30 Juni 2009

Helferlein Rechtschreib

Das Helferlein war schon lange nicht mehr dran. Wo es doch Sachen immer so schön unterkringelt. Diesmal ein piktoral-subtiler Beitrag zum Thema Redundanz:

Beilagen

Kürzlich habe ich in einer der Beilagen¹, mit denen mich meine sonst durchaus geschätzte Tageszeitung beinahe täglich nervt, eine seltsame Grafik gesehen: Es geht um Defizite von Existenzgründern. Als Freiberufler interessiert man sich für sowas.


Warum da die zweite und die drittunterste Zeile rot eingekringelt sind, weiß ich nicht. Ist mir nicht ersichtlich. Aber bemerkenswert finde ich, dass über die Hälfte dieser Existenzgründer nicht rechnen und/oder nicht lesen können und vor allem dass ein Viertel überhaupt keine Ahnung haben von dem, was sie eigentlich treiben.



¹ diesmal eine "Anzeige des Reflex Verlages" - eine eigene Zeitung in der Zeitung mit sechzehn - in Worten: 16! - Seiten.

29 Juni 2009

Aha!

... ich muss ja auch mal andere Erkenntnisgewinner zitieren dürfen ...


"Der nordpazifische Wirbel braucht drei Jahre für eine Runde."

Man weiß das, weil vor knapp zwanzig Jahren ein Container mit Quietscheentchen unter- und dabei kaputt ging. Seither werden in regelmäßigen Abständen (~ 3 Jahre) Quietscheentchen in Alaska angeschwemmt.

Andere meinen: 11 Jahre. Und Nike-Schuhe.

24 Juni 2009

Gedichte über schlimme Gerüche

Weil so oft danach gegugelt wird, dass man es kaum glauben kann - allerdings noch getoppt von der Suche nach albanischen Sprichwörtern. Hier:

Ein Gedicht über schlimme Gerüche
von Erkan Knuff

(wie auch immer der im richtigen Leben wirklich heißen mag)


22 Juni 2009

Modernes Leben

Manche Suchanfragen an die große Suchmaschine finde ich extrem optimistisch. Etwa, wenn jemand die Buchstabenfolge "hüpfburg gebraucht fisch" in die Tastatur hackt und dann auf "absenden" drückt.

Aber wie üblich bin ich mit dieser Einschätzung wohl allein.



Frisurenhandwerk

Wer schon den Blogautor dieses Netzplatzes Den Großen Bloguator™ für ... hhrrmm hhrrmm ... seltsam ... hält, kann sich zur Justierung seines Seltsamkeitsempfindens ruhig mal folgende Veröffentlichung ansehen: Salon Simona. Ja.

Zeitläufe, Modetrends und Haustiere

Seit ich mit dem dicken Kater - dem größten von allen® - und der weißen Perserkatze der Nachbarin gespielt habe, könnte ich mir eine eigene Körperbehaarung eigentlich ganz sparen.

In der Ära des Rasurwahns wäre das zumindest zeitgemäß, oder?

21 Juni 2009

Mitte

Heute ist der 21.Juni 2009, die kürzeste Nach des Jahres. Ich bin 46 Jahre alt. Hier beginnt die zweite Hälfte meines Lebens.

Genau jetzt.

Ich werde 92 Jahre alt. Könnte. Wenn ich bis dahin durchhalte. Weiß aber nicht, ob das wirklich so wünschenswert ist. Vermutlich eher nicht.

19 Juni 2009

Zyklus

Und im demnächst neu zu startenden Zyklus "Bekloppte Geschäftsideen" heute: Fingernagelkaufhaus. Oder habe ich irgendwas verpasst?

16 Juni 2009

Gebrauchtmöbel


In der Kreuzberger Gastronomie liegen zur Zeit Gebrauchtmöbel schwer im Trend. Das hatten wir zwar alles schon vor dreißig Jahren mal, 1980, ranzige Sofas und zerfallende Korbsessel, und damals war das Punk, aber: Warum soll die Jugend von heute nicht von den Erwachsenen lernen?






Alle Bilder aus der Schlesischen Straße.

Ergebnis

Am Wochenende hab ich zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder bei einer Regatta selbst gesteuert. Am Ende waren wir siebte von zwanzig. Für mich ist das ein bedeutender Fortschritt gegenüber meiner früheren Phase, wo ich immer um den vorletzten Platz erbittert kämpfen musste. Damals selbst entgegen aller statistischen Wahrscheinlichkeit.

Jetzt frage ich mich die ganze Zeit, ob ich das schon als "dazugelernt" ausgeben kann.

