29 Mai 2010

Aaaargh!

Nein, einfach so: Aaaargh!



Da geht es um diesen Beitrag.

28 Mai 2010

Figuren

figurenkegeln ist langweilig.

ich kann figurensaufen.

kennste nich?

gib mir einen aus und ich zeig dir, wie's geht.

27 Mai 2010

Flugtechnisches Intermezzo

Vom 30.Mai bis zum 6. Juni ist der Große Bloguator™ nochmal eine Woche segeltechnisch unterwegs. Das verspricht eine interessante Woche zu werden, da sie in einem Zug Elterngeburtstag, Besuch in der Seilfabrik, Besuch in Nürnberg und dortige Wiedereinführung in den Tango und dann noch Deutsche Meisterschaft im Segeln enthält. Puh.

Bis da hin ein kurzer Rückblick auf die letzte Segelwoche. Da hat der Große Bloguator™ unter anderem folgendes gemacht:


Für die anonymen Zuschauer: Der Große Bloguator™ ist der am Draht, der den Unfall verursacht und den man die meiste Zeit nicht sieht.

Seltsame Ideen 2.0

Suchanfrage: "kostenloser Plattenvertrag für kinder"

Wahrscheinlich liegt es wieder an der mangelnden Vorstellungskraft des Großen Bloguators™. Allen anderen Existenzformen, die das Internet so bevölkern, stoßen solche Sachen nicht auf, weil sie völlig natürlich und ganz normal sind. Nur eben für den Großen Bloguator™ nicht, der die wertvollsten Jahre seiner Jugend in einem von Gott vergessenen Kaff am Rande der zivilisierten Welt¹ zu verschwenden gezwungen war und dadurch manche Entwicklung der Evolution verpasst hat.

Jedenfalls, der Betreiber dieses kleinen Weblogs findet manche Ideen seltsam. Etwa, dass jemand überhaupt irgendwo auf der Welt auf die Idee kommt, nach einem kostenlosen Plattenvertrag für Kinder zu suchen: Hm.
(allumfassende Grübelgeste denkt sich die geneigte Leserin dazu)


Sucht der jetzt wie in einer Schreibwarenhandlung ein überspezielles Formular "Plattenvertrag", und dann noch in der Sonderform "für Kinder", aber kostenlos? Was genau ist da die besondere Schwierigkeit? Müssen das neben Erwachsenen auch Kinder ausfüllen können? Dürfen das nur Kinder verstehen? Oder soll der Plattenvertrag ausschließlich dann gültig sein, wenn ihn nur das Kind und auf keinen Fall seine Erziehungsberechtigten unterschrieben haben? Seltsam.

Dann die überraschende Wendung, dass die zweitzutreffendste Antwort ausgerechnet im "Fachblog für unnütze Erkenntnisse und für das Bohren besonders dünner Bretter" bereit steht. Das ist eine detektivische Meisterleistung, nahezu Weltrekord im Suchanfragenbeantworten. War aber auch nicht schwer: Selbstverständlich! Wo! Denn!! Sonst?!!!

Wobei die eigentliche Meisterleistung der Suchmaschine darin besteht, dass sie diese Fähigkeit allein am Auftauchen der Begriffe "kostenloser" und "Vertrag" auf derselben Seite - wenn auch nicht in demselben Satz - erkennt.

Nun ist Genialität das Zusammentreffen von Kreativität, Wissen und Fleiß. In diesem Sinne ist die Suchmaschine auf jeden Fall genial: Niemand sonst wüsste um den Zusammenhang von "kostenloser Plattenvertrag für kinder" und dem verwandten Suchbegriff "IQ Test". Nicht einmal der Große Bloguator™. Das ist armselig. Warum nur? Warum?!?

Fragen über Fragen.




¹ die übrigen Eingeborenen des Kaffs sehen das möglicherweise anders

26 Mai 2010

Sterne

Ohjeee - laut meiner Statistik hat grade wieder jemand das Thema kindergeburtstag spiele thema sternzeichen gegugelt. Ein Gruß aus der Sternzeichenhölle. Da soll also wieder so ein armer Wurm von frühester Kindheit an auf die Glaubensrichtung "Die Sterne bestimmen den Charakter" festgelegt werden. Hoffentlich kein Mädchen. Das will dann später nämlich nichts mit Waage-Männern zu tun haben, die sind ihr zu temperamentlos. Dafür erkennt sie am Krebs-Mann sofort die Scheren und am Widder-Mann die Bockigkeit. Phänomenal und wissenschaftlich kaum zu widerlegen.

25 Mai 2010

Jahrestage Jubiläen

Aaaah - Elterngeburtstag! Und im Fall des Großen Bloguators™ auch noch an zwei aufeinander folgenden Tagen, jedes Jahr wieder. Und wie immer die letzten zwei Tage vor Jubiläen, Geburtstagen, Weihnachten und anderen völlig unerwartet und überraschend auftretenden Naturereignissen trifft in natürlicher Konsequenz ein weiteres Naturereignis ein.

Nein, nicht etwa die Geburt des längst schon überfälligen Enkelkindes oder immerwährendes Glück und Reichtum, sondern: Geschenkemäßige Totalamnesie. In Verbindung mit dem absoluten Aussetzen jedweder ideenfinderischer Kreativität. Mit anderen Worten: Der Große Bloguator™ wird für diesen Zeitraum debil wie eine Amöbe.¹

Welchen Zeitraum? Na den, bis man sich eine halbwegs angemessene Ausrede hat einfallen lassen, diese bis zum flüssigen Vortrag geprobt hat und dann vor den Elternteilen vorgetragen hat und dann noch zwei bis drei Tage vergangen sind und die Sache erledigt ist. Ab da für die restlichen etwa 355 Tage des Jahres, fallen einem dann wieder haufenweise Geschenke ein, "Ach! Das hättste doch dem Vadder schenken können!" Und diese Ideen bleiben so lange im Gedächtnis haften, bis der nächste Geschenkeanlass herangerückt ist und nur noch zwei Tage Zeit für die Beschaffung sind.

Oh mann!





¹ nein, ich will zum Amöbentum keine irrelevante Privatmeinung hören!

Zahlungsmoral (23)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Auf unerklärliche Weise geht seitdem nicht nur im Büro sondern auch in der Ehe vieles schief.


...

Jetzt, nach zwei Jahren, hat sich mein Ex-Chef mit den Niederungen des ernsthaften Lebens vertraut gemacht. Er hat sich ein kleines gebrauchtes Auto gekauft. Seine Frau wohnt immer noch im Villenviertel, was mich vermuten lässt, dass er für das Haus nach wie vor zahlt.

Angeblich läuft das Büro mit den verbliebenen Mitarbeitern wieder einigermaßen. Die Aufträge sind inzwischen kleiner - die ehemaligen Großbauherren fühlten sich nicht mehr zuvorkommend genug behandelt, ihnen fehlte wahrscheinlich einfach die gewohnte Großspurigkeit. Sie ließen den Geschäftskontakt bei erster Gelegenheit auslaufen. Mein Ex-Chef läuft dem Honorar aus diesen Aufträgen hinterher und argumentiert dabei genau so, wie ich damals argumentiert habe. Und mit demselben Erfolg. Ohne Anwalt geht nichts. Und mit Anwalt nicht viel, wer das Geld hat sitzt halt am längeren Hebel.

Ich habe inzwischen neue regelmäßige Auftraggeber gefunden, die überraschend seriös sind. Das stimmt mich zwar immer ein bisschen misstrauisch, aber bisher funktioniert die Sache. Wenn ich denen manchmal von den Bedingungen auf unserem Arbeitsmarkt erzähle sehen sie mich mit großen Augen an und wollen es nicht glauben.

