29 Dezember 2006

Der Berliner spricht

Und nun zu etwas ganz anderem...

In Berlin spricht man komisch. In Berlin sagt man Tüsch und Füsch, und eine Kürsche ist nicht zwingend Steinobst, sondern vielleicht ein Gotteshaus.

Im gesprochenen Berlinisch reimt sich Hinab auf Grab, obzwar diese Wörter einmal ein kurzes und einmal ein langes A haben.

Wenn der Berliner spricht, reimt er Funk und Trunk auf Entschuldigung, obwohl er das natürlich nie so intellektuell affektiert aussprechen würde. Sondern: 'schulljunk!

Der Berliner weiß genau, dass der Reim von Trunk auf Entschuldigung inhaltlich überhaupt keinen Sinn ergibt - deshalb reimt er ihn ja so. Außerdem entschuldigt sich der Berliner im Normalfall nicht.

An sich ist der Berliner ebenso fremsprachenresistent wie alle anderen Deutschen auch. Die letzte ernsthafte französischen Besetzung der Stadt ist 200 Jahre her. Aber immer noch spricht der Berliner Worte, deren Ursprung er für Französisch hält, so aus, wie er sich Französisch vorstellt. Er sagt Schemie (mit hartem SCH) und Droscherie (mit weichem SCH).

Vor allem aber spricht der Berliner bei der Anrufung des Baukünstlers so, wie der es verdient hat: Er sagt Arschitekt.

Im Berlinischen gibt es zwei Wörter, die legitim mit TZ anfangen, nämlich Tzven und Tzychologie.

Der Berliner beschreibt solches Verhalten sinngemäß damit, dass er die Sprache gern bis zur Kenntlichkeit entstellt.

Aber weil die Berliner Straßenbenamungsbehörde diese Leidenschaft zum sinnvollen Mißbrauch der Fremdsprache schon lange entlarvt hat, gab sie dem Bürger eine echte Herausforderung. Als Mahnung und letzte Warnung wird ein Straßenname verwendet, den wahrscheinlich allenfalls 3% der Deutschen verständlich - oder wenigstens unfallfrei - aussprechen könnten. Und noch viel weniger können ihn authentisch¹ schreiben.

...???

Straße heißt: "Allée Camille Saint-Saëns".

Sowas wird vom oben erwähnten Berliner gewohnheitsmäßig intoniert als Allee Kamille Seng Sa-Eng ... anschließend kommt eine schöne Buchstabieraufgabe mit siebenunddreißig Vornamen.²



¹ ähm, wo kam da nochmal das H hin? Mist. Jetzt muss ich authentisch nachschlagen.

² das ist diese Macke, anstatt einfach die Buchstaben verständlich auszusprechen³, KAUFMANN EMIL MANFRED ANTON LUDWIG zu sagen, wenn man einen türkischen Jungennamen buchstabiert.

³ ich würde auch "hartes B" und "weiches B" verständlich finden - as used in Franken.

28 Dezember 2006

berühren mit den pfoten verboten gedicht

...genau so stand das in der suchwörterstatistik...

In der Statistik habe ich die im Titel erwähnte Zeichenfolge gefunden. An sich ist der Suchanfragensteller damit bei mir ganz richtig, obwohl ich nicht der Autor jener denkwürdigen Zeilen bin... aber dennoch: Dem Manne kann geholfen werden. Es handelt sich hier um Lürik, aber in genießbarer Form. Das Gedicht ist auch nicht sehr lang - dranbleiben bitte! Na denn woll'n wir mal:


berühren mit den pfoten verboten gedicht

det berühren der fijüren
mit die pfoten is verboten:

wer die puppen tut betuppen
mit die klau'n - wird verhaun!


Stand in den zwanziger Jahren auf einem Schild unten an der Bühne eines Revuetheaters in der Friedrichstraße in Berlin. (aus meiner Erinnerung)

27 Dezember 2006

Geschlechtsverkehr ¹

Frau Martha hat in der Kommentarabteilung der letzten Geschichte grade eine Bemerkung gemacht. Genau: Danke Frau Martha! Endlich mal wieder ein bewegendes Thema hier im Blog.

Ich hab da mal ein wenig nachgepim ... nachgeschlagen, Wikipedia hilft ja bei fast allem. Zuerst mal findet man eine ellenlange Erläuterung von Ziel und Technik - ich meine: Was gibt's denn da zu erläutern? Also, vielleicht außer einigen Missverständnissen über die erforderliche Mindest- oder zulässige Höchstdauer. Und dem Link zur Durex-Studie.

Aber zurück zu Frau Marthas Bemerkung, ich zieh Tiere: "Die Dauer des Geschlechtsverkehrs kann von wenigen Minuten bis zu vielen Stunden reichen." Na sehn'se! Da hat unser Erzähler doch ganz richtig zugehört. Andererseits: "Zwischen Penetration und Ejakulation vergehen durchschnittlich nur 5 bis 6 Minuten." Soso: "Nur". Na schön, dann steht's wohl unentschieden zwischen unseren Hypothesen. Aber jetzt: "Die (erste) Ejakulation muss aber nicht zwingend den Endpunkt des Geschlechtsverkehrs bedeuten." Ha! Na, wenn das nicht ein tröstlicher Hoffnungsschimmer ist, was!?!


