18 Februar 2007
Gehirnwäsche heute
unter Bezug auf SvenK
An sich mag ich Höflichkeit.
Aber ich hab mir das "Guten Tag!" abgewöhnt. Jedenfalls für den Supermarkt. Die Kassiererinnen begrüße ich seit einiger Zeit mit "Keine Kundenkarte. Keine Treueherzen." Dann öffnet sich ein paarmal sprachlos ihr Mund, wie bei Fischen auf dem Trockenen.²
Im Grunde stellt man sich damit vor. Nur dass man jetzt mit Nachnamen Keinekarte heißt, und mit Vornamen Keineherzen. Mehr brauchen diese Supermärkte auch nicht zu wissen.
Dass ich an der Kasse überhaupt begrüßt werde, ist sowieso eine Erfindung der Neuzeit. Früher brauchte es das nicht. Erst als ein Sozioökonom in jahrelanger Forschungsarbeit entdeckt hat, dass man mit "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" noch zwei Scheiben Jagdwurst mehr verkaufen kann, wurden alle Mitarbeiter im Einzelhandel zu harten Schulungen geschickt, wo sie sogar so abwegige Sachen wie "Schönes Wochenende" lernten.¹
Man mochte es damals kaum glauben. Das waren dieselben Frauen³, die einem vorher allenfalls ein freundliches "Brotisalle" zuteil werden ließen, wenn es nur noch eine Stunde bis Ladenschluss war.
Intern muss dort noch irgend etwas anderes passiert sein - jedenfalls kam dann die Zeit, in der sie einen mit den absurdesten Wünschen eindeckten "Schönen 1. Mai", "Schönen Valentinstag", "Schönen Pfingstmontag." Nach meinen früheren Erfahrungen als Kunde klang das für mich alles eher unnatürlich.
Gemessen daran sind Fragen wie "Kundenkarte? Bonuspunkte? Treueherzen?" ein Fortschritt - in Richtung Ehrlichkeit. Nervt mich aber trotzdem.
¹ unsere Enkel werden Höflichkeit nur noch als verkaufsfördernde Heuchelei kennen lernen. Aber jedenfalls nicht als Verhalten, das beispielsweise das Zusammenleben erleichtert.
² dass das nicht so sonderlich originell ist weiß ich selber
³ sorry, an den Kassen sitzen halt meist Frauen.
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