31 Dezember 2008

Ängste

Angst kann man vor allem möglichen haben. Es gibt für die verschiedensten Ängste lustige Namen: Etwa Arachibutyro­phobie, die Angst, dass Erdnussbutter am Gaumen kleben bleibt - das muss schrecklich sein, führt im Extremfall womöglich sogar so weit, das man gar keine Erdnussbutter mehr essen kann. Dass man andere Leute vom Erdnussbutter­essen abhält. Dass man im Supermarkt vor den Erdnussbutter­gläsern randaliert und gewalttätig werden muss. Schlicht: Dass man verrückt wird.

Es soll aber auch die Angst vor Grün geben. Also einfach vor der Farbe Grün. Stelle ich mir schwierig vor, wenn man sowas hat und bei der Polizei arbeitet, oder als Gärtner. Der Weihnachts­baum­fach­handel bleibt einem damit auch für immer versperrt. Tja. Schade.

Ich selbst habe Angst davor, dass Sachen ins Klo fallen könnten. In meinem Bad gibt es so eine Ablage hinten über dem Klo. Da liegt allerlei drauf: Rasierer, Nagelschere, Wäscheklammern, Seifenblasen­maschine, manchmal auch die Brille, sprich: Sehhilfe. Bei unglücklicher Verkettung der Ereignisse, zum Beispiel leicht ungeschickter Motorik in Tateinheit mit geöffnetem Deckel, könnte eine dieser Sachen ins Klo fallen. Sowas ist eklig. Und deshalb habe ich Angst davor.

Weiß wenigstens jemand den Namen für diese Angst?

29 Dezember 2008

Easy Gruseling

Huh-huh-huuuuh! Wer sich wieder mal gruseln möchte wie in Kindertagen, gibt sich das hier: Ray Conniff, seine fabulösen Singers und sein Orchestra vergewaltigen hier einige der bekanntesten Klassiker der klassischen Musik, zuerst schon mal das erste Klavierkonzert vom Tschaikowski und gleich hinterher das Aus der neuen Welt¹ von Dvorak ... daran kann ich mich noch erinnern, dann habe ich das Bewusstsein verloren...


Aaargh! Schwanensee! mitderhandgegendiestirnschlag Schwanensee! elenderklugscheißer Nix neue Welt! Schwanensee! schwerengegenstandfürgegendiestirnsuch Schwa-nen-see! Aaaargh!





¹ kriegt so gleich einen ganz anderen Klang: "Das Aus der neuen Welt"
Hm? Och, nur so...


² Wer sich für das Aus der neuen Welt interessiert - ich hab hier noch eine seriösere Quelle gefunden:
I: Adagio - Allegro Molto II: Largo III: Scherzo - Molto vivace IV: Allegro con fuoco

Peak

Im Verlauf des Jahres unterhielt ich mich verschiedentlich mit Bekannten über die wirtschaftliche Entwicklung. Es ist ja angeblich so, dass man immer nur eins haben kann: Wohlstand oder Umweltschutz - nach Aussage unserer Politiker, die wiederum wortwörtlich die Meinung der Unternehmer verbreiten, schließt sich das gegenseitig aus. Man *kann* *einfach* *nicht* *beides* *haben*: Wohlstand und Umwelt. Tss tss, so was dummes auch nur zu wünschen, tss tss...

Insofern sah man mit Genugtuung, dass das Öl immer teurer wird. Ja, ja, Heizen wird damit wohl auch teurer. Und plötzlich lohnt sich Wärmedämmung, oder auch simples Mitdenken. Heißt: Wenigstens die Hersteller von Wärmedämmung - und von Mitdenken - werden wohl doch wohlhabender, gerade wegen des unerwünschten Umweltschutzes, den die Verteuerung mit sich bringt.

Stichwort für die ganze Entwicklung war "Peak Oil". Damit ist gemeint, dass irgendwann ein Maximum an Ölförderung erreicht ist, von wo ab es so nicht weiter geht.

Dem großen Bloguator, der in einer Stadt lebt, ist seit langem der Individualverkehr, insbesondere der Autoverkehr, ein Dorn im Auge: Allgemein diffus wegen "Umweltschutz", aber ganz konkret, weil durch den Verkehr die Bewegungsfreiheit jedes einzelnen in der Stadt dramatisch eingeschränkt wird. Nur haben sich alle dran gewöhnt. Und ein Auto ist ja auch ganz schön - so lange man drin sitzt und die Autobahn nicht vor dem eigenen Balkon hat. Und so lange sich immer ein Parkplatz findet, der nur die anderen nervt.

