29 November 2006

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (8)


ZOMBIES sind die... ach, das wisst Ihr ja schon...

"Vielen Dank für ihren Einsatz neulich. Haben sie das leuchtende Moos gesehen, Käpt'n?"

"Ja. Hübsch, nicht?"

"Wenn es hier Lebewesen gäbe, könnten die nachts bei diesem Licht lesen."

"Die Zombies zählen wohl nicht als Lebewesen, was?"

"Naja, doch, schon, irgendwie..."

"Nur weil sie ihre Erwartungen an ein Zentralnervensystem nicht so richtig erfüllen."

"Ja, ja, ist ja gut, sie haben ja recht. Ich habe das Moos untersucht: Es lädt sich tagsüber in der Sonne auf. Speichert die Energie und leuchtet dann nachts."

"Doch, ja, das gefällt mir gut."

"Fragt sich nur: Wozu? Dieses Leuchten erfüllt keinen biologischen Zweck. Überhaupt gar keinen. Das Moos könnte genausogut ohne Leuchten existieren."

"Naja, aber warum denn nicht?"

"Wahrscheinlich wieder einer dieser Irrtümer der Evolution, mit denen dieser Planet so reichlich gesegnet ist."

"Warum denn Irrtümer? Die Evolution ist halt nicht so zielstrebig. Nur schade, dass das für die Betroffenen manchmal ziemlich schmerzhaft ist. Die Evolution probiert was aus, sieht ein Weilchen zu und verwirft es wieder. Also, es verwirft sich selbst wieder, wenn es nicht funktioniert. Manchmal."

"Überzeugt mich nicht."

"Nicht?"

"Mir wäre lieber, das alles würde einem großen Plan folgen. Auf ein Ziel hin arbeiten."

"Ach, sie wollen doch nur was haben, woran sie glauben können!"

"Quatsch! Der Glaube ist abgeschafft! Aber es wäre doch ganz schön..."

"Tja. Und so müssen wir leider mit all diesem Abraum der Evolution leben: Nutzlos. Aber hübsch!"

 

28 November 2006

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (7)


ZOMBIES sind die seltsamen Tiere auf einem Planeten namens FRANKENSTEINS ZOO

"Sagen sie, Doc, bevor sie den Zombie aus ... hm ... wissenschaftlichen Gründen zerlegt haben - haben sie ihn da gescannt?"

"Schon. Aber man kann ihn nicht wiederbeleben. Nur für den Falls dass sie... jedenfalls: Er war bereits tot und ich habe die Einzelteile gescannt. Der Rekonstruktor könnte nur einen toten Zombie wiederherstellen. In Einzelteilen. Komisch eigentlich, dass sich das Leben nicht scannen lässt."

"Na gut. Kann ich den Scan trotzdem haben?"

"Sicher. Bedienen sie sich."

...

"Hallo Käpt'n, was halten sie von einem Space-Campari? Oh ich störe gerade..."

"Sie? Ach nein... haha, sie... stören fast nie...!"


"Äh, Käpt'n - ist das, was ich zu sehen glaube, das, was ich sehe? Käpt'n? Das haben sie selbst gebaut, oder?"


"Was denn? Ach, das! Ach, das ist nichts... das ist ... gar nichts..."

"Käpt'n! Ich bin nicht religiös. Ich bin kein fanatischer Tierschützer. Ich esse sogar Fleisch - im Gegensatz zu ihnen! Ich habe nur wenig Ehrfurcht vor der Schöpfung und als Mediziner ist man sowieso ziemlich abgebrüht... aber ich frage mich, ob ich mir Sorgen machen muss, wenn ich sehe, dass sie mit den Teilen vom Zombie Tetris spielen!"

 

Maurer (2)


Die hohen Lohnnebenkosten machen den Standort Deutschland einfach kaputt. Arbeitsplätze müssen eben nach China verlagert werden, weil hier die Arbeit so teuer ist. Und so ist das im Grunde auch mit dem Bau von Häusern.

Ein Maurer wußte früher, dass man eine Schnur spannen kann. Eben nicht nur WIE, sondern vor allem schon DASS. Dieser schwerwiegende Kniff erleichtert einem beim Mauern so manches. Und er wusste wie man eine Wasserwaage bedient - wenn man Lust dazu hat. Aber das braucht man ja nur in dem Sonderfall, wenn eine Wand gerade werden soll, oder senkrecht.