¹ verzweifelter Versuch, durch Verwendung reißerischer Überschriften die Besucherstatistik zu verbessern

22 Dezember 2006

Der Nachbar ist weg

jetz isser weg, der nachbar. ausjezogen anscheinend. und ick kann trotzdem nich schlafen. dit is plötzlich so still hier.

der wird doch nich bloß wejen so'n paar tropfen kaltet wasser wegjezogen sein? is doch schön hier! und wenn er tachsüber jeduscht hätte, wie alle andern, wär et noch schöner jewesen.

die neuen nachbarn sind langweilich. ick weeß nich, wat die machen. die jehen jeregelt zur arbeet, duschen tun se morjens vor die arbeet, alle beede.

wat die essen kann ick mir nich denken - bloß dasse beim umzuch ne riesije mikrowelle hochjeschleppt haben. der pizzamann klingelt öfter mal. brr - pappije pizza aus'n kartong! brrr!

der alte nachbar, also die ihr vormieter, hat wenichstens wat frischet jekocht - wenn ooch immer nach mitternacht. bei die hier muss ick unsere tochter fast verbieten, disse mit ihnen redet, so'n zeuch wie die essen. dit is doch keen vorbild! oder bestenfalls 'n schlechtet...

nachts isset jetzt still. ab und an hör ick mal beischlafjeräusche. ziemlich jenau zweemal die woche, immer von zehn bis halb elfe. jeht doch nüscht über'n jeregeltet sexualleben - aba musset denn so dermaßen langweilich sein? die jeräusche kling'n, als ob die'n porno nachspielen - aber eben nur ne halbe stunde. so'n film dauert ja anderthalb stunden, obwohl da ooch nich viel passiert. aber nich mal SO viel ausdauer ham die - und ihren text kann ick inzwischen mitsprechen, so eintönich is der.

immer ditselbe, zwee mal die woche, immer von zehn bis halb elf. und am morgen wird ordentlich jeduscht.

ick hätt nich jedacht, dass ick den letzten nachbarn mal vermissen würde. wenn der mal damenbesuch hatte jings richtich rund - zum glück kam dit mädel immer bloß am wochenende zu besuch.

die beeden warn wie Coyote Carl und der Roadrunner, da war richtich stimmung! und jetzt hab ick die beeden langweiler hier, mann mann mann...

wenn die neuen nachbarn duschen, bin ick ja meistens schon uff arbeet. aber wenn ick zu hause bin und ick hör se duschen - dreh ick am hahn.
 

Der Nachbar wieder mal...

Neulich hab ick ihm aber ranjekricht, den nachbar: wenn er mit allet fertich is, mit sing'n und kochen, und essen tut er denn wohl ooch noch, denn jeht er duschen. denn isset so halb viere nachts, zirka. denn duscht der!

beim ersten mal hab ick fast'n infarkt jekricht: morjens um halb viere! stelln se sich dit ma vor: meene frau steht morjens uff - und ick bin tot! und bloss weil meen blöder nachbar um die zeit duscht.

aber denn hab ick ihm ranjekricht. von sein'm vormieter konnte ick mir nämlich erinnern: wenn ick jeduscht habe, und er drehte an sein'm hahn, denn kam's bei mir kalt. und wenn ick an mein'm hahn jedreht habe kam's bei ihm kalt.

mussten wer ehmt uffnander rücksicht nehm': wenn der eene jeduscht hat, durfte der andere nich an sein' hahn. war ja jut zu hörn durch unsere wände, ob eener duscht. so duschen dauert ja ooch nich lange, war immer auszuhalten. und der hat wenichstens zu christlichen zeiten jeduscht. und wir ham herzlich jelacht, der nachbar und ick: "Dit sind Wände, wa!"

denn isser leider wegjezogen.

der neue nachbar duscht immer wenn ick jerade schlafen will. und dit kann man ihm noch wenijer verbieten als kochen. ick will ja ooch nich, dasser stinkt, wa.

aba jetz kann icks ihm heimzahlen: imma, wenn er nächtens duscht, steh ick uff und dreh an mein hahn. denn hör ick von nebenan erst lautet hecheln und denn lautet fluchen. aber darüber beklage ick mich jar nich: ick weeß ja, von wems kommt. meen nachbar nich.

dit verschafft mir jenugtuung. und wahrscheinlich is son kalter schock sojar jesund für den nachbarn. danach könn wer denn beede endlich schlafen.

neulich kommt er so scheinheilich anjekrochen: ob bei mir dit wasser ooch manchmal plötzlich so kalt kommt, ob ick ooch "derartige Temperaturschwankungen" hätte. "Nee," sach ick, "wieso? Bei uns is allet janz normal."