Im Zuge der derzeitigen Krise scheint sich jetzt auch ein "Peak Car" herauszubilden. Tragisch für alle, die immer noch von der Herstellung von Autos leben müssen: Weil ihren Firmenbossen in sechzig Jahren absolut nichts besseres eingefallen ist, als antiquierte Blechdosen zu optimieren, bei denen man 1600kg an jeder Ampel in Bewegung setzt und an der nächsten wieder zum Stehen bringt, wenn man einen Menschen von vielleicht 80kg transportieren will. Wobei sich alle darüber freuen, wie sehr sich mit so einem Fahrzeug heute Sprit sparen lässt.

Eienr der größten Erfolge der Autoindustrie war es ja, dem Publikum einzureden, dass das einzig nachteilige am Auto das ist, was aus dem Auspuff kommt. Und im Grunde die einzigen Kosten sind demnach die für den Sprit.

Mal sehen, ob wir schon am Peak Car sind oder erst demnächst, aber ich würde das begrüßen.

Ich bin auch keine Zielgruppe

Kannte ich bisher nicht - kann ich mich aber voll mit identifizieren. Ja:


Noch Fragen?

25 Dezember 2008

Stille Nacht revisited

Es ist so schön friedlich.

Wer heute, am Abend des 25.12., durch Prenzl'berg² geht, findet leere Straßen vor: Die Pornobrillen-Öko-Schwaben sind anscheinend bei Mama. Das ganze hippe Auskenner- und Abcheckergesocks, das sonst die Gegend um die Danziger Straße verstopft, ist heute zu Hause - wo immer das sein mag. Egal, Hauptsache nicht hier.

So tritt man sich zum Glück nicht auf die Füße: Während der Berliner verzweifelt versucht, der aufmerksamen Zuwendung seiner Eltern zu entkommen ("Sorry, ich hab da noch eine Einladung - neee, tut mir leid, kann ich auf keinen Fall absagen, reist morgen nach... äh... nach ... äh... Neuseeland...") und dann in ein Kino oder eine Bar schleicht, suchen die Hipster-Lemminge anscheinend die heimische Nestwärme um vom Vermehrungs­­erfolg, oder von welchem auch immer, zu künden.

Die Straßen sind weitgehend leer, wie in den Jahren vor der großen Invasion, oder wie in den Bezirken, deren Amüsier-Qualität sich nicht bis zu den Zahnarzttöchtern nach Tübingen und den Professorensöhnchen aus Münster herumgesprochen hat¹.

Heute ist es fast wie ... früher. Hin und wieder trifft man auf der Straße Eltern, die in breitem Berlinisch ihren Nachwuchs zur Schnecke machen oder gegenseitig wegen unerheblicher Kleinigkeiten gnadenlos aufeinander einhacken. Was, wenn nicht das, ist Heimat?

Die Zeitungsverkäufer in den Öffentlichen sprechen ebenfalls mehrheitlich einheimischen Akzent - jedenfalls kein Schwäbisch, zu dem sie einen penetrant belehren, das sei Badisch.





¹ jaja, schon klar, bevor sich wieder einer beklagt: Münster ist nicht so richtig Schwaben. Schwabe ist in Berlin derselbe Menschenschlag, den der Münchner als Saupreiß bezeichnet. Geht dabei auch nur um die Bezeichnung einer unsympathischen zugewanderten zahlungskräftigen Bevölkerungsgruppe, die einem mutwillig auf den Keks geht und alles besser weiß - DAS können nun wirklich WIR am besten.
² ja, genau dieses Prenzl'berg

23 Dezember 2008

Einkauf heute

Nicht dass es irgendwie wichtig wäre, aber: Wenn man heute in so einen modernen freistehenden Supermarkt geht, sucht man zuerst die Einkaufswagen. Und stellt dann fest: Die stehen draußen, auf dem Parkplatz. Man ist dran vorbei gelaufen.

Genauer betrachtet: Man ist nicht dran vorbei gelaufen - weil der Weg eines Fußgängers nicht dran vorbei führt. Wohl aber der eines Autofahrers - der vom Parkplatz kommt. Der Fußgänger, der direkt von der Straße kommt, soll einen Umweg machen, wenn er denn unbedingt einen Einkaufswagen braucht. Jedenfalls ist das bei den LIDLs so, die in letzter Zeit hier aufgemacht haben.