Früher wusste ein Maurer aber auch im groben, was "Sicherheit auf der Baustelle" ist, und dass er Freitags um 13.00h Feierabend hat. Und dass Urlaub und Krankheitstage bezahlt werden.
Wahrscheinlich sind es gerade diese völlig unnötigen Spezialkenntnisse, die die Arbeitgeber dazu bewogen, auf derartig überqualifizierte Facharbeiter zu verzichten. Schließlich steigen doch mit dem Lohn auch die Nebenkosten - wer kann sich denn sowas heute noch leisten?

Früher musste man speziell mit den Maurern über Sinn und Wortlaut von Normen diskutieren und erreichte trotzdem oft nur, dass sie widerwillig eingehalten wurden. Solche Diskussionen bleiben einem heute gänzlich erspart.

Früher (also: zu meiner Zeit) wusste ein Maurer, was das Überbindemaß ist und hielt sich daran, sofern es seine persönlichen Umstände erlaubten. Gut, also, es wurde nicht immer so hunderprozentig eingehalten, aber im Großen und Ganzen. Heute muss man froh sein, wenn der Maurer das Wort "Überbindemaß" unfallfrei aussprechen kann. Dass er die geforderte Länge kennt oder auch nur weiß, wozu das gut ist, darf man nicht erwarten.

Es gibt zwei Steinformate heute: Die großen - und die ganz großen. Man kann sie alleine nicht hochheben, sondern braucht einen Kranführerschein, und man braucht auch spezielle Ausrüstung, um überhaupt den Mörtel aufzutragen, der heute gerne "KLEBER" heißt.

Ist ein Stein zu klein für die restliche Öffnung, wird mit Bauschaum aufgefüllt, ist er zu groß, wird er mit der Kettensäge angepasst. "Wenn der Bauschaum alle ist, kann man auch Silikon nehmen", sagt der Maurer von heute. Praktisch.
Zu meiner Zeit hätte sicher einer dieser vorlauten Maurer gefragt: "Brennt das denn nicht?" oder "Kann man da nicht durchkucken?" oder völlig aberwitzig: "Hält das überhaupt?" Heute stellen einem die Maurer so dumme Fragen gottseidank nicht mehr.

- für den Laien: Das sind deshalb dumme Fragen, weil Bauschaum selbstverständlich brennt, oder wenigstens schmilzt, und weil er Schallbrücken bildet und weil das ü-ber-haupt-nicht hält! Und man kann ihn in solchen Fällen auch nicht durch Silikon ersetzen. Das alles wird aber immer wieder versucht, weil Bauhandwerker gerne mit Silikon und Bauschaum herumspritzen Und weil Chefs froh sind, wenn sie ihre Ruhe haben.
 

17 November 2006

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (6)


Männliche Bedürfnisse

"Doc! Kommen sie endlich! Wir haben einen Termin!"

"Ich komme ja schon..."

"Ziehen sie sich erstmal fertig an. Habe ich sie gestört? Sehen sie sich immer noch andauernd Pornos an?"

"Klar, sie nicht?"

"Nein."

"Männer sehen gerne nackte Frauen."

"Mag sein."

"In Pornos kommen oft nackte Frauen vor."

"Schon. Aber wir sind hier weiter von jeder nackten Frau entfernt als je ein Mensch zuvor. Sogar räumlich."

"Trotzdem!"

"Doc, sie wollen mich nicht verstehen, was? Karasek sagt:
'Was mich an Pornos stört ist die Distanz. Ich habe nichts davon, wenn ich Kaviar im Schaufenster sehe und mir vorstelle, dass ihn ein anderer isst'. ...und ich mag nicht mal Kaviar."

"Wer?"

15 November 2006

Chronik der Kürbiskriege (9)


Heute: Das Rad

Die Poclatchcoat'l waren wahrscheinlich hauptsächlich deshalb so niederträchtig, weil ihr Leben und ihre ganze Stammesgeschichte eine endlose Folge von Niederlagen war. Dies war unausweichlich und seit Generationen so. Einer guten Idee folgte jedes mal ein böser Reinfall. Die anderen Stämme hatten in ihrem Sprachgebrauch viele Sprichwörter über das sprichwörtliche Pech der Poclatchcoat'l.

Unter anderem hatte ein Poclatchcoat'l das Rad erfunden, Jahrhunderte vor den anderen. Aber er kam nicht weit. Buchstäblich.