denn bring ick ihn in bedrängnis und spiele meen ersten trumpf aus: wann er denn so duschen würde, weil, nachts fahren die ja immer die heizung runter? da musst'er schlucken. hat'n bisschen rumjestottert und denn so rumjedruckst "...najaa, so... nach der Arbeit...". und ick denn janz jovial: "nach IHRE arbeet, wa?" da hat er bloß stumm jenickt.

und ick weiter: "komisch, ick hab jar nüscht jehört - und ick hör ihn'n doch ooch sing'n...? hörn'se uns denn nich beim duschen? ihr vormieter konnte dit deutlich hörn." denn hat er weiter rumjedruckst: "Ja, naja, am Wochenende schon manchmal, wenn ich tagsüber zu Hause bin..." und ick jebe ihm die volle breitseite: "sehn'se! so hellhörich is dit haus! und wir müssen ihn'n jenauso hörn!" da war er sprachlos, der studierte weichling.

denn hab ick ihm anjeboten, diss ick, wenn er vier wochen lang still is, meene beziehung zur hausverwaltung spieln lassen könnte. die würden denn vülleicht ma nachsehen. aber dass er still is musst'er versprechen. da hat er jeschluckt.

zur zeit isset deutlich ruhiger - ick weeß nich, wo der jetz essen tut. vülleicht macht er sich ooch tütensuppen warm, hört musik mit'n kopfhörer und duscht uff arbeet.

immer wenn er doch mal mitten inne nacht duscht, dreh ick an meen hahn. er weeß ja nich, wo et herkommt - und sowat woll'n wer nich wieder einreißen lassen!

disziplin is wat feinet.
 

Chronik der Kürbiskriege (10)

Häuptling Dampfender Pfannkuchen war der Quizkönig und Gewinner der in 3-jährigem Rhythmus stattfindenden Herzausreißerspiele. Die Spiele hießen nur aus Tradition so, keiner konnte mehr sagen, warum.

Dampfender Pfannkuchen war ein Popstar seiner Zeit, litt aber unter einer schweren Pasta-Adhesio-Phobie: Er hatte ständig Angst, dass die Nudeln beim Kochen zusammenkleben. Deshalb forcierte er die Erstellung von Kürbisaufläufen. Sein Leben war nicht leicht.

... in diesem Sinne → weiter

21 Dezember 2006

Wieder der Nachbar

Seit neustens kocht meen nachbar. nich dass er mit dem sing'n jetz uffjehört hätte, nee - zusätzlich kocht er nu ooch noch. 'türlich immer nächtens, ab halb zwei.

"Aba kochn is doch ne stille sache?" wer'n sie jetzt sicher einwenden. isset ja vülleicht ooch - solange man keene machete zum petersieliehacken benutzt!

globen sie mir nich, wa? ick schwöre! dit messer von meen nachbarn is solang wie meen halber arm! wenn er mit den ding uffn schneidebrettchen zwiebeln würfeln tut - dit jeht durch und durch, sach ick ihnen!

hat er mir neulich stolz jezeicht, als ick ihn mal wejen jeräusche beim kochen anjesprochen habe. "dit is ja janz rostich!" hab ick jesacht, so'n ollet ding mit holzgriff. "Jaaa..." hat er da jesacht "...aber das ist Edelrost!"

weil dit messer is nämlich janz wat feinet, und nich etwa besonders billich, sondern janz im gegentum! dit kommt aus japan und kost so viel wie meen erstet auto damals ... jebraucht natürlich... also: dit auto, dit messer wohl nich.

in japan is so'n messer amtlich und hauptberuflichet werkzeuch für jeden, der sich koch schimpft. naja, starkoch muss man aber schon sein, welcher normale mensch kooft sich schon 'n messer fürn janzen monatslohn? und so vülle verdient meen nachbar ooch nich ... so wie der immer rumlooft.

aba die rechnung für dit messer hat er mir jezeicht, für sowat hat er jeld.

na jedenfalls: mit den riesenmesser macht meen nachbar nächtens radau. und da kann man nüscht machen anscheinend. "ick kann doch dem nich dit essen verbieten. dit jeht nu würklich nich!" sacht meen vermieter. und damit hat er scheints ooch noch recht. ick hab mal'n anwalt aus meen fußballverein jefracht. der hat erst jroß jekiekt und denn hat er 'n haufen dummet zeuch jequatscht, also, ick hab nur sowat wie "allgemeine lebensäußerung" behalten, und diss man da nüscht machen kann. naja, 'n anwalt in nem fußballverein, wat will man da erwarten?

denn hab ick 'n andern bekannten jefracht, der selber n mietshaus hat. wissense, wat der jesacht hat? "koofen se sich ne flinte - in drei jahren sind se wieder draußen. bei juter führung in anderthalb."

und nu stell ick mir vor, wie ick ihn hinknieen und winseln lasse und wie ick sein messer zu tode misshandle: wie ick mit die schneide uff die stahlkante von die kochplatte einprügle bis dicke scharten drin sind und wie ick denn mit die spitze schrauben irgendwo rausdrehe bis se abbricht und wie ick den tüpen denn uff seine buchenhölzerne küchenplatte festnagle und als hammer den ollen hölzernen messergriff nehme. und wenn er dabei zu doll jammert steck ick ihm 'n bund petersielie zwischen die zähne - unjehackt! und ne zwiebel.

