28 Februar 2013

Faszination Motor

Es ist ja doch nicht so, dass "Auto" immer gänzlich zwingend mit "Dummheit" einhergeht. Dieser direkte Zusammenhang ist zwar häufig zu beobachten, jedoch beim Fußball immer noch naheliegender. Aber hier scheint er ebenfalls vorzuliegen. Im folgenden Film fühlen sich viele Menschen gehalten, ihr Kraftfahrzeug in die salzige See zu fahren und dort auf Hilfe zu warten:

27 Februar 2013

Heilig heilig

Gibt der zukünftige Ex-Papst eigentlich weiter Audienzen? Ich kann es kaum erwarten, ihn mit seinem neuen Titel anzusprechen: "Eure frühere Heiligkeit".

Spannend ist auch die Frage, wie der dann gültige neu gewählte Papst und sein Ex sich gegenseitig ansprechen. Sagt der Benny dann vielleicht ein wenig boshaft "Eure gegenwärtige Heiligkeit"?

Schon interessant, einen amtierenden Stellvertreter Gottes zu haben, und außerdem einen, der noch ganz unerkannt unter uns wandelt. Also: Nicht unter mir...

26 Februar 2013

Inselgentrifiz 2013

Irgendwann ist auch der letzte dran. Auch die Rote Insel, da wo Schöneberg nicht ganz so schön ist, wird zuletzt genitrifiziert.

Man merkt das spätestens daran, dass jetzt in der Leberstraße, einer der gottverlassensten Straßen unter der Sonne, ein Café nach dem anderen aufmacht.







real life: die Leberstraße ist die Sorte Straße, in der Lokale gerne einmal ganz naheliegend "Leberfleck" heißen. Nicht anders.

25 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (Epilog)

Sprachwissenschaft - EPILOG speziell für Nic

"Käptn, ich wage nicht, mir vorzustellen was passiert, wenn wir mit diesem Übersetzungscomputer tatsächlich auf eine außerirdische Zivilisation treffen sollten."

"Glauben sie jetzt an Außerirdische, Doc?"

"Wieso glauben? Natürlich! Sie etwa nicht? Das erfahre ich erst jetzt?"

"Doch schon, natürlich. Sonst wäre ich vielleicht nicht mitgefahren."

"Na bitte!"

"Und?"

"Wenn wir mit diesem Übersetzungscomputer den Außerirdischen Gedichte vortragen, glauben die womöglich, wir wollten ihnen den Krieg erklären. Tod durch Birkenrinde!"

"Sie wollen jetzt auch noch
den Außerirdischen Gedichte vortragen?"

"Na, ein Gespräch fängt man doch immer erst einmal mit Smalltalk an. Wie wollten sie denn anfangen?"

"Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht..."

"Was? Wirklich nicht?"

"Nein. Um ehrlich zu sein: Nein."

"Ja, aber man braucht doch einen Einstieg in das Gespräch..."

"... mit Außerirdischen ..."

"Naja, wen wollten sie denn sonst hier treffen? Ihre Schwester?"

"Ich habe keine Schwester."

"Also ihre Schwester treffen wir hier schon einmal nicht. Gut. Schade."

"Äh, Doc...?"

"Naja, aber wen wollten sie denn hier treffen? Sie müssen sich doch vor dem Abflug Gedanken gemacht haben? Irgendeine Vorstellung..."

"Oh, ich wusste nicht, dass wir hier verabredet sind, hundertzwölf Lichtjahre von der Erde entfernt. Da hätten wir doch auch bei uns daheim in ein Café gehen können mit den Außerirdischen."

"Was?"

"Für Außerirdische ist es doch auf jeden Fall weit, egal wo sie hin fahren."

"Das wissen sie doch gar nicht!"

"Vielleicht. Aber ich vermute es."

"Was? Sie vermuten darüber?"

"Das sind eben die Gedanken, die ich mir zu dem Thema so mache."

"Gedanken nennen sie das?"

"Dann eben Vorstellungen! Sind wir hier in einer Semantikvorlesung?"

"Aber egal wo sie auf die Außerirdischen treffen - mit diesem Übersetzungscomputer werden die sie nicht verstehen!"

"Das ist doch gar nicht gesagt."

"Oh doch! Sie wollen den Außerirdischen ihre Kochrezepte erläutern und ..."

"Was will ich?"

"Ein Einstieg in das Gespräch. Das macht man so. Man fängt mit unwichtigen Dingen an, um erst einmal eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Man nennt es Smalltalk."

"Mit Außerirdischen?"

"Ja sicher, wovon reden wir denn hier die ganze Zeit?"

"Atmosphäre? Die haben doch sicher wichtige Dinge zu besprechen ... da brauchen die doch keine Atmosphäre."

"Aber sie können die doch nicht sofort nach den existentiellen Sachen fragen!"

"Kann ich nicht?"

"Sie fallen doch nicht mit der Tür ins Haus und fragen als erstes, wie ihre Zivilisation den Geiz und das Fastfood besiegt hat. Oder ob sie ein wirksames Rezept gegen Spam oder
vielleicht Liebeskummer haben. Und ob sie unterwegs Gott getroffen haben. Nicht einmal sie würden das tun, so direkt."