"Bist Du bekloppt? Was soll DAS denn sein?"

"Na, ich habe einen Stein den Berg runterrollen sehen." In ihrer Gegend war es nichts besonderes, wenn ein Stein den Berg runter rollte, man musste ihm nur aus dem Weg gehen und darauf achten, dass man nicht getroffen wurde. "Und dann fand ich zufällig einen Stein mit einem Loch drin." Solche Steine lagen unten am Fluss zu Hunderten herum, eine Laune der Natur. "Und da habe ich einen geraden Stock hineingesteckt - das war lustig!"

"Ich hätte eher erwartet, dass du was anderes reinsteckst."


Aber der Erfinder ließ sich nicht beirren: "Und zufällig fand ich einen zweiten Stein mit einem Loch. Dann habe ich einen Ast auf den Stock gelegt und das da kam dabei heraus. DAS IST PRAKTISCH!"

"Aha."


"Ja! Ist es!"


"Aha. Ich glaube eher, das ist praktisch unbrauchbar, wie deine ganzen anderen Sachen..."


"Nein! Wir müssen all die schweren Sachen nicht mehr tragen - das Ding macht das für uns!"


"Aha. Welche schweren Sachen denn? ICH trage nie Sachen, die ich nicht tragen kann."


"Na, was eben immer zu schwer ist. Tote Tiere. Bausteine für den Pueblo. Bäume. Das spart enorm Zeit!"


"Warum zur Hölle willst du ZEIT sparen? Wir haben doch genug davon. Die vergeht sowieso schon langsam genug."


"Aber unser Leben würde leichter!"


"Jaja, ganz sicher. Leichter."


"Ja! Wohl!"


"Aha. Und wo willst du das Ding ... benutzen?"
Sie hatten noch kein Wort für Fahren - es gab ja noch nichts, das fuhr.

"Naja, äh..."


"Genau, du hast mal wieder gerade so von deinem Haus bis zur Stalltür gedacht!"


"Naja..."


"Mit diesem Ding kommst du genau NIRGENDWO durch!"
Da hatte er recht. Ihre Wege waren gerade so breit, dass zwei Füße nebeneinander passten. "Und über Bruder Baum hebst du die SCHWEREN SACHEN jedesmal drüber, ja?" Alle paar hundert Schritte lag ein umgestürzter Baum auf dem Weg - so lange ihn noch niemand verheizt hatte.

"Naja, aber dazwischen..."


"Na, dich möchte ich sehen, wenn du das Ding mit den SCHWEREN SACHEN drauf den Berg hochzerrst."
Er betonte die 'schweren Sachen' immer besonders affektiert. "Da möchte ich mal sehen, wie viel leichter dein Leben wird."

In der Tat war ihre Gegend in weitem Umkreis sehr bergig. Da hatte VRTLVRSBN¹ durchaus recht. Und damit war wieder eine gute Idee für die nächsten Jahrhunderte gestorben.


¹ V'rtlvrs'bn Poclatch trägt noch einen der alten Namen, aus der Zeit vor der Erfindung der Vokale. Die Vokale allerdings hatte ein anderer Stamm erfunden - sonst hätte sich ihr Gebrauch wahrscheinlich nie durchgesetzt.
 

Hosen

Mit Frau Nuf war ich mir bisher schon einig, dass in die Stiefel gesteckte Frauenhosen der tiefste Abgrund des Kleidungsstylings sind. Nicht mehr steigerungsfähig. Dachte ich. Also, um im richtigen Bild zu bleiben: Nicht mehr zu unterbieten, grottig, unterirdisch. Meinte ich bisher. Aber der Mensch lernt ja dazu.

Eben habe ich es gesehen und seit heute weiß ich: Noch weit unterhalb, im schlimmsten Winkel der Hölle, in einer Fachabteilung für Qual und Folter an sehenden Menschen, wurden umgeschlagene Hosen erfunden, deren Umschlag mit der Oberkante der Stiefel bündig abschließt.

13 November 2006

Maurer 1.1

Schade, die Maurergeschichte ist durch die aktuellen Ereignisse jetzt leider weiter nach unten gerutscht. Hier nochmal ein Kurzhinweis.

11 November 2006

Die sächsische Justiz...


Heute: Opferverhöhnung

Man fasst es nicht! Andererseits ist das mal was neues...