...

naja, wenn ick jetz nachts wach liege, weil nebenan eener knoblauch hackt, denk ick schon manchmal übern waffenschein nach.

19 Dezember 2006

Zigaretten, Sprühsahne & Flaschenbier

Liegt das an mir?

Ich weiß nicht, liegt das an mir? Liegt es daran, dass ich mit zunehmendem Alter immer kleinkarierter werde?

Oder liegt es daran, dass die Welt von einer Menge uneinsichtiger Idioten bevölkert ist, die mit jeder neuen Generation durch andere, frische und völlig unverbrauchte uneinsichtige Idioten ersetzt werden?

I.
Vorhin beim Mexikaner, ich hatte Hefeweizen vom Fass bestellt. Erwarte also ein trübes Getränk in einem charakteristischen Glas. Die Bedienung bringt mir ein Weizenbierglas mit einer fast klaren, rein gelben Flüssigkeit drin.

"Äh, sind sie sicher, dass das Hefeweizen ist?" noch ohne es gekostet zu haben. "Ja, sicher. Wollen sie erst mal probieren oder soll ich nochmal nachfragen?" Ich will erst probieren. Buärks! Das ist irgendwas seltsames, aber mit Sicherheit kein Hefeweizen. "Haben sie noch was anderes zu trinken?" "Ja, der Barmann sagt, das Fass wird alle. Wollen sie ein Hefeweizen aus der Flasche?" "Na gut."

Egal, ob das Fass jetzt alle wird oder nicht: Das da drin war jedenfalls zu keinem Zeitpunkt seiner Existenz als Flüssigkeit Hefeweizen. Aber warum müssen die mich beschwindeln?

II.
Kurz davor hatte ich ein Dessert bekommen. Das war so weit okay. Aber weil der Teller viel zu groß war hatten sie ihn mit Sprühsahne dekoriert.

S P R Ü H S A H N E !

Habe ich nach der Wende zehn Jahre lang über den deutschen Osten und seinen fatalen Hang zur Sprühsahne gelästert - nur um die jetzt tief im alten Berliner Westen vorgesetzt zu kriegen?

Sprühsahne ist widerlich, und daran ändert sich auch nichts, wenn sie "nur" als Dekoration gedacht ist. Wenn man das Zeug sowieso nicht essen soll, können sie auch Dekoration aus Wachs nehmen, dann wäre wenigstens alles klar. Schlimm genug, dass man heute nicht mal mehr beim Bäcker oder in der Eisdiele gute Schlagsahne aus dem Schlagsahnegerät bekommt. Aber ich schweife ab.

III.
Kaum hatte ich mein Hefeweizen aus der Flasche - Flaschenbier kann ich auch prima zu Hause trinken - setzt sich am Nachbartisch eine Gruppe von vier Rentnern. Drei von ihnen rauchen. Ich nicht. Meine Mutter, die mir gegenüber sitzt, hat auch bis eben geraucht. Die hält mir aber nicht ihre Zichte genau unter die Nase, wie die alte Schachtel vom Nachbartisch. Abstand zwischen ihrer Zigarette und meiner Nichtrauchernase: Knapp 50cm. Die Rauchfahne zieht exakt in mein Gesicht - besser könnte sie nicht zielen.

Ihr fällt auch nicht auf, dass die Aufgaben ungleich verteilt sind. Oder vielleicht doch: Insgeheim glaubt sie anscheinend, dass sie für mich mitrauchen muss, damit unser gemeinsames Soll erfüllt wird. Die Sucht-Schachtel ändert jedenfalls nichts: So lange wie die Zigarette dauert, hält sie sie mir unter die Nase.

Hass kocht in mir hoch. Von selbst merkt sie jedenfalls nichts. An sich fand ich bisher, dass eine Kneipe verräuchert sein MUSS, das nennt man "Atmosphäre". Aber in Fällen wie hier werde ich zum Verfechter eines umfassenden Rauchverbots - in Verbindung mit Prügelstrafe. So feinfühligen Leuten kommt man nur mit unzweifelhaft* festgemeißelten Verboten und schlimmen Strafen bei!

Das erinnert mich daran, was früher passierte, wenn man Raucher um Rücksicht bat: "Oh, das macht mir gar nichts, wenn du hier nicht rauchst!" Grade im Umgang mit Rauchern ist es früher häufig passiert, dass einem Höflichkeit als Schwäche ausgelegt wurde. Wahrscheinlich hatten die das Image von den harten Kerlen aus der Marlboro-Werbung voll verinnerlicht. Die weibliche Variante war: "Jaja, der Rauch zieht halt immer zu den Nichtrauchern, ha ha." Jaja, so ein Zufall.