In den Zeiten der optimierten Wege kann das kein Zufall sein. Die Verkaufsstrategen haben inzwischen über alles nachgedacht, alles ist geplant: Welche Waren sich wo befinden, welches Preissortiment in welcher Höhe im Regal steht, wo im Laden das Frischfutter hin kommt, in welcher Richtung der Einkaufsweg sich dreht, welche Süßwaren man in der Quengelzone direkt vor der Kasse findet.

Aber Fußgänger sollen ein Umweg machen, wenn sie einen Wagen haben wollen. Autofahrer nicht. Irgendwann merkt man: LIDL will gar keine Fußgänger als Kunden.

Wer genau hinsieht erkennt, dass dort die Fußgänger noch nicht mal einen ordentlichen Zugang von der Straße haben. Bestenfalls ein Loch im Zaun, das muss genügen. Mit dem Auto bekommt man eine beleuchtete Schranke, kleine Schwellen, sogar Stahlringe um die Laternenen, damit die sich den Autos nicht zu schnell in den Weg werfen.

Aber immerhin: Es gibt auch keinen Fahrradständer, wozu auch? Fahrradfahrer können bestimmt genauso wenig wegtragen wie Fußgänger, die sind als Kundschaft uninteressant, wenn nicht sogar lästig. Solchen Schmarotzern muss man das Leben nicht auch noch erleichtern.

Das ist dann fast schon Demokratie, wenn alle unprofitablen Minderheiten gleich herablassend behandelt werden. Demokratie nach LIDL-Art. Andere Supermärkte sind aber wohl ähnlich.

Nur so eine Beobachtung - nicht, dass es wichtig wäre.

22 Dezember 2008

Teile Vorurteile

- eine folgerichtige Geschichte -

ein Gerücht, aus der Erinnerung, und nicht besonders sorgfältig recherchiert

In Japan gibt es eine Bahn, die einen Berg hinauf fährt.
Weil der Berg steil ist, verläuft der Weg in Serpentinen.
Weil dort wenig Platz ist - Japan - gibt es an den Wendepunkten keine Kurven. Statt dessen fährt der Zug auf ein totes Gleis, eine Weiche wird umgelegt und er fährt in der Gegenrichtung wieder los, weiter den Berg hinauf. Der Zug hat daher zwei Führerstände, an jedem Ende einen.

Aus Sicherheitsgründen - Japan - müssen immer beide Führerstände mit einem Lokführer besetzt sein. Damit man ihn erkennt, und als Zeichen seiner Position, trägt der Lokführer eine schicke Uniform, gebügelt, mit Mütze und weißen Handschuhen.

Weil in Japan Hierarchien wichtig sind, gibt es einen ersten Lokführer und einen zweiten. Der erste Lokführer hat die Aufgabe, den Zug in Fahrtrichtung zu führen. Der zweite Lokführer sitzt im anderen Führerstand, am jeweiligen Zugende, zur Sicherheit. Dort hat er im Regelfall nichts anderes zu tun, als die entschwindende Landschaft aufmerksam zu betrachten.

Weil in Japan Hierarchien wirklich wichtig sind, wird an jeder Kehre gewechselt: Der erste Lokführer hat nämlich die Aufgabe, den Zug immer in Fahrtrichtung zu führen. Daher der Wechsel: Beim Halt steigt jeder der beiden Lokführer aus und geht zum anderen Führerstand am ihm zustehenden Zugende. Dann fährt der Zug weiter bis zur nächsten Kehre. Dort erfolgt der nächste Wechsel.

Weil im zuverlässigen Japan Posten möglichst lebenslang besetzt werden, kann es so vorkommen, dass jemand nahezu sein ganzes Leben lang als zweiter Lokführer rückwärts fährt. Und zwar so lange, bis der Posten des ersten Lokführers frei wird und er aufrückt.

Bis da hin kann er nur aufmerksam der Landschaft beim Entschwinden zusehen und hoffen, dass wenigstens einmal etwas aufregendes passiert.



So weit das Gerücht über die Verhältnisse in Japan. Ich war noch nie dort.

21 Dezember 2008

Robert

Und bevor mich jemand daran erinnern zu glauben muss: So weit reichts grade noch, bis zu diesem Gedicht von Robert Gernhardt, in Anlehnung nach Kuno von Hoffmanstal. Wie ging das gleich noch? Ah, Gugel weiß:

Terzinen ueber die Vergesslichkeit

Noch spür ich ihren Dingens auf den Wangen,
Wie kann das sein, dass diese nahen Tage Dings sind,
für immer fort und ganz vergangen?

Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt
Und viel zu kommnichtdrauf, als dass man klage,
Dass alles gleitet und vornüberrinnt.