"Da haben sie recht. Ich ... würde ... so ein Gespräch ... vermutlich ... anders beginnen, vermutlich."

"Sehen sie! Dann wollen sie denen beispielsweise ihre Kochrezepte vorstellen und übersetzen das mit unserem Computer und die Außerirdischen denken, sie wollen ihnen drei verschiedene Arten Auflauf von Birkenrinde erläutern."

"Bitte?"

"Oder sie wollen die Tiefen ihres Verständnisses von Lyrik darstellen und die Außerirdischen denken, sie wollen ihnen etwas von der selbstlosen Hingabe zur Baumrinde erzählen."

"Aber..."

"Schließlich beeindrucken sie die Fremden mit ihrer höchsteigenen Version der Zeitrechnung auf verschiedenen Trabanten der Planeten unseres Sonnensystems..."

"Doc!"

"... unter besonderer Berücksichtigung der Sonnenfinsternisse auf dem Mond! Aber die Außerirdischen müssen denken, sie haben überhaupt kein anderes Thema als öde blöde Birkenrinde. Und dann empfinden diese hochentwickelten Fremden die menschliche Zivilisation nach einer kurzen Konversation als überflüssig und sie zetteln einen hässlichen galaktischen Krieg an."

"Die ... Außerirdischen?"

"Oder ihnen wird einfach nur langweilig wenn sie sich andauernd über Birkenrinde unterhalten sollen, weil dafür haben sie den langen Ausflug ja vielleicht nicht gemacht. Und sie reisen wortlos wieder ab. Wenn sie Glück haben, lassen sie ihnen noch einen Zettel da, auf dem
in sauberer Außerirdischen­schönschrift steht:
Fuck Birkenrinde!
So werden sie, Käptn, nie erfahren, ob die unterwegs Gott getroffen haben. Und wo er gegebenenfalls wohnt."

"... aber ich ..."

"Und das alles nur, weil unser Übersetzungscomputer ein bisschen schief justiert war. Welch ein schmerzlicher Verlust! Was für eine verpasste Chance!"

"Na gut."

"Käptn, wo wollen sie hin? Wollen sie sich aufhängen? Das ist sinnlos, wissen sie doch! Ich stelle sie aus dem Backup wieder her!"

"Nein, ich gehe nur ein paar Keile suchen, mit denen ich den Computer neu ausrichten kann."


Weitere Ideen

Der Einfallsreichtum, den ich am meisten bewundere - außer meinem eigenen selbstverständlich - kommt von den Leuten, die mir täglich Viagra- und Penis­vergrößerungsspam schicken und sich dafür jedes mal neue Absendernamen ausdenken.

Heute frisch in meinem Junk-Ordner: Abbey Rosendorn - Sonja Rebhuhn - Detox Pflaster - Mina Ahavah - Nina Jehoshaphat - Hanna Solarz - Gitta Bufmann - Rilley Ribeisen - Adelheid Rabinovitch und Nikki Eibenschitz.

Gibt es Programme für sowas? Also zum Erfinden von klingenden Namen? Oder ist das einfach das Telefonbuch von Ramallah, aber in einer sehr böswilligen Übersetzung?

Dann hat die Übersetzungs­computer-Fachkraft vielleicht nur nicht bemerkt, dass im Arabischen von rechts nach links geschrieben wird?

Fragen über Fragen.





Edit, kurze Zeit später:
Aber zwischen all den Porn-Spammern mit den klingenden Namen ist doch tatsächlich einer, der sich Charles Vögele nennt und für Frühjahrsmode wirbt. Da weiß man jetzt nicht, ob Lachen oder Weinen unangebrachter wäre.


24 Februar 2013

Muss

Tut mir leid, ich muss das hier verlinken, Gemüsemusik nämlich:

Wofür auch immer.

Hab ich bei Frau Vogel gefunden.

Und weil es da um Tango geht, und weil das ein ganz schöner Tango ist, noch der Link zu einem weiteren Stück vom selben Künstler

22 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (9)


Heute: Sprachwissenschaft (9)



"Der dritte Baum enthält übrigens einen Kalender."

"Einen ... Kalender?"

"In der Tat: Der Übersetzungscomputer zeigt regelmäßig wiederkehrende Ereignisse in unterschiedlichem Rhythmus."

"Und ... wo gilt dieser Kalender: Hier? Oder auf der Erde?"

"Ähm, nun ja, ich fürchte weder - noch."

"Sondern? Was haben sie denn noch untersucht?"

"Er gilt auf dem Mond."

"Ach, auf dem Mond!"

"Äh, ja."

"Einem Mond von hier oder dem der Erde?"

"... der Erde."

"Bestimmt nicht Io oder Callisto? Das haben sie doch geprüft, oder?"

"Ja."

"Ich gehe doch recht in der Annahme, dass sie alle 20 Jupitermonde untersucht haben?"

"Die größeren, ja."

"Die sieben großen von Saturn und die drei von Neptun und auch alle anderen Monde in unserem heimischen Sonnensystem?"

"Ähm, ja."

"Und letztlich hat der Kalender zum Mond der Erde gepasst?"

"Ja. Den habe ich leider zuletzt geprüft."

