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20 Juni 2013

Heuschrecken (4)

  
"Ich war noch nicht fertig mit meinem Bericht: Die landwirtschaftlichen Schäden sind mittlerweile das kleinere Problem."

"Warum das?"

"Inzwischen stürzen sich in Südengland auch Menschen von den Klippen."

"Oh, das ist dort schon immer so. Ich habe in England studiert, das hat gute Tradition, machen sie sich keine Sorgen!"

"Wir müssen uns aber Sorgen machen: Die Rate der Klippenspringer ist in den letzten Wochen um das achtfache angestiegen."

"Und ... sie glauben, es gibt einen Zusammenhang...? Wie sollte das gehen?"

"Ich glaube, dass es kein Zufall ist. Wenige Wochen nach dem Auftauchen der Heuschrecken berichten verschiedene englische Medien von einer neuen Spezialität: Geröstete Heuschrecke - besonders knusprig! Man freute sich sogar, dass sie so schön groß seien."

"Das ist ja widerlich! Kennen sie Nierenpudding?"

"Möglicherweise ist es zu einer Übertragung des Parasiten auf den Menschen gekommen. In unserem Entwicklungsprogramm konnten wir keine Versuche mit Menschen anstellen - niemand wollte sich als Versuchsmensch zur Verfügung stellen. Die Versuche mit Primaten waren fifty-fifty."

"WAS? Was heißt denn fifty-fifty?"

"Nun ja, die Primaten mochten keine Heuschrecken fressen und wir haben das auftragsgemäß als negatives Ergebnis gewertet: Also Keine Gefahr der Ansteckung. Auf die Idee, die Heuschrecken zu rösten und in Honig zu tauchen, kam damals niemand. Sie schmecken dann übrigens überraschend lecker."

"Sie ... sie haben sie probiert?!? Egal, aber man kann uns nicht mit den englischen Selbstmördern in Verbindung bringen, oder?"

"Doch, gut möglich, wenn es zuviele werden. Die Sache nimmt langsam epidemische Ausmaße an. Da es sich um Menschen handelt, werden sicher viel exaktere Untersuchungsmethoden verwendet, wahrscheinlich wird der genetische Fingerabdruck des Parasiten verglichen. Unserer liegt leider beim Patentamt."

"Wie zur Hölle kommt er dort hin?"

"Wir haben ihn abgegeben, damit wir im Zweifellsfall beweisen können, dass die Konkurrenz unsere Stämme kopiert hat. Damit hätte man die Wettbewerber später auf gewaltige Summen verklagen können. Wir sind von einem durchschlagenden Erfolg unserer Methode ausgegangen."

"Durchschlagender Erfolg - das ist ihnen gelungen. Mein Gott! Das ist ja furchtbar! Wenn der Beweis gelingt, dass es sich um unseren Wurm handelt, stehen wir vor dem durchschlagenden Ruin. Die debilen Selbstmörder sind mir egal, es gibt ohnehin zu viele von diesen dekadenten Engländern. Und jetzt?"

"Soweit mein Bericht. Entschuldigen sie, ich bin auf dem Sprung, ich werde heute noch mit meiner Familie ans Meer fahren. Kurzfristiger Entschluss." 


- over and out -

19 Juni 2013

Heuschrecken (3)


Der Chefchemiker berichtete weiter: "Wenigstens stürzen sie sich danach ins Meer."

"Wird man uns damit in Zusammenhang bringen?"

"Unsere Firma hat ja lautstark Werbung gemacht. 'Das Ende des Hungers' hieß unsere Kampagne in Westafrika. Sehr vollmundig, finde ich. Verzeihen sie das Wortspiel. Irgendein missgünstiger Umweltschützer wird sicher etwas bemerken."

"Und - können die uns irgend etwas davon beweisen?"

"Den Parasiten nachzuweisen ist nicht schwer, wir sind weltweit die einzigen, die so ein Patent haben. Einige Konkurrenzunternehmen experimentieren damit."

"Gut, wir werden es als fehlgeschlagenes Experiment der Konkurrenz darstellen. Sterben die Heuschrecken eigentlich nicht im Winter?"

"Das tun sie."

"Ah, wenigstens ein Trost, dann sind wir die Plage ja zu Weihnachten wieder los. Schlimmstenfalls müssen wir ein paar kahlgeschorene Felder in Spanien und eine abgefressene Hecke in Somerset bezahlen."

"So einfach ist es nicht: Die Heuschrecken kommen nächstes Frühjahr wieder."

"Oh, das kann dann allerdings teuer werden - für die Konkurrenten mit dem fehlgeschlagenen Experiment, ha ha!"




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18 Juni 2013

Heuschrecken (2)


"Es gibt da ein Problem" berichtete der Chefchemiker dem Vorstandsvorsitzenden. Und dass die beiden Herren aus der obersten Führungsetage überhaupt über so etwas sprachen, beschrieb die Größe des Problems. "Wir haben nach einer Weile der Anwendung bemerkt, dass die Heuschrecken sich nicht direkt in den nächstgelegenen Fluss stürzen."

"Na und? Dann tun sie es eben ein wenig später. Hauptsache, das Ungeziefer ist weg!"

"Nun ja, der Zeitraum, bis sie Selbstmord begehen, wird immer länger. Inzwischen liegt er bei vier Monaten ab Infektion. Sie scheinen irgendeinen Abwehrmechanismus zu entwickeln. Bis sie sterben, fressen sie weiter alles kahl. Der Parasit greift aber sofort ihren Orientierungssinn an. War am Südrand der Sahara kein Problem."