Und dass mein eignes ... Na! durch nichts gehemmt
Herüberglitt aus einem Kind?
Ja, Kind, Mir wie ein Hut unheimlich krumm und fremd.

Dann: dass ich auch vor Jahren hundert war
Und meine Ahnen, die im roten Hemd
Mit mir verdingst sind wie mein eignes Haar.

So dings mit mir als wie mein eignes Dings.


Genau.

20 Dezember 2008

Grüße aus...

einem Stadtteil von Mayen

Nein, es liegt nicht am Alter, Alter!

Im übrigen stelle ich derzeit eine kleine Schwäche fest: Das Gedächtnis. Nein, ich bestreite, dass es am Alter liegt!

Also: Zur Zeit vergesse ich immer irgendwas. Genau, das passiert jedem mal, aber hier handelt es sich um jahr-zehn-te-lang geübte Routinevorgänge.

Bevor wieder irgendwer mit so einem blöden Stöckchen kommt: Wenn ich aus dem Haus gehe nehme ich immer - IMMER! - ein paar Sachen mit. Den Schlüssel - das Geld - das Telefon. Telefon erst seit ca. 8 Jahren. Im Winter außerdem ein paar obligate Kleidungsstücke: Jacke - Mütze - Schal.

Aber seit ein paar Tagen vergesse ich immer irgendwas. Dann muss ich wieder raufrennen, zurück in die Wohnung. Dazu hat man aber in den seltensten Fällen Lust. Insbesondere dann, wenn man schon ein wenig spät dran ist, wie Der Große Bloguator™ eigentlich immer.

Vorwärts immer - rückwärts nimmer!

Irgendwas fehlt jedenfalls in letzter Zeit ständig, irgendein blöder Routinegegenstand: Mal das Telefon, mal der Schal, mal das Geld.¹

Kann mir das irgendwer erklären? Lesen hier zufällig Psychologen mit brauch-/anwendbaren Kenntnissen mit? Ich möchte 1. wissen, woran das liegt und 2. wie man das abstellt. Danke.





¹ nun ja, zugegeben, das Phänomen existiert schon seit längerer Zeit bezüglich Sportklamotten: Da fehlt mal das Duschzeug, mal das Handtuch, mal frische Unterwäsche und mal die sauberen Socken. Ist da aber nicht so auffällig: Sport ist nur ein- oder zweimal die Woche ... oder ich habe mich schon lange dran gewöhnt...

19 Dezember 2008

Helferlein

 
Man soll ja nicht immer nur hämisch lästern, soll man nicht. Manchmal genügt es auch, wenn man sich vorbehaltlos wundert - fast schon im Sinne von "bewundern". Nämlich in diesem Fall, wo das Helferlein Rechtschreib doch tatsächlich in der Buchstabenansammlung "hprblemlos" das beabsichtigte "problemlos" erkannt hat.

Rrrrespekkt!
 

18 Dezember 2008

Anregung

 
Ich muss mich mal von dem Trugschluss verabschieden, dass bei anregenden Getränken "besonders dunkel" auch immer "besonders gehaltvoll" bedeutet: So linear ist dieser Zusammenhang nämlich nicht.



...hm?

Äh, ja: Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
 

Oha!

Was einem nicht alles entgeht

Erst vor kurzem habe ich die Künstlerin Jean Shin kennengelernt ... also: Nicht persönlich, sondern ihre Arbeit: Sie beschäftigt sich mit Geweben und Collagen aus gefundenen Dingen. Beispielsweise eine Art temporäres Parkett aus Einweg-Esstäbchen oder ein endloses Band aus Computer-Tastaturtasten.

Persönlich mag ich die Soundwave ganz gerne: Sie spricht von der Kurzlebigkeit von Musik und vom Geschmack, der durch eine Plattensammlung zum Ausdruck kommt.


Wobei es allerdings nahezu Frevel ist, Vinylplatten einzuschmelzen. Zudem denken die meisten inzwischen beim Stichwort Musik vermutlich eher an CDs, MP3, gute alte Tape-Cassetten oder schlicht an ein Klavier. Wie dem auch sei: Ein schönes Gebilde.

Mich erinnert dieser Anblick allerdings schwer an Hokusais Bild vom Tsunami - die Perspektive, der sich überschlagende und brechende Wellenkamm. Da das Kunstwerk 2007 datiert ist, nehme ich an, dass der Künstlerin auch der große Tsunami von 2004 im Kopf herumspukte.


Und damit erfüllt das Werk zumindest eine meiner Erwartungen an Kunst: Sie regt die Phantasie an.

