25 November 2016

Streik und Ordnung

In die Rubrik Neid. Gier und Geiz fällt vermutlich auch der regelmäßig wiederkehrende Pilotenstreik. Also: Nicht der Streik selbst, sondern die Empörung darüber. Gegenwärtig geht es um die Lufthansa, die sich als Premium-Fluglinie ausgibt.

Viele Mitbürger halten offenbar inzwischen Flugreisen für ein Grundrecht. Einige halten sogar extreme Billigflüge für ein Grundrecht.

Als vor einigen Wochen eine Billig-Fluglinie bestreikt wurde, wurden erregte Menschen als Zeugen herangezogen, die für ein paar Euro einen 600km-Flug gebucht hatten. Man könnte diese Strecke auch ganz bequem mit der Bahn fahren - ein solches Bahnticket kostet aber aus irgendeinem Grund erheblich mehr.

Dass bei bestehender Nachfrage nach Dumping-Angeboten clevere Kaufleute auch ein entsprechendes Angebot machen, scheint ja klar. Es gibt dann auch regelmäßig die Prestige-Frage, wer denn nun den Flug am aller billigsten gebucht hat. Das ist reine Angeberei, hat aber jeder von uns schon erlebt.

Unternehmen können auf Dauer nicht von Dumping-Angeboten leben. Neben den Angebern sitzen wahrscheinlich auch in jedem Flugzeug genug Leute, die einen regulären Preis bezahlt haben. Außerdem werden beim Anbieter Ausgaben gesenkt - koste es was es wolle. Die Technik wird extern scharf geprüft, sonst würden allein wegen technischer Defekte viel mehr Flugzeuge vom Himmel fallen. Aber am Personal kann der Anbieter durchaus sparen - das ist viel schwerer zu kontrollieren: Die Frage, wie viele Personen man für einen Job braucht, und wie ihre Arbeitszeiten dann aussehen.

Das interessiert natürlich den Kunden der Billigflieger nicht. Er regt sich über die absehbaren Folgen auf, die entstehen, wenn die Airline seinen Geiz ans Personal weitergibt.

Im Hinterkopf behalten wir dabei immer, dass die meisten Füge entbehrlich sind: Die Zeitersparnis ist minimal, die Kostenersparnis existiert hauptsächlich wegen versteckter Subventionen. Die Umweltbelastung wird generell ignoriert oder schöngeredet: Leise Düsenflugzeuge.

Nun ist die Lufthansa nicht ganz so ein Billigflieger und daher eben ein Anbieter für Leute, denen Bahnfahren zu volksnah ist. Eine Prestigesache, nichts lebensnotwendiges. Hier ein Kommentar mit dem suggestiven  Titel Die Zeit der Privilegien ist vorbei. Dort rechnet ein Journalist den Piloten ihre Gehaltsforderung vor (Journalist-Hochschulreife-Hochschulabschluss. Ihr wisst noch was ein Oxymoron ist? Genau: Wenn ein Journalist rechnet).

Zitat “Die Piloten fordern für die vergangenen fünf Jahre insgesamt 22 Prozent, die Lufthansa bietet 2,5 Prozent. Das passt nicht.” Dass das nicht passt, sieht wohl jeder. Aber jeder, der nicht ganz so verblendet ist, sieht das schwere Auseinanderklaffen der beiden Seiten bei Forderung und Angebot.

Genau diese Haltung, die Schuld für den Ausfall entbehrlicher Fliegerei allein bei den Piloten zu suchen, passt sehr gut in unsere Zeit von Neid, Gier und Geiz.

Es wird ohnehin zu viel geflogen.

24 November 2016

Jubiläum vs. Punk

Wie ich gestern erst erfahre, feiert meine bevorzugte Radiostation Radioeins heute das 40. Jubiläum des Punk. Also übermorgen. …ach, egal!

Gegen so Feiern ist eigentlich nichts zu sagen - aber alles formale widerspricht halt der Grundidee des Punk, gegen ALLES zu sein.

Ein kleiner Lichtblick dabei: In Kürze will Joe Corre Punk Devotionalien im Wert von 5Mio. verbrennen - ob €, $ oder GBP spielt dabei keine Rolle: Jedenfalls hat das Zeug hypothetisch enormen GELDwert.

Nun hat beispielsweise Der Große Bloguator™ noch nie von einem Typen namens Joe Corre gehört und wird aufgeklärt: Es handelt sich um den Sohn genau der Leute, die mit Punk am allermeisten Geld gescheffelt haben, nämlich Malcolm McLaren und Vivienne Westwood.

Dem Vernehmen nach hat auch Joe Corre bereits ein ziemliches Vermögen erworben. Dabei hat ihm seine Herkunft und allein der Name seiner Eltern sicher sehr geholfen. Außerdem kann einer, der selbst Millionär ist, nur schlecht beweisen, dass er auf alles scheißt, wenn er ein paar hypothetisch wertvolle Dinge verbrennt. Danach ist er immer noch Millionär.

Aber sicher ist das Zerstören von Devotionalien näher an der Idee des Punk als ein Festbankett an der Themse mit Champagner und anschließendem Feuerwerk.

Einige Protagonisten des Punk gehören nämlich längst selbst zum Establishment: Vivienne Westwood hat sich von der Queen adeln lasen. Das ist dieselbe Queen wie in “God save the Queen - the fascist regime”. Nun ja.