An sich dachte ich immer, dass festgeschriebene Verbote einem das Leben einengen und man von einer unsichtbaren Aufsicht unnötig unterdrückt und gegängelt wird. Deshalb verfechte ich den Gedanken, dass man bei entsprechender Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme mit erheblich weniger Verboten auskommen würde. Das war'n Satz mit viel würde.

Bei rauchenden Arschlöchern wie dieser alten Schachtel sind solche Appelle natürlich wirkungslos. Von selbst merkt sie nichts, aber ich soll mich zum Deppen machen. Ich soll womöglich Einsicht zeigen, in ihre selbstverschuldeten Suchtnotwendigkeiten vielleicht, und trotz meiner Wut ein paar höfliche Worte finden: "Entschuldigung, ich bin Nichtraucher. Könnten sie ihre Zigarette vielleicht nach der anderen Seite halten? Ach, da sitzt ja jemand! Zufällig auch ein Raucher - na dann geht das natürlich nicht! Entschuldigen sie bitte meine dumme Frage!" Wahrscheinlich bin ich der erste Nichtraucher in ihrem Leben.

IV.
Und zurück zu der eingangs erhobenen Frage: Nein, es liegt selbstverständlich nicht an mir.

Dosensprühsahne war vor 20 Jahren im Westen schon scheiße. Da ist Kohlensäure drin und anderes Zeug, das in Schlagsahne nicht reingehört. Auch damals gab es schon Syphons mit Druckluft - aber die benutzten sie nicht, Faulheit siegt.

Meiner Mutter habe ich in jahrelanger Arbeit das Verhalten "Rücksichtnahme auf Nichtraucher" antrainiert, das geht also. Ihre Wohnung ist verraucht, aber ich halte mich gerne dort auf. Heißt: So empfindlich bin ich wohl nicht.

Und warum sie mich wegen dem Bier beschwindelt haben kann ich mir nicht erklären. Oder wollten die einfach nur probieren, ob's überhaupt jemand merkt?



* einpelzig-Gefängnisstrafe

18 Dezember 2006

Sprachen

Eine Sprache mit einem weichen L? Hm, interessant.
Doch, doch, ja, guter Versuch.
Ehrlich!

Aber der Mensch wünscht sich doch was anderes: Zum Beispiel eine Sprache, die acht verschiedene Ausdrücke für Härtegrade hat, nicht einfach nur "weich" und "hart", feine Abstufungen für eine effektive Kommunikation.

Und für Fortgeschrittene eine Skala zwischen 1 und 100, und den jeweils zu bezeichnenenden Härtegrad dazwischen in, sagen wir, insgesamt drei Worten.

Oder besser auch noch Angaben über die ganze verwendete Skala einschließlich ihrer Grenzen, beispielweise 1 bis 10.000, sowie den gewünschten Wert, das alles ausgedrückt nur durch den Klang der Stimme - DAS wäre eine fortgeschrittene Sprache.

Hab ich mich klar ausgedrückt?
 

Besuch

Ah, das ist nett, dass du mich besuchst. Hat ja eine Weile gedauert. Jetzt aber.

Wie lange hast'n Zeit?

Du könntest jetzt sagen "Für immer", das fände ich gar nicht schlecht.

Was? Warum ich frage? Och nur so.

Wir könnten dann was für immer machen. Das würde mir gefallen.

Oder hast du grade was besseres vor?

16 Dezember 2006

Halloween-Paragliding

I.
Kürzlich nahm mich ein Freund mit zum Gleitschirmfliegen. Bis da hin interessierte mich die Sache. Inzwischen habe ich so meine Zweifel.

"Paragliding" ist Fliegen mit einem lenkbaren Fallschirm. Mit den entsprechenden Aufwinden kann man sich dabei erstaunlich lange in der Luft halten. Aber es ist wie immer beim Fliegen: Das Problem sind der Start und die Landung.

Bei der Landung leuchtet das ohenhin ein: Man sollte sich dem Boden nicht zu eilig nähern, sonst gibt's einen dicken Fleck, und "runter kommen sie immer". So weit klar.

Beim Start kommt es darauf an, weit genug weg vom Boden zu kommen, da die Aufwinde erst in einiger Höhe wirksam werden. Das ist einfach, wenn der Wind gegen einen Abhang weht. Man muss nur gegen den Wind den Abhang hinunter laufen, sobald der Schirm sich aufgebläht hat, ist er auch schon im Aufwind - und es kann losgehen. Leider hat man nicht immer einen Abhang oder den entsprechenden Wind zur Verfügung, manchmal fehlt einem sogar beides. Dann muss man wesentlich höher über den Boden, um den thermischen Aufwind zu erreichen.

Theoretisch ist das beinah genauso einfach, es geht wie beim Drachensteigenlassen. Nur, dass unten keiner läuft, sondern der Paraglider mit einer Motorwinde an einem sehr langen Seil nach vorne gezogen wird - bei ausreichender Geschwindigkeit befördert ihn der Schirm dann nach oben, im Groben.