"Sie hätten doch jeden einzelnen Brocken der Saturn-Ringe probiert, wenn es für ihre abseitigen Theorien nötig gewesen wäre!"

"Vielleicht. Mag sein."

"Wie sind sie überhaupt auf die Idee mit dem Kalender ... ach, ich frage schon gar nicht mehr!"

"Na, Muster ... regelmäßig ... das ist doch naheliegend?"

"Das ist überhaupt nicht naheliegend!"

"... da habe ich eben etwas wiedererkannt. Astronomie gehört immerhin zu den Grundlagen unserer Raumfahrerausbildung."

"Allmählich wünschte ich, es wäre nicht so."

"Doch, das ist nützlich für die Raumfahrt!"

"Und ich wünschte, unsere Raumfahrtbehörde wäre weniger wählerisch."

"Was?"

"Sie könnten Raumfahrer auswählen, die deutlich weniger intelligent sind, keine durchgedrehten Übergenies. Sondern am besten total stumpf. Aber die ihre Arbeit machen ohne zu fragen."

"Ich nenne es Kreativität!"

"Sicher. Und wozu sollte man auf dem unbewohnbaren Mond einen Kalender brauchen?"

"Man kann damit Jahreszeiten bestimmen, zum Beispiel."

"Jahreszeiten? Auf dem Mond?"

"Nur so ein Beispiel. Warum nicht? Oder man kann damit Sonnenfinsternisse vorhersagen."

"Natürlich, das ist doch völlig klar: Mit diesen Angaben kann man auf dem Mond jahreszeitlich abgestimmte Gerichte kochen. Und wenn es plötzlich dunkel wird hört man kurz auf."

"Was meinen sie?"

"Naja, Wurzelgemüse im Winter, Früchte im Sommer und Wild im Herbst..."

"Ich bin Vegetarier!"

"... meinetwegen vegetarisches Wild ... genau das ist es doch, was man auf dem Mond wollen würde. Wenn man da wohnen würde und kochen könnte.
Und wenn es dunkel wird hört man kurz auf."

"Nehmen sie mich auf den Arm, Doc?"

"Niemals würde ich es wagen!"

"Oh doch! Sie sind zynisch. Unromantisch!"

"Ich? Finden sie?"

"Allerdings!"

"Na gut: Auf einem Baum hier auf Frankensteins Zoo steht also, im Muster der Rinde verschlüsselt, ein Kalender, der auf dem Mond unserer Erde gilt, für Sonnenfinsternisse, zum Beispiel. Außerdem ein Kochbuch und ein Gedichtband?"

"Ganzer Gedichtband weiß ich nicht, dafür müsste ich noch weitere Bäume untersuchen."

"Himmel bewahre! Aber also mindestens ein einzelnes Gedicht?"

"Ja. Genau. Das ist mein Ergebnis."

"Also Käptn, wenn das das Ergebnis ihrer Arbeit mit dem Übersetzungscomputer ist..."

"Ja?"

"Käptn, dann, fürchte ich, müssen wir unseren Übersetzungscomputer ganz neu justieren."





- over and out -

21 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (8)

Heute: Sprachwissenschaft (8)


"Aha. Sogar noch mehr."

"Genau. Der eine Baum war mit Lyrik beschriftet, der andere mit einem Kochbuch. Also mit Rezepten."

"Mit Kochrezepten?"

"Ja, auf dem nächsten steht

Nimm drei Klubel von dem Donnergraupel.
Zerbriesele sie.
Zu mittleren Orpseln!
Und blandiere sie 3min.10
in sehr weichem Wasser!"
"Das stand da?"

"Steht noch. Ich habe es nicht abgemacht."

"Was sind denn Orpsel?"

"Weiß ich nicht. Eine wotische Sättigungsbeilage vielleicht."

"Das wissen sie nicht?"

"Die wotische Küche ist anscheinend noch nicht so sauber digitalisiert. Ich bin kein Koch."

"Aber die interpunktion stand da so?"

"Sage ich doch."

"Sicher?"

"Ja doch. Sicher! Wieso?"

"In wotischen Kochbüchern wird man angeschrien?"

"Wird wahrscheinlich nötig gewesen sein."

"Und, äh, ist Donnergraupel eine Zutat von hier oder von der Erde?"

"Ich habe keine Ahnung.
Ich bin kein Koch. Das steht da nicht."

"Aber weiches Wasser, drei Minuten zehn?"

"So ist es."

"Erstaunlich."

"Nicht wahr?"


20 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (7)


Heute: Sprachwissenschaft (7)



"Ich kann die Absurdität ihres Ansatzes in seiner ganzen Tragweite immer noch kaum erfassen, Käptn."

"Na, na!"

"Sie sprechen diese Sprachen gar nicht selbst, oder? "

"Ein paar hundert Sprachen? Sind sie wahnsinnig, Doc?"

"Ich nicht! ... aber wie können sie das Ergebnis kontrollieren?"

"Na, ich sehe es mir an und schaue, ob es einen Sinn ergibt. Ich konnte ja vorher nicht wissen, was die Bäume so zu sagen haben werden."

"Und ... dann haben sie sich aus den Ergebnissen herausgesucht, was ihnen gefallen hat?"