Ich halte mir zugute, das ich meinem Ex-Chef ohne körperliche Gewalt den Weg in ein moralisch einwandfreies Leben gewiesen habe: Er zahlt jetzt seine Steuern, bewegt sich ökologisch sinnvoll durch die Stadt, backt deutlich kleinere Brötchen und kommt hoffentlich nicht so bald auf die Idee, wieder einen Mitarbeiter vorsätzlich über den Tisch zu ziehen. Sicher bin ich mir da aber nicht.


FIN




Es gibt auch andere Auftraggeber. Nun, nicht sehr anders, aber ein wenig. Wer die Geschichte mit dem auftraggebenden Architekten bis zum Ende gelesen hat und daher vermutlich interessant fand, der findet hier einen Extended Mix: Geiz - eine Geschichte für sich

24 Mai 2010

Zahlungsmoral (22)

eine fast nicht erfundene Geschichte

Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Auf unerklärliche Weise geht seit neuestem im Büro vieles schief.


...

Irgendwann muss der Steuerberater dem Chef klargemacht haben, dass er nicht ganz so viel persönlichen Gewinn aus dem Büro entnehmen darf. Mein Chef selbst hatte keine allzu großen Ansprüche, außer seinem Auto. Und dem Kredit für das Haus. Er hatte nur eine direkte emotionale Affinität zum Geld: Er mochte es eben sehr gern.

Aber da war ja noch seine Frau, die auf einen ordentlichen Lebensstandard viel Wert legte, Friseur, Feinkostladen, Reisen, gediegenes Essen, Boutiquen. Und seine Tochter, die an ein kostenpflichtiges Privatgymnasium ging. Ob wegen der Renommiersucht ihrer Mutter oder wegen mangelnder Begabung konnte ich nicht beurteilen. Privatschulen wollen jedenfalls immer bezahlt sein. Wie viel Geduld sie bei ausbleibenden Beiträgen zeigen vermag ich nicht zu beurteilen. Sicher gibt es einen Punkt, ab dem sie drohen, dass das Kind von der Schule verstoßen wird, leider leider. Ich nehme an, mein Ex-Chef hat herausgefunden, wo dieser Punkt liegt.

Außerdem musste die Tochter unbedingt reiten, am Stadtrand, von der Wohnung aus in der ganz anderen Richtung, nur mit dem Auto in erträglicher Zeit erreichbar, mit S-Bahn und Bus jedenfalls nicht. Das erledigte auch immer seine Frau - sofern sie nicht grade einen Termin beim Friseur oder im Fitnessstudio bei ihrem Personal Trainer hatte. Wenn seine Frau aus einem dieser schwerwiegenden Gründe nicht konnte, musste der Chef seine Tochter selbst zum Reiten fahren und leider seine Arbeit liegen lassen.

‚Etwas-weniger-Geld’ hätte auch ‚etwas-weniger-Reiten’ bedeuten können. Nur fehlte der Frau vom Chef das Verständnis dafür. Folgerichtig hätte 'etwas-weniger-Reiten' zu 'etwas-mehr-Zeit-für-die-Erledigung-wichtiger-Aufgaben-im-Büro' führen können. Angesichts der Lage eine wünschenswerte Entwicklung. Hätte - können.

Nach einem Jahr führte aber ‚etwas-weniger-Reiten’ zu ‚etwas-mehr-Zeit-beim-Anwalt’. Was nun eintrat war absehbar, wenn ein Mann die familiären Belange und persönlichen Bedürfnisse einer Partnerin auch so sehr missachtet: Seine Frau ließ sich nun doch scheiden. Wie ich die gierige Gattin kennengelernt habe, sicher nicht zu ihrem Nachteil. Meine Beobachtung: Er bezog eine Wohnung in der Innenstadt. Von da aus konnte er immerhin zu Fuß ins Büro kommen. Der Jaguar war nämlich irgendwann doch weg.




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23 Mai 2010

Zahlungsmoral (21)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Auf unerklärliche Weise geht seit neuestem im Büro vieles schief.



XIV.
Die Finanzen waren nach einer Weile völlig in die Schieflage geraten. Der Chef sah sich gezwungen, wenigstens einen der Angestellten zu entlassen. Freiwillig gehen wollte keiner - obwohl das Büro zu der Zeit mit den Gehältern deutlich im Rückstand war. Die Logik so vieler Leute ist merkwürdig, ich werde das nie verstehen.

Die Entlassung sollte möglichst noch ohne Abfindung laufen. Aber die armseligen Mobbingversuche meines Ex-Chefs waren so durchschaubar wie bei mir. Nach einer Weile gab er es wohl auf und entließ einen Mitarbeiter "aus Mangel an Arbeit" und mit dem treuherzigen Versprechen einer Abfindung. Als ich das hörte war mir klar, dass er die frühestens nach einem halben Jahr bezahlen wollte, und eigentlich lieber gar nicht.

Den „Mangel an Arbeit“ bekamen die übrigen Mitarbeiter zu spüren, die inzwischen zwei Personen ersetzen mussten. Die Aufträge waren ja nicht wirklich weniger geworden, nur das dafür verfügbare Budget.

Angeblich war zu dieser Zeit die Atmosphäre im Büro nicht schön.

Der geleaste Jaguar stand weiter vor dem Büro. Die Autofirma muss genauso unsolide organisiert gewesen sein wie unser Büro, oder es war ein sehr guter Freund vom Chef. Jedenfalls störte es sie anscheinend nicht, dass es mit den Raten nicht klappte. Nicht gleich. Irgendwas musste ich übersehen haben.

Ich wollte nämlich wirklich gern sehen, wie mein Architektenchef mit dem Bus ins Büro fuhr. Aus seinem schicken Häuschen im Villenbezirk bis in die Innenstadt würde das eine Weile länger dauern als mit dem Auto. Jeden Tag zwei mal. In Villenbezirken ist der öffentliche Personennahverkehr selten gut ausgebaut. Muss ja auch nicht, es haben eh alle ein Auto. Oder zwei.

Das geheimnisvolle Cabrio hatte der Chef noch lange behalten, obwohl ich wusste, dass er es jetzt aus seiner privaten Kasse bezahlen musste. Seltsame Prioritäten haben manche Menschen. Vielleicht hatte seine Frau auch wieder einmal mit Scheidung gedroht. Liebe kann so schön sein.




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22 Mai 2010

Zahlungsmoral (20)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Auf unerklärliche Weise geht seit neuestem im Büro vieles schief.



XIII.
Unsere Stadt ist nicht groß, nur vier Millionen Einwohner. Deshalb kennt fast jeder jeden. Na, nicht genau so, aber immerhin im Baubereich. Auf Umwegen hörte ich immer wieder Neuigkeiten aus dem Büro. Manchmal rief ich auch einfach unter einem Vorwand die Sekretärin an, die war nett und musste ihrem Herzen auch mal Luft machen. Damit wurde ich ihr Gesprächstherapeut und erfuhr im Gegenzug lustige Sachen.

Etwa, dass ein Lieferant den Drucker abgeholt hatte. Der Drucker war geleast, die Raten wahrscheinlich überfällig und der Chef zufällig nicht da. Woher konnte er das gewusst haben? "Ick soll hier wat abholn, dit muss zum Service." Den Chef konnte man nicht fragen, der war unterwegs und seine Frau hatte ihm die Scheidung angedroht, falls er sich unterwegs mit Geschäfts­angelegenheiten befassen sollte. "Damit das ein schöner Urlaub wird! Denk doch auch mal an das Kind! Und an mich!"

Der Drucker war weg. Nicht weiter schlimm, man kann auch außer Haus drucken lassen und es gibt sogar einen Lieferdienst. Aber das dauert einen Tag länger und man kann nur schwer Probedrucke herstellen. Wenn man es tut, muss man sie bezahlen. Dabei ist nicht allein die Herstellung das Problem, sondern auch, dass man nicht sofort darauf sehen kann. Man muss warten und der Arbeitsfluss stockt.

