30 September 2011

Americas Cup 2011 (3)

Die ganze Zeit schon will ich mich ja zu den neuen Booten äußern (ich will sie mal versuchsweise so nennen...).

Der aktuelle Cup wird mit Katamaranen ausgesegelt. Katamarane wurden zwar bereits zweimal verwendet, aber das war öde.

Beim ersten mal handelte es sich mehr oder weniger um Betrug von Dennis Conner, der mit einem Katamaran gegen das Einrumpfboot antrat, während seine australischen Gegner beim besten Willen nicht glauben konnten, dass das erlaubt sein sollte. Aber es war nicht überraschend: Amerikanischer Segler - amerikanisches Gericht - es war erlaubt. Der Katamaran fuhr etwa doppelt so schnell wie das Einrumpfboot der Australier. Allen war klar, dass das mit Fairness nicht allzuviel zu tun hatte, aber darauf kam es den Amerikanern um Dennis Conner auch nicht so an. Fairness hatte im AC schon öfter keine Rolle gespielt.

Beim zweiten Mal wählte der Herausforderer auch wieder ein Mehrrumpf-Boot, aber der Verteidiger war zu diesem Zeitpunkt noch clever genug, ebenfalls eines zu bauen. Man wusste relativ früh, dass ORACLE mit einem Trimaran ankommen würde und ALINGHI wählte einen Katamaran. Erst später reihte der Verteidiger einen haarsträubenden Fehler an den anderen, wobei diese Fehler mit der eigentlichen Segelei teilweise nur sehr am Rande zu tun hatten.

Es begann damit, dass der Alinghi-Kat bei schwachem Wind zu wenig Vortrieb entwickelte. Aber weil das zum Verlieren vielleicht nicht ausgereicht hätte bestand der Eigentümer darauf, den Kat selbst zu steuern, statt das seine hervorragenden Profis machen zu lassen. Er fing sich in den beiden Cup-Rennen bereits vor dem Start durch schiere reine unbeschreibliche Dummheit zwei Penaltys ein. Anschließend wurde das Boot sehr schlecht gesegelt: Man konnte sehen, wie an der Kreuz Steuermann und der Großschot-Trimmer gegeneinander arbeiteten, als würden sie das zum ersten mal machen. Am Ende des Raumschots-Kurses wurde endlich das Ballast-Wasser abgelassen, das sie aus irgendeinem Grund immer noch mit sich herum schleppten. Da war das Rennen schon lange verloren. Es gab noch mehr solche Schnitzer, und dass ALINGHI nicht beim derzeit laufenden Cup mitmacht hat schon mal einen großen Vorteil: Bertarelli kann wenigstens nicht wieder versuchen, zu steuern.


Der Americas Cup 2011 wird auf relativ baugleichen Katamaranen ausgetragen, deren Herkunft ich noch nicht herausfinden konnte. Rennen auf identischen Booten finde ich immer schon sportlicher. Sonst verkommt die Regattasegelei nur zum Wettbewerb im Boote-Kaufen. Das allerdings ist immer schon ein wesentlicher Aspekt beim AmericasCup: Wer hat am meisten Geld für eine total überflüssige und ziemlich zuschauerfreie Sportveranstaltung übrig?

Jedenfalls fahren die neuen Katamarane sogar bei wenig Wind schnell, ab mittlerem Wind ist es spektakulär. Man kann viel falsch machen, und genau dafür ist der Circus vor dem eigenlichen Cup auch gedacht: Trainieren. Weltweit Leute aufmerksam machen. Neue Zuschauer gewinnen. Ein sehr überzeugendes Konzept, das Larry Ellison von ORACLE da hat ausarbeiten lassen.

Ach ja, die Boote selbst (ich will sie mal versuchsweise so nennen...):
Geradeaus fahren die Katamarane enorm schnell. Sie müssen auch vor dem Wind kreuzen, so dass die Rennen taktisch interessanter sind. Insbesondere bei den Halsen (gybe) kann man anscheinend verhängnisvolle Fehler machen, und wie man erstaunt feststellen konnte, kann es sogar beim Aus- und Einrollen von Segeln zu schweren Problemen kommen. Für den Steuermann ist es eine anspruchsvolle Sache: Er hat es in der Hand, ob sich das Boot gleich überschlägt - oder erst später.
Die Mannschaft muss die ganze Zeit ihr Gewicht einsetzen. Die reiten richtig aus! Und angeblich spielt sogar der Längs-Trimm eine Rolle.

Früher, in der Ära der 20-Tonnen-Eimer, war es völlig egal, wo auf dem Boot sich ein Crewmitglied befindet, oder sogar alle. Es wurde zwar so getan, als ob es irgendwie darauf ankäme -  aber das war reines Theater, so etwas wie Wrestling auf dem Wasser. Der Kiel allein wog mehr als fünfzehn mal so viel wie die gesamte Besatzung. Alle zwölf hätten sich auf den Bug stellen können und es hätte überhaupt keinen Unterschied gemacht. Aber High-Tech, bis aufs letzte Gramm optimiert. Würg!

Einziger Makel der neuen Kat-Bootsklasse: Alle Manöver dauern quälend lange. Quäääääääääälend laaaaaaaaaaaange. Das ist manchmal spannend, führt aber vor allem dazu, dass möglichst wenige Manöver gefahren werden. Es passiert also nicht allzu viel. Sowas könnte man sich noch aufregender vorstellen. Früher gab es vor dem Start interessantes Jonglieren m it dem Boot und auf dem Kurs etliche Wende- und sonstige Duelle. Trotzdem ist es bisher schon Sport. Immer wenn der mehrfache Cup-Gewinner Russel Couts eingeblendet wird sieht man, wie sehr ihn das körperlich anstrengt.

Ich würde mir wünschen, dass sie mit großen Booten ohne Ballast, Jollen für fünf bis sechs Mann, herum fahren. Dann gäbe es noch mehr Action und hektische Manöver. Das ist den Traditionalisten beim Cup vermutlich wirklich zu viel, so ganz ohne kostspielige Bleibombe unten am Schwert. Die hätten auch zu gerne die Katamarane verhindert. Aber Stützrumpfboote sind okay, so lange alle eins haben.

So unheimlich und mittelsympathisch mir Larry Ellison sonst ist: Das hat er gut hingekriegt!