Trivial, nicht?

Genau.

17 Dezember 2008

Musik und so

Bei der Suche nach einem Beispiel für den Bolero, also für DEN Bolero von DEM Ravel, bin ich auf die folgende überraschende Resource ... hrmhrmm ...Quelle ... gestoßen:

Nämlich das Department of Special Collections der Donald C. Davidson Library, University of California, Santa Barbera

Hier werden alte Tonaufnahmen auf Walzen digitalisiert und dann der Welt wieder verfügbar gemacht. Auf diese Weise kann man beispielsweise überaus nervigen Jazz von 1918 kennen lernen - falls man vergessen haben sollte, wo der Jazz seinen Namen her hat.

16 Dezember 2008

Man bekommt...

... ein seltsames Bild von Japanern, wenn man arglos einem Comic-Link folgt und dann auf Sachen wie diese stößt:


Mir ist noch nicht mal richtig klar, aus welchem Material diese Teile bestehen - Latex? Porzellan? - aber der Detailreichtum ist doch bewundernswert ... sonderbar.

Dabei schwingt immer die Frage mit: Was macht man damit? Stellt man sich sowas ins Regal?

Und zum eingangs erwähnten seltsamen Bild von den Japanern: Wie ist man, wenn man sich sowas ins Regal stellt - verzweifelt? Borderliner? Einsam? Macho? (meinetwegen auch ein Lesbo-Macho) Oder einfach nur total unbefangen und völlig mit sich im reinen und ein ganz neutraler aufrichtiger Bewunderer des schönen Körpers?



Zu dieser Ratlosigkeit eine Verständnishilfe, die auch für viele andere derartige Erzeugnisse gelten mag:

B.) Golombs Merksätze zur Verwendung mathematischer Modelle

4. Verwechseln Sie nie das Modell mit der Realität.
        (Merksatz: Versuch nicht, die Speisekarte zu essen.)

15 Dezember 2008

Die Bayern wieder

Ich hätte mir ja gewünscht, dass all diese bayrischen Geistesgrößen¹, die jetzt das Maul so weit aufreißen, sich schon früher mal melden: Wenn überall in Deutschland - mit Ausnahme Bayerns - alle möglichen Minderheiten von Faschisten angegriffen wurden, hat man seltsamerweise dazu nie etwas aus Bayern gehört. Außer vielleicht der Frage, was alle diese Minderheiten hier eigentlich zu suchen hätten.

Fragt man sich schon, wie weit Bayern eigentlich von Deutschland entfernt liegen mag, oder wo seine Staatenlenker in den letzten Jahren wohl gelebt haben. Jedenfalls haben anscheinend weder Zeitungen noch Rundfunk bis nach Bayern gereicht.

Was den Geistesgrößen jetzt aber ganz schnell wieder einfällt ist, demokratische Verfahren außer Kraft zu setzen, um die NPD zu verbieten.





¹ ...ah, wer sich über diesen völlig ungerechtfertigten Ausbruch wundert, ich vergaß zu erwähnen: "Ich kenne meine Pappenheimer - ich bin ja selber einer."

Türblattaußennaße

Suchbegriffexegese

Zum Verständnis muss man sich die Grafik wohl in Originalgröße ansehen: Einfach drauf klicken.



Nase schreibt man mit ohne ß ¹.

Irgendwelche Pfälzer unter uns? Ich meine Fensterpfälzer ... Leute, die wo Fenster pfälzen?


¹...und an sich wäre an dieser Stelle Gelegenheit, einen unsinnigen und völlig überflüssigen Streit über den Unterschied zwischen SZ und Scharf-S vom Zaun zu brechen.
² Ein Falz wäre die Falte im Türblatt und Türrahmen, die dafür sorgt, dass die Zugluft einen Umweg machen muss und dass es dadurch weniger zieht. Aber sowas meint der Autor der obigen Tabelle ja nicht.
³ Wie man etwas pfälzt weiß ich nicht.

12 Dezember 2008

Unwichtige Zwischenfrage

- berufsmäßige Neugier -

Warum wohl liefert das Charité-Facility-Management eine neue Kücheneinrichtung in einen neuen Dachausbau in einer unbedeutenden Schöneberger Nebenstraße?

Zur Erläuterung einige rethorische Fragen:
CFM → Hausmeister der Charité-Liegenschaften?
Distanz Charité - Schöneberg > 6km
Dachausbau Schöneberg ≠ Charité-Liegenschaft?
Neue Kücheneinrichtung = Privatwohnung ≠ Facility-Management?