Die Probedrucke aus dem eigenen Drucker musste man vorher zwar auch bezahlen, aber jetzt kam für jeden eine leicht nachvollziehbare Rechnung. So bekamen die Mitarbeiter endlich ein Gefühl dafür. Wie ich den geizigen Chef kannte würden sie sich in der folgenden Zeit in peinlichen Verhören für jedes Blatt einzeln rechtfertigen müssen. Dann machten sie bestimmt weniger Probedrucke. Weniger Probedrucke – mehr Fehler. Man muss sich entscheiden.




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21 Mai 2010

Zahlungsmoral (19)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Seine Kreditwürdigkeit ist inzwischen nicht mehr die beste und er sitzt finanziell in der Klemme. Eine gute Gelegenheit  zum Nachtreten.



XII.
Mit der Festplatte wurde auch der Terminkalender des Chefs gesichert und befand sich dann auf dem Server. Ich konnte ihn demnach nicht tagesaktuell einsehen, aber mit einer gewissen kurzen Verzögerung. Daher wusste ich, was er so trieb. Und damit wusste ich mehr als seine Mitarbeiter. Wahrscheinlich auch mehr als seine Frau.

Nachdem die Bank seine Kreditlinie nicht verlängern wollte, war er in der Klemme. Er wollte seine angestellten Mitarbeiter nicht entlassen. Dafür waren sie einfach zu billig und machten gemessen daran halbwegs brauchbare Arbeit. Er brauchte sie, um die durchaus vorhandenen Aufträge zu bewältigen. Aber um sie halbwegs pünktlich oder überhaupt zu bezahlen musste er auf sein Erspartes zurückgreifen. In den fetten Jahren des Büros hatte sich einiges angesammelt. Das war wohl unversteuert und lag in Luxemburg. Und ich wusste aus seinem Kalender, wann er nach Luxemburg fährt.

Nun stellt sich die Finanz-Polizei nach einem anonymen Hinweis sicher nicht einen ganzen Tag lang an die Straße und wartet auf ein einzelnes Auto. Aber Luxemburg hat den Vorteil der überschaubaren Größe. Und ich wusste außerdem, in welchem Hotel der Chef wohnt. Sowie auch, wann er zurück fährt.

Meine Argumentation beim Hinweis an den Zoll war ganz einfach: "Wenn sie mir nicht glauben, brauchen sie doch bloß in seinem Hotel nachzufragen, ob er da ist." Das machte so wenig Aufwand, dass sie es tatsächlich getan haben müssen. "Und dann fahren sie ihm eben bis zur Grenze hinterher, ist ja nicht weit." Das hatte sie anscheinend ebenfalls überzeugt. Kurz vor der Grenze wurde er von einem unscheinbaren Fahrzeug überholt und direkt nach der Grenze mit einem offiziellen Zeichen herausgewunken und gefilzt. Das viele Bargeld kam bald zum Vorschein. Die Erklärung dauerte vermutlich ein Weilchen.

Es ist ja nicht so, dass alles endgültig enteignet wird, nur weil man keine einleuchtende Erklärung hat. Es wird nur vorübergehend beschlagnahmt und man muss es nachversteuern - zum dreifachen Satz. Für einen, der das Geld sehr lieb hat, sind Steuern ohnehin ein schmerzlicher Verlust. Meinem Ex-Chef muss diese himmelschreiende Ungerechtigkeit sehr, sehr weh getan haben. Hoffe ich.

Nun war der Chef nicht mehr flüssig. Nicht, dass er gar kein Vermögen mehr gehabt hätte - aber er kam nicht ran, es lag auswärts. Und seine Hausbank gab ihm nichts. In dieser Lage sah er sich veranlasst, mit seinen übrigen Mitarbeitern genau das zu tun, was er mit mir getan hatte: Er musste sie wegen der Gehaltszahlung vertrösten. Aber gleichzeitig zum Ableisten von Überstunden überreden. Das Projekt war ja da und hätte Honorar einbringen können, dabei fehlte jetzt leider ein besonders effizienter Mitarbeiter. Der Widerwille der Festangestellten gegen Überstunden war sprichwörtlich, gegen Stress allgemein noch mehr. Das wird ihn sicher einigen Schweiß gekostet haben.




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20 Mai 2010

Zahlungsmoral (18)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Seine Kreditwürdigkeit ist inzwischen nicht mehr die beste und seine sogenannte Büroorganisation wird allmählich porös. Zur Zeit sieht es so aus als würde er einen eingeschlagenen Weg zu Ende gehen müssen. Das wird bitter.


...

„Er wird schon wissen, was er tut, er ist ja erwachsen.“ Jeder, dem dieser Satz durch den Kopf geht, ahnt aber auch, dass der Betreffende selbstverständlich nicht weiß, was er da tut. Ich hatte noch etwas mehr Grund zum Beleidigtsein, weil der Chef anschlie­ßend von mir verlangte, von dem haarsträubenden Unfug, den er eben verzapft hatte, auch noch ein Protokoll anzufertigen.

Aus falsch verstandener Loyalität zu meinem Arbeitgeber wies ich in dem Protokoll ausdrücklich darauf hin, dass die abwegige Idee vom Bauherrn stammte und ultimativ bestellt worden war. Menschen wie meinem Chef wiederum ist das ganze Konzept von Loyalität fremd, sie erwarten sie nicht von den Mitarbeitern, weil sie selbst nie loyal sind. Im fertigen Protokoll brachte mein Chef noch einige Änderungen an, die seinen Beitrag in noch leuchten­derem Licht erscheinen ließen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war das eigentlich eine viel subtilere und effektivere Methode des Mobbings als die Sache mit dem abgeschlossenen Chefzimmer.

Aber! Für mich war es nur beleidigend, das Büro hingegen konnte es irgendwann teuer zu stehen kommen, wenn der sicher zu erwartende Bauschaden endlich eintreten würde. Als Architekt hat man dafür eine Versicherung, die wegen der Größe der möglichen Schäden sehr kostspielig ist. Wird sie wirklich einmal in Anspruch genommen, entfällt der Schadensfreiheitsrabatt und die Prämie verdoppelt sich noch einmal. Trotzdem lassen sich Versicherungen ab einer bestimmten Höhe nur ungern in Anspruch nehmen und haben einen vorhersehbaren Reflex: „WIR müssen jedenfalls nicht zahlen!" Wenn nun ein Schaden in merklicher Höhe eingetreten ist, kann man ihn trotz des abgeschlossenen Versicherungsvertrages am besten entweder gleich aus der eigenen Tasche bezahlen oder man hat den Ärger nun mit seiner eigenen Versicherungsgesellschaft statt mit dem Bauherrn.

So weit der Vorlauf. Bei meinem Grabungsarbeiten auf dem Server kam mir diese Vorgeschichte wieder in den Sinn. Ich suchte das Protokoll heraus und änderte es nachträglich ein wenig. In dieser Form hätte es meinem Ex-Chef sicher noch mehr gefallen: Ich hatte die Sache jetzt als seine alleinige Idee dargestellt – was es ja auch irgendwie war. Sicherheitshalber versandte ich es in dieser neuen Form noch einmal an den Bauherrn, so dass der auch über den entsprechenden Beweis verfügte. Dort würde er einfach reflexhaft abgeheftet - bis zur weiteren Verwendung.

