04 Januar 2008

Pferdeporno

 
Sein Leben als Deckhengst war viel trauriger, als man erwarten würde. Oft sollte er es mit Stuten treiben, die er nicht mochte. Dazu hatte er keine Lust. Dann wurde an ihm herumgemacht und man versucht ihm zu "helfen". Als ob er Hilfe nötig gehabt hätte - bei der richtigen Stute!

Mit den Gespielinnen redete er nie viel, dazu war gar keine Zeit. Ständig wurden sie zur Eile angetrieben. Die meisten sah er auch nur einmal. Und einigen hatten wohl genauso wenig Lust wie er - anscheinend akzeptierten sie den Akt mit ihm als lästige Pflicht.

Es gab etliche, die ihm nicht gefielen: Manche sahen einfach nicht gut aus, entsprachen nicht im geringsten seinem Schönheitsideal. Er konnte sich nicht vorstellen, was deren Besitzer trieb, ausgerechnet von diesen Pferden Nachkommen zu wollen. Aber da musste er durch.

Dann waren da die lustlosen, denen zu ihrem Job die Motivation völllig fehlte. Dabei hätte er gedacht, dass Kinderkriegen doch keine so schlechte Aufgabe war, wenn die Alternative im Besuch beim Pferdemetzger bestand.

Und dann waren da die überheblichen. Die erkannte er schon am Geruch: Sie rochen nach Mädchenpensionat, nach Höhere-Töchter-Gestüt, nach Lyceum für Pferde.

Üblicherweise begrüßte man sich nur förmlich und hielt kurzen Smalltalk.

"Hallo."
"Ja, hallo"
"Na, auch wieder da?"
"Ja. Muss ja."
"Aha. Ja. Na dann wolln wir mal, was?"
"Ja."


Das hielt er für die Grundregeln des Anstands, die die Zusammenarbeit unter Pferden sehr erleichtern konnten. Aber die überheblichen versuchten immer wieder, ihn zu demütigen:

"Hallo."
"Was? Nur du?"
"Ja. Allerdings!"
"Mach schnell! Wenn du überhaupt einen hochkriegst..."


Dann ärgerte er sich doch und kriegte garantiert keinen hoch. Das erleichterte die Sache nicht eben, er wurde ja nicht einfach aus seinem Job entlassen. Der Besitzer der Stute hatte schließlich dafür bezahlt. Also durften sie erst wieder gehen, wenn es zum Akt gekommen war. Oder wenn es so aussah, als ob es dazu gekommen sei. Aber das wollten die überheblichen nie einsehen. Statt dessen verhöhnten sie ihn weiter:

"Ich habs ja gleich gewusst! Ich weiß gar nicht, warum sie einen wie dich dafür nehmen..."
"Hör mal, ich war jahrelang Champion!"
"Ja, im Laufen, was?"
"Allerdings!"
"Jedenfalls nicht im Aussehen."


Das war dann anscheinend auch ihr einziges Kriterium. Oberflächlich. Wahrscheinlich war ihr übriges Leben entsetzlich leer. Es hatte keinen Sinn, wenn er ihnen die Lage zu erklären versuchte:

"Wenn ich keinen hochkriege, dauert die Sache nur länger - aber ohne lassen sie uns nicht nach Hause..."

Das wollten sie nicht hören oder nicht verstehen. Er fragte sich, warum einige das taten, und ob sie wirklich auf den Traumhengst warteten. Sie verhielten sich hartnäckig so, als hätten sie ein Anrecht auf den Märchenhengst. Was aber weit von ihrer Lebenswirklichkeit entfernt lag. Logik war jedenfalls nicht ihre Stärke.
 

6 Kommentare:

100 Goldfischli hat gesagt…

Na das war ja absehbar, dass dieser Titel einen neuen Höhenflug in der Blogstatisktik hervorrufen würde...

Anonym hat gesagt…

Na, aber er ist doch auch zu schön! :)

DanielSubreal hat gesagt…

Prinzen, Pferde, Perspektiven... läuft irgendwie alles auf Porno raus...und nach dem Höhepunkt ist abrupt Schluss... da hakt doch die Plausibilitätsmaschine...

100 Goldfischli hat gesagt…

Nix hakt da! Gaaar nix!

chiefjudy hat gesagt…

Das schreit ja direkt nach Suchtreffern... ;) LOL

100 Goldfischli hat gesagt…

Mein Favorit. Der ab-so-lute Champion. Über 100% mehr Besucher als der zweitplazierte Eintrag: Kindergartennamen.

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