...die Geschichte kennen jetzt alle: Das kleine Mädchen wurde entführt, vergewaltigt und wochenlang mit dem Tode bedroht. Sie konnte sich befreien und der Täter sitzt in Haft - dachte man.

Dann stellt sich heraus, dass sie Wochen früher hätte befreit werden können, wenn Polizei und Justiz ihre Arbeit ordentlich gemacht hätten. Haben sie leider nicht, aber Pannen können auch bei wichtigen Tätigkeiten passieren.

So weit.

Im Gericht macht sich der Täter wichtig und sein Anwalt verlangt den Ausschluss der Öffentlichkeit "...zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des Täters"¹. Das ist ein sehr eigenwilliges Rechtsverständnis. Schließlich soll sich der Täter eben im Angesicht der Öffentlichkeit verantworten. Aber der Verteidiger ist eben Anwalt - und wir sind in Sachsen. So weit verständlich.

Dann schafft es der Täter, der bisher gerade mutig genug war, kleine Mädchen zu verängstigen und zu vergewaltigen, beim Hofgang der Aufsicht wegzulaufen und auf ein Dach zu klettern. Na gut, auch solche Dinge passieren, als Berliner ist man das gewohnt: Hier hat die Justiz alle vier Wochen ihren Tag der offenen Tür.

Aber dann steht der Täter stundenlang auf dem Dach, und ein Hubschrauber kommt, ganz so wie er es dem Mädchen vorher angedroht hatte. Der Hubschrauber ist zwar von der Polizei - aber was er überhaupt da soll, an einem Dach, das mit Leitern, Kränen und Hebebühnen gut erreichbar ist², fragt man sich schon.

Und es ist kalt und windig und der Täter steht stundenlang auf dem Dach, und irgendwelche Leute, wahrscheinlich Polizisten oder Psychologen, reden auf ihn ein. Und eigentlich müsste man nur warten, bis der Mann friert und von selbst wieder runter kommt, er ist ja feige.

Aber statt ihn ordentlich nasszuspritzen - was gegenüber Demonstranten völlig üblich ist - und ihm dann zuzurufen "Spring und brich dir die Beine!" reicht man ihm lieber eine Decke und warme Getränke. Fürsorge für einen Täter. Die Krönung der Geschehens ist aber, dass am nächsten Tag vom Richter die Verhandlung abgesagt wird, weil der Täter sich doch ein wenig verkühlt haben könnte und deshalb leider nicht verhandlungsfähig ist.

Was sagt uns das? In einer Demokratie soll ja auch ein Täter eine faire Chance haben und rechtsstaatlich behandelt werden, allein der Impuls von Abscheu im Publikum darf nicht das Strafmaß diktieren. Die Vergangenheit und persönlichen Umstände auch eines Gewalttäters sind zu berücksichtigen: Er ist eben teilweise das Produkt einer Gesellschaft. Diese fragt sich, ob sie früher Fehler im Umgang mit der Person des Täters gemacht hat - dafür muss er sich vor dieser Gesellschaft für sein Fehlverhalten verantworten. Das bedeutet unter anderem: Er muss sich überhaupt für sein Fehlverhalten verantworten können, also, er darf beispielsweise nicht "auf der Flucht erschossen" werden, oder gefoltert.

Aber die Fürsorge der sächsischen Behörden und der Justiz wirkt wie eine Verhöhnung des Opfers. Man fragt sich, ob hier nicht nur der Beweis geführt werden soll, wie falsch und überflüssig der geregelte Umgang mit Kriminellen ist. Eine destruktive Taktik, mit der STASI-Erben die Nutzlosigkeit von Demokratie und Rechtsstaat überzeugend demonstrieren? Wenn man den Bericht der Ereignisse liest, kann man zu diesem Eindruck kommen.