Im Detail ist es leider komplizierter: Am Start steht der Flieger und daneben der Starthelfer. Der Flieger hat das Windenseil vorne am Bauch eingehängt. Die Winde und ihr Fahrer sind mehrere hundert Meter entfernt und stehen mit dem Starthelfer über Funk in Kontakt. Der Flieger läuft einige schnelle Schritte bis sich der Schirm aufgebläht hat, und wenn alles in Ordnung ist ruft der Starthelfer über Funk START! - der Windenfahrer gibt Gas und es geht bergauf. So weit die Theorie.

Als ich dort zum Zusehen war, gab es eine Abweichung vom Plan: Der Flieger lief einige schnelle Schritte, und als der Schirm halb aufgebläht war stolperte er und stürzte.

Der unerfahrene Starthelfer¹ rief aufgeregt STOP!, was der Windenfahrer allerdings durch den Wind und über das schlechte Funkgerät vermutlich als START! verstand - also gab er ordentlich Gas. Der Flieger wurde bäuchlings über den Boden geschleift. Weil das wegen des Widerstands schwerer ging als sonst, gab der Windenfahrer eben mehr Gas. So legte der Flieger etliche Meter zurück.

Irgendwann wurde er schließlich so schnell über den Boden geschleift, dass der Auftrieb des Schirms doch ausreichte. Er hob endlich ab. Inzwischen hatte allerdings der Starthelfer seine Fassung wiedergefunden und rief "ANHALTEN! ANHALTEN! AUFHÖREN!" Das war anscheinend unmissverständlich und der Windenfahrer nahm das Gas wieder weg.

Ich sah den Flieger in ein paar Metern Höhe in Zeitlupe an mir vorbeischweben: Vorne alles aufgerissen, die blutigen Fetzen seiner Kleidung hingen herunter, es herrschte Totenstille, eine Menge Blut tropfte herab. Grausig - Halloween Paragliding!

Kurz darauf plumpste der Flieger mit einem dumpfen Geräusch wieder auf den Boden. Dann ging es auf dem Platz zu wie in einem aufgerissenen Ameisenhaufen.

II.
Sie haben ihn schon wieder zusammengeflickt, sah wohl schlimmer aus als es war, und ein wenig Glück muss man ja haben. Aber vom Fliegen bin ich vorläufig geheilt.


¹ ich hatte doch tatsächlich zuerst "Sterbehelfer" getippt, tss tss.

15 Dezember 2006

Musik und Tön

neben uns wohnt eener der jerne singt. also, dit is nich dit problem diss er jerne singt. aba wir müssen ihm hörn, wenn er singt.

wir wohn' im altbau, vorderhaus, beede uff eene etage. durch dit holz von unsere wohnungstür kann man nich sehen - "dit sind türen, wa?" - aba prima hören.
wenn unsa nachbar sein' fußboden wischt, und ick komme die treppe hoch, denn kann ick hörn, dit er wischt. "Wischt er wieda", denk ick mir denn. aber dit tut er leider selten: Wischen.

und dit is ooch nich dit problem, diss er wischt, sondern ehmd, diss er sing'n tut. und wann. also: zu welche zeit. er kommt nämlich immer erst nächtens nach hause. So nach halb zwölf - und denn singt der!

also, nich dasser schlecht sing' würde, der tüp hat sogar ne prima stimme und so. aber der kommt nachts um halb zwölfe nach hause und denn macht er dit radio an und denn singt er mit!

ick will mich jar nich würklich beklagen, jedenfalls "nicht ohne hinreichenden anlass", wie meen anwaltsfreund imma würdich zu sagen pflecht. der hat sojar 'n juten jeschmack der nachbar, manchmal so jazz, manchmal so modernet zeuch und manchmal punk-rock - dit klingt prima, wenn der dazu singt. aba ick muss um halb fünfe raus. und wenn der nachts um zwei singt, kann ick nich schlafen! ausserdem hab ick angst, ick verpasse wat, der is würklich nich schlecht.

aba muss ick ja nu um halb fünfe raus, damit ick um halb sechse meen bus fahren kann. ick hab mir extra die frühschicht auf dauer jeben lassen, damit ick unsere tochter öfter mal früh vom kinderjarten abholen kann. kinderjarten is ja ooch arbeet für sie - sacht se. und denn da abends so als letzte alleene rumsitzen is nich schön. nu hol ick sie also kurz nach mittach da ab, und denn hat se frei von ihre arbeet und denn machen wer wat zusamm'. aba dafür muss ick morjens um halb fünfe raus.

meene tochter stört sowat ja nicht, jesinge, die schläft wie'n murmeltier. meene frau macht ihr eigenet ding, schneidert ihre eigene mode und so, die kratzt sowat ooch nich. aba mich!

letzte nacht kurz nach eins dröhnt von drüben jesang: "Ring of Fire", dit hab ick erkannt. jut - aba zu laut. Ick zu ihm hin. "Lieber herr nachbar - könn sie sich mit dem sing' nich auf tachsüber beschränken?" ick sach noch zu ihm: "Könn sie nich einfach tachsüber sing'?" aba kaum hab icks jeäußert fällt et mir wie schuppen von den haaren und wir sagen beede gleichzeitich - er: "Aber da bin ich doch im Büro!" und ick: "Aba da sind sie ja im Büro, wa!" schönet argument, aber nich sehr überzeujend - hilft nüscht, leida.