Bisher ist der Bauschaden noch nicht eingetreten, aber ich bin mir fast sicher, dass er in den nächsten ein oder zwei Jahren sichtbar wird. Die Bauherren werden sich an meinem Chef schadlos halten, der Chef wird einen Disput mit seinem Versicherungs­unter­nehmen beginnen und in jedem Fall verlieren: Wenn die Versicherung zahlen muss, steigt die Prämie und damit die Bürokosten, der Gewinn sinkt. Und wenn sie nicht zahlt, muss er selbst für den Schaden aufkommen. Auf jeden Fall ist er eine ganze Weile mit einer unangenehmen Angelegenheit beschäftigt anstatt mit sinnvoller Arbeit und vor allem: Das schöne Geld ist weg.



... to be fortcontinued in kürze ... hier:  Zahlungsmoral (19)

19 Mai 2010

Handgemacht

Wie einige der Leser vielleicht wissen, steht Der Große Bloguator™ sehr auf handgemachte Musik. Da ist er von sowas wie dem hier natürlich sehr begeistert:

via Neatorama

Jetzt weiß man leider nicht so genau, ob das eher eine artistische Darbietung ist oder ob es wirklich um Musik geht. Daher ergänzend noch ein Video von der jungen Frau, von der hier immer wieder einmal die Rede ist: Julia Nunes. In diesem Fall mit Lauren O'Connell und REMs "End Of The World As We Know It"



Edith: Korrektur! Vielleicht geht's bei dem ersten ja doch um Musik.

Zahlungsmoral (17)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Seine Kreditwürdigkeit ist inzwischen nicht mehr die beste und seine sogenannte Büroorganisation wird allmählich porös.



XI.
Mein Chef pflegte eine ziemlich eigene Logik. Darin unterschied er sich nicht von den meisten Chefs von irgendwas: Die wollen alle gerne ihre Überlegenheit unter Beweis stellen, egal wie ungeeignet die Situation dafür gerade ist. Wenn sie sich das einmal in den Kopf gesetzt haben, spielt rationales Abwägen keine Rolle mehr. Als Eigentümer eines Unternehmens ist man aber normalerweise bestrebt, Schaden von der eigenen Firma fernzuhalten, ganz im Gegensatz zu angestellten Managern, die in der Regel für überhaupt nichts geradestehen. Vielleicht habe ich da aber auch irgendetwas bis heute nicht richtig verstanden. Mir kam eine Episode wieder in den Sinn, die sich einige Wochen nach meinem Arbeitsantritt im Büro ereignet hatte.

Der oberste Bauherrenvertreter machte seine anstrengende Tätigkeit nicht allein, sondern hatte selbstverständlich ebenfalls Mitarbeiter. Der eine Mitarbeiter des Bauherrn, der zu unserem Projekt gehörte, war an sich auch studierter Architekt, so stand es jedenfalls auf seiner Karte, der Bauherr bezeichnete ihn sogar als „meine rechte Hand“. Er hätte ihn aber viel zutreffender seine linke Hand nennen sollen, oder "mein sprechender Wurmfortsatz", der Typ wusste nämlich überhaupt nichts. Bei ihm schienen sich angeborene Dummheit und erworbene Ignoranz ideal zu ergänzen. Dieser Mitarbeiter war auf eine ziemlich blöde Idee verfallen, und weil es seine Idee war, wollte er sie mit aller Gewalt durchsetzen, egal, wie abwegig sie auch sei. Seiner Wahrnehmung nach war er ja fast selbst der Bauherr, und „wer zahlt schafft an“.

Klar war: Seine Idee würde eine Weile nach Fertigstellung zu einem kapitalen Bauschaden führen. Für solche Bauschäden haftet unter anderen der Architekt, der die Sache geplant hat. Das bedeutet, dass er die Beseitigung des Schadens bezahlen muss, wenn man ihm etwas nachweisen kann. Oder wenn kein anderer dafür geradesteht. Tut aber selten jemand anders, die Baufirmen sind oft längst pleite, wenn die ersten Bauschäden entdeckt werden. Man ist als Planer schon aus reinem Selbstschutz bestrebt, Bauschäden zu vermeiden.

Ich handelte zu dieser Zeit also noch im Sinne des Büros, für das ich arbeitete, und hatte die Sache aus gutem Grund bereits abgebogen. Mein Chef wusste davon. Aber der dummdreiste Mitarbeiter vom Bauherrn ließ nicht locker. Eines Tages rief er an, als ich gerade einmal zur Toilette verschwunden war und wurde zum Chef durchgestellt. Als ich nach kurzer Zeit zurückkehrte sah ich, wie der Chef telefonierte und mir durch die Scheibe aufgeregt zuwinkte, ich sollte in sein Büro kommen. Dort stellte er sein Telefon laut, so dass ich mithören konnte. Der Mitarbeiter vom Bauherrn hatte ihm anscheinend seine urdämliche und schon längst abgeschmetterte Idee noch einmal in aller Eindringlichkeit geschildert und mein Chef war gerade dabei, ihm überaus verständnisvoll in allen Punkten zuzustimmen.

Warum er mich in sein Büro gerufen hatte, wurde mir erst nicht recht klar – er ließ mich nämlich nicht zu Wort kommen, sondern unterhielt sich nur mit dem Aktenkofferträger unseres Auftraggebers. Immer wenn ich versuchte einzuhaken gab er mir ein Zeichen, dass ich die inspirierte Unterredung auf keinen Fall unterbrechen sollte. Als er aufgelegt hatte, konnte ich zu Recht beleidigt darüber sein, dass er mir voll in den Rücken gefallen war. Er machte mir die Arbeit damit noch deutlich schwerer als sie ohnehin schon war. Sein eigenes Risiko schien ihn überhaupt nicht zu kümmern. Hauptsache, er konnte irgendwem gegenüber großspurig auftreten. Aber als freier Mitarbeiter formuliert man so etwas seinem Arbeitgeber gegenüber nicht immer so deutlich und so dachte ich im Stillen wieder einmal nur „Er wird schon wissen, was er tut, er ist ja erwachsen.“



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18 Mai 2010

Zahlungsmoral (16)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Seine Kreditwürdigkeit ist inzwischen nicht mehr die beste und seine sogenannte Büroorganisation wird es bald auch nicht mehr sein.



X.
Mit meinem Tunnelprogramm hatte ich Zugriff auf den Server des Büros. Auf diesem wurden auf die denkbar primitivste Weise Daten gesichert. Während man früher nur diejenigen Dateien kopierte, die man mit den Anwendungsprogrammen wirklich bearbeitet hatte, kann man heute die ganze Festplatte kopieren. Und weil das möglich ist, wird es auch getan - egal wie sinnlos. Das ist, als ob man einen ganzen Wald rodet, weil man einen Zahnstocher braucht. Das erschwerte mir die Suche auf dem Server zwar etwas, aber nur dadurch, dass es etwas länger dauerte. Und es erschwerte ja nicht nur mir die Suche.

Die Mitarbeiter waren schon zu faul, richtige Passwörter zu benutzen, da war klar, dass ihnen der Knopf "Festplatte kopieren" wie das Ei des Kolumbus erschien.

Dass der Systemadministrator jemals in der Lage gewesen wäre, eine ganze Festplatte auch wieder zurück zu spielen, da habe ich meine Zweifel. Dann müsste er alles, was inzwischen geschehen war, komplett überschreiben. Oder es woanders sichern. Das kann nicht der Sinn der Sache sein - ist aber auch nicht wirklich meine Sorge.

Ich tobte mich im Archiv aus. Außerdem speicherten nämlich fast alle Mitarbeiter nicht gerne mit neuem Index. "Nö, wieso? Das macht doch das Programm?" Im Archiv lagen daher wegen dieser eigenen Methode Dutzende Dateien mit demselben Namen, aber unterschiedlichen Bearbeitungsständen. Ich kopierte ein wenig hin und her, so dass jemand, der etwas aus dem Archiv brauchte, nicht mehr sehen konnte, ob es sich wirklich um den neuesten Bearbeitungsstand handelte.