29 September 2011

Das finnische Sprichwort

Vor einiger Zeit wurden hier albanische Sprichwörter behandelt. "Behandelt" in dem Sinne, in dem hier alles behandelt wird: Zitiert, variiert und kommentiert meist in demselben Satz. Laut Blogstatistik ist der Eintrag ein großer Klassiker, fast schon ein Hit in diesem Blog: Es kommen doch fast jeden Monat ein, zwei Leute und suchen nach albanischen Sprichwörtern.

Bei der Suche nach Weisheiten anderer randständiger Nationen trifft man schnell auf Finnland und seine Bewohner. Ihr Schatz an Spruchweisheit ist noch umfangreicher - und erscheint fast noch ... hm ... zutreffender ... als die albanischen schon. Das liegt wahrscheinlich an der Randlage und der wechselvollen Geschichte, die sich daraus ergibt. Nun: Wie finnisch denn das?

"Alter gibt nicht Verstand, es macht nur langsam gehen."
Da wünscht man sich, das würde einmal jemand all den vermeintlichen Alt-Vordenkern sagen, dem halsstarrigen unverbesserlich ketterauchenden sogenannten Altkanzler mit den unerschütterlichen, aber unbrauchbaren Prinzipien und allen anderen: Alter macht nicht zwangsläufig klug - sondern in erster Linie alt.

"Auch der alte Pfahl hofft bei Frühlings Wiederkehr, dass er grünen werde."
Ach ja, Frühling, Pfahl und so...

"Borgst du dir Spreu von einem Reichen, musst du ihm Weizen zurückgeben."
Und die Bank verlangt 15 Prozent Überziehungszins. Man wünscht sich, dass es auch bei uns mit Weizen getan wäre.

"Das Kind bringt das Brot mit."
Die Sprichwörter der randständigen Völker lassen naturgemäß auch viel Spielraum zur Interpretation.

"Der Faule zählt seine Werke."
Der finnische Volksmund beobachtet richtig, aber neigt zur sprachökonomischen Verkürzung: Handelt sich doch um eine Technik zur Selbstmotivation, wenn jemand seine Werke zählt. Der Unbedarfte kann das mit Faulheit verwechseln. Der sprachfaule Finne vollendet den Satz in Gedanken: "... und der Fleißige auch."

"Der Kessel ist gut auf dem Feuer, auch wenn er nur Wasser kocht, die Hausfrau ist gut im Haus, auch wenn sie untätig sitzt."
Meine Rede!

"Der Name macht den Mann nicht schlechter, wenn der Mann den Namen nicht schlimmer macht."
In einer gewaltigen exegetischen Anstrengung kann man in etwa herauslesen: Namen sind überbewertet.

"Der schlechte Pfarrer predigt über sich selbst."
Wie bereits gezeigt, neigt das finnische Sprichwort zur Verkürzung, der Benutzer muss mitdenken. Hier ergänzt er selbsttätig: "Aber um ein guter Pfarrer zu sein genügt es nicht, über andere zu predigen."

"Die Mühlen gehen mit, die Frauen sogar gegen den Strom."
Da muss elektrischer Strom gemeint sein.

"'Die sind eh zu sauer' sagte der Fuchs, über die Vogelbeeren, an die er nicht heran kam."
Sprichwörter sind regionalspezifisch, daher werden sie nicht überall verstanden. In anderen Ländern sehnt sich der Fuchs nach Trauben oder einer Gans.

"Guter Rat ist wie Schnee, je leiser er fällt, desto länger bleibt er liegen."
Dieses Sprichwort versteht nur der Finne, da man in den gemäßigten Breiten keinen laut fallenden Schnee antrifft.

"Gott schuf zwar die Zeit, aber von Eile hat er nichts gesagt."
Stimmt. Gott hat gar nichts gesagt.

"Hilf dem Manne bergauf, nicht bergab."
... aber hilf ihm.

"Lassen wir doch in die Stube schneien, gehen wir nur unter das Bett!"
Das finnische Sprichwort ist nicht so moralsauer wie das deutsche. Es liefert praktisch anwendbare Ratschläge zum Umgang mit dem Leben.

"Lieber magere Eintracht als dicker Streit."
So klingt nordische Ironie. Niemand sollte das Volk der Finnen als konfliktscheues Pack fehleinschätzen.

"Man ist nicht zu betrunken, solange man auf dem Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten."
Ich werde das auf meine Visitenkarten drucken.

"Man soll nicht mit einer Kelle fordern, wenn mit einem Löffel gegeben wurde."
In der Tat: Man soll nicht. Aber es wird dennoch getan.

"Mit dem Netz der Feigheit werden nie gefischt des Glückes Störe."
Zum Störfang fehlt dem Großen Bloguator leider wirklich jeder Bezug. Leider.

"Nur ein bisschen schwanger, sagte die Magd."
Man wünscht sich, es gäbe solche Mägde auch bei uns.

"Spielerisch wie ein Witwenhintern."
Eine finnische Fußballweisheit.

"Wenn die Ehe ganz ohne Streit geht, ist der Mann taub und die Frau blind."
Das finnische Sprichwort will sagen: Ein wenig Stumpfheit kann das Leben sehr erleichtern.

"Wenn man durch Zweifel läuft, ist der Weg zum Himmel lang."
Die versammelte finnische Lebensweisheit unterschlägt hier, dass der Weg zum Himmel immer lang ist.

"Wenn du glücklich bist, behalt es für dich."
Man muss es ihnen nachsehen: Es ist die subpolare Kälte, die den Egoismus befördert.

"Wer alles gleich erledigt, hat mehr freie Zeit."
Fremdsprachige Sprichwörter sind mit Vorsicht zu genießen. Hier ist bei der Übersetzung die Kausalkette durcheinander gekommen. Richtig muss es heißen: Wer viel freie Zeit hat, kann alles sofort erledigen.

"Wer vor dem Wolf flieht, dem begegnet der Bär."
Es lebt sich gefährlich in den finnischen Wäldern.

"Zu lange Freude endet mit Tränen."
Und zu lange Blogeinträge sind oft auch nicht so gut.



Anm.: Kurz nach Erscheinen dieses Blogeintrages wurde der zugehörige Wikipedia-Artikel offenbar endgültig ersatzlos gelöscht.

28 September 2011

Schöpfung

...und am vierten Tag erfand der Herr das Segeln. Den fünften, sechsten und siebten Tag verbrachte er auf dem Boot. Aus diesem Grund ist die Schöpfung bis heute nicht fertig.