¹ der Tatbestand der "groben Unfugs" wird wohl auf Anwälte nicht angewendet, oder? Wahrscheinlich wegen Aussichtslosigkeit.
² Neun Meter hoch, ist später der Presse zu entnehmen: Das ist wirklich keine letale Höhe.
³ Nun bin ich kein Jurist, aber sicher gibt es einen Rechtsgrundsatz dafür: "Die mutwillige Verschlechterung der eigenen Lage darf keine Vorteile für einen Täter nach sich ziehen" oder so. Wenn die Justiz so etwas zulässt, macht sie sich erpressbar. Der Täter soll ruhig mit den selbst verschlechterten Verhältnissen klarkommen - von einem Kind erwartet man das doch auch.
Und selbst dagegen, dass er sich umbringen darf, sprechen eigentlich nur zwei Argumente: Einerseits die Genugtuung seines Opfers. Doch, das ist ein Grund! Und andererseits der Rechtsstaat, der niemals in Versuchung kommen darf, Menschen in den Selbstmord zu treiben - und seien sie noch so schuldig.
Aber ein paar gebrochene Beine oder eine Lungenentzündung aus eigener Dummheit: Na und?

So!


Heute schon SO! gesagt?



Na, das wird ja auch langsam mal Zeit!
 

Maurer


Es sind ja die Lohnnebenkosten, die den Standort Deutschland kaputt machen. Müssten wir doch alle längst wissen, sagen uns die Unternehmer doch immer wieder!

Auch heute arbeiten auf der Baustelle Leute, die von ihrem Chef als "Maurer" angekündigt werden.

Zu meiner Zeit, die noch nicht so lange her ist, naja, doch, inzwischen über 20 Jahre, war der Maurer ein Mensch von zweifelhaftem Ruf und geringem Ansehen. Wie die meisten Menschen damals hatte er einen einfachen Schulabschluss und danach eine dreijährige Ausbildung absolviert. Er verdiente Geld mit seiner Hände Arbeit und wurde von denen, die den ganzen Tag im Büro sitzen konnten, mit Herablassung betrachtet. Zu meiner Zeit war das dem Maurer aber ziemlich egal.

Zu meiner Zeit wusste ein Maurer, dass es verschiedene Mörtelgruppen gibt und er konnte einem genau erklären, warum man für eine Innenwand anderen Mörtel verwendet als für einen Schornsteinkopf. Heute kann so mancher Maurer Mörtel mischen, wenn man ihm die Trockenzutaten und die Flüssigkeit in in den erforderlichen Mengenverhältnissen bereitstellt. Das bedeutet nicht, dass er deshalb zwingend auch etwas über die Verarbeitung wissen müsste. Besser, man fragt ihn nicht.

Zu meiner Zeit nannte ein Maurer die Anordnung der Steine in der Wand "Verband" und er konnte sieben verschiedene Verbände aufzählen, je nach der geforderten Wand. Drei Verbände konnte er blind mauern, die anderen mit Sehen. Heute denkt ein Maurer beim Wort Verband zuerst an Fußball und dann an Krankenhaus. Wobei das ja oft gar nicht so weit auseinander liegt, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls gilt inzwischen: Wenn da nur hoch genug Steine übereinander liegen, genügt das, um das entstandene Werk "WAND" zu nennen.

Zu meiner Zeit konnte ein Maurer vier verschiedene Verzahnungen mauern, wenn man ihm die Wand nur ordentlich am Boden anzeichnete. Heute erkennt fast jeder zweite Maurer eine Verzahnung, wenn man ihm eine zeigt.

Jaja.
 

Erkenntnisgewinn 2

"TEUER" ist ein wertender Begriff, der das Verhältnis zwischen Kaufpreis und ideellem Wert beschreibt. Das unangemessene Verhältnis.

Erkenntnisgewinn

Wie sich die Zeiten ändern, und die Sprache mit ihnen:

Früher war ein Rohling ein grobschlächtiger Kerl mit mangelndem Feingefühl.
Heute ist ein Rohling eine silberne Scheibe mit wenig Profil.

02 November 2006

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft (5)


Dass man etwas nicht erwartet
heißt leider nicht immer
dass es das nicht gibt.


"Herrjeh, Doc, was machen sie denn hier draußen? War gar nicht so einfach, sie hier zu finden. Geht es ihnen nicht gut?"

"Ach, hören sie bloß auf! Schließen sie mir den E-Dolator an und dann geben sie mir das Schmerzmittel und dann ab nach Hause."

"Naja, ich hatte ja auch mal Erste -Hilfe-Kurse, aber mir wäre lieber, wenn sie mich unterstützen."

"Ja, mein Gott! Zuerst den E-Dolator, dann sehen wir weiter."

"Ohje, ist das ein Knochen, was da aus ihrem Oberschenkel ragt? Tut das nicht weh?"