... nur so, die unbezähmbare Neugier  eben ...

09 Dezember 2008

Trommlerwirbel

Nichts liegt mir ferner als Weihnachten, und nichts liegt mir näher als ein Umweg. Also: So das übliche Pflicht-Weihnachten, Baum, Hetze, Streit, Völlerei. Nun, nichts gegen jedes einzelne dieser Elemente, aber bitte mit eine gewissen Überraschungsmoment, und nicht ewig vorhersehbar kalenderabhängig gruselig.

Das ist auch schon ein schönes Stichwort: Gruselig - man weiß eh nicht mehr, ob es sich jetzt noch um Halloween oder schon um Weihnachten handelt. Aber es ergab sich auf Umwegen neulich die Suche nach einem Musikbeispiel für einen dieser Klassiker. Man weiß ja schon seit Jahren, dass dieses eins der meist verwendeten Musikstücke der Neuzeit ist.

Kann man mögen oder nicht. Oder man gibt sich im Sinne eines neurologischen Experiments einfach mal ein paar Stunden nur das. Auf diesem speziellen Sender auch ohne das ewige Dazwischengeplapper des Moderators, der sich ein einziges mal still zurück hält und Musik und Künstler für sich sprechen lässt.

Und hier sollte sie sein, aus höchst weihnachtlichem Anlass - und wenigstens ein-mal rechtzeitig:

(powered be SkreemR)

Gemeint sind die seltsamsten Erzeugnisse der weihnachtlichen Drummer-Boy-Industrie. Und, ja, richtig: Ich finde die rumpelige Abney-Park-Einspülung nicht viel seltsamer als die klebrige Darstellung von der hübschen Tori Amos.

Funktioniert jetzt so, dass man sich am besten den Foxytunes-Player im Firefox installiert und dann einfach beim ersten Song auf Start drückt.
Jaaa-ja, ich weiß, das erfordert mehr eigene Mitwirkung, als so mancher Leser aufzubringen in der Lage ist. Aber. Auf direkte Links verzichte ich doch lieber, damit mich die Freunde der Rechte der Musikindustrie nicht noch in ewige Armut und Verdammung stürzen...

Bastard-Pop

Kürzlich auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt spielte eine Amateur-Big-Band mit ziemlich großer Gebläseabteilung lustige Mash-Up-Musik.

Vielleicht nur eine Art musikalisches Deja-vue des Großen Bloguators. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie zwar eine Vielzahl guter Bläser, aber nur einen einzigen Drummer mit arg begrenztem Repertoire zur Verfügung hatten.

Zuerst erscholl weihnachtliche Besinnlichkeit auf dem Dampfkochtopf: Sie spielten sich zum Drummer Boy die Seele aus dem Leib - erstaunlich schon, dass nach dieser Vorstellung keiner hyperventiliert bewusstlos liegen blieb. Und dass das bei unkonzentriertem Hinhören verblüffend ähnlich nach Ravels Bolero ² klang.

So ein Weihnachtsmarkt ist ja kein Konzertsaal: Man selbst unsterhält sich und hört nur halb hin, außerdem gibt es reichlich Störgeräusche von sabbelnden Nachbarn, quengelnden Kindern, Gluckern des Glühweins, startenden Flugzeugen bis hin zum Rauschen der Gaslaternen.

Und dann gleich anschließend Jingle Bells, das sich aber irgendwie schwer nach Lambeth Walk anhörte, oi!¹

Kann einer der Leser das mal mixen?

Und, weil das hier ja keine Radiostation ist, demnächst eine Compilation der seltsamsten Drummer-Boys, die mir bei der Suche nach einem geeigneten Beispiel begegnet sind. Versprochen! (so beginnen meine Drohungen immer)





¹ hatten wir auch schon mal hier
² hier in einer entsetzlichen Rondo-Veneziano-Version, irgendwie ganz dicht an der Ästhetik des Midi-files
³ so, und jetzt bin ich gespannt, ob das hier mit den Soundlinks so klappt, wie ich's mir vorstelle
- mir gehen die kleinen hochgestellten Zahlen aus: Link-Dank an Äintschie für den Weihnachtsmarkt
- neeneenee, aus Rücksicht auf die Rechte-Geier nehme ich die direkten Mp3-Links mal lieber vorläufig raus, bis sich eine bessere Lösung findet