Americas Cup 2011 (2)

Mit dieser überraschend vollständigen Berichterstattung ist der Werktätige ja leicht überfordert: Jeder FullReplay-Film ist mehrere Stunden lang. Und allein aus Plymouth gibt es sieben davon. Dauert also eine Weile, bis man die alle durch hat.

Aber gerade die Berichte aus Plymouth sind wirklich besonders sehenswert. Zum einen herrscht dort endlich einmal ordentlicher Wind. Das war zwar zu erwarten, aber sowohl der letzte Cup 2010 wie auch die Rennen in Cascais 2011 fanden bei sehr traurigen Lüftchen statt, wo man selbst beim besten Willen nicht auf einem Boot sitzen möchte. Jetzt endlich einmal richtige Segelei.

In Plymouth gab es Starts bei satten sechs Windstärken. Die 45-Fuß-Katamarane entwickeln beängstigende Geschwindigkeit. Aber die Cup-Segler sind ohnehin Top-Profis, und sie haben vorher geübt. Mit derartigen Sportgeräten könnte man viel mehr und schlimmere Unfälle verursachen, und gemessen an den Bedingungen passiert wirklich wenig. Große Bootsbeherrschung! Das macht großen Spaß, zuzukucken! Damit identifiziert man sich endlich mal gerne.

In Plymouth gibt es auch richtig viele Zuschauer. In dieser uralten Hafenstadt mit der genialen Lage am Meer kann man auch annehmen, dass endlich einmal viele Segler dabei sind, die etwas von der Sache verstehen. Üblicherweise ist Segeln ein Sport ohne Zuschauer, und falls es doch hin und wieder mit Gewalt versucht wird, kommen krampfige Veranstaltungen vor dem Strand dabei heraus, beispielsweise in Travemünde. Bei ablandigem Wind ist es dann doch eine öde Sache und ein Glücksspiel für die Segler.



Ein paar Weisheiten und Eindrücke zwischendurch:

Die Boote (ich will sie versuchsweise so nennen, Plattform auf zwei Auftriebskörpern, Stützrumpfboot) entwickeln am Wind so um die zwölf Knoten. Das sind knapp fünfundzwanzig Stundenkilometer, klingt für Autofahrer nicht viel, ist es aber. Raumschots fahren diese Renner fast dreißig Knoten, über fünfzig Stundenkilometer! Für einen gewöhnlichen Segler ist das unvorstellbar viel. Wer bei nur der Hälfte Kontakt mit dem Wasser hat erkennt, wie hart Wasser sein kann.

Die Geschwindigkeiten werden in den unterschiedlichsten Einheiten angegeben, man muss dem Text der Reporter lauschen um herauszufinden, was die eingeblendete Abkürzung diesmal wieder bedeuten soll. Es gibt
- mph    das sind miles-per-hour, aber Landmeilen. Eine Landmeile hat 1,6 km.
- kph    das sind kilometres-per-hour, das versteht der gemeine Mitteleuropäer vom Maßstab her eher, wird bei uns mit km/h Abgekürzt. Aber beide Angaben sind in der Sportschifffahrt denkbar unüblich. Wahrscheinlich in vorauseilendem Gehorsam dem TV-Publikum geschuldet.

Falls es irgendwo doch einmal auftauchen sollte:
- kn    das wäre die Abkürzung für Knoten. Ein Knoten ist eine Seemeile je Stunde. Der Segler versteht nichts anderes. Eine Seemeile hat 1.852m.

Außerdem aufgeschnappt:

In einem der Kommentare heißt es, das gesamte Equipment der AmericasCup-World-Series benötigt für den Transport mehr als 120 Vierzig-Fuß-Container! Muss man sich vorstellen, das sind sechs mal vier mal fünf Reihen von Containern von denen jeder fast so groß ist wie eine Einzimmer-Wohnung. Das ganze Zeug wird nach dem Event verpackt und auf einem eigens gekauften (!) Schiff, das groß genug für den ganzen Krempel ist, zur nächsten Station geschafft. Für das Volk vor den Bildschirmen erläutern die Kommentatoren noch "Das ist mehr, als die Formel Eins hat!" Ja, ich bin beeindruckt.

Nein, eeeehrlich!

27 September 2011

Betrachtung und Erkenntnis

Bei der Kunst kommt es nicht so sehr darauf an, zu wissen, was man will.
Wichtig ist nur, dass man will.
Alles andere ist egal.
Dafür ist es Kunst.

26 September 2011

Musik - 2 - 3 - 4!

Aaaaaaaaaaaaach - wer kommt denn am Freitag mit zu den Erdmöbeln ins LIDO? Wer mitkommt kann den Großen Bloguator™ schwer in Extase erleben, oder jedenfalls glücklich irgendwie ... hach!


Erdmöbel anyone?
 
 

Moderne Kommunikation

vom Sinn und Nutzen des Fortschritts

Bahnsteig in der Innenstadt von Berlin. Oben an der Treppe stehen zwei Leute, Mann und Frau, Mitte dreißig. Er Windjacke über Wampe, sie Discounter-Jeans und Glitzersandälchen. Mann telefoniert phonstark:
also, ick steh jetz hier ohm uffm s-bahnhof und wir fahrn jetz nach polen, zijaretten koofen!
Das musste er verdammt nochmal ir-gend-je-mandem mitteilen! Außer der Frau neben ihm. Zum Glück ist das Handy inzwischen erfunden.

25 September 2011

Ankauf


Stimme im Kopf flüstert eindringlich: "Der nimmt auch beschissenes Silber!"
Die Souffleuse der fortgeschrittenen Zwangsvorstellung ist immer aktiv. Sie schläft nie.

24 September 2011

Gemetzel

Kürzlich war ich mit dem Patenkind, seinem Bruder und seiner Mutter auf Expedition über die Spielplätze Kreuzbergs. War ein Regentag, aber von sowas lässt sich der ehrlich Spielplatzinteressierte ja nicht abhalten.

Dabei wurden wir unfreiwillig Zeugen, wie ein paar räuberische Schnecken einen unbekleideten und wehrlosen Regenwurm überfielen und begannen, ihn aufzufressen.

Wie furchtbar! Wir wussten beim besten Willen nicht, wie wir das den Kindern erklären sollen, so viel schamlose Gewalt!

