute, die HÄAGN DASZ oder MAGNUM für gutes Eis halten, darunter sogar solche, denen ich sonst echtes Urteilsvermögen zubillige. Vorsicht mit Empfehlungen für Eisdielen!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ist MAGNUM denn kein gutes eis?!
aber das esse ich doch so gerne.

100 Goldfischli hat gesagt…

 
Oh! Ah! der.grob liest in meinem Blog! Herrjeh! Alle anderen Besucher möchten bitte dort mal reinkucken ... ich habe ihn ohnehin rechts oben verlinkt.

Also, Magnum ist eben genau dieses "Cremig". Mir liegt MAGNUM immer wie ein Stein im MAGEN. Im Gegensatz zu anderen Eiscrémes.

Und jetzt, weil der Name das ja herausfordert:

      ICH MAG KEIN MAGNUM!

Großartige Pointe, was?

(von Frank Zappa gibt es angeblich einen Song namens Fritz Rau doesn't like roadies eating asparagus - aber das ist dann eine andere Geschichte)

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