"Machen Sie es nicht so spannend, Mann!"

"Anfangs flogen sie einen kleinen Bogen nach Norden. Aus dem Bogen ist inzwischen eine Gerade geworden, leider immer noch nach Norden. In Spanien fiel es bisher nicht so auf, ein kleiner Heuschreckenschwarm, der ein paar Felder leerfrisst sorgt in Spanien anscheinend nicht für Aufregung. Nicht mal in den Pyrenäen. Diese Spanier sind komisch."

"Finde ich auch."

"In Südengland würde ein Heuschreckenschwarm allerdings schon für Aufregung sorgen."

"Aber das ist ja zum Glück weit weg, die Schwärme müssten doch dafür über das Meer?"

"Müssen sie. Scheint kein großes Hindernis zu sein. Vor einigen Wochen wurden die ersten Heuschrecken in Südengland beobachtet. Dummerweise fressen sie sich erst noch einmal richtig voll und vermehren sich, dann stürzt sich die alte Generation über die Klippen von Dover. Die neue Generation macht dasselbe"

"Dover?"

"Sinnbildlich, ich weiß nicht genau, welche Klippen."

"Oh! Gut, leiten sie Gegenmaßnahmen ein. Hören sie sofort auf, den Parasiten zu versprühen!"

"Haben wir schon vor über einem Monat getan. Auftragsgemäß war er aber so präpariert worden, dass er sich selbst vermehrt."

"Ach? Wer hat das angeordnet? Was soll der Mist? Wie sollen wir den Leuten dann neue Insektizide mit Heuschreckenwürmern verkaufen?"

"Die Überlegung war, dass man gar keine neue Parasitensprühlösung herstellen muss, sondern einfach Wasser versprühen kann und das trotzdem bezahlt kriegt. Keiner würde den Unterschied merken."

"Ah! Sehr gut! Perfektes Marketing, könnte von mir sein, der Gedanke!"

"Er war von ihnen. Sagt jedenfalls ihr Assistent. Der Parasit verbreitet sich jetzt unter den Heuschrecken ohne Zwischenwirt direkt weiter. Jede neue Generation infiziert sich und macht sich dann auf den Weg nach Norden - wo sie allerbeste Nahrungsbedingungen vorfindet. Deshalb vermehrt sie sich dort rasend schnell. In drei Monaten wird Südeuropa kahlgefressen sein."




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16 Juni 2013

Heuschrecken (1)

http://www.wissenschaft.de/wissen/news/257126.html
Tödliche Gehirnwäsche
02.09.2005 - Biologie

Parasitische Würmer treiben Heuschrecken in den Freitod
Saitenwürmer haben sich eine ganz besondere Überlebensstrategie ausgedacht: Sie leben als Parasiten in Heuschrecken und manipulieren so geschickt deren Verhalten, dass sich die Insekten vollkommen dem Kommando der Würmer unterwerfen. Um die Kontrolle auszuüben, produzieren die Parasiten dabei eine ganze Reihe von Eiweißstoffen, die direkt auf das Gehirn der Wirte wirken und für eine Veränderung des Verhaltens sorgen, stellten französische Wissenschaftler jetzt fest.Im Leben des Saitenwurms gibt es zwei kritische Phasen: Erst muss er als frühe Larve vom Wasser direkt oder indirekt über einen Zwischenwirt in seinen auf dem Land lebenden Wirt, eine Heuschrecke oder eine Grille, gelangen. Dort entwickelt er sich zum erwachsenen Wurm, der dann zur Fortpflanzung wieder ins Wasser zurückkommen muss. Seine Strategie: Er manipuliert das Gehirn seiner Heuschrecke, die sich daraufhin ins Wasser stürzt.



"Wir, ähm, wir hatten uns das anders vorgestellt" sagte der Chefchemiker des bekannten Chemiekonzerns. Sie hatten ein Patent auf "Eine Methode zur Bekämpfung der Heuschreckenplagen mittels eines gentechnisch optimierten parasitären Organismus" erhalten. Ein bekannter Parasit war genetisch so umgebaut worden, dass er sich großtechnisch vermehren ließ, vom Flugzeug aus versprüht werden konnte und ohne weiteren Wirt direkt die Heuschrecken befiel. Da der Parasit sich immerhin durch denChitin-Panzer der Heuschrecken arbeiten musste, hatte man auch am Erbgut der Beisswerkzeuge herumgebogen. Man fand, dass dies im Namen der Erfindung zum Ausdruck kommen sollte.

Haramylius kukidentes sollte ein Segen für die Menschheit werden. Das funktionierte anfangs sehr gut: Die Heuschrecken infizierten sich mit dem Parasiten und stürzten sich in Flüsse, Seen und Meere. Vorher irrten sie noch eine Weile sinnlos in der Gegend umher - aber das war egal, so lange sie mit dem Sich-Umbringen nicht all zu lange warteten.

"Es gibt da ein Problem" berichtete der Chefchemiker dem Vorstandsvorsitzenden. Und dass die beiden Herren aus der obersten Führungsetage überhaupt über so etwas sprachen, beschrieb die Größe des Problems. "Wir haben nach einer Weile der Anwendung bemerkt, dass die Heuschrecken sich nicht direkt in den nächstgelegenen Fluss stürzen."





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