.... außer vielleicht mit "...naja, so ist das halt..."



Gruuu-huuu-huuu-sel! Diese brutale Natur ist so gemein!

23 September 2011

Benny

Benny der Papst und seine Freunde mussten gestern leider ohne mich auskommen. Ich hatte etwas ... hm ... wichtiges ... ? ... zu tun.

Hoffentlich haben sie mich nicht zu sehr vermisst.

22 September 2011

Americas Cup 2011

Der Große Bloguator™ hat mit dem Segeln aufgehört (die Segelgemeinde kennt die Details). Das heißt natürlich nicht, dass er sich nicht mehr dafür interessiert. Millionen deutsche Fußballfans können sich schließlich auch langweilige beknackte Aufführungen ansehen, bei denen sich 22 Männer benehmen wie ein Rudel junger Hunde - ohne in den letzten zwanzig Jahren selbst jemals in die Nähe eines Fußballs gekommen zu sein.

Tresenfußball vs. Tresensegeln 0:4!

Hier also Kommentare von einem, der nie auch nur annähernd Profi war, aber stolz auf 29 Jahre Erfahrung und ein abgeschlossenes Ingenieurstudium verweist.


Derzeit läuft also wieder der Americas Cup. Diese Veranstaltung war in den letzten Jahren immer nur so mittel-erfreulich.

Rückblende: Da saßen die wirklich allerbesten Segler der Welt, die Welt-Auswahl der absoluten Segelelite, hatten jahrelang trainiert und geübt und geprobt und kämpften sich dann mit riesigen behäbigen tonnenschweren Eimern ab, die etwa 90% ihres Gesamtgewichts als Ballast mit sich herumschleppten und ohne eine zwölfköpfige Mannschaft erst gar nicht bedienbar waren.

Die zwölf Köpfe hatten dabei die meiste Zeit nichts zu tun, zwei standen ausschließlich als Segelberater beim Steuermann herum und die übrigen mussten sich so verkriechen, dass sie dem Wind keine Angriffsfläche boten. Bei 20 Tonnen schweren Eimern. Die AmericasCup-Class war das Synonym für stolzierenden und mit Geld protzenden Anachronismus.

Dann ereignete sich vor etwa drei Jahren etwas merkwürdiges: Der mehrmalige Verlierer - aus den USA - erkämpfte vor Gericht - in den USA - das Recht, einen Teil der Regeln zu bestimmen. Die damaligen Verteidiger bestimmten den Ort der Handlung, der Herausforderer aber die Konstruktion des Bootes.

Der mehrmalige Verlierer und Herausforderer ORACLE mit dem Geld von Larry Ellison reanimierte die bereits einmal erfolgreich durchgeführte Idee, statt mit einem behäbigen tonnenschweren Einrumpf-Eimer mit einem gigantischen tonnenschweren Mehrrumpfboot anzutreten. Es war klar, dass dagegen der Einrumpf-Eimer keine Chance gehabt hätte. Hätte er auch gegen eine zeitgemäße Einrumpf-Konstruktion nicht gehabt, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Der Verteidiger ALINGHI mit dem Geld, das Ernesto Bertarelli von seinem Papa geerbt hat, jammerte noch eine Weile vor anderen Gerichten und baute dann ebenfalls ein gigantisches Mehrrumpfboot.

Dabei bestand er darauf, dass unbedingt ein Hilfsmotor zur Bedienung der Segeltechnik erlaubt sein sollte (als ich damals noch segelte hatte Wettsegeln mit Motoren nicht das geringste zu tun). Das führte dazu, dass der Herausforderer sein hypertechnisches Flügelsegel auch während der Fahrt bedienen konnte. Wäre sonst deutlich schwieriger geworden. Für den Verteidiger brachte diese seltsame Idee eigentlich überhaupt keinen Vorteil.

Als es endlich an das alles entscheidende Duell vor Valencia ging, wollte Ernesto Bertarelli, der Eigentümer des Verteidiger-Teams, das Boot unbedingt selbst steuern. Ein normaler Eigentümer eines Eishockey-Teams besteht ja auch darauf, auf dem Eis die Tore selbst zu schießen, statt das seinen Profis zu überlassen. Hauptberuflich ist Bertarelli Erbe eines beträchtlichen Vermögens, hatte auch schon mal ein Segelboot gesehen und durfte es zuweilen sogar steuern. Aus irgendeinem Grund wollte er sich mit einem der absoluten Segelgötter messen. Wie das ausgehen würde war eigentlich vorher klar. Die einzig logische Erklärung: Bertarelli wollte einfach verlieren. Wie sonst hätte er zeigen können, dass er sogar ein guter Verlierer ist? Genau: Nur so!

Er schaffte es, im ersten von zwei Rennen weniger als 30 Sekunden nach Beginn der Vorstart-Phase - also noch etwa viereinhalb Minuten vor dem Startschuss des eigentlichen Rennens! - einen Penalty verpasst zu kriegen. Im zweiten Rennen gelang ihm das sogar vor Beginn der Vorstart-Phase. Das war ein neuer und völlig einmaliger Rekord, der auf absehbare Zeit schwer zu schlagen sein wird: Niemand macht es bis heute einem Könner wie Bertarelli nach, bereits vor Beginn des Rennens mit samt seiner Vorstart-Phase Strafrunden zu kassieren.

Beide Rennen selbst verliefen dann jeweils ziemlich einseitig, weil die beiden Monster-Boote sehr unterschiedlich schnell waren. Es gab verschiedene Erklärungen dafür, aus Sicht der Großen Bloguators™ war die Ursache verhältnismäßig einfach zu ermitteln: Das Boot der Herausforderer war für einen Bereich von zwei bis drei Windstärken optimiert, das der Verteidiger für einen Bereich von drei bis vier. In den beiden Rennen herrschten selten mehr als zwei Windstärken. Zusammen mit der unfassbaren Vermessenheit des Milliardärssöhnchens Bertarelli führte das in die absehbare Niederlage des Verteidigerteams.

Als neuer Verteidiger bestimmt nun das Team ORACLE die Regeln und den Austragungsort. ALINGHI hat alle weiteren juristischen Auseinandersetzungen verloren und ist jetzt beleidigt. Der neue Verteidiger hat etliche Zöpfe abgeschnitten: Der neue Cup wird durchgängig auf Riesen-Katamaranen ausgetragen, auf denen ein Minimum an Mannschaft nunmehr ackern muss wie die Galeeren-Sklaven. Es werden neue und sehr experimentelle Regatta-Kurse abgesegelt. Und es wird bei fast jedem Wetter gestartet, wie man neulich in Plymouth sehen konnte.