wie er die tür uffmacht hör ick ooch dit radio zu dem er singt. komisch, bei jeschlossene tür hört man dit jar nich, da hör ick nur seine stimme. dit scheint sone art resonanz zu sein. jedenfalls: der nachbar jelobt besserung. und für den abend is ooch ruhe. den nächsten natürlich nich mehr.

neulich kommter um mitternacht nach hause und singt wieder: Carmina Burana, dit hab ick erkannt. Dit MUSS man laut sing'!
ick rüber. er meint, in seine küche klingt dit jar nich so laut. und die küche is immerhin am weitesten weg von die tür.

ick biete ihm prügel an, janz freundschaftlich, ne ordentliche tracht, wenn er nich still is. er jelobt besserung. an sich isser 'n netter kerl. ick jeh wieder schlafen. jedenfalls versuch icks. ne halbe stunde später singt er wieder.

WATT SOLL ICK DENN NOCH MACHEN?!? ick bin eensneunzich und der tüp von nebenan is keene eensneunundsechzich! wenn ick dit halbe hemd anfasse bleibt nich mal staub über. und ick bin doch jar nich jewalttätich, ick müsste mich wirklich überwinden... um den tüpen mal ordentlich zu verdreschen.

der kerl macht mich fertich...

11 Dezember 2006

Transsylvanische Verwandte

 
"Meister, oh Meister! Ihr seht ja furchtbar aus! Was ist denn mit euch passiert?"

"Diese Deppen haben mich gepfählt."

"Oh, so viel Aberglaube! Aber geht es euch denn gut?"

"Na klar. Glaubst Du, ich habe denen erzählt, dass das Pfählen nicht hilft?"

"Ach, es hilft nicht?"

"Du bist noch nicht lange tot, was?"

"Äh, nein. Doch. Also: Zwei Wochen."

"Aha. Darauf hätte mein Büro achten sollen. Ich bevorzuge erfahrenes Personal!"

"Und jetzt?"

"Nichts jetzt, du kannst bei mir bleiben."

"Danke Meister! Ich meine: Geht es euch gut? Ihr seht aus wie ein Sieb!"

"Die ungeschickten Armleuchter haben den Sarg nicht aufbekommen. Deshalb haben sie auf Verdacht den Pfahl durch den geschlossenen Sargdeckel geschlagen. Zweiundzwanzig Mal! Wenn ich die in die Finger kriege! Oder zwischen die Zähne!"

"Jawohl, Meister! Ihr müsst Rache üben! Aber, wegen der Löcher: Man kann überall durch euch durchkucken! So viele!"

"Ach, das verwächst sich, dauert ein paar Wochen, tut nicht weh. Am schlimmsten ist der Schneider."

"Bitte?"

"22 Löcher im Jackett! Das ist mein Lieblingssacko! Was das wieder kostet! Sage mal, Du kannst nicht zufällig nähen?"

"Äh, nein, Meister."

"Dann musst Du wohl mit mir zusammen einkaufen gehen."

"Was?"

"Ich kann mich nicht im Spiegel sehen! Glaub nicht, dass es jeden Tag Spaß macht, ein Vampir zu sein."

 

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (9)

"Warum schicken die eigentlich keine schwulen Raumfahrer auf so lange Reisen?"

"Wie?"

"Oder gemischte Crews aus Hetero-Frauen und Männern? Dann könnten wir es wenigstens miteinander treiben, wenn uns langweilig ist."

"Keine Ahnung. Weiß nicht mehr. Es gab irgendeinen Grund. Ich glaube, sie hatten Angst, dass wir es miteinander treiben, auch wenn uns nicht langweilig ist."

"Meine Güte! Wie kann man so kleinlich sein! Mit solchen Bürokraten in der Evolutions-Hauptverwaltung wäre der Mensch vor Millionen von Jahren gleich wieder ausgestorben!"

"Mag sein. Möchten sie vielleicht heute einmal einen von
meinen Videos ausleihen?"
 

08 Dezember 2006

Intermezzo

Grade in unserem Büro aufgeschnappt:

Weitreichende Inkompetenz in Tateinheit mit sprachlicher Inkontinenz. Logorrhoe, vulgo: Sprechdurchfall. Universalversager.

Psychosomatische Zahnschmerzen aufgrund fachlicher Probleme. Stichwort: Betonbeißer.

Knagge!

07 Dezember 2006

Kindergartennamen (2)

Andere Blogger haben total überraschende Suchstatistiken. Die werden über total interessante Suchwörter gefunden, wie "gebackene Socken", "Finger im Po" oder "Oesophagogastroskopie" oder so. Sagen sie jedenfalls. Ich hingegen habe anscheinend genau einen Schwerpunkt. Der einzige Begriff, der in meiner Suchwörter-Statistik öfter als einmal auftaucht ist "Kindergartennamen".