15 Juni 2009

Routing und Logik

Früher dauerte eine Reise so lange wie sie dauert. Seit einiger Zeit hat es der Reisende eilig. Weil Eile beim nichts ahnenden Betrachter Wichtigkeit vortäuscht.

I.
Die deutsche Bahn hat in den letzten Jahren Milliarden von Steuergeldern ausgegeben, damit man mit Zügen, die bis zu 300 Stundenkilometer fahren, in kürzester Zeit von Berlin nach Frankfurt brettern kann. Und am Nachmittag wieder zurück. Was man da eigentlich soll, kann man dann hinterher überlegen. Frankfurt/Main. In das andere Frankfurt fahren solche Züge erst gar nicht. In die Landeshauptstädte Magdeburg und Potsdam auch nicht. Oder nur ungern.

Seltsamerweise hat ausgerechnet Berlin Spandau - das Zentrum der Provinz schlechthin - einen eigenen ICE-Bahnhof. Spandau! Dabei wollen Spandauer nichts lieber, als genau da bleiben, wo sie sind. Ausgerechnet die haben jetzt eine 800 Meter lange Hochleistungsbahnhofshalle.

Aber die Bahn muss ja mit dem Flugzeug konkurrieren. Muss einfach. Muss! Da kann man eben nicht überall anhalten und zum Blumenpflücken aussteigen. Wer sich noch an den letzten großen Vorsitzenden der Bahn erinnert, wird noch wissen, dass der am liebsten überhaupt nirgends mehr angehalten hätte - dann kommt man nämlich am schnellsten voran. Die blöden Monsterbahnhöfe in Berlin waren nur sein zerknirschtes Zugeständnis an die Politik. Und wenn schon Zugeständnis, dann wenigstens besonders groß und besonders teuer, war ja nicht sein Geld.

So viel zur Logik der Bahn.

II.
Schon kürzlich war mir aufgefallen, dass die Stadt Hof von Berlin aus inzwischen erheblich schlechter zu erreichen ist als zu besten Zeiten der deutschen Teilung. Wer nach halb sechs am Nachmittag losfährt, kommt frühestens am nächsten Morgen dort an. 300 Kilometer in sieben Stunden. Das hatte man mit der Postkutsche auch geschafft. Oder mit dem Fahrrad. Zum Glück haben wir jetzt Züge, die das rechnerisch in einer Stunde erreichen würden. Deshalb dauert es sieben.

Aber grade eben weist mich ein Kollege auf die Bahn-Verbindung von Berlin nach Graz hin. Auf der Autobahn etwa 950km. Diese Entfernung könnte so ein Milliarden-Hightech-Zug in etwas mehr als 3 Stunden zurücklegen.

Der Kollege möchte gerne einen Nachtzug nehmen. Nachtzüge sind ja nochmal ein Thema für sich. In Zeiten, wo Züge 300 Stundenkilometer schaffen, machen Nachtzüge innerhalb Europas überhaupt keinen Sinn mehr. Grade das ficht die Bahn nicht an, die 300 kmh sind ja nur die Höchstgeschwindigkeit - mit so einem Zug kann man nämlich auch sehr schön Tempo 50 fahren. Und sehr lange.

III.
Nehmen wir mal an, man hätte ab 20Uhr Zeit und Lust, in Berlin loszufahren. Dann kann man um 22.10h in den nächsten Zug steigen und ist am folgenden Tag schon um 14.22h in Graz. Das sind nur 16 Stunden! Und zehn Minuten. Wahnsinn, nicht? Zweimal umsteigen, über München und Bischofshofen.


Aber es gibt auch eine rasend schnelle Verbindung. Bei der braucht man erst um 22.22h einzusteigen und ist insgesamt genau 16 Stunden unterwegs. Wer hätte sich so eine unvorstellbare Geschwindigkeit vorstellen können zu Zeiten der ... sagen wir mal ... der antiken Römer? Na? Genau: Jeder. In der Zeit kann man die Strecke nämlich auch laufen. Mit dem Pferd schafft man das auf jeden Fall. Na gut, ein Schiff, das kommt nicht ganz ran. Graz hat nämlich keinen Hafen.


Die Bahn schlägt einem eine noch verwegenere Route vor. Subjektiv vielleicht nicht der direkteste Weg. Aber man macht ja gerne einen kleinen Umweg, wenn man damit nur Zeit spart. Zeit! Sparen! Insgesamt ist angeblich heute ohnehin nur noch der reich, der Zeit hat. Auf Geld kommt es doch wirklich nicht mehr an.