Bei Böen über 30knoten wäre auch der Große Bloguator™ auf seiner kleinen schnellen 2-Mann-Jolle an die Grenze des Beherrschbaren gekommen. Umso bewundernswerter die Leistung der derzeitigen Americas-Cup-Teams auf ihren teuflischen Rennern.

Nach dieser kurzen Einleitung erst mal nur der Link zu den Filmen von der Zwischenstation des Cups in Plymouth. Wenn alles klappt sieht man nur die jeweiligen Full-Replay-Filme. Den ganzen übrigen Kram, belanglose Interviews und Zusammenschnitte mit dröhnender schlechter Musik, kann sich die geneigte Leserin und der interessierte Leser selbst zusammensuchen.

Und als Anreißer hier den Film vom zweiten Renn-Tag, wo es ordentlich zur Sache geht.




schade, Verlinkung allein zu den FullReplays krieg ich nicht so perfekt hin. Zwischen dem ganzen übrigen Kram, belanglosen Interviews und Zusammenschnitten mit dröhnender schlechter Musik, muss sich die geneigte Leserin und der interessierte Leser die interessanten Clips leider doch selbst auswählen. Wie gesagt, das Stichwort heißt "Full Replay".

20 September 2011

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft


Heute: Hanf

Wir befinden uns in nicht allzu ferner Zukunft, auf einem Planeten, den die ersten Besucher von der Erde "Frankensteins Zoo" getauft haben. Das hat mit den Eigenheiten des Planeten zu tun, die nicht in allen Punkten den menschlichen Erwartungen entsprechen. Die ersten Besucher von der Erde sind eine dreiköpfige
Raumschiffbesatzung bestehend aus dem Kapitän, dem Arzt und einem
Ingenieur, der nicht spricht.
Ein riesiger Schleimpilz liest Gedanken und formt mit seinem flexiblen Fruchtkörper zuweilen die vorgefundenen Phantasiebilder eins zu eins nach, ein unheimlicher Pantomime.

Im Zuge der ersten relativistischen Reise wird den ersten relativistischen Reisenden immer unklarer, ob dieser Planet und sein Sonnensystem nun zwölf oder hundertzwölf Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Oder irgendeine beliebige andere unüberwindliche Entfernung. Sie werden von Heimweh, Sehnsucht und einer gewissen schöpferischen Unruhe heimgesucht. Manchmal ist ihnen langweilig.




"Sagen sie, Käptn, ist das wirklich Hanf, was ich da draußen hinter dem Wäldchen gesehen habe?"

"Ja, Doc, wieso?"

"Warum sagen sie mir nichts davon? Haben sie den hier gefunden?"

"Wieso?"

"Das ist eine Revolution - wenn es hier genau denselben Hanf gibt wie auf der Erde. Dann muss es irgendeine Verbindung geben von hier zur Erde, zwölf Lichtjahre. Wo haben sie den gefunden?"

"Nirgends. Der ist nicht von hier."

"Nein?"

"Nein."

"Sondern? Warum pflanzen sie ihn dann an? Sind sie wahnsinnig?"

"Ich? Nicht mehr als jedes andere Besatzungsmitglied. Ich habe einen Test bestanden. Wie sie."

"Sie können doch den Planeten nicht mit Exoflora von der Erde kontaminieren!"

"Mit was?"

"Mit fremden Pflanzen! Schlimmm genug, dass wir hier sind, schon das ist ein Eingriff in das Ökosystem. Sie müssen völlig wahnsinnig sein! Und nur weil sie kiffen wollen! Der Wein reicht wohl noch nicht?"

"Kiffen? Wie kommen sie darauf? Ich will doch nicht kiffen!"

"Wofür sonst sollten sie Hanf brauchen? Haben sie zuviel freie Zeit? Wollen sie sich ein leinenes Leibchen häkeln, aus möglichst groben kratzigen Fasern?"

"Ich? Nein."

"Was dann? Was!?! Denn!?! Dann!?!"

"Ich mag den Geruch."

"Den Geruch? Das ist alles?"

"Das erinnert mich an meine Jugend. An die Schulzeit. Wenn wir am See am Lagerfeuer gesessen und gekifft haben, mit der Clique."

"Also doch! Und jetzt kiffen sie nicht mehr? Das soll ich glauben?"

"Die anderen haben gekifft. Ich nicht. Ich habe mir geschworen, dass ich nichts anfage, wofür ich rauchen muss. Da zählte das Kiffen dazu."

"Die anderen haben gekifft und sie nicht? Wie lange kann das gutgegangen sein? Zu der Clique haben sie nicht lange gehört, oder? Die haben so einen Langweiler sicher bald verstoßen, oder?"

"Keineswegs. Das waren Kiffer - so kleinlich waren die nicht."

"Und sie, als einziger nüchterner unter lauter Bedröhnten? Das ist doch immer furchtbar, über keinen Witz kann man mitlachen, weil das für nüchterne Menschen überhaupt nicht lustig ist."

"Na, sie kennen sich ja doch ganz gut aus, Doc."

"Vielleicht."

"War für mich jedenfalls nicht so schlimm, ich habe mich an die berauschenden Getränke gehalten und war zufrieden."

"Zufrieden."

"Ja. Immerhin habe ich so den Raumfahrer-Test bestanden: Nicht das geringste bisschen Droge in den Haaren, weil ich eben nie welche genommen hatte. Für einige sehr hoffnungsvolle Talente war das das Ausschlusskriterium, Drogentest positiv, noch Jahre nach dem letzten Konsum. Zack - und weg! Haaa haaa haaa, diese schmierigen Streber, die immer den Alpha-Rüden hinterher gehechelt sind, dem dröhnenden Chef ihrer Clique stets zu Diensten. Schleimscheißer!"

"Käptn?"

"Nichts für ungut, ich bin nicht schadenfroh. Fast nicht. Ich habe den Test jedenfalls bestanden."

"Und der Hanf da draußen?"

"Ich schätze den Geruch."

"Den Geruch?"

"Haben sie ein Problem mit den Ohren Doc? Damit sollten sie einmal zum Arzt gehen ... oh, hier sind sie ja der Arzt!"