Dabei griffen alle Mitarbeiter bei neuen Aufträgen auf Dateien aus ähnlichen früheren Vorgängen zu. Architekten sollen beispielsweise oft die erwarteten Baukosten schätzen. Sie sehen zuerst unter den ähnlichen Bauwerken nach, die sie schon früher bearbeitet haben. Ein Fehler bei der Kostenschätzung kann den Bauherren in den Ruin stürzen, deshalb geht man da besser besonders sorgfältig vor.

Manchmal wunderten sich die Ex-Kollegen dann. Das führte über kurz oder lang zu einer naheliegenden Schlussfolgerung: "Ich glaube, das Programm speichert nicht richtig!" "Quatsch! Du hast das bloß nicht richtig gemacht! Sieh her!" Der Vorführeffekt. Natürlich speicherte das Programm richtig. Aber am übernächsten Tag war schon wieder eine veraltete Datei im Archiv.

Irgendjemand musste es dem Chef gesagt haben. Ein Klugscheißer mit der gebotenen Eindringlichkeit: "Wenn das nicht richtig speichert - können wir nicht mehr richtig damit arbeiten!" Doch, sie nannten das, was sie da taten "Arbeit", ganz ernsthaft.

Dem Chef wurde die Dramatik dieser Entdeckung bewusst. Die verwendeten Programme stammten zum großen Teil von dem bekannten Software-Riesen aus den USA. Er verlangte von seinem jungen Administrator einen neuen Vorschlag. Aber die Ideen, mit denen der Oberschüler kam, wurden nach einer kleinen Vorführung abgeschmettert. Ich konnte das in Besprech­ungs­proto­kollen auf dem Server nachlesen. Die Programme funktionierten nämlich nicht exakt, also nicht wirklich ganz ganz genau so wie die, die bis dahin verwendet worden waren, sie hätten etwas Umgewöhnung erfordert. Man kauft zwar auch keinen Alfa Romeo und verlangt dann, dass der wie ein BMW aussehen muss - aber das ist ja etwas ganz anderes.

Weil der Chef von diesem kostenlosen Programm aus dem Internet gehört hatte, musste nun das ganze Büro mit entsprechendem Aufwand auf die Software von dem anderen Riesen umgestellt werden: Die Suchmaschine, die kostenlos sogar private Mail durchsucht und auf deren Inhalt abgestimmte Werbung einblendet. Wahrscheinlich habe ich nur eine veraltete Vorstellung von der Bedeutung der Begriffe "vertraulich" oder "Briefgeheimnis".




... to be fortcontinued in kürze ... hier:  Zahlungsmoral (17)

17 Mai 2010

Zahlungsmoral (15)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich. Im Augenblick prüfen wir seine Kreditwürdigkeit. Die wird bald erschütternd sein.

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Der Kunde kann bei seiner Bank genau denselben Vertrag über Darlehen und Kreditlinien vielleicht noch zu deutlich schlechteren Konditionen wieder abschließen. Aber selbst wenn ihm diese Möglichkeit großmütig eingeräumt wird, darf es auf keinen Fall eine weitere Unregelmäßigkeit geben.

Falls nun mehrere Leute bei mehreren Auskunfteien nach einem bestimmten Unternehmen fragen und selbstverständlich auch den Grund ihres Anrufs angeben, etwa Zahlungsverzug, wird all das gespeichert. Und es wird auch weitergegeben, als gesicherte Information. Der Betroffene selbst hat oft keine Möglichkeit herauszufinden, wer da was über ihn weitergegeben hat. Er steht im Nebel und sieht sich mit immer neuen Hindernissen konfrontiert.

Meine Freunde taten mir einen weiteren Gefallen und riefen über die Firmen, in denen sie arbeiteten, bei verschiedenen Auskunfteien an. Dort fragten sie unter verschiedenen abwegigen Begründungen nach dem Architekturbüro, in dem ich gearbeitet hatte. Ich rief auch mehrere an und versuchte, eine Auskunft zu bekommen.

Wenn man kein "Mitglied" der Auskunftei ist, zahlendes Mitglied, erhält man auch keine der sogenannten Informationen "... tut mir leid, das ist streng vertraulich..." Klar doch. Gleichzeitig wird einem zahlenden Mitglied jedes noch so unwahrscheinliche Gerücht als bombensichere Information verkauft. Angaben von Nichtmitgliedern werden ganz beiläufig dennoch gerne abgeschöpft und gespeichert, als kostenloser Bonus sozusagen.

In den nächsten Wochen und Monaten riefen wir reihum immer wieder einmal verschiedene Wirtschafts-Informationsdienste und gaben uns naiv: "Ich bekomme da seit einiger Zeit kein Geld und wollte einmal fragen..."

Irgendwann würde mein Ex-Chef wieder einen neuen Kunden aquirieren, oder mit einem alten Bauherren ein neues Geschäft anfangen wollen. Und wenn der Auftraggeber beim Heißlufthandel seines Vertrauens nachfragte musste er erfahren, dass da nicht immer alles glatt lief. Das würde meinem Chef früher oder später den Abschluss neuer Aufträge ein wenig erschweren. Auf jeden Fall sehr aufs Honorar drücken. "... diese Sache mit der Bonität ... was können wir denn da machen?" So fragt man ultimativ, wenn man einen deutlichen Nachlass haben will.

Wie ich hörte, hatte es schon sehr bald die gewünschte Wirkung auf seine Bank. Da wurde eine Kreditlinie nicht verlängert. "Nein, wirklich, nichts schlimmes, der Vertrag läuft eben aus, wir haben nur neue Direktiven. In einem halben Jahr vielleicht wieder, im Augenblick haben wir nur dieses andere Angebot, aber das ist wahrscheinlich zu unattraktiv für sie..."

Wobei sie genau wissen, dass der Kunde gar keine andere Wahl hat. Natürlich kann man Wegelagerei auch als "unattraktiv" bezeichnen, das ist sogar sehr zutreffend.



... to be fortcontinued in kürze ... hier:  Zahlungsmoral (16)

16 Mai 2010

Zahlungsmoral (14)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein geiziger Architekt, hat unsere Arbeit nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim und sind nicht zimperlich.

IX.

Damit keine Zweifel aufkommen haben sich verschiedene Institute auf das spezialisiert, was leichtfertig als "Guter Ruf" bezeichnet wird. Sie sammeln Informationen und nennen sich Wirtschaftsauskunfteien. Dass ein großer Teil dieser vermeintlichen Informationen bestenfalls Hörensagen ist, ficht sie nicht an. Im Zweifelsfall muss der Betroffene seine Unschuld beweisen - wenn er denn jemals herausfindet, woher ein Gerücht stammt.

So führen Gerüchte über höchst vertrauliche Umstände zu höchst konkreten Entscheidungen. Wer bei den Wirtschaftsauskunfteien in zweifelhaftem Ruf steht, hat es auch schwer, von seiner Bank eine neue Kreditlinie zu bekommen. Das ist ganz unabhängig davon, ob er tatsächlich unsolide ist: Da es sich um vertrauliche Informationen handelt, haben die Auskunfteien gar keine Möglichkeit zu prüfen, ob ihr Opfer wirklich säumig ist. Sie verbreiten einfach das Gerücht weiter und tun so als ob.

Schon die Nachfrage nach Informationen wird bei ihnen gespeichert, viele Nachfragen bedeuten geschäftliche Aktivität - auch wenn es da gar keinen zwingenden Zusammenhang gibt. Genauso kann beispielsweise ein einzelner Zeitungsartikel viele Nachfragen zur Folge haben, ohne dass es irgendwelche echte Aktivität gab.

