09 April 2009

Chonik der Kürbiskriege!


Wie es auch hätte kommen können unter den indigenen Bewohnern beider Amerikas - und des kleinen Teils dazwischen - liest der geschätze Leser hier (optisch grauenhaft, aber sonst informativ)

Immer noch:

Die Schrumpfpatat'l


III.

Das Züchten von Haustieren wäre anderswo ernste Arbeit gewesen. Nicht allerdings das Züchten widerspenstiger Lamas und schon gar nicht bei den Schrumpfpatat'ln.

Sie züchteten hauptsächlich, damit sie eine Erklärung hatten, warum sie nicht auf dem Feld waren und arbeiteten. „Nein! Wieso? Ich hab keine Zeit für das blöde Feld! Du weißt doch: Die Lamas. Natürlich ist das Arbeit! Man muss sie genau beobachten, man muss den richtigen Hengst und die richtige Stute aussuchen!"

Außerdem sahen sie den Lamas gerne bei der Paarung zu. Das fanden sie anregend. In den Gebieten der indigenen eingeborenen Indianerstämme war das eine Art früher Lamaporno.

Noch anregender wurde die Sache, wenn gerade irgendetwas da war, wofür man Bier von den Fynfzencilohant'l eintauschen konnte. Das kam leider nur unregelmäßig vor. Geld war bei ihnen genauso knapp wie meistens das Essen.

Ganze Lamas mochten die bierbrauenden Fynfzencilohant'l¹ nicht in Zahlung nehmen, weil sie sie dann selbst hätten schlachten müssen. Das war unter ihrer Würde, seit sie durch Bier zu Wohlstand gekommen waren. Handeln konnte man mit diesem mürrischen und maulfaulen Volk auch nicht, das brauchte man nicht einmal zu versuchen. Sie hatten es schlicht nicht nötig: „Komm wieder, wenn du was interessantes zum Eintauschen hast."

Und darüber hinaus wollten sie vor allem eins: Ihre Ruhe haben. Die Fynfzencilohant'l lebten im Grunde so, wie es sich die Schrumpfpatat'l erträumten. Aber diese Erkenntnis half niemandem weiter.

Ihre eigenen Lamas schlachteten wiederum die Schrumpfpatat'l nicht, so verwirrt waren nicht mal sie. Es ging dabei jedoch weniger um die Arbeit des Schlachtens als darum, dass sie sonst ihr Gepäck hätten selbst tragen müssen. Schon die Vorstellung war ihnen unerträglich. Bei den Nachbarstämmen machte man das zwar, man trug durchaus vieles selbst, aber Transporte auf Lamarücken schienen eben bequemer.

In der ihnen eigenen Logik verbrachten Angehörige des Stammes der Schrumpfpatat'l meist mehr Zeit damit, Lasten auf dem Lamarücken zu verstauen und festzuzurren, als es gedauert hätte, die Sachen gleich selbst zu tragen. „Was glaubst Du wozu wir diese widerspenstigen Tiere haben? Die fressen uns die Haare vom Kopf! Ständig müssen wir für sie sorgen! Da sollen sie gefälligst was dafür tun!" Das war nur halb richtig, aber sie glaubten, dass diese Wehklage bei irgendwem Eindruck machte und von ihrem schweren Leben kündete. Tatsächlich suchten sich die Lamas ihr Futter draußen selbst. Alle wussten das.

So viel war sicher: Sobald jemand eine entsprechende Idee entwickelte, würden sie aus dem Nicht-Tragen von Gepäck einen tiefen religiösen Kult machen, mit Lasten-Opfern und in Trance konvulsivisch zuckenden Priestern und mit einer Weltuntergangssekte, also mit allem, was zu einem tiefen religiösen Kult gehörte.



Eine seltene Möglichkeit, zu Geld zu kommen ergab sich aber immer dann, wenn die Missionare durch ihre Gegend zogen, und sie waren deshalb fast schon willkommen: Die Missionare sahen ebenfalls gerne den Lamas bei der Paarung zu.




¹ geil! Die Rechtschreibfunktion kann diesen überaus seltenen Namen an der richtigen Stelle trennen!

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