"NATÜRLICH TUT DAS WEH!
SIE SOLLEN DAS GERÄT ANSCHLIESSEN!
DANN SIND WENIGSTENS DIE SCHLIMMSTEN SCHMERZEN ETWAS WENIGER!"

"Ja, gut, Verzeihung..."

"Ah, schon besser... aber ich kann nicht so richtig reden, die Lunge hat auch was abbekommen, fürchte ich."

"Wie ist es denn mit Aufstehen?"

"Sind sie wahnsinnig? Wenn ich auch nur ein paar Zentimeter kriechen könnte hätte ich nicht um Hilfe gefunkt. Ich würde wirklich lieber ohne ihr medizinisches Talent auskommen!"

"Na, danke..."

"Ja, Entschuldigung. Also: Es geht mir nicht sehr gut. Wenn das Schmerzmittel endlich wirkt, können sie mich aufladen und mitnehmen. Was ist das überhaupt für ein Gerät da? Haben sie das hier gefunden?"

"Keineswegs, das ist unser Ventikopter, den haben wir mitgebracht."

"Was für'n Ding?"

"Ventikopter, weil er so aussieht, als wären da drei Ventilatoren aneinander geschraubt. Fliegt aber prima und ist als flexibler Kran gedacht. Den anderen kleinen Hubschrauber sollen wir für Krankentransporte nicht nehmen, der vibriert zu stark."

"Und warum haben sie mir nicht früher gesagt, dass wir sowas dabei haben? Ich laufe mir auf den Expeditionen die Füße platt..."

"... ich kann ihnen doch nicht alles aufzählen, was so im Keller vom Raumschiff steht, da werde ich ja nie fertig. Außerdem ist Laufen gesund."

"Ich hasse sie!"

"Ja, das sagen alle."

"Wenn wir im Schiff sind, schieben sie mich in den Mediconstruktor und lassen die Auto-Wiederherstellung laufen, dann bin ich bald wieder ganz."

"Soll ich sie nicht lieber aus einer Sicherungskopie vollständig wieder herstellen? Vielleicht hat ja auch der Kopf was abbekommen..."

"NEIN! Auf keinen Fall! Das letzte Backup von mir ist ein Jahr alt. Inzwischen habe ich im Telekolleg zwei sterbenslangweilige Fortbildungen gemacht. Wenn sie mich aus dem Backup wiederherstellen sind die Zertifikate futsch! Außerdem müsste ich ihre ganzen Memos über diesen Planeten nochmal lesen. Und die vom Ingenieur. Und vielleicht sogar meine eigenen."

"Naja, das ist immerhin ein Grund. Wie lange dauert das eigentlich, bis das Schmerzmitel wirkt?"

"Das dauert eine Weile, dafür ist ja der E-Dolator."

"Und was ist mit ihnen passiert? Sie sind anscheinend nicht überfallen worden und liegen hier am Ufer dieses wunderbaren Sees, im weichen Moos, im Schatten eines uralten riesigen Baumes, Knochensplitter kucken aus dem Bein...
So eine Szene könnte aus einem Kitschroman stammen, bis auf die verrenkte Figur mit den zersplitterten Knochen am Boden."

"Ich war baden. Ich war einfach nur baden! Das hier erinnerte mich an meine Jugend. Alle Kinder aus meinem Dorf haben im Fluss gebadet und sind von der Brücke oder vom Baum ins Wasser gesprungen. Und wir haben immer darauf geachtet, dass das Wasser tief genug ist, das hatten uns unsere Eltern eingeschärft. Es ist nie etwas dabei passiert!"

"Soso..."

"Genau, ich habe mich daran erinnert, und der Fleck hier war ganz ähnlich. Und beim Sprung vom Baum habe ich irgendwie... irgendwie... habe ich... den See... verfehlt. Ich weiß es auch nicht! Ein kilometergroßer See, ein riesiger Baum mit riesigen Ästen - und ich treffe beim Runterspringen das Wasser nicht!
...ich glaube, ich werde alt."

"Na immerhin: Auf den Baum raufgekommen sind sie ja irgendwie."

"Ja, das war einfacher als ich dachte! Und wo ich nun schon mal oben war, wollte ich von dort ins Wasser springen, wie in meiner Jugend. Und dann habe ich das Wasser... verfehlt... es ist zum Heulen. Ist das so, wenn man alt wird?"