Das ist genauso wie ein Kreditantrag bei Banken. Wird der beantragte Kredit nicht bewilligt, vermerken sie das als Minuspunkt in den Akten. Das ist dann nicht mehr einfach eine unverbindliche Anfrage, sondern nach der Definition der Wirtschaftsspitzel eine weitere "Information". Dass der Ablehnungsgrund nicht etwa schludrige Geschäftsführung des Kunden sondern völlig überzogene Anforderungen der Bank waren, taucht in den Unterlagen nicht auf und wird aus gutem Grund nicht weitergegeben.

Mehrere Minuspunkte führen normalerweise auf Umwegen dazu, dass auch bereits bestehende Darlehen gekündigt werden. "Aus Anlass berechtigter Zweifel an der Solvenz..." So deutlich sagt das natürlich niemand. Und ein über lange Zeit laufender Vertrag wird nicht gekündigt, sondern einfach nach dem laufenden Turnus "... nicht verlängert". Das klingt schon gleich viel besser.

Der sogenannte "laufende Turnus" ist dabei auch nicht länger als vier Wochen oder ein Vierteljahr. Aber der Kreditgeber wäscht seine Hände in Unschuld. Ein schlechtes Gewissen wegen räuberischer Methoden muss der Mann von der Bank nicht haben, ist doch gar nicht schlimm, wenn ein Vertrag mal nicht verlängert wird. Er schickt seine Abkömmlinge weiter auf die Privatschule. Währenddessen können die Kinder seiner ehemaligen Kreditnehmer von der Sozialhilfe ihrer Eltern wohl keine Klassenfahrt nach Südafrika finanzieren.



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15 Mai 2010

Zahlungsmoral (13)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat uns nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim.

...

Damit das Misstrauen nicht vorzeitig nachließ spannte ich zwei Freunde ein. Ich erzählte ihnen von dem Vorgang. Sie hatten viel Verständnis. Binnen kurzem meldeten sie sich als angebliche Mitarbeiter ebenfalls beim Bauherrn und fragten nach wegen ihres ausgebliebenen Honorars. Der kannte nicht alle Mitarbeiter meines Architekten persönlich und musste das vorläufig hinnehmen. Wahrscheinlich wäre er auch gar nicht auf die Idee gekommen, dass da Phantome anriefen, die gar nicht zum Büro gehörten.

Meine eine Freundin trug richtig dick auf und putzte den Bauherren herunter: "Was erlauben sie sich eigentlich? Ich muss meine Miete zahlen! Ich habe feste Kosten!" Der wusste gar nicht, wie ihm geschieht, ein Irrtum, sicher nur ein Irrtum. Dass die Frau noch nicht einmal im betreffenden Büro arbeitete konnte er nicht nachprüfen - er fragte ja nicht. Ich saß währenddessen neben dem Telefon und gluckste.

Mein anderer Freund erzählte eine rührselige Geschichte von Kindern und dem Haus, das er abbezahlen muss. "Da darf man auf keinen Fall in Verzug kommen! Sonst kündigt die Bank den Kredit!" Mein Freund kennt sich aus, er hat tatsächlich Kinder und auch ein Haus, das er abbezahlt. Wenn er manchmal ins Schwimmen kommt, kann ich ihm leider mit Geld nicht aushelfen. Er hat das bisher auch immer selbst hingekriegt. Trotzdem war ich ihm für seinen Beistand dankbar.

Mein Ex-Chef stand vor seinem Auftraggeber nun als skrupellos geiziges Schwein da, das selbst den bedürftigsten Mitarbeitern ihr rechtmäßiges Einkommen vorenthält. Ein Eindruck, der nicht allzu weit von der Wirklichkeit entfernt lag. Ein vernünftiger Mensch würde jetzt erwarten, dass sich an dieser Stelle die Hyänen erkennen und miteinander solidarisieren. Aber Geschäft hat nichts mit Vernunft zu tun.

Alle solche Vorkommnisse führen einen geschäftstüchtigen Auftraggeber nämlich geradewegs in eine ganz andere, vorhersehbare Richtung: Er probiert aus, was denn wohl passiert, wenn er wirklich mal nicht zahlt.

"Oh, ein Irrtum, das tut mir leid! Da muss was schiefgegangen sein!" Beim ersten mal genügt das als Ausrede. Beim zweiten Mal nicht mehr. "Nein, wir haben doch schon vorletzte Woche überwiesen, aber das Geld ist zurückgekommen..." Völliger Blödsinn, Geld kommt nicht von selbst zurück. Wird aber trotzdem immer wieder behauptet.

"Ah, Verzeihung, ein Zahlendreher! Wir werden das gleich beim nächsten Rechnungsdurchlauf korrigieren!"
"Was für ein Rechnungsdurchlauf?"
"Na DER Rechnungsdurchlauf. Wenn unsere Buchhalterin da ist, überweist sie an dem Tag die offenen Rechnungen."
"Und wann ist ihre Buchhalterin wieder da?"
"Übernächsten Freitag."
"Was? Das sind noch fast zwei Wochen!"
"Ja, und?"
"Was heißt hier 'ja, und?' "
"Unser Rechnungsdurchlauf ist immer nur alle zwei Wochen. Da hat sich noch nie jemand beschwert." Was natürlich auch gelogen ist.

Wer das Geld hat, sitzt am längeren Hebel. Und übertriebenes Mitleid ist ihm in der Regel fremd. Ich kannte leider nur den einen Auftraggeber des Büros und konnte meinen Chef also vorläufig nur dort anschwärzen. Aber immerhin.

Wenn jemand im Geschäftsleben dringend Geld braucht, ist das für seine Geschäftspartner nicht etwa das Signal, dass sie jetzt besonders eilig das ihm zustehende Geld überweisen müssten. Ganz im Gegenteil: Sie ziehen daraus den Schluss, dass man ihn jetzt leichter herunterhandeln kann. Vielleicht geht er ja vorher pleite.

Wer zugibt, dass er Geld braucht, bekommt ganz bestimmt keins. Der aufmerksame Geschäftsfreund geht nämlich folgerichtig davon aus, dass sich ein derart Gestrauchelter nun vielleicht auch keinen Anwalt mehr leisten kann.

Gerichtskostenvorschüsse wollen auch eingezahlt werden. Und wer Geld haben will, muss beweisen, dass es ihm auch wirklich ehrlich zusteht. Wer kein Geld hat, muss erst einmal zahlen, damit er sich überhaupt die Chance erhält, jemals wieder welches zu kriegen. Das ist die verquere und gleichzeitig konsequent angewandte Logik.

Aber schon die Spur eines Zweifels bringt den finanziellen Fluss ins wieder Stocken.





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14 Mai 2010

Zahlungsmoral (12)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Unser ehemaliger Auftraggeber, ein unbegabter Architekt, hat uns nicht bezahlt, weil ihn die Ausgabe reute. Wir zahlen ihm das jetzt heim.

VIII.

Wenn ein Mensch das Geld ganz besonders lieb hat, so wie mein Ex-Chef, quält man ihn am besten indem man ihm zeigt, dass das Geld ihn nicht mehr liebt. Denn das Geld ist ein ganz scheues Reh. Und überaus schreckhaft.

Mein Architektenchef hatte ja behauptet, dass der Bauherr mit den Zahlungen im Verzug sei. Ich wusste zwar aus sicherer Quelle, dass das nicht stimmte - aber trotzdem musste ich es natürlich nachprüfen. Möglichst lautstark, so dass jeder Beteiligte darauf aufmerksam wurde.