Die Bahn schlägt also vor, dass man erst um 23h in Berlin in den Zug steigt. Der fährt nach Hamburg, 250km im Nordwesten von Berlin. Graz liegt genau im Süden. In Hamburg hat man mitten in der Nacht zweieinhalb Stunden Aufenthalt, von 0.43h bis 3.18h. Das reicht grade so zum Umsteigen und für einen Kaffee, wenn man tatsächlich jemanden findet, der einem um diese Zeit einen Kaffee verkauft. Dann setzt man sich in den Zug nach Fulda und rastet dort wieder ein Weilchen. In Fulda erklimmt man um 6.56h den Zug nach München, hat in München eine weitere halbe Stunde Aufenthalt sowie Zeit zum Innehalten und Meditieren und kommt nochmal genau sechs Stunden später in Graz an.

Immerhin ohne Umsteigen zwischen München und Graz. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, kann von Berlin aus Graz in atemberaubenden 17 Stunden und 22 Minuten erreichen. In Worten: Nur 17:22h! Dieses Tempo hätte sich vor 20 Jahren niemand vorstellen können. Wahnsinn, nicht?

Und so ein ahnungsloser Idiot hat vor Jahren noch über die ultraschnelle Eisenbahn-Direkt-Verbindung Berlin - München über Hannover gelacht.

IV.
Wie gesagt, für die Fernverbindungen hat die deutsche Bahn in den letzten Jahren Milliarden ausgegeben. Konkurrenz mit dem Flugzeug!

Aber bis vor einem Jahr dachten wir alle auch, dass eine Milliarde eine Menge Geld sei. Die Bahnfahrt in einer Richtung kostet deshalb nur noch 170Euro und ist damit fast geschenkt.


Die österreichische Bahn empfiehlt einem den Zug durch Tschechien, von Berlin über Wien, dauerte früher schon 10 Stunden, aber in Zeiten der immer weiteren Beschleunigung des Lebens inzwischen zwölf.

Graz hat übrigens einen Flugplatz. Von Berlin nach Graz fliegt man in 3 Stunden und zahlt ab 160Euro.


V.
Wer jemals über die Kompetenz deutscher Politiker und deutscher Manager nachdenkt kann sich vor Augen halten, dass nach Milliardeninvestitionen heute Hightech-Hochgeschwindigkeits-Züge ein Durchschnittstempo von 55km/h möglich machen. Nach Überzeugung des lange geachteten Spitzenmanagers Mehdorn ist die kürzeste Verbindung sicherlich Berlin - Peking - Graz.





12 Juni 2009

Von wegen Alzheim!

Aaaaaaaaaaaah! Endlich kenne ich es: Das Wort für
Wenn man nur runter geht
um den Müll wegzubringen
sollte man nicht vergessen
den Müll mitzunehmen!
Das Wort dafür ist destination-amnesia, also etwa Das Ziel unterwegs aus den Augen verlieren.
Diese Engländer¹ haben für alles ein Wort.

Und dabei bekommt die Sache noch eine andere, schönere Bedeutung, wenn man nur ein Satzzeichen dazwischen ändert:
destination: amnesia
Es fährt ein Zug nach Nirgendwo...




¹ ... und ihre Kolonien ...

08 Juni 2009

Reihen

Aus unserer Reihe Belanglose Bilder heute:

 "Beliebiger Hof in Kreuzberg"



Und:

 "Beliebiger Hof in Kreuzberg II"



07 Juni 2009

Karneval 09 (4)

Karneval in Berlin - und im Sommer

IV.
Um zehn ist auf den Bühnen Schluss mit Livemusik, damit die Anwohner auch mal schlafen können. Aber unverstärkt und im Park gehts noch lange weiter - mit den verschiedensten Perkussionsgruppen. Wegen des schaurigen Regens halten nur zwei Gruppen durch. Die erste besteht aus einem Dutzend Berlinern und orientiert sich an brasilianischer Trommelei.

Zufällig hat eine Freundin eine Freundin dabei, und die wiederum ihren Cousin, beide aus Brasilien. Ich und meine deutschen Freunde können zu der Trommelei tanzen - aber die beiden Brasilianer können dazu singen: Die kennen den Text!

06 Juni 2009

Karneval 09 (3)

Karneval in Berlin - und im Sommer

III.
Danach wurde auf der orientalischen Bühne eine türkische Zigeunerband aus Australien angekündigt. In Berlin, Deutschland, Mitteleuropa. Da ist selbst nach meinem Geschmack der Multikulti-Anspruch schwer überstrapaziert - sowas kann nix werden!