04 Dezember 2008

Schriftverkehr

Vorbemerkung: Dem Autor und Großen Bloguator ist beim Camping in Gesellschaft dereinst aus verschnarchter Gutgläubigkeit Unachtsamkeit ein Zelt in Brand geraten... dennoch wird er zuweilen von mitleidigen Menschen privat eingeladen. Im folgenden ein elektronisches Antwortschreiben an so einen barmherzigen Mitbürger

Lieber Sportfreund,

zuerst bedanke ich mich höflich und wortreich für das, was ich als Einladung zu einer privaten Veranstaltung gründlich mißverstehe. Deswegen habe ich allerdings noch einige kleinere Anmerkungen und Fragen.
Sportfreund_XXX@aol.com schrieb:
Sehr verehrter Sportsfreund Goldfisch,
die Position N 48° 15,938 E 012° 46,010 solltest Du am 23.8. um 1900 MESZ ansteuern.
Handelsübliche Navigationssysteme für das autobahnisierte Binnenland sehen die Eingabe in östlicher Länge und nördlicher Breite leider nicht vor. Mein batterieloses tageslichtbetriebenes GPS auf Zellulosebasis umfaßt in entfaltetem Zustand eine Fläche von ca. 1,83 qm.

Könnte ich die Adresse bitte noch einmal in Mark und Pfennig ...Verzeihung, die Euro-Schwäche ... könnte ich bitte Straßennamen und Hausnummer sowie ORTSNAMEN  bekommen? (umgangssprachlich: Die Postanschrift)

In Gebieten niedriger geographischer Dichte (= Ortschaft ist in kaum einer Karte verzeichnet) sind u.U. auch Telefonnummern von Nutzen. Eine Buschtrommel gehört zur Notfallausrüstung unseres Fahrzeugs, Feuer versteht sich von selbst, Leuchten am nördlichen Himmel bedeutet die baldige Ankunft des Erlösers - so in etwa.

Nach der Ankündigung Deines Besuchs habe ich sofort sämtliche Wertgegenstände und alles zerbrechliche beseitigt, einer Teilnahme steht nichts mehr im Wege. Feuerlöscher sind besorgt. Der freiwilligen Feuerwehr wurde ein bundesweit gefürchteter Pyromane angekündigt.
Mein Vorschlag wäre, den schlagkräftigsten Löschzug dieses Weilers zum Fest einzuladen. In Arbeitskleidung. Die rechtzeitige Installation einer Sprinkleranlage ist angeraten. Waldbrandpatschen sollten bereitliegen. Brennbare Güter (Baustoffklasse B1) sind im Keller zu lagern.  Kinder fahren besser ins Ferienlager.

In Museen werden gefährdete Kulturgüter dadurch vor Brandschäden bewahrt, daß man den entsprechenden Raum bis zur Decke mit reinem CO² flutet. Dies ist eine kostengünstige und umweltfreundliche Maßnahme. Sie hat nur einen kleinen Nachteil. Finden sich auf dem Anwesen außer dem Eigentümer noch andere gefährdete Kulturgüter?

Wofern alle diese Maßnahmen eingehalten werden, kann - mit etwas Glück - nichts anbrennen. durch Rohkost läßt sich das Entflammungsrisiko beim Kochen weiter senken. Der preußische Feuerteufel merkt schlussendlich an: Einige Regionen werden sich noch Hochwasser wünschen! Wie weit ist denn der Fluss entfernt? Sind die Nachbarn in der spontanen Bildung von Eimerketten unterwiesen?

Auch ein weiterer Sportsfreund gab bereits eine vorsichtige Absichtserklärung zur Teilnahme ab. Nach einem tragischen Viel-zu-spät-Start vor 2 Jahren wäre ein
neuer Versuch angezeigt.
Der Weg ist das Ziel. Der Sportsfreund will einen neuen Versuch waging, soweit ich verstanden habe.
In meinen Datenbanken habe ich den bewussten Sportfreund leider nicht notiert. Da Du mir als emsiger Funktionär bekannt bist, möchte ich Dich um Information und nochmalige EINLADUNG DES INTERESSENTEN bitten. Sollten in diesem Deinem Kielwasser noch andere PYROFreunde Richtung Bayern segeln, sind diese selbstverständlich herzlich willkommen.
SOLCHE Pyrofreunde sind nicht leicht zu finden und daher pfleglich zu behandeln.
Andere Freunde des pyromantischen Stils trifft man schon öfter: Steuermann Klaus D. aus M. wünscht, getrennt und mit der Bahn anzureisen. Wo müsste er denn da hin (Angabe der nächsten geeigneten Bahnstation genügt)?
Da ich mich auf die Anstrengungen dieses EVENTS durch eine Meditationswoche mit
Löschübungen in der Südtiroler Bergwelt vorbereite, bin ich derzeit nicht
erreichbar. Gib mir bitte per elektronischer Datenübertragung Bescheid, ob Du und wenn ja mit wieviel Sportskollegen Du hier ansegelst.
Vorläufig haben nur der Kollege A. und Klaus D. aus M. ihr Kommen zugesichert. Außer der Adresse wäre auch die Startzeit beim Kirchenwirt hilfreich: Wann denn? Gibt es die Möglichkeit, bei Regen im Haus zu nächtigen (Luftmatratze - feuerfester Tresor) oder eine zum Zelten geeignete Wiese in flacher Hanglage?
Mit den üblichen Grüssen
Worin bestehen eigentlich die "üblichen" Grüße?
Sollen wir am Freitag das übliche Grüßen üben?
Gisbert
Grüßbert?