Ich rief im Büro der Bauherren an und musste noch nicht einmal lügen. Ganz arglos erzählte ich die Geschichte, dass mein Chef gesagt hatte, er könne gerade nicht zahlen, weil er vom Bauherrn noch kein Geld bekommen hätte. Und mit gespielter Arglosigkeit fragte ich weiter, ob sie denn unzufrieden seien und ob ich noch etwas dafür tun könnte, damit der Geldfluss in Gang käme. So macht man das.

Mit ebenso routinierter Empörung antwortete mir der Vertreter des Bauherrn, dass "selbstverständlich seit Wochen" alle Rechnungen beglichen seien und dass er sich gar nicht vorstellen könne, was mein Chef da wohl gemeint haben mochte. Es müsse sich sicherlich um einen Irrtum handeln. Sicher doch. Aber der Kern des Zweifels war gelegt.

Die Souveränität, mit der mir der Bauherren-Bevollmächtigte seine Antwort gab, ließ mich vermuten, dass er sie genau wortgleich öfter verwendete. Nur dass sie dieses eine Mal der Wahrheit entsprach. Ich ließ mich überzeugen "Sicher, vermutlich ein Irrtum, ich werde den Chef darauf aufmerksam machen." Dass ich seit einer Woche nicht mehr im Büro mitarbeitete war beim Bauherrn noch niemandem aufgefallen. Mein Chef drückte sich davor, die Umbesetzung bekannt zu geben, weil er Angst hatte, das könne seinem Ruf schaden. Eine völlig irrationale Furcht, er war ja von den Bauherren nicht wegen seines guten Rufes engagiert worden, sondern weil er untertänig Sonderleistungen erbrachte und den Bauherren nicht in Rechnung stellte. Auf meine Kosten.

Der Bauherr würde niemals direkt nach diesem Gerücht fragen, ausbleibende Gehalts­zahlungen, so eine Blöße gibt sich niemand, der halbwegs bei Trost ist: "Sagen sie mal - können sie ihre Mitarbeiter etwa nicht mehr bezahlen?" Das fragt niemand so direkt. Aber er ließ sicher zufällig die Frage nach meinem Befinden ins Gespräch einfließen, wenn er wieder mit meinem Chef telefonierte.

Auf die Idee, eine ehrliche Antwort zu geben, wäre mein Ex-Chef gar nicht gekommen, dieser Reflex gehörte nicht zu seinem Repertoire. "Nein, der Herr Feinmeier ist grade nicht da, der hat heute einen freien Tag genommen." Er hätte einfach behaupten können, dass "wir uns gestritten haben" oder so. Hatten wir ja auch. Aber aus guter Gewohnheit gab er nichts zu, was aus seiner Sicht Zweifel an der Leistungsfähigkeit seines Büros aufkommen ließ. Also wird er wohl herumgestottert haben. Dies wiederum ließ das Misstrauen beim Bauherrn wachsen.





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12 Mai 2010

Zahlungsmoral (11)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Wir befinden uns im unbeaufsichtigten Büro unseres ehemaligen Auftraggebers, eines gierigen Architekten, und durchforsten die Buchhaltung nach Verfehlungen und Schwachpunkten



...

Dann entdeckte ich auch eine Rechnung über zehn Paar Sicherheits­schuhe. Richtig: Für Baustellenbesuche brauchen Architekten Sicherheitsschuhe. Das sind diese klobigen Dinger mit den massiven Sohlen und den integrierten Stahlkappen, falls einem einmal ein Nagel aus einem Brett entgegensteht oder eine Betondecke auf die Füße fällt. Zehn Paar hätte aber bedeutet, dass außer der Sekretärin und der Putzfrau jeder Mitarbeiter über ein Paar vom Büro gestellte Sicherheitsschuhe verfügte. Dem war nicht so, ich hatte mich mit den Kollegen bei irgendeiner Gelegenheit darüber unterhalten. In einem knauserig geführten Büro war das auch gar nicht zu erwarten. Der Chef hatte sicher keine zehn Paar klobiger Sicherheitsschuhe für sich alleine zu Hause. Aber irgendwas war da angeschafft worden.

Die Rechnung trug den Stempel vom Schuhgeschäft eines Mitglieds aus unserem Sportverein. Nach meiner Kenntnis führte der keine Sicherheitsschuhe. Ich hatte ihn einmal danach gefragt, auch in der Hoffnung auf einen kleinen Vereinsrabatt. Nahe­liegend war: Chefs Frauchen hatte wahrscheinlich bei unserem Vereinskameraden Schuhe gekauft und die als Büroausgabe verkleidet.

Und dann noch die Putzfrau: Nach der Rechnung arbeitete sie acht Stunden in der Woche im Büro. So viel Ordnung und Hygiene wäre sicher nicht falsch gewesen. Da ich aber eine Zeitlang nahezu Tag und Nacht im Büro war wusste ich: Die Putzfrau kam für zwei Stunden in der Woche. Auf der Rechnung standen acht. Und die Rechnung wurde bezahlt. Die logische Schlussfolgerung war, dass sie die restlichen sechs Stunden anderswo zubrachte. Im Wohn­haus des Chefs beispielsweise.

Und weil sie ganz frisch war, und noch nicht beim Steuerberater lag, fiel mir auch die Buchung für den Reiturlaub in England in die Hände. Das Datum stimmte. Auf den Unterlagen stand allerdings - für mich sehr überraschend - "Architectural Fair and Congress" und als Reisezweck Fortbildung/‌Aquisition. Das stimmte wohl nicht so ganz.

Ich fand, dass das Finanzamt ganz dringend von all diesen Dingen Kenntnis haben sollte. Irgendjemand musste ihnen das doch einmal sagen. Warum nicht ich? Ich ließ alle größeren Rechnungen für echte Anschaffungen verschwinden, Foto­kopierer, Fax, Büromöbel, Computer. Die vom Auto, dem Herd, den Schuhen und der Putzfrau ließ ich drin. Das sollte den Steuerprüfern ruhig jemand erklären müssen. Jede davon erfüllte irgendeinen Straftatbestand.

Das Finanzamt wollte aber erst nicht so recht, "Wir können doch nicht bloß wegen so einem vagen Verdacht..." Ausreden! Faules Pack! Dabei müssen die jedem Hinweis nachgehen, und sei er noch so anonym! Ich nahm die Rechnung vom Geschäftswagen, wo das Kenn­zeichen drauf stand, und machte ein Foto vom Cabrio, das mit demselben Kennzeichen herumfuhr. Beides adressierte ich an den Amtsleiter und fragte anschließend nochmal nach, ob er auch alles bekommen hätte. Der Amtsleiter war nett und doch dienstbeflissen: Natürlich würden sich seine Leute kümmern, gleich in den nächsten Tagen, ich sollte mich auch ruhig wieder melden. Wenigstens der Mann nahm seine Arbeit ernst.

Dass es dabei möglicherweise auch meinen anderen Vereins­kameraden erwischte war mir ganz recht. Auch er würde die Schuld bei meinem Ex-Chef suchen und ganz vergessen, dass er für einen kleinen mühelosen Umsatz bereitwillig mitgemacht hatte. Er würde das sicher auch im Verein „unter dem Siegel der Verschwiegenheit“ herumerzählen.

Die Sache mit der Englandreise erklärte ich dem Finanzamt bei meinem nächsten anonymen Hinweis ebenfalls höchst explizit. Es gab noch mehr derartige Belege: Handwerkerrechnungen, Vorhänge, Auslegware, Besteck, Geschirr, Telefone. Alles Dinge, die in den heruntergekommenen Büroräumen im Argen lagen. Nur dass es eine Rechnung dafür gab. Wenn mit bloßem Auge der Unterschied zwischen Beleg und Realität zu erkennen war, ließ ich die Rechnung im Büro, die übrigen nahm ich mit.

