Jetzt aber wirklich!
Nachdem ich diese Frage in der Besucherstatistik immer wieder genau so lese, wird wohl eine echte Nachfrage bestehen. Gut, dann will ich diese Frage mal ernsthaft beantworten: Wie sieht es denn nun aus, das Baustellenprotokoll?
Zuerst wollen wir mal definieren, was ein Baustellenprotokoll ist - schon da gibt es Missverständnisse: Ein Baustellenprotokoll ist nicht etwa das Bautagebuch und auch kein Abnahmeprotokoll oder der Zustandsbericht über den Bauplatz vor Baubeginn. Sondern verläuft parallel dazu.
Ein Baustellenprotokoll ist die Mitschrift des Zusammentreffens von Baubeteiligten
vulgo: Protokoll der Bausitzung oder Baubesprechung.
Dieses Zusammentreffen hat auf der Baustelle stattgefunden. Wenn nicht, kann man Sitzungsprotokoll dazu sagen, oder Besprechungsprotokoll, wenn dabei oft gestanden wurde. Oder Anbrüllungsprotokoll, wenn es dabei so zugegangen ist, wie es auf Baustellen meistens zugeht. Aber ich wollte ja ernst bleiben.
Also: Treffen von Leuten + am Bau beteiligt + oder betroffen (Nachbarn, Behörden) + Baustelle = Baustellenprotokoll.
Und? Wie sieht es aus?
Zuerst mal: Es muss nicht zwingend auf einem Formblatt niedergelegt werden. Für das Baustellenprotokoll gibt es keine vorgeschriebene Form. Formblätter erleichtern die Sache nur, weil man dann u.U. weniger vergisst. Da Bausitzungen regelmäßig stattfinden, wären auf einem Formblatt (kann man im Computer selbst zimmern) sinnvollerweise folgende immer wieder kehrende Standardpunkte von Baustellenbesprechungen vermerkt:
- Name der Baustelle/Bauvorhaben (abgek.: BV)
- Laufende Nummer
- Datum
- Teilnehmer (einschl. Protokollführer)
- ggf. eingeladene, aber nicht erschienene Teilnehmer
- ggf. besonderer Anlass des Treffens - oder turnusmäßige Besprechung
- zu besprechende Themenpunkte
- Bautenstand
- Datum der Niederschrift/Unterschrift des Protokollführers
- Verteiler
Das Baustellenprotokoll soll die Vorgänge während der Baubesprechung festhalten. Da passieren verschiedene Dinge:
- erreichte Bautenstände seit letzter Bausitzung werden besprochen
- alle offenen Punkte aus dem letztem Protokoll werden je nach Erfolg abgehakt oder beibehalten
- Arbeitsabläufe zwischen einzelnen Gewerken bzw. Firmen werden abgestimmt
- das Bausoll der nächsten Phase (bis zur nächsten Bausitzung oder zum bestimmten Termin) wird geklärt
- Anweisungen der Bauleitung ergehen an Baufirmen
- Fragen der Firmen werden beantwortet
- notwendige Arbeiten zur weiteren Beauftragung durch Bauleitung/Bauherrn festgehalten
- Schäden werden vermerkt, Urheber gesucht und Schadensbeseitigung veranlasst
Das Bauprotokoll führt sinnvoller Weise der vom Bauherrn beauftragte Bauleiter. Es wird anschließend zur besseren Leserlichkeit abgetippt und an alle Beteiligten sowie weiter betroffenen versandt (Bauherr/Behörden/abwesende Firmen).
Wichtig daran: Der vom Bauherrn beauftragte Bauleiter erteilt Anweisungen an die Firmen, meist in der Bausitzung - das ist seine Aufgabe. Der mündliche Auftrag gilt zwar, ist aber hinterher schwer zu beweisen, weil jeder was anderes oder gar nicht hingehört hat. Mit dem Protokoll wird die Sache beweisbar.
Dasselbe betrifft vereinbarte Termine: Dann geht es auch ums Geld, da vielfach Vertragsstrafen wegen Verzug vereinbart sind.
Wenn im Protokoll unrichtige Dinge stehen, müssen die Betroffenen widersprechen. Sie können das je nach Dringlichkeit und Atmosphäre auf der Baustelle einfach mündlich in der nächsten Sitzung tun oder schriftlich Widerspruch beim Protokollführer einlegen. Je nach den Umständen wird der Fehler dann auf der nächsten Sitzung behandelt - und im nächsten Protokoll - und förmlich richtig gestellt.
So.
So sieht ein Baustellenprotokoll aus. Könnte.
Zum sogenannten Bautagebuch und zu den Aufgaben von Architekten und Bauleitern kommen wir demnächst mal. Oder auf Anfrage per Mail.
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