08 Februar 2010

Americas Cup 2010 (6)


eher ein Beitrag für Segler - Prognose: 2:0 für Alinghi



Tja. Wenn Wind wäre, könnte man sie jetzt segeln sehen. Genau jetzt. Ist aber nicht.
"Der Segler darf gespannt sein. Morgen um 10.06h geht's los."
Das wäre heute vormittag gewesen. Hätte - sein - können. Ist aber grade zu wenig Wind. Das verschafft dem Großen Bloguator™ Zeit für weitere Spekulationen. Begründete Spekulationen, selbstverständlich, harr harr.

VI.
Immerhin sah man heute vormittag bei der Live-Übertragung (auf Eurosport¹, dem dümmsten Sender seit Menschengedenken) die beiden Boote erstmals direkt nebeneinander. Es wurden dort auch Maße und Gewichte genannt, mit wichtigtuerischem Raunen. Diese weichen selbstverständlich von den hier veröffentlichten Maßen und Gewichten ab. Genaues weiß niemand.

Grobe Schätzung meinerseits: Die BMWORACLE wird unter allen Bedingungen mehr Höhe am Wind erzielen, die ALINGHI wird bei weniger Höhe dennoch meist schneller über Grund fahren.

Wieviel Geschwindigkeit nach Luv dabei herauskommt, hängt von den jeweiligen Bedingungen ab. Der Zuschauer hat ja keinerlei Erfahrung mit diesen neuen Booten. Und die Teams behalten ihre Erkenntnisse für sich.
  • bei sehr wenig Wind kann der Flügelmast von Vorteil sein, weil er effizienter arbeitet und schlicht ein paar Meter höher ist. Das Mehrgewicht der BMWORACLE ist dann noch kein so schlimmer Nachteil. Ob bei so wenig Wind wirklich ein Rennen gestartet wird, weiß nur die Wettfahrtleitung.
  • zwischen zwei und vier Beaufort wird die ALINGHI sowohl über Grund wie auch nach Luv deutlich schneller sein als der Trimaran, einfach weil sie leichter ist und die Segelfläche dann schon ausreicht.
  • bei noch mehr Wind haben beide das Problem, dass sie sich besser nicht überschlagen oder kentern. Es kann aber sein, dass trotzdem bis 6Bft. gestartet wird. Das wünscht sich sicher keiner von beiden. Die Manöver werden dann lustig, vielleicht erleben wir das Wiederaufleben der Q-Wende.

Technische Betrachtung, überschlägig

Rein optisch kann man folgendes feststellen: Der Mast der Alinghi mit dem herkömmlichen Segel ist ein ganzes Stück kürzer als der vom bmwOrakel. Was bedeutet: Das Rigg der Alinghi ist erheblich leichter als das der bmworacle mit seiner ganzen Flugzeugmechanik. Der Flügelmast (wichtiges Raunen des Fernsehkommentators denkt man sich dazu) hat allerdings ein viel kürzeres Unterliek. Somit dürfte rein zahlentechnisch die Segelfläche beider Boote ziemlich ähnlich sein. Bei ORACLE liegt der Schwerpunkt des Riggs höher, der Segeldruckpunkt höher und das Mastgewicht ist größer. Die müssen auf jeden Fall noch vorsichtiger sein als ALINGHI, damit nichts kaputt geht und das Boot nicht umfällt.

Der Flügel zeigt gegenüber Tuchsegeln verschiedene Vorteile. Das Profil gilt als effizienter: Es erzeugt schlicht mehr Kraft. In den letzten Fernsehreportagen wurden Größenordnungen von 25% mehr (Paul Cayard) bis 2,5-fach (Fernsehkommentator) genannt, bezogen auf die gleiche Fläche. Man kann Paul Cayard getrost als die viel kompetentere Quelle betrachten. Da das Profil die ganze Zeit seine Form behält, lässt sich mit einem Flügelmast angeblich zudem viel mehr Höhe am Wind erreichen (keine eigene Erfahrung, klingt aber plausibel). Er lässt sich jedoch auf dem Wasser kaum reffen. Falls der Wind schlagartig aufffrischt ist es vorbei mit der geordneten Segelei.

Wie beits mehrfach betont, muss der Trimaran auf jeden Fall ein ganzes Stück schwerer sein als die Katamaran - schon alleine das Gewicht des dritten Rumpfes, noch ganz ohne den Flügelmast. Genaue Zahlen bekommt man nicht. Hier wurden für die Alinghi bisher immer 12 to genannt, heute sprach der bekannt ahnungslose TV-Kommentator von 7 to. Wie auch immer: Die Alinghi MUSS erheblich leichter sein. Gewicht ist fast immer ein Nachteil, aber insbesondere raumschots. Kann sein, dass sich bei wechselnden Bedingungen das Rennen erst auf dem Rückweg entscheidet.


Man darf gespannt sein. Weiter zur Startverschiebung.


Weitere infos:
Das aktuelle Wetter zwischen Valencia und Balearen hier. (rechts die gewünschte Uhrzeit einstellen)
Live-Videos vom Veranstalter aus Valencia hier. (man muss einen speziellen Player herunterladen und installieren, tut aber nicht weh)

Miniserie aus Anlass der besonderen Umstände, die jeder neue Americas Cup so mit sich bringt.




¹ bei Eurosport sind sie nicht mal in der Lage, ihre Webseite oder den Teletext halbwegs auf dem laufenden zu halten. Von ihrer Reportagetechnik und dem hohlen Geschwafel ganz zu schweigen. Am besten ist es, wenn sie fremde Bilder komplett übernehmen müssen.

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