Deshalb weiter zur Latinauta-Bühne, also Latino-Irgendwas als Sammelüberschrift dieser Abteilung. Dort spielte so eine franko-spanische Zigeunergruppe, ca. 10 Leute, mit feurigen Flamenco-Tänzerinnen und allem Schnickschnack¹. Hätte ich mir nach dieser Beschreibung bestimmt nicht angetan. War aber sehr unterhaltsam, verbreitete tolle Stimmung und hatte so gut wie nichts mit Latino-Irgendwas zu tun - außer dass sie manchmal anscheinend auf Französisch gesungen haben. Macht ja nichts.

Nach der letzten Zugabe bin ich weiter und kam wieder an der orientalischen Bühne vorbei, wo eine Gruppe großartigen orientalisch gefärbten Ethno-Jazz - oder so - spielte. Sehr überzeugend, sehr virtuos und dabei sehr locker. Geil! Das waren die türkischen Zigeuner aus Tralien. Wer die nicht gesehen hat, hat was verpasst! Geil!


¹ muss ich etxtra erwähnen, dass die vermeintlich franco-spanische Zigeunerband anscheinend mehrheitlich aus Berlin kommt?


05 Juni 2009

Karneval 09 (2)

Karneval in Berlin - und im Sommer

II.
Die nächste Band auf der Afrika-Bühne kam aus Ghana und spielte Reggae. Nicht überragend, aber nicht wirklich schlecht. Als es zum zweiten mal innerhalb kurzer Zeit regnete suchte ein Haufen Zuschauer unter so einem riesigen quadratischen Schirm Schutz. Und sie standen alle genau im Quadrat, genau bis zum Rand wo das Wasser runter tropfte. Alle swingten im gleichen Takt mit den Hüften, eine wogende, schaukelnde, quadratische Masse.

Als es zum dritten mal innerhalb von zwei Stunden regnete war es dem Publikum endgültig scheißegal - alle waren inzwischen durchgeweicht, aber niemand wollte sich die Laune verderben lassen und die Leute tanzten eben ungerührt im Regen. Zu Reggae.

04 Juni 2009

Karneval 09 (1)

Karneval in Berlin - und im Sommer


Der Berliner Karneval ist die großartigste Veranstaltung überhaupt. Ich freue mich buchstäblich das ganze Jahr darauf. Einerseits ist er tatsächlich eine lebensgroße Darstellung von echtem Multikulti. Und zwar nicht als hohles Lippenbekenntnis, mit dem die Macht der existierenden Verhältnisse widerwillig hingenommen wird. Sondern. Zum Beispiel ein funktionierendes Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur - Menschen, die wirklich neugierig darauf sind, wo der andere herkommt, und was er vielleicht kann.

Ein paar Eindrücke:

I.
Eine westafrikanische Band, die um halb fünf, exakt zur vorgesehenen Zeit, anfängt - ich komme ein paar Minuten zu spät und denke "Das sind die pünktlichsten Afrikaner nördlich der Antarktis..." Ihre Performance ist großartig und zudem mit neckischen Tänzerinnen, die fröhlich aber unaufdringlich alles schwenken, was sie haben. Wo die herkommen hat man sich anscheinend nicht so. Sehr perkussionslastig, wie der ganze Berliner Karneval. Die Band kommt aus Westafrika - Voodoo-Land - und ihre Percussion lenkt den Herzschlag.

Genauer als "Westafrika" kann man ihre Herkunft auch nicht beschreiben: Die Musiker kommen aus Burkina Faso, Guinea, Senegal und Kamerun. Afrikanischer Multikulti. Als sie alle vorgestellt werden brüllt einer neben mir ziemlich  ohne Zusammenhang "KAMERUUUUUN!" Das war in Berlin der Schlachtruf, als sich bei der Fußball-WM vor 19 Jahren endlich eine afrikanische Band bis ins Viertelfinale vorspielen konnte. Dass sich daran immer noch jemand erinnern kann... KAMERUUUN!

Am Ende stellt sich heraus, dass diese wirklich großartige Band gar nicht die im Programmheft angekündigte ist, sondern eine Ersatzmannschaft. Und wahrscheinlich waren sie schon für zwei Uhr bestellt. Sie hießen LaVaNa - LaNaDa - oder so. Weiß das noch wer?

03 Juni 2009

Hochbegabung

In Deutschland wünschen sich 88,3 Prozent aller Eltern mit akademischer Bildung¹ ein hochbegabtes Kind. Das hochbegabte Kind ist sozusagen der Mercedes unter den Kindern.