"Oh, das: Da brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Aber sie müssen meine Memos nicht nur lesen - sondern auch versuchen sie zu verstehen."

"Jetzt geht das wieder los! Ich bin krank! Nehmen sie doch Rücksicht auf einen Kranken! Wirkt denn dieses verdammte Schmerzmittel nicht bald?"

"Oh, sie haben gar nicht so viel falsch gemacht. Auf der Erde hätten sie das Wasser bestimmt getroffen. Nehme ich mal an. Aber wir sind ja nicht auf der Erde."

"Wieso? Was ist hier anders?"

"Naja, es gibt auf FRANKENSTEINS ZOO ja dieses Phänomen, dass die Monde manchmal die Schwerkraft aufheben."

"Ich erinnere mich."

"Das tun sie natürlich nur an der Stelle des Planeten, die ihnen zugewandt ist, wenn sie in einer Reihe stehen."

"Und weiter?"

"Aber der Planet hat ja noch andere Stellen..."

"Ha ha. Ich lache vielleicht, wenn ich wieder gesund bin. Und dann bring ich sie um!"

"Na gut, in Kurzform: Auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten ist in genau diesem Moment die Schwerkraft natürlich doppelt so groß. Und dazwischen... dazwischen wird es ganz interessant."

"Käpt'n, bitte!"

"Wenn man in der Mitte dazwischen etwas fallen lässt, fällt es nicht etwa senkrecht, sondern im 45-Grad-Winkel zur Oberfläche. Nicht nur senkrecht nach unten, sondern genausoschnell zur Seite.

Die Schwerkraft besteht zu diesem Zeitpunkt aus zwei Komponenten. Die eine ist die Gravitation des Planeten und wirkt senkrecht zur Oberfläche, und die andere die Gravitation der beiden Monde - hier wo wir uns gerade aufhalten zieht die Mond-Gravitation dann etwa parallel zur Oberfläche des Planeten. Näherungsweise. Die Summe aus beiden Kräften ist zuweilen eine überaus schiefe Schwerkraft. Lustig, nicht?

Natürlich nur vorübergehend, nicht sehr lange, der Planet dreht sich ja weiter. Aber ausgerechnet in diesem Moment müssen sie vom Baum springen! Kein Wunder, dass sie den riesigen See nicht getroffen haben. Der Baum konnte ihnen ja anscheinend nicht hoch genug sein! Zum Glück war da wenigstens dieses Moospolster... ... ... Doc! Doc? Mist! Jetzt hat das Schmerzmittel doch schneller gewirkt. Muss ich ihnen den ganzen Käse später nochmal erzählen?"

Koranische Verse (III)

Wir haben ja seit kurzem nicht mehr Fastenmonat. "Ramadan" wie der Fachmann dann immer sagt. Muss ja nicht richtig sein, was er so sagt, der Fachmann.

Vorhin im Bus, Nähe Crellemarkt, zwei Jungs unterhalten sich normal laut. Der eine fünfzehn, der andere vielleicht siebzehn.
Der ältere: "Hast du gefastet, alter?"
Der jüngere gibt den Klugscheißer: "Nee du, isch bin krank, alter, isch bin erkältet."
"Na, und?"
der Ältere wieder.
Und der jüngere ganz wichtig: "Na, du darfst nisch runterschlucken, den Rotz, dann is vorbei!"
Und der große: "Wieso das denn?"
"Na, du darfst nisch absischtlisch schlucken, den Rotz. Wenn du so machst [schsch-schnoo-ooor-rrch]
(Staubsaugergeräusche, mit ganzen Brocken) wenn du absischtlisch runterschluckst, dann is vorbei, mann!"
Das war seine Antwort.
"Echt krass alter, deswegen hast du nicht gefastet?"
"Nee, alter, wenn du runterschluckst is vorbei!"


So viel dazu. Ich musste die ganze Zeit mithören. Es schüttelte mich und endlich kam meine Haltestelle. Angewidert, aber belustigt, verließ ich den Bus. Mal abgesehen davon, dass der jüngere die Frage nicht sehr befriedigend beantwortet hat, grübelte ich den ganzen restlichen Heimweg: Na, ob der Prophet das wirklich so gemeint hat?

Sprachbetrachtung

 
Bepfandet.

 

 

Besonders gut gefallen mir Einträge, deren Überschrift größer ist als der Inhalt. Oder fällt das schon unter das Stichwort "Politik"?

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