"Nun, so viel Auswahl gab es da nicht."

"Kein Wunder."

"Aber bei Kukkusi-Wotisch gab es schließlich ein paar Treffer. Wusste ich doch die ganze Zeit."

"Und? Was haben die Bäume mitzuteilen? Schamanische Melodramen aus Zentralsibirien? Also, dem Zentralsibirien auf der Erde? Oder einfach Name und Nummer der Parzelle auf der sie hier stehen?"

"Aber Doc, wer sollte denn hier auf Frankensteins Zoo Parzellen nummerieren?"

"Käptn! Und wer wohl sollte hier Bäume pflanzen, die uralische Botschaften von der Erde auf ihrer Rinde eintätowiert haben? Wer? Los, sagen sie es mir!"

"Werden sie schon wieder hysterisch, Doc?"

"Ach, es ist so sinnlos."

"Ist es nicht!"

"Also gut: Was steht da auf der Birken-Rinde?"

"Das fällt eigentlich sogar eher in ihr Fachgebiet."

"Meines? Medizin?"

"Lyrik."

"Das ... das überrascht mich."

"Mich auch. Sehen sie mal, das hat der Computer übersetzt:

haben zu sein,
ach
finsternis der trübsal gar,
weil.
hannibals zwerchfellgeposel.
"Aha."

"Aha? Eindrucksvoll, nicht?"

"Sicher, ja, irgendwie."

"Irgendwie?"

"Ich staune, dass sie das als Lyrik erkannt haben. Sie sind doch Ingenieur..."

"Warum sollte ich nicht auch meine feinfühligen Momente haben?"

"Ja, sicher. Warum auch nicht."

"Eben!"

"Die Interpunktion stand da auch so?"

"Ja."

"Der Zeilenumbruch auch?"

"Nein."

"Schade. Mich hätte sehr interessiert, wie westwotischer Zeilunumbruch aussieht."

"Kukkusi!"

"Meinetwegen kukkusischer Zeilenumbruch, transuralisch."

"Von da, wo meine Großmutter wohnte, war es cis-uralisch."

"Sie wollen nur das letzte Wort haben, oder?"

"Keineswegs nur."

"Sondern?"

"Sondern nichts. Ich habe sogar noch mehr entdeckt."

"... noch ... mehr ...?"


19 Februar 2013

Tanzmusik

Ich habe schwer das Gefühl, dass ich an dieser Stelle wieder einmal einen Tanz einflechten sollte. Hier Beispielsweise aus Sardinien:



'türlich hauptsächlich wegen der schönen ebenso melancholischen wie hypnotischen Musik und dem Mann, den man kaum zu sehen bekommt und der sich die Seele aus dem Leib singt...

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (6)


Heute: Sprachwissenschaft (6)



"Nun entspannen sie sich mal, Doc!"

"Ich schließe mich jetzt in ihrem illegalen Weinkeller ein und trinke ihn leer! Holen sie mich erst wieder raus, wenn ich tot bin!"

"Kein Grund zur Verzweiflung, Doc."

"Oh doch! Ich bin für meinen Heimweg über Lichtjahre Entfernung auf einen verstockten Ingenieur und einen wahnsinnigen Käptn angewiesen. Das ist ein Grund zur Verzweiflung!"

"Nur wegen der Sprache auf den Birken?"

"Und wegen allem anderen!"

"Ich habe natürlich nicht alle zweiunddreißig Sprachfamilien mit je zehn bis fünfzehn Sprachen von Hand durchprobiert."

"Nicht?"

"Natürlich nicht."

"Wie können sie dann behaupten, dass es ein Ergebnis gibt?"

"Weil es ein Ergebnis gibt."

"Also doch!"

"Nein, ganz anders."

"Wie sonst?"

"Ich habe einen Algorithmus geschrieben, der die Sprachen durchprobiert."

"Das können sie?"

"Sicher. Ist nicht schwer. Wenn man die Sprachen hat."

"Und die Sprachen ... haben ... sie?"

"Sicher. "

"Sie ganz allein? Sie?"

"Ich habe sie mir schicken lassen."

"Schicken?"

"Das ist inzwischen auf der Erde alles sauber digitalisiert."

"Ach so."

"Was dachten sie denn?"

"Ich dachte ... ach, nichts. Das muss doch irrsinnig Rechenleistung kosten?"

"Rechenleistung haben wir."

"Ich meine: Die irrsinnige Rechenleistung muss irrsinnige Energie gekostet haben. Ich staune, dass wir hier im Raumschiff überhaupt Licht haben. Wie haben sie diese riesige Menge Energie dem Ingenieur abgeschwatzt? "

"Ich habe ihn im Lager eingeschlossen und das Programm gestartet."

"Kein Wunder, dass er nicht spricht."

"Der sprach schon davor nicht. War aber sehr hilfreich."

"Und er hat das Programm nicht angehalten?"

"Ich hatte ein System eingebaut, so dass dann seine Programme unwiderruflich auch beendet werden."

"Das hat er zugelassen?"

"Da hatte er keine Wahl. Und er war im Weinlager eingeschlossen."

"Sie haben unseren einzigen Ingenieur mit Alkohol betäubt?"