Nein, Verzeihung, ich muss mich korrigieren, die Zielzeit 1900 MESZ war ohne weitere Hilfsmittel und verhältnismäßig einfach auf die hiesige Position umzurechnen.

Für kurzfristige Antwort zu heißestem Dank verpflichtet,
mit sportlichem, zudem aber freundlichem Gruß

Carsten, der <°((( ~~<
 

02 Dezember 2008

Aaaaaa-krasia!

Aaaah! Seit gestern weiß ich das Wort dafür! Man kann auch beim Pub-Quiz durchaus was lernen.
Will ich jetzt nicht mit dem Lernen in Fernseh-Quizshows gleich setzen, in denen man Günther Jauch Millionär wird. Sondern oberhalb, also: Besser, mehr.

Hm? Äh, ja, genau: Akrasia. Das ist, wenn man die logische, richtige und angemessene Handlungsweise in einer Situation kennt - und etwas anderes tut. Der Fachmann (ich) weiß: Die Betroffenen tun nicht mal das Gegenteil, sondern einfach irgendwas. Vermutlich nur, um nicht das logische, richtige und angemessene tun zu müssen. Warum auch immer. So ist das eben mit den Krankheiten: Bei mancher weiß man nicht, wofür sie gut ist.

Sagte ich Krankheit?




Ah, nein, falsch, falsch! Alles falsch! Es gibt ein Wort dafür, Akrasia, aber dieses beschreibt eine eher akademische Fragestellung der Philosophen. Nämlich, ob man etwas tut, obwohl man etwas anderes für besser hält. Sowas ist natürlich Quatsch. In dem Moment, wenn man handelt, hält man ja die ausgeführte Handlung für die bessere.¹

Trotzdem kann man diese hypothetische Frage selbstverständlich philosophisch behandeln, dafür ist die Philosophie ja da.

Im täglichen Leben begegnen einem hingegen dauernd Leute, die rational denken und dann irrational handeln, obwohl wirklich alle Fakten wie auch Argumente objektiv dagegen sprechen. Das geschilderte Problem wird bei Wikipedia eher unter "kognitiver Dissonanz" eingeordnet. Klingt auch viel schöner, finde ich... und wende mich der dissonanten Kognition zu.


¹ es sei denn, man steht - wie Der Große Bloguator™ - zuweilen neben sich, beobachtet sich bei irgendeinem Irrsinn und fragt sich "Was zur Hölle tust du da?". Aber das ist ja nicht die Regel, oder?

01 Dezember 2008

Intermezzo

Im Grunde sollte das hier gar kein hauptberufliches Link-Posting-Blog werden. So wars jedenfalls nicht gedacht, ursprünglich. Sondern.

Aber ist es nicht ein Zeichen besonderer Flexibilität, wenn man auch mal vom ursprünglichen Plan abweichen kann? Nee, nä? Eher nicht.

Ich bitte zumindest dafür pauschal um Verzeihung ... ist aber auch egal: Auf Wegen, die inzwischen wirklich nicht mehr nach­­zu­­­voll­­ziehen sind, bin ich kürzlich über dieses außerirdische Stück (Link zur Erläuterung) gestolpert:



...und weiß gar nicht, was ich daran mehr bewundern soll: Die Iwan-der-schreckliche-Kostüme, die verstaubte Fernsehballett-Choreografie, die sehr hübschen Schauspielerinnen oder den Sowjet-Funk aus den frühen siebzigern mit dem zentralen Röhren-Schweine-Synthesizer. Ganz zu schweigen von der krassen Auflösung dieses Rätsels am Schluss. Russisch kann ich nämlich immer noch nicht.

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