"Käptn! Was ist mit dem Geruch?"

"Ich schätze den Duft. Das erinnert mich an frühere Zeiten, angenehme Erlebnisse, meine Jugend, dann kann ich mich entspannen, in den Horizont sehen und brauche gar keine Drogen."

"Außer dem Chardonnay."

"Der zählt nicht als Droge."

"Aber sie hätten die Hanfsamen zum Verbrennen doch im 3D-Erzeuger herstellen können! Völlig ohne Kontamination."

"Das ist nicht dasselbe. Wenn er natürlich wächst, dann kann man den Pflanzen dabei zusehen. Zuerst ist man gespannt, bis überhaupt etwas aus der Erde schaut, dann kann man sich jeden Tag darüber freuen, dass die Pflanze ein wenig größer geworden ist. Irgendwann wird bedächtig geerntet. Das ist ein großer Erfolg."

"Sie meinen, dass sie so eine Art Zen-Mediation daraus machen?"

"Mit Zen kenne ich mich nicht so aus. Meditation: Wahrscheinlich schon."

"Aber die Kontamination! Sie bringen fremde Pflanzen hierher! Wissen sie, was auf der Erde allein durch den Transport von Pflanzen und Tieren zwischen den verschiedenen Kontinenten passiert ist?"

"Kennen sie den Schmetterlingseffekt?"

"Bitte? Was soll der hier?"

"Es gibt dazu zwei Theorien."

"Seit wann?"

"Immer schon. Bekannt geworden ist irgendwie nur die eine: Dass etwa der Flügelschlag eines Schmetterlings in China eine winzige Luftbewegung auslösen kann, diese Luftbewegung eine Wolke, die Wolke einen Sturm und dass der Sturm Wochen später Wolkenbrüche in Europa verursacht. Der Schmetterlingseffekt in dieser Bedeutung besagt also, dass der winzige Flügelschlag des Schmetterlings in China eine gewaltige Wetterkatastrophe in Europa auslösen kann."

"Ja, kannte ich. Worauf wollen sie hinaus?"

"Die andere Theorie sagt das Gegenteil: Dass ein vergleichsweise kleines Ereignis wie der Lufhauch eines Schmetterlingsflügels durch die Größe der Umgebung einfach gedämpft wird, und zwar bis zur Bedeutungslosigkeit. Dass der Flügelschlag des Schmetterlings schon nach einem halben Meter gar nichts mehr verändert."

"So? Sagt sie das?"

"Welche These wirkt auf sie wahrscheinlicher?"

"So wie sie es darstellen, die zweite."

"Sehen sie?"

"Ich sehe gar nichts. Haben sie mal davon gehört, was passiert ist, als die Europäer Katzen und Hunde auf die Südseeinseln importiert haben?"

"Ja, naja, habe ich."

"Nach kurzer Zeit waren alle bodenbrütenden Vögel ausgerottet. Auf derartige Fressfeinde waren sie einfach nicht eingerichtet. Wo ist da ihr Schmetterlingseffekt, zweite These?"

"Na, immerhin, wenn die Katzen und Hunde nichts einfach Jagdbares mehr finden, wenn ihnen die Nahrungsgrundlage fehlt, dann verschwinden sie wieder..."

"Aber die ausgestorbenen Kiwis sind dann immer noch ausgestorben, oder?"

"Schon, ja, schon."

"Also?"

"Sie müssen sich keine Sorgen machen, Doc."

"Käptn! Und ob ich mir Sorgen mache! Und ob! Sehr wohl mache ich mir Sorgen!"

"Kein Grund dazu: Mein Hanf ist unfruchtbar."

"Unfruchtbar? Sind sie da sicher?"

"Bin ich. Ich habe einen gewählt, der steril bleibt. Und die hiesigen Insekten mögen ihn auch nicht."

"Das haben sie kontrolliert?"

"Klar: Ich habe eine Kamera aufgestellt und eine Beobachtungssoftware installiert. Selbst die famosen hirnlosen Tiere rühren ihn nicht an. Fast schon erstaunlich. Aber es funktioniert."

"Das war ein großes Risiko, Käptn!"

"Aber es funktioniert!"

"Ach, ja, das war der eigentliche Grund, weshalb ich sie darauf ansprach..."

"Warum? Alles in Ordnung! Was kann denn jetzt noch sein?"

"Ich habe vorhin gesehen, wie sich der telepathische Schleimpilz über ihre Plantage hermacht."

"Was?"

"Er fräst eine Schneise."

"Was? Mein Hanf!"

"Offenbar weidet er ihn ab."

"Aaaaah! Mein Hanf! Wissen sie, wie lange ich dafür gebraucht habe?"

"Keine Ahnung. Kann nicht sehr lange dauern, bis so eine Pflanze wächst. Ein paar Tage?"

"So viel Geduld habe ich nicht! Mein Hanf! Sie haben mir das eingebrockt!"

"Wieso ich?"

"Sie haben ihren telepathischen Schleimpilz auf meinen Hanf gehetzt! Sie!"

"Ich habe nur gedacht, dass es doch sehr interessant wäre zu wissen, was der geheimnisvolle Pilz mit einer Pflanze macht."

"Und der Pilz liest ihre Gedanken und stürzt sich auf meine Plantage!"

"Ich konnte doch nicht wissen, dass das ihr vollkommen unsinniger Exo-Hanf ist."

"Und jetzt?"

"Ich weiß es nicht. Aus dem Schleimpilz kommt bisher nichts wieder raus."

"Was bedeutet das?"

"Ich habe keine Ahnung, was er damit macht."

"Und jetzt?"

"So etwas haben sie nicht vorhergesehen, oder?"

"Dass sie ihren telepathischen Schleimpilz darauf hetzen? Nein!"

"Dass doch irgendeine Kreatur ihren Hanf verzehrt."

"Ich hatte alles bedacht! Ich habe Sicherheits­vorkehrungen!"

"Dafür nicht."

"Doch!"

"Offensichtlich nicht."

"Ich konnte doch nicht ahnen, dass..."

"Kennen sie das Problem mit der Kernkraft?"

"Was hat das hiermit zu tun? Lenken sie nicht ab! Kernkraft ist historisch!"

"Die Konzerne behaupteten damals immer, dass sie für jede denkbare Situation eine Sicherheits­vorkehrung hätten."