"Ich nicht. Not kennt kein Gebot. Er hätte ja nicht saufen müssen. Sein Problem."

"Käptn! Wenn Wissenschaftler skrupellos sind, dann ist das bereits schwer zu ertragen. Aber was sie da skrupellos betreiben ist gar keine Wissenschaft."

"Wohl!"

"Intuitives Raten mit gigantischer Rechenleistung ist keine Wissenschaft!"

"Und wenn schon."

18 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (5)


Heute: Sprachwissenschaft (5)



"Wie haben sie es gemacht? Haben sie ein Programm dafür geschrieben?"

"Wie sollte ich so ein Programm schreiben? Bin ich ein verdammter Linguist?"

"Also, dann haben sie manuell probiert nehme ich an, oder? "

"Ja."

"Wie viele Sprachen mussten sie dafür durchprobieren?"

"Zusätzlich zu den bekannten größeren?"

"Ja."

"Ging so."

"Wie viele? Los, sagen sie es! Geben sie es endlich zu: Wie viele?"

"Zweiunddreißig."

"Zwei-und-drei-ßig Sprachen?"

"Sprachfamilien."

"Sprachfamilien, ist das ein Unterschied?"

"Naja, eine Sprachfamilie besteht aus mehreren Sprachen, die oft kaum äußerliche Ähnlichkeit haben."

"Ist das so?"

"Sicher. Die Familie der uralischen Sprachen zum Beispiel besteht aus zehn bis fünfzehn Sprachen, vielleicht sogar dreißig, je nachdem, wie man zählt."

"Bitte?"

"Na, manche behaupten, dass West-Wotisch und Kukkusi-Wotisch nur verschiedene Dialekte sind und andere nennen sie Sprachen."

"Sie haben zwei-und-drei-ßig solcher Sprachfamilien durchprobiert, die jede aus zehn bis fünfzehn Sprachen bestehen, vielleicht sogar dreißig?"

"Naja, warum nicht?"

"Ohne die geringste Ahnung zu haben, was dabei herauskommt?"

"Und wenn?"

"Wo es dem gesunden Menschenverstand ... ach was sage ich: dem rationalen Raumfahrerverstand unvorstellbar unwahrscheinlich sein muss, dass überhaupt irgend etwas sinnvolles dabei herauskommt!?!"

"Werden sie hysterisch Doc? Soll ich ein Medikament holen?"

"ICH! BIN! HIER! DER ARZT! Und der Kranke sind mit Sicherheit sie!"

"Gar nicht, ich fühle mich prima. Vor allem jetzt, wo ich weiß, dass es wirklich ein Ergebnis gibt, einen Zusammenhang."

"Es gibt keinen Zusammenhang, Käptn! Es kann keinen geben! Hier die Birken und in zwölf ...""

"... hundertzwölf ..."

"Nein! Hier die ... birken ... artigen Pflanzen, die entfernte Ähnlichkeit mit Bäumen auf unserer Erde haben, und in Lichtjahren Entfernung eine sehr seltene Sprache, die seit Jahrhunderten kaum noch jemand benutzt! Es gibt keinen Zusammenhang!"

"Was, wenn doch?"

"Nein!"

"Jetzt, wo ich schon die offensichtliche Ähnlichkeit gezeigt habe, kann ich sicher bald auch die Ursache dafür beweisen."

"Erbarmen, Käptn! Erbarmen!"


17 Februar 2013

Klang und Geräusch

Die Musik, von der man Kopfschmerzen bekommt, ist leider auch überhaupt nichts zum Einschlafen.

Ich habs versucht...


Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (4)


Heute: Sprachwissenschaft (4)



"Wie haben sie überhaupt irgend etwas gefunden? Der Computer kann doch nur vergleichen, was er hat oder schon kennt."

"Der Hersteller behauptet etwas anderes..."

"Ich weiß. Aber der Hersteller lügt. Ein Hersteller, der Wörter wie 'Heuristik' ¹ verwendet, lügt offensichtlich. Und wie haben sie trotzdem etwas gefunden?"

"Der Computer hat zuerst automatisch nach allem möglichen gesucht, Muster, Systeme, und zuerst hat er natürlich die größeren Sprachfamilien getestet."

"Die er kannte. Also zwangsläufig die von der Erde."

"Genau."

"Aber der Computer alleine
hat nichts gefunden, oder?"

"Ähm, nein."

"Dachte ich mir. Und dann haben sie, mit ihrem ausgewählt genialen Raumfahrerverstand, sich daran gemacht und ihre maßlos teure Raumfahrerarbeitszeit eingesetzt, um unserem überaus leistungsfähigen Computer auf die Sprünge zu helfen."

"Wie sie das formulieren klingt das irgendwie negativ, Doc."







¹ "Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen". Und das sagt ja schon alles.

16 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (3)


Heute: Sprachwissenschaft (3)



"Aber ich bin ganz gesund!"

"Sind sie nicht! Niemand scannt Baumrinde und beschäftigt damit einen Übersetzungscomputer."

"Na und?"

"Und schon gar niemand tut das so hartnäckig, dass er auch noch zu einem Ergebnis kommt!"

"Aber daran ist doch nichts schlechtes? Wissenschaft erfordert nun mal Ausdauer. Und Kreativität."