Speziell für solche Fälle hat sich der Verein MENSA gegründet. Zugangsvoraussetzung ist ein Intelligenzquotient von über 130. (der Fachmann für erfolgsorientiertes Grübeln und das Erfinden von gänzlich neuen Problemen sagt dazu: "Intelligenz ist, was man mit IQ-Tests misst...") Der Verein MENSA ist angeblich ziemlich kleinlich, was die Aufnahmebedingung angeht: Mit 130 IQ-Punkten darf man mitmachen, mit 129 nicht.

Heute im Radio eine Erziehungssendung zum Thema "Hochbegabte Kinder" und eine Expertin von MENSA. Zuschauer dürfen anrufen (wenn ich was hasse im Radio, dann sind es Call-in-Sendungen, bei denen die anderen Dumpfbacken, die grade vor dem Radio sitzen ... erwähnte ich bereits, oder?).
Gleich als zweites ein Mann: "Wir haben einen hochbegabten Sooohn - und wir haben das Probleeem, dass das im schulischen Bereich nicht anerkannt wird!"
Und die MENSA-Expertin: "Ja, äh..."
"Ja, genau, das wird nämlich nicht anerkannt! Dabei ist unser Sohn hochbegabt!"
"...und ... haben sie das wissenschaftlich anerkannt testen lassen?"

Und der Zuhörer: "Wir haben das schon überall testen lassen, sogar bei unabhängigen Instituten..."
Sowas heißt im Klartext üblicherweise "unabhängig von wissenschaftlicher Nachprüfbarkeit".
Und die MENSA-Expertin: "Ja, äh..."
Und der Zuhörer weiter: "Genau! Das wird einfach nirgends anerkannt! Es gibt ganz oft das Phänomeeen, dass Menschen an diese Hochbegabung nicht glauben! Kennen sie das?"
Und die MENSA-Expertin: "Ja, das haben wir ganz oft... was ... was heißt das denn genau?"
"Die Schule erkennt das einfach nicht an! Die sagen, dass unser Kind nur stört!"

Und die MENSA-Expertin: "Naja, es gibt da Familien, die haben so eine Leidensgeschichte hinter sich - das geht sogar bis hin zum Schulwechsel..."
"Wem sagen Sie das! Haben wir al-les schon hinter uns...! Und dabei wird die Hochbegabung unseres Kindes nirgends anerkannt! Und dabei ist er jetzt auf der weiterführenden Schule!"

Wo sonst? Er meint: Kann man das nicht noch ir-gen-dwo anderes testen lassen? Damit die Hochbegabung endlich anerkannt wird! Und die Logik dahinter ist etwa: Ein Kind, das in der Schule sogar stören kann muss doch einfach hochbegabt sein, oder?


Ich habe früher in der Schule auch ein ganz klein wenig gestört, aber vielleicht einfach zu wenig. Ich persönlich mache jetzt den MENSA-Test hauptsächlich deshalb nicht, weil ich die 129 fürchte. Vielleicht sogar die 127. Meine Frustrationstoleranz ist überaus niedrig. Nur 127 womöglich, und dann noch nicht mal bei MENSA mitmachen dürfen - das ertrage ich nicht. Ich mache den Test erst, wenn sie mich ehrenhalber und ohne blöde Vorbedingungen aufnehmen. Wenn der Präsident von MENSA geknickt auf mich zukommt und eingesteht: "Herr Goldfisch, wir haben bei Ihnen nur hundertneunundzwanzig komma drei drei gemessen - an unserem Test muss etwas falsch sein!"

Wenn es so weit ist, lasst es mich einfach wissen, denn ich werde großherzig sein, und ich bin auch nicht beleidigt, wenn der Test nicht richtig funktioniert. Wir alle machen Fehler.




¹ Dieter Bohlen hat angeblich ein Einser-Abitur. Meiner einer staunt, dass der Typ überhaupt einen Schulabschluss bekommen hat. Da kann man mal sehen, mit wie wenig Verstand man in Deutschland Abitur machen kann - anders ausgedrückt: Wie verschoben die Messlatte anscheinend ist. Oder sagen wir mal so: Deutschland ist da, wo Leute wie der Bohlen ein Abitur bekommen und nicht zu hunderttausend Jahren Zwangsarbeit wegen inoperabler charakterlicher Defizite verurteilt werden.

Aber Günther Oettinger hat sogar einen Studienabschluss.

01 Juni 2009

Reihe

Aus unserer Reihe "Sinnlose Tätigkeiten" heute:
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