"Hatten sie aber nicht."

"Genau: Hatten sie nicht. Es traten nämlich regelmäßig Situationen ein, an die bis dahin niemand gedacht hatte. Überaus unwahr­scheinliches Material­versagen, Natur­katastrophen, oder schlicht menschliche Dummheit."

"Mein Hanf ist kein Kernkraftwerk!"

"Mag sein. Immer wenn eine sehr unwahrscheinliche, eigentlich gar nicht vorstellbare Katastrophe doch eingetreten war, traf man Vorkehrungen gegen genau solch ein Unglück. Welches sich dann aber nie wieder ereignete. Rausgeworfenes Geld also. Dafür kam ein anderes, ebenfalls sehr unvorstellbares Ereignis. Nichts zu tun wäre verant­wortungslos gewesen. Genauer gesagt: Es hätte die tatsächlich vorhandene Verantwortungs­losigkeit nur deutlich offenbart. Also tat man irgendetwas. Bis das nächste Unglück kam. Gegen das man im Nachhinein auch wieder eine Sicherheits­vorkehrung einrichtete. Dadurch verteuerte sich aber die Energie. Irgendwann gelangte man zu der naheliegenden Einsicht, dass es gegen unvorstellbare Ereignisse keinen planbaren Schutz geben kann. Die einen lebten dann ohne den Schutz und mit den Katastrophen, die anderen ohne Kernkraft und ohne atombedingte Katastrophen. Aber das ist heute ja zum Glück vorbei."

"Trotzdem ist mein Hanffeld keine Atomanlage!"

"Ich bin gespannt, was der Schleimpilz daraus macht. Sehr gespannt."

"Ich bringe ihn um, ihren Schleimpilz!"

"Da bin ich gespannt."

"Wieso?"

"Er kann ja auch ihre Gedanken lesen, nicht nur meine. Er hat sich noch nicht durch ihr ganzes Feld gefräst, wenn sie sich beeilen können sie vielleicht noch einiges retten."

"Ich bringe ihn um, ihren Schleimpilz!"

18 September 2011

Eigene Nase fassen

Wenn alle, die im letzten Jahr im Flugzeug gesessen haben, brav zu Hause blieben, dann wären unsere Demos gegen Fluglärm sicher sehr schlecht besucht.

17 September 2011

Enge im Gedränge

Beispielsweise Musikveranstaltung im LIDO

"Wenn du mich schon dauernd knuffst musst du mir auch deinen Namen sagen."

"Oh, das tut mir schrecklich leid! Entschuldigung!"

"Deinen Namen!"

"Das war keine Absicht! Wirklich!"

"Ich habs ganz gerne, wenn ich geknufft werde. Aber ich weiß auch gerne, von wem. Jetzt musst du mir deinen Namen sagen."

"Bitte, das ist so voll hier ... ich bin untröstlich! Verzeihung!"

"Den Na-men!"

"Patrizia."

"Das ist eine Rosensorte. Ich wollte deinen Namen."

"Fabia."

"Schön, jetzt weiß ich, was für ein Auto dein Papa fährt. Und jetzt deinen Namen?"

"Sandrine."

"Aha? Sandrine!"

"Ja."

"Möchtest du mich weiter knuffen, Sandrine?"


14 September 2011

Ungeschick

Irgendwelche Dödel haben es am Wochenende doch tatsächlich geschafft, die Scheibe unserer Büroküche von außen einzuwerfen. Unser Büro liegt im zweiten Stock.

Da muss man überhaupt erst mal rankommen. Blödmänner!



Ist übrigens eine interessante Verbundfenster-Konstruktion, die man da sieht, Doppelscheiben in zweiteiligen hölzernen Flügelrahmen.

09 September 2011

Krach

Ich wünsche mir Krach
ohrenbetäubenden Lärm
atemberaubenden Radau

der einem das Herz stehen lässt
weiße Flecken vor den Augen macht
und das Blut zum Schäumen bringt

aus einer Anlage
mit Lautsprechern in Hochhausgröße
bis zum Anschlag aufgedreht

wo bei den Bässen
das Licht in meinem ganzen Wohnblock flackert
wo einem wenn man sich davor stellt
das Haar nach hinten weht

wo die Sonne sich verfinstert
die Wolken vom Himmel fallen
der Regen waagerecht regnet
und Moskitos und Wespen
einfach platzen
wie die Köpfe der Außerirdischen
in Mars Attacks!

wo die Nachbarn an ein Erdbeben glauben
oder einen Vulkanausbruch im Treppenhaus
wo eine gigantische Welle von Geräusch
einen packt und trägt und mitschleift
und fünfzehn Meilen landeinwärts wieder absetzt
leicht beschädigt
aber glücklich

wo Geschirr und Bücher und selbst Tischdecken
über Tische wandern bis zum Rand
wo sich
an den Wänden fest verschraubte Gegenstände
lösen und zu Boden fallen
und wo das alles ganz egal ist
 
weil es endlich einmal
genau der Krach ist
den ich mir wünsche.


... hm?


Na, beispielsweise so:

Violence - Blink 182

08 September 2011

Technik

Ich fürchte fast, Technik Skeptik wird eine neu Rubrik. Na, vielleicht auch nicht.

Letztes Wochenende war ich in einem Leihwagen vom großen Autokonzern aus dem deutschen Südwesten unterwegs. Das Autochen war ein kleiner Transporter, fuhr gut, hatte keinen überflüssigen Schnickschnack und erfüllte seinen Zweck. Im Großen und Ganzen. Es gab nämlich eine anstrengende Seltsamkeit: Die Innenraum-Beleuchtung.

Seit einigen Jahren geht die Innenbeleuchtung bei Autos nicht mehr einfach an, wenn die Tür auf ist, und aus, wenn die Tür zu ist. Sondern.

Sondern es gibt so seltsame Ein- und Ausblend-Effekte. Das kennt man aus der Musik, und auch da war es schon nervig: Fade-Out statt einfach Schluss. Ein- und Ausblend-Effekte mögen eine theoretische Grundlage haben - wo auch immer die liegt - aber genau betrachtet sind sie bestenfalls überflüssig. In diesem Fall nicht nur das, sondern sie stören bei der Nutzung des Fahrzeugs.