"Ich nenne es W-A-H-N-S-I-N-N! Wie um alles in der Welt kommen sie auf so eine Idee?"

"Den Bäumen ist dabei noch nicht einmal etwas passiert. Früher hätte man dafür sicher die Rinde abgeschält und der ganze schöne Baum wäre zum Teufel gewesen."

"Das war nicht die Frage."

"War gar nicht so einfach. Diese Genies erfinden täglich neue Funktionen die kein mittel­­begabter Mensch je braucht. Seit Jahrhunderten können Kameras Panorama-Aufnahmen machen, voll automatisiert. Aber um einen Zylinder, etwa einen Baumstamm, herumgehen und die Oberfläche zu scannen, das hat seit Jahrhunderten niemand vorgesehen."

"Weil es so einen Bedarf nicht gibt."

"Doch. Sehen sie doch!"

"Weil es außer in ihrem kranken Hirn so einen Bedarf nicht gibt, Käptn."

"Ich bin nicht krank."

"Also: Wie kommen sie dann auf so eine Idee?"

"Nun, das Muster, das erschien mir irgendwie einen Sinn zu ergeben."

"... irgendwie einen Sinn, ja?"

"Richtig."

"Ich hoffe, die Steuerung unseres Schiffes ergibt auf dem Heimflug für sie auch irgendwie einen Sinn."

"Aber Doc, haben sie Zweifel?"

"Allerdings! 'Irgendwie ein Sinn'! Und dann sind sie auf den völlig abseitigen Gedanken gekommen, so etwas komplexes wie dieses Rindenmuster mit etwas anderem noch komplexeren wie einer Sprache zu vergleichen?"

"Ja. So ähnlich war es."

"Nur dass das Rindenmuster direkt von hier und die Sprache aus zwölf ... hundertzwölf ... also aus schier unüberwindlicher Entfernung stammt."

"Na, eine Sprache von hier haben wir ja nicht. "

"Gott sei Dank!"

"Noch nicht. Die hirnlosen Tiere sprechen nicht und der Schleimpilz ist leider ein begabter Pantomime. Vielleicht finden wir ja noch mehr."


15 Februar 2013

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (2)


Heute: Sprachwissenschaft (2)



"Und die hiesigen Birken ... sprechen ... das?"

"Wotisch. Erstaunlich, nicht?"

"Woher wissen sie das? Dass diese Birken, also, die
baumartigen ... birkenähnlichen ... Gewächse auf diesem Planeten, dass die..."

"... Wotisch sprechen?"

"Diese Pflanzen sprechen nicht! Das sind auch gar keine Birken. Das KÖNNEN keine Birken sein! Wir ... wir sind zwölf Lichtjahre und ein Sonnensystem von der nächsten Birke entfernt."

"Hundertzwölf Lichtjahre, Doc."

"Sie wissen es doch auch nicht genau, Käptn!"

"Stimmt."

"Aber das können keine Birken sein! Es sei denn, sie hätten wieder verantwortungslose Freisetzungsversuche unternommen."

"Bin noch nicht dazu gekommen."

"Käptn!"

"Na gut, habe ich nicht. Aber sie sehen fast wie Birken aus. Mit diesem interessanten weiß-schwarz-grünen Muster auf dem Stamm."

"Und woher wissen sie, welche Sprache diese birkenähnlichen Gewächse ... also meinetwegen: Diese Birken ... sprechen?"

"Ich habe das Muster auf den Stämmen in unseren Übersetzungscomputer eingegeben."

"Sie haben WAS getan?"

"Was war daran unverständlich?

"Alles!"

"Wie? Ach so, also, ich habe die Stämme abfotografiert, auf eine Fläche projiziert und in den Computer eingegeben. Und der sagt: Wotisch."

"Käptn, unter uns, zwischen Arzt und Patient: Ich könnte sie einfrieren und im Tiefkühler zurück zur Erde bringen."

"Wieso das denn?"

"Das fragen sie noch?"

"Der Ingenieur kann doch kaum fliegen und sie gar nicht. ICH bin der Navigator und Käptn dieses Schiffes! Ich würde mich selbst tiefgefroren zu Tode fürchten, wenn ich wüsste, dass sie beide dieses Schiff steuern."

"Sogar wenn ich es selbst fliege erscheint mir das immer noch sicherer, als die Kiste ihnen in ihrem Zustand zu überlassen."

"Aber warum denn?"

"Sie sind wahnsinnig. "

"Bin ich nicht. Nicht mehr als sie."

"Oh doch! Der Grad ihrer geistigen Fehlentwicklung übersteigt jedes auf der Erde bekannte Ausmaß. Intergalaktischer Irrsinn. Sie sind der wahnsinnigste Mensch im Umkreis von zwölf Lichtjahren."

"Hundertzwölf."

"Sie! Wissen! Es! Auch! Nicht! ... und bei ihrer atemberaubenden Art von Wahnsinn sollte es besonders gleichgültig sein, wie weit wir vom nächsten Wahnsinnigen ihrer Dimension entfernt sind!"


14 Februar 2013

Billy

Ha!

Ich wiederhole: HA!

Für heute, Donnerstagabend um 20.30h, hab ich Karten für Billy Bragg gewonnen. Da tritt er im Funkhaus des RBB in Babelsberg auf.