Äh: Hallo?!?

Was ist das für ein sonderbares Thema, für das ausgerechnet ICH so langsam DER DEUTSCHE FACHMANN zu werden scheine? Was ist denn wohl ausgerechnet an Kindergartennamen interessant? Oder schwierig? Kann doch nicht so schwer sein, sich da irgendwas farbenfrohes auszudenken. "Petra und Frau Wolf" oder "Blüten und Blumen" oder so? Überhaupt: Muss das denn wirklich sooo dringend ein sprechender Name sein? Gut, sowas wie in der alten Sowjetunion will man dann auch nicht haben, "Kindergarten Nummer Zwölf", die haben dort mitunter ganze Städte durchnummeriert. Aber was wäre denn falsch daran, wenn die Einrichtung "Kindergarten Prokoffieffstraße" hieße? Immer mal vorausgesetzt, dass der Kindergarten nicht grade am Richard-Wagner-Ring liegt.

Also, ich habe natürlich keine Einwände dagegen, als DER DEUTSCHE FACHMANN FÜR IRGENDWAS zu gelten. Trotzdem. Hallo? Kann sich mal irgendeiner dieser Leser melden? In diesem Blog passieren doch auch noch ganz andere Sachen. Würde mal jemand so nett sein, mir das zu erklären? Oder mich wenigstens in eine international besetzte Talkshow nachts um halb drei zum Thema "Kindergartennamen im Zeitalter der Globalisierung" einladen? Ich könnte die Sache dann gerne weiter vertiefen.
 

Möchte jemand ein Sonnensegel?            (klick ins Bild)


 

Hilfe!

Ich bräuchte da mal Hilfe: Weiß hier zufällig wer einen schönen Reim auf "Wahnsinn"?

05 Dezember 2006

No-Theater

Grade gelesen: "...um asiatische Traditionen geht, Einflüsse des No-Theaters..." so Dinge, die dem grobschlächtigen Europäer - also mir - schlicht fremd sind und auch bleiben müssen. Wobei ich ja weiß: Bei dem japanischen Theater muss man den Haken auf dem O immer mitsprechen. Mitfühlen. Mitdenken! Nämlich so: Ô !

Aber da war kein Haken. Das ist doch schön, wenn eine Sache mal keinen Haken hat, oder?

Bei dem No-Theater dachte ich also schon wieder ganz was anderes, etwa: No-Theater, No-Theater ... Operette vielleicht? So als Theater-Negation? Oder Ballett. Och nö, das ist bestimmt zu weit hergeholt. No-Theater, hm, ...zum Beispiel Fernsehen?

Aber dann die Erleuchtung: "Ach nein, jetzt weiß ich...! No-Theater, das ist die REALITÄT!"

01 Dezember 2006

Maurer (3)


Im Zeichen der Globalisierung droht ja jeder Arbeitgeber gerne damit, dass er den Arbeitsplatz ganz leicht nach China verlagern kann. Taiwan. Nordkorea. Jedenfalls überall hin, wo es billig ist.


Heute weiß ein Maurer nicht, dass Maurer früher ein Ausbildungsberuf war. Er weiß auch nicht, was ein Ausbildungsberuf ist, oder wozu. Heute nennt sich ein Bauhandwerker Maurer, weil sein Chef auch so zu ihm sagt und ihm eine echte Chance gibt, obwohl die Konkurrenz in China so groß ist. Dafür ist ein Maurer heute meist gutwillig und beklagt sich auch nicht, wenn er mal an einem Samstag dringende Arbeit fertigstellen soll.

Man nimmt also jemand möglichst ungelernten - der muss nicht notwendig aus dem Ausland kommen, er darf nur nichts kosten! Sicherheitshalber darf der Ungelernte vor allem keine Kenntnisse darüber haben, wie viel ein gelernter Facharbeiter verdienen würde.
Diesen Menschen schickt man auf die Baustelle, nennt ihn Maurer und gibt ihm die Aufgabe "Du! Wand da!" Möglichst lautstark. Falls das irgendwie schief geht, kommt man zu dem freiwilligen beiderseitigen Einverständnis: "Das zahlst du von deinem Lohn!" - schließlich hat er ja genug Kohle, sonst würde er diesen mies bezahlten Job doch niemals machen. Auf der nächsten Baustelle nennt man denselben Menschen Installateur und instruiert ihn vollkommen ausreichend mit "Du! Rohr da!" Wenn die Heizung dann nicht geht, ist er selbst schuld. Oder der Bauherr, oder der Architekt, die lauter so unnötig komplizierte Sachen haben wollen.

Aber AUF KEINEN FALL braucht der Bau in Deutschland Lohnnebenkosten. Oder Lohnnebenkosten. Oder völlig überqualifizierte Facharbeiter, deren Ausbildung viel zu lange dauert, und die nur Lohnnebenkosten produzieren. AUF GAR KEINEN FALL!!!
 

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