Das Innenlicht eines gewöhnlichen PKW hat meist drei Schalterstellungen: Dauer-Ein, Aus und Tür-abhängig. Wo es keine sinnvolle Beschriftung gab, konnte man früher ganz leicht herausfinden, wie der Schalter funktioniert: Durch Türöffnen. Tür auf → Licht an. Tür zu → Licht aus. So war das früher. Heute nicht mehr.

Heute muss man erst eine, zwei, fünf oder fünfzehn Minuten warten, bis nach dem Türschließen das Licht allmählich aus geht. Oder auch nicht. Dann kann man die andere Schalterstellung probieren. Und dann die dritte. Und das Abziehen des Zündschlüssels ändert am Licht überhaupt gar nichts. In dieser Zeit hat man aber auch die Batterie locker abgeklemmt und ist dann wenigstens ganz sicher. So weit wollten wir beim geliehenen Auto nicht gehen, waren aber kurz davor.

Noch besser - im Sinne von: "Unvorstellbar dämlicher in kaum beschreiblichem Ausmaß" - war aber die Leuchte des Laderaums.

Der Laderaum beim bewussten Fahrzeug hat keine Fenster. Dadurch kann man weder durch einen Innenspiegel nach hinten sehen, noch den üblichen Radfahrerblick anwenden, sondern muss sich auf die Außenspiegel verlassen - das Fahren wird erheblich gefährlicher, dafür spart der leasende Unternehmer nochmal gute 20 Euro für zwei einfache Scheiben. Diese Ausstattung ist beim gewerblichen Kastenwagen heute nämlich üblich, solche fahren hier in der Stadt tausende. Aber beim Betätigen von jedem Schalter, Türgriff oder Schloss hört man irgendwo unter dem Blech einen Stellmotor summen. Für vierzig Stellmotoren hat beim Hersteller die Kohle doch gereicht und der Käufer kann sie beim Erwerb auch nicht weglassen.

In den Laderaum kann man also von außen nicht hinein sehen. Als abends das Licht wieder einmal nicht verlöschen wollte, fragten wir uns irgendwann: Wie? Also: Wie mache ich das Licht aus - wo ist der Schalter? In einem übersichtlichen Laderaum mit nackten ungepolsterten Blechen sollte ein Schalter nicht schwer zu finden sein. Dachten wir.

Nach nur einer Viertelstunde der Suche im Betriebshandbuch stellte sich heraus: Der Schalter ist im Führerhaus. Von dort aus kann man ebenfalls nicht in den Laderaum sehen. Der Schalter verfügte sogar über eine Kontroll-Leuchte - die aber wiederum nicht einfach mit Ein und Aus verknüpft war, also, im erwarteten Sinne: Laderaum-Licht ein → Kontroll-Leuchte an, Laderum-Licht aus → Kontroll-Leuchte aus. Sondern es gab keinen erkennbaren Zusammenhang. Vielleicht hätten wir uns nur eine Dreiviertelstunde in den geschlossenen Laderaum setzen müssen um zu erkennen, dass das Licht doch irgendwann aus geht. Zugegeben: Haben wir nicht getan. Sondern lästern hier.

Wir fassen zusammen: Mercedes baut ein Auto, bei dem ein einzelner Fahrer kaum herausfinden kann, ob die Laderaum-Beleuchtung am nächsten Morgen die Batterie leer gesaugt haben wird oder nicht.

Wenn man mich fragt, würde ich schätzen, dass die entsprechende ENTWICKLUNGSABTEILUNG INNENRAUMBELEUCHTUNG beim Hersteller so um die hundert bis zweihundert Leute umfasst. Außerdem würde ich schätzen, dass alle anderen Hersteller genauso unfähige Entwicklungs-Abteilungen haben, bzw. ausschließlich aus so unfähigen Abteilungen bestehen. Aber ich wollte ja ohnehin weniger Autofahren. Freuden des Fortschritts!

07 September 2011

Wahrnehmung

Eines der Lieblingswörter des Großen Bloguators™ ist ja Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom: Weil es so viele Silben hat, so schön fremd und ansprechend kompliziert klingt und einen Makel beschreibt, von dem die meisten Menschen in der Umgebung des Großen Bloguators™ regelmäßig befallen zu sein scheinen sind. Eines der wichtigsten Wörter, um die real existierende Wirklichkeit zu beschreiben also.

Hier befassen sich Forscher mit Wahrnehmungsdefiziten und - in überraschender Ergänzung - mit der Tatsache, dass viele Menschen diese ihre eigenen Wahrnehmungsdefizite rundheraus bestreiten:



Im vorliegenden Fall wird ein Passant nach dem Weg befragt und bemerkt nicht, dass er jemand ganz anderem antwortet als dem, der ihm die Frage gestellt hat.

Ein sehr boshaftes, aber auch schönes Experiment - der Große Bloguator™ wünscht, die Idee wäre von ihm.

Die auf der Webseite vorgestellten Experimente leben aber teilweise von der bewussten Täuschung: Nämlich der Veränderung im Detail. Beim oben gezeigten Film etwa ist ja der Passant völlig arglos, kennt den Fragesteller erst seit drei Sekunden und die beiden Schauspieler haben eine gewisse Ähnlichkeit.

Immerhin wäre interessant zu sehen was passiert, wenn ein Mann durch eine Frau ersetzt wird (Forschungsbeitrag aus dem Thinktank Goldfischglas).

Hier ein weiteres simples Experiment, welches eben auch die Schwäche des Experiments und die Schwäche der These verdeutlicht: Wer die Veränderung nicht erwartet, wird sie weniger wahrscheinlich wahrnehmen und hinterher eher seiner eigenen Wahrnehmung vertrauen als Behauptungen fremder Leute (tut jedenfalls der Goldfisch).



Mit anderen Worten: Menschen lassen sich täuschen. Diese Erkenntnis ist so neu nun auch wieder nicht. Schade.

06 September 2011

Aus gegebenem Anlass


... aus gegebenem Anlass weise ich hier außerdem auf das famose Skizzenblog vom Herrn Claus Ast hin, der mir erlaubt hat, diese treffende Illustration einer Gemütslage hier im Blog zu verwenden.

Zurückmeldung

So, bin wieder zurück von einem weiteren wunderbaren Ausflug ins Segelparadies: Es war so hammermäßig wie bisher jedes mal. Aber jetzt bin ich wieder da. Kann dann hier weitergehen, eigentlich.

Atmosphärische Aufnahme, Umgebung

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