Das klingt voraussichtlich etwa so (einschließlich Mitgegröhle des Publikums):
oder so (beginnt nach der länglichen Anmoderation bei 45''):

Ich freu mich schon so! Will jemand mitkommen?



... wir sind sogar zum Soundcheck zugelassen - ich glaube, ich werde das ganze Konzert lang heulen... :-) ... der Sender heißt übrigens Radioeins, die Sendung ist von Christine Heise und man kann es dort nachhören.





... aber wenn man besonders nett zu mir ist kann man es auch bei mir nachhören: Ich habe es mitgeschnitten und um die entbehrlichen Teile wie Wetterbericht und Verkehrsmeldungen gekürzt. Und in meinem Mitschnitt kann man auch vor und zurück scrollen.

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (1)


Heute: Sprachwissenschaft (1)

Wir befinden uns in nicht allzu ferner Zukunft, auf einem Planeten, den die ersten Besucher von der Erde "Frankensteins Zoo" getauft haben. Das hat mit den Eigenheiten des Planeten zu tun, die nicht in allen Punkten den menschlichen Erwartungen entsprechen.

Die ersten Besucher von der Erde sind eine dreiköpfige Raumschiffbesatzung, bestehend aus dem Kapitän, dem Arzt und einem Ingenieur, der nicht spricht. Ein riesiger Schleimpilz wandert, liest Gedanken und formt mit seinem flexiblen Fruchtkörper zuweilen die vorgefundenen Phantasiebilder eins zu eins nach, ein unheimlicher Pantomime.

Im Zuge der ersten relativistischen Reise wird den ersten relativistischen Reisenden immer unklarer, ob dieser Planet und sein Sonnensystem nun zwölf oder hundertzwölf Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Oder irgendeine beliebige andere unüberwindliche Entfernung. Sie werden von Heimweh, Sehnsucht und einer gewissen schöpferischen Unruhe heimgesucht. Manchmal ist ihnen langweilig.




"Hören sie mal, Doc, hätten sie gedacht, dass die hiesigen Birken Wotisch sprechen?"

"Was?"

"Wotisch."

"Was soll das sein?"

"Das ist eine uralische Sprache."

"Uralisch? Käptn, womit beschäftigen sie sich gerade? Ausscheidungen? Stimmt was nicht mit ihrem Stoffwechsel? Ich bin hier der Arzt, wissen sie."

"Ural, nicht Urin! Uralisch, wie das Gebirge namens Ural!"

"So? Das Gebirge namens Ural auf der Erde, ich vermute?"

"Sicher doch, hier gibt es ja keinen."

"Nicht dass ich wüsste. Wir sind auch leider nicht autorisiert, die Geografie hier zu benennen."

"Sehen sie: Kein Ural hier."

"Aber Wotisch?"

"Genau, meine Großmutter sprach Wotisch. Das ist eine Sprache mit einem erstaunlichen Mangel an stimmhaften Frikativen! Meine Großmutter sprach allerdings Westwotisch. Die hiesigen Birken sprechen Kukkusi-Wotisch."

"Die hiesigen Birken sprechen ... zu ihnen. Muss ich mir wieder Sorgen machen, Käptn?"

"Nein. Unsinn! Wieso denn?"

"Weil die Birken zu ihnen sprechen
. Zu mir sprechen sie nicht, nicht einmal mit ausreichend Frikativen."

"Seien sie doch nicht so kleinlich, Doc!"

"Ich bin nicht kleinlich."

"Nur dass die hiesigen Birken Wotisch sprechen, das ist doch ungewöhnlich, nicht?"

"Richtig, Westwotisch. Sehr ungewöhnlich."

"Kukkusi-Wotisch."

"Ist das ein Unterschied? Oder nur ein teuflischer Zungenbrecher, den sie sich ausgedacht haben?"

"Ja. Nein. Natürlich! Das ist so ein Unterschied wie zwischen Finnisch und Ungarisch."

"Wie kommen sie jetzt darauf?"

"Das sind auch uralische Sprachen.
Die uralische Sprachfamilie ist riesig, flächenmäßig."

"Wirklich? Ich staune immer wieder, in welch überraschendem Umfang sie unbrauchbares Wissen mit sich herumtragen, Käptn."

"Nicht wahr? Ich auch."


12 Februar 2013

Skandal

Da wurde doch kürzlich Pferdefleisch in der Lasagne entdeckt. Pferdefleisch statt ... ähm ... Kuhfleisch?

In England ist das ein Skandal.

Vermutlich, weil Pferde die Tiere sind, auf denen sie zur Fuchsjagd reiten.

Humppaaah .... äh ...

... nee, Polka! Glaubich. Ach egal, macht jedenfalls Spaß:



DelaDap hat eine Webseite, lerne mehr.

Hab ich vom Funkhaus Europa, Sonntagssendung, die INDIGO heißt.




je öfter ich mir das Video ansehe, desto hinreißender finde ich die ganze Performance, mal ganz abgesehen von der unechten aber ebenfalls sehr coolen Blondine

11 Februar 2013

Natriumhydrogencarbonat



Natron ist gut gegen Sodbrand und gegen stinkende Schuhe.