Eine Steuerprüfung würde sicher für Unterhaltung sorgen. Und eine heftige Nachzahlung nach sich ziehen. Ganz zu schweigen von den strafrechtlichen Ermittlungen.




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Szenen aus dem Parlament

Bevor es hier mit der Fortsetzungsgeschichte weitergeht kurz ein Blick in die Ferne - in die Ukraine. Im dortigen Parlament spielten sich interessante Ereignisse ab, weil eine Gruppe die Unterzeichnung eines Vertrages verhindern wollte: Hier.

Sehenswert!

11 Mai 2010

Zahlungsmoral (10)

eine fast nicht erfundene Geschichte


Was bisher geschah:
Wir befinden uns im unbeaufsichtigten Büro unseres ehemaligen Auftraggebers, eines gierigen Architekten, und durchforsten die Buchhaltung nach Verfehlungen und Schwachpunkten



VII.

Das Chefzimmer war inzwischen nicht mehr abgeschlossen. Ich hatte ja geahnt, dass das nur ein besonders kindischer Versuch von Mobbing war. Im Schlösserknacken bin ich kein Profi. Nicht mal ein Amateur. Wenn irgendwo ein Schloss davor ist, kann ich es nur mit brutaler Gewalt öffnen. Oder notfalls mit einem Schlüssel.

Die Akten des Büros lagerten in abgeschlossenen Schränken. Aber ich wusste, wo der Schlüssel lag. Im Schreibtisch der Sekretärin nämlich, zweite Schublade von unten, ganz hinten. Und diesen Schreibtisch ließ die Sekretärin offen, nur für den Fall, dass der Chef während ihrer Abwesenheit den Schlüssel brauchte. Was sollte schon passieren, es ging ja nur um ein paar Akten.

Ich suchte mir die Steuerunterlagen heraus. Der Plan war, die Rechnungen von größeren Anschaffungen verschwinden zu lassen. Wenn es eine Steuerprüfung gäbe, müsste der Chef beweisen, dass er diese Büroausgaben wirklich getätigt hatte. Ohne Rechnung war das ungleich schwieriger. Fotokopierer, Fax, Büromöbel, Computer.

Dass in den Steuerunterlagen jeweils einzelne Rechnungen fehlten, merkte bis zur Prüfung kein Mensch, das Steuerbüro hatte ja schon alles gesehen und bestätigt. Falls bei einer Prüfung das Finanzamt aber den Eindruck hatte, dass da Dinge bestätigt wurden, die es gar nicht gab, würde der Steuerberater Ärger bekommen. Das wollte der sicher nicht auf sich sitzen lassen.

Beim Überfliegen der Unterlagen stellte ich fest, dass das Büro nicht nur über einen Dienstwagen verfügte, sondern sogar zwei. Dabei stand niemandem außer dem Chef ein Dienstwagen zur Verfügung. Es war bei Besuchen im Bauamt sogar schon nervig, auch nur die Busfahrkarte ersetzt zu bekommen. "Oh, das tut mir leid, hab ich irgendwie vergessen. Na, ist ja keine so große Summe. Das macht uns ja nicht arm, was?" oder "Und? Warst du nachher auch noch einkaufen?" Diese Frage musste man wahrheitswidrig mit Nein beantworten, sonst hatte man den Erstattungsanspruch nach seiner Auslegung ebenfalls verwirkt.

Dabei war mir neu: Außer dem Jaguar vom Chef gehörte dem Büro noch ein gehobener Mittelklassewagen einer bayrischen Firma. So einen hatte ich die ganze Zeit nicht gesehen. Die Frau vom Chef fuhr genau dieses Modell. Nur als Cabrio. Seltsam. Sollte der Chef in Abstimmung mit dem Autohaus da dran gedreht haben?

Nach den beim Finanzamt eingereichten Rechnungen besaß das Büro auch einen Induktionsherd mit Zeitschaltuhr, Umluft, Grill und integrierter Mikrowelle, Stichwort "Pausenraum". Eine nicht unerhebliche Investition. In der Praxis stand da eine mickrige Pantry-Kücheneinheit mit zwei Platten und schmalem Spülgerät wie aus dem Baucontainer. Aber wo war dann der sündige teure Herd?

Na klar, der stand bei ihm zu Hause. Wäre kein Problem gewesen, wenn er das nicht als Büroausgabe angemeldet hätte. Das verhöhnt die Mitarbeiter, es spart Steuern und erhöht den Gewinn. Ich fand, das Finanzamt sollte solche Dinge wissen.

Überhaupt "Pausenraum" - es gab eine Kaffeekasse, Heißgetränke wurden selbstverständlich nicht vom Büro gestellt. Jeder Mitarbeiter, der Kaffee wollte, musste eine Einlage in die Kaffeekasse machen, mit einer penibel geführten Liste. Ein Wunder, dass sie nicht die getrunkenen Tassen nachzählten. Die Kleinlichkeit vom Chef färbte früher oder später auf alle ab.

Dennoch fanden sich in den Unterlagen des Finanzamtes Rechnungen für alles, was man zum Kaffee so braucht: Milch, Zucker, Kekse, den Kaffee selbst, Schokolade. Der Chef oder seine Frau rechneten doch tatsächlich ihren privaten Kaffeeverbrauch über das Büro ab. Dafür mussten sie ihn sogar jedes mal getrennt vom restlichen Einkauf bezahlen. Hinsichtlich ihres ökonomisch geführten Haushalts war ihnen nichts zu schade oder zu mühsam.

Bei all dem Geiz staunte ich, dass sie nicht eine Umlage für den verbrauchten Strom und das Leitungswasser machten.

In diesem Zusammenhang fiel mir auch eine Rechnung über Geschirr ins Auge. Jeder Mitarbeiter brachte seine eigene Tasse ins Büro mit, die er eifersüchtig bewachte. Für einen neuen Kollegen wie mich, der diesen Brauch noch nicht durchschaut hatte, ein Spießrutenlauf mit anschließender peinlicher Belehrung. Ich hatte mir beim ersten mal einfach eine Tasse aus dem Schrank genommen. "Hier bringt jeder seine eigene Tasse mit!", vorgetragen in der Lautstärke eines Laubgebläses. Selbst wenn ich ihre Tassen während ihrer Abwesenheit benutzt hatte wurde das noch beanstandet: "Meine Tasse stand aber gestern noch ganz woanders!" Ich hatte sie abgespült und wieder zurück gestellt. "Wieso? War sie nicht im Schrank?" "Doch, aber ganz woanders!" Herr, lass Hirn vom Himmel fallen!

Die Büroausstattung für Gäste bestand aus einem schäbigen kleinen Kaffee-Service aus irgendeinem Ramsch-Laden. Der Bauherr, der einmal ins Büro kam, sollte diesen Wunsch anscheinend kein zweites Mal verspüren. Repräsentation fand hier eher auf niedrigem Niveau statt. Aber da war noch die Rechnung für teures Designer-Geschirr, 76 Teile. Sehr wahrscheinlich war das ebenfalls "zufällig, irgendwie, versehentlich" im Wohnhaus gelandet. Falls ihm das Finanzamt drauf kam würde der Chef die ganze heiß geliebte Garnitur ins Büro schleppen, aber dort vor der Benutzung durch seine neiderfüllten Angestellten schützen müssen. Ich hätte gerne gehört, wie er das seiner renommiersüchtigen Frau erklärte.




... to be fortcontinued in kürze ... hier: Zahlungsmoral (11)

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So, bin wieder da. Segelausflug leider vorbei. Die Segelei war diesmal eine Kombinationssportart in Verbindung mit 9-tägigem Kampfzelten im Regen. Schön wars trotzdem. Aber anstrengend.

Erste Dokumente von der sehr begabten Fotografin Äintschie → hier. Der Große Bloguator™ ist auch irgendwo abgebildet.

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