Hm? Och, nur so...


10 Februar 2013

Der Postmann


Genau: Wenn der Postmann einmal ... äh ... klopft?


Hin und wieder Englishrussia kucken hilft dem Unverständnis der Welt.



hat zufällig jemand eine Idee wie man verhindert, dass der Player automatisch startet? Nervt ja doch, sorry.

... update, 1 Std. später: Habs herausgefunden. Ist nur halblegal, geht aber nicht anders, die Nervensägen wollen es so.

05 Februar 2013

Nachricht

"EUROPOL DECKT WELTWEITEN WETTSKANDAL AUF!
700 Fußballspiele von Singapur aus manipuliert."

China. Sack Reis.

04 Februar 2013

Die Pest

"Bonuspunkte? Treueherzen? Ja, Entschuldigung, ich muss das fragen..."

"Nein! Nein!! Nein!!! Habichnicht! Willichnicht! NEIN!!!"

Es handelt sich dabei wohl um Rabattsysteme. Nicht dass ich es genau wüsste, nur der Namensgebung nach ist es zu vermuten.

Rabattsysteme sind die Pest - immer schon! Früher noch, als der Urberliner Feinkotztladen Butter-Schwindler ... sorry, schon gehen sie mit mir durch: Es handelt sich um ein FeinKOSTgeschäft. Und sein Name ist Butter-Lindner¹. Jedenfalls, diese Laden-Kette hatte bis in die späten achtziger Jahre hinein Rabattmarken, vermutlich als letztes Geschäft weltweit.

Der Theorie nach dienen Rabattsysteme der Kundenbindung. In Wahrheit schaffen sie nur eine qualvolle Beziehung zwischen einem sadistischen Psycho-Krüppel und einem masochistischen Psycho-Krüppel. Immer.

Für einen Einkauf bekam man bei Butter-Schwindler Rabattmarken im Wert von ca. 3% des Umsatzes, den man unbedacht verursacht hatte. Dafür musste man aber die winzigen und unpraktischen Rabattmarken erstens einkleben und zweitens ins Geschäft zurücktragen. D.h. das vermeintliche Rabattgeschenk machte einem erstens Arbeit und zweitens durfte man es nicht vergessen, wenn man einkaufen ging.

Ich habe in beiden Disziplinen immer jämmerlich versagt, Einkleben UND Zurücktragen, und der stetig wachsende Stapel von Rabattmarkenheftchen in der Schublade erinnerte mich permanent an meine Inkompetenz zu einer so simplen Tätigkeit wie der Verwaltung von ein paar Rabattmarken.

Etwa alle zwei Jahre war der Stapel so weit angewachsen, dass die Schublade nicht mehr zu ging. Weil die Rabattmarken aber konkreten Geldwert darstellten, mochte man sie keinesfalls einfach wegwerfen. Das wäre das naheliegendste gewesen. Statt dessen plagte man sich weitere lange Monate mit einer klemmenden Schublade und der vom Kaufmann aufgezwungenen Notwendigkeit einer unnötigen, überaus sinnleeren Tätigkeit.

Er hätte einem die Sachen einfach 3% billiger geben können - und wir hätten trotzdem dort eingekauft. Ehrlich! Aber irgendjemand dort hatte eine verschrobene Vorstellung von Kundenbindung.

Heute würde man sagen "Auf so eine urdämliche Idee kann nur ein Unternehmensberater kommen!" Sachen, die auf dem Papier gut aussehen und in der Praxis der größtmögliche Stachel im Fleisch sind. Aber damals war diese Branche noch nicht so erfolgreich und der Kaufmann mit seiner Feinkotztkette pestete seine Kundschaft einfach auf der Grundlage eigenen Einfallsreichtums.

Die Schublade klemmte natürlich weiter. Nach drei Anläufen und einer mehrstündigen Gewaltaktion waren die Marken irgendwann aufgeklebt und konnten in den Laden getragen werden. Dort gab es beim Bezahlen ein sekundenkurzes Erfolgserlebnis als erbärmliche Belohnung für langwährende Qualen, für die man den Kaufmann mit seinen ätzenden Rabattmarken persönlich verantwortlich machen konnte.

Immerhin wusste man damit, dass die Stammkundschaft ihm 3% Nachlass wert wäre. Heute kann man das nicht mehr so genau sagen.
"Bonuspunkte? Treueherzen? Ja, Entschuldigung, ich muss das fragen..."

... die sehr charmante Bedienung im Stammcafé bot mir heute eine Bonuskarte mit Stempeln an ... aaaaaaaargh!





¹ der Laden heißt gar nicht mehr so. Der heißt inzwischen einfach LINDNER. Wahrscheinlich seit über 30 Jahren. Warum merkt man sich sowas so lange?

01 Februar 2013

Benn

"Wer redet, ist nicht tot."
Das ist von Gottfried Benn, und ich werde es in Zukunft all denen entgegen schleudern, die irgendwas am Redefluss der Großen Bloguators™ auszusetzen haben.




aaaach , vielleicht sollte ich es doch vom Kopf auf die Füße drehen und vollzutrefend feststellen: "Wer tot ist, redet nicht!"

kostenloser Counter