Heute, 40 Jahre später, funktioniert das Aufbegehren nicht mehr so einfach. Ein paar abgerissene Klamotten und Sicherheitsnadeln in der Backe hauen niemanden vom Hocker: Jeder zweite ist gepiercet, tätowiert und die Mehrheit trägt stylisch zerrupfte Designerjeans. Wir werden am laufenden Band mit schockierenden Meldungen und Bildern bombardiert. Wer Aufmerksamkeit will, muss daher am besten offensiv menschenfeindlich argumentieren, stumpf rechte Parolen verbreiten oder mit Enthauptungsvideos arbeiten.

Unter diesem Aspekt erscheint der alte Punk als eine geradezu romantische Zeiterscheinung, die leider lange vorbei ist.

23 November 2016

Wucher!

Neinnein, gaaanz anders!

Neben all den freudlosen Predigten muss es hier im Blog hin & wieder doch auch etwas schönes geben. Auf Colossal ist soeben ein wunderbarer Artikel mit wunderbaren Zeitrafferaufnahmen wuchernder Pilze erschienen.

Die sehen sich die geneigte Besucherin und der zufällige Besucher am besten dort an. Hier nur ein eindrucksvoller Teaser:

 

 


aus diesem Anlass noch der Hinweis auf einen Typen aus Japan, der wunderbare Pilzleuchten herstellt, die so zerbrechlich sind, dass er sie nur in seiner Umgebung verkaufen kann: Yukio Takano

…und an dieser Stelle muss die Berichterstattung leider abgebrochen werden, weil Colossal ganz offensichtlich ebensolche Begeisterung für Pilze hegt wie Der Große Bloguator™

Internetverknüpfung

Ich™ denke, dass es gut ist, wenn das VOODOOSCHAAF ab jetzt in der Linkliste erscheint.

 

 

…verdammt, ich finde das Schäfinnen-Bonmot nicht! Muss es erstmal so gehen …

22 November 2016

Neid, Gier und Geiz

Ein großer Teil der Dinge, die in Deutschland zur Zeit so schief laufen, lässt sich mit diesen drei Stichwörtern beschreiben: Neid - Gier - Geiz.

Überrascht stellt man fest, dass ungemein viele Leute, die wirklich alles haben, den Hals nicht voll kriegen können. Neulich die VW-Manager, deren Konzern wegen kriminellen Verhaltens Milliarden verliert, bestanden darauf, dennoch ihre Boni ausgezahlt zu bekommen - sie hätten ja persönlich fast nichts falsch gemacht. Gier.

Das sollte einmal eine Kassiererin im Supermarkt wagen. In demselben Konzern stehen aber ohnehin Leihsklaven neben Festangestellten und bekommen für dieselbe Arbeit die Hälfte.

Oder Neid: Menschen in gesicherten Beschäftigungsverhältnissen, Haus, Auto, die ein paar armseligen Flüchtlingen nicht die Butter auf dem Brot gönnen. Die PEGIDA-Demonstranten, die sich hinter irgendwelchen “Kultur-” und “Religionsargumenten” verstecken. Leute, denen der christliche Glaube zeitlebens völlig egal war und die meist wegen der Kirchensteuer ausgetreten sind, verteidigen nun angeblich das christliche Abendland.

Wenn “Der Islam” als Rechtfertigung nicht ausreicht, werden sie ehrlich und klagen “Die Flüchtlinge kriegen alles bezahlt!”

Oder eben Geiz: Dass man Dinge kauft, die man gar nicht braucht, weil sie vermeintlich “billiger” sind als normal. Sind sie ja nicht. Der prahlerisch beworbene großzügige Rabatt war von dem cleveren Kaufmann längst eingepreist. Oder für dasselbe Geld wurde die Packung kleiner.

Aber das Argument zieht trotzdem. Der meiste Kunde glaubt tatsächlich, dass er “die Mehrwertsteuer geschenkt” bekommt und erwirbt einen dritten Flachbildfernseher für seine jämmerliche Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung, die er ebenfalls nur gekauft hat, weil es dafür Steuervorteil gibt.

Wann ist das so schief gelaufen? Warum schämt sich keiner von denen?

Der Große Bloguator™ kann sich an Zeiten erinnern, in denen man nur solche Sachen kaufte, die man auch wirklich brauchte. Und die man bezahlen konnte. Und an Zeiten, in denen ein Manager vielleicht doppelt so viel verdiente wie ein normaler Angestellter - und nicht das zwanzigfache. Zeiten in denen man zur Miete wohnte und sich nicht mit ebenso neidischen, gierigen und geizigen Miteigentümern herumstreiten musste.

Liegt es wirklich an der damaligen Parole aus der Fernsehwerbung “Geiz ist geil!” Haben das so viele Menschen als neue Ethik verinnerlicht, statt der hergebrachten Religion? Irgendetwas muss passiert sein, es hat in den neunziger Jahren begonnen und entwickelt sich immer noch weiter in der ungünstigsten Richtung.

16 November 2016

Prozent

Schon länger ist die Serie “Neid-Gier-Geiz” geplant, die beschreibt, wie die Deutschen heute so denken und leben.

In diesem Zusammenhang der Einstieg, eine Werbung von PayPal und der Hinweis “Das funktioniert - sonst würde es nicht gemacht”:


Na, gemerkt? Was fehlt?

Genau: Da stehen keine Preise. Da steht nicht einmal, wieviel Geld man spart. Da steht nur, dass man viel spart - IN PROZENT!

Dass so eine Werbung erscheint, lässt einen vermuten, dass sie funktioniert: Dass es der Kundschaft heute gar nicht darum geht, wieviel etwas kostet. Sondern nur noch darum, wie viel man spart - in Prozent.

Jeder Nicht-Kaufmann weiß jedoch, dass man Sachen nur kaufen kann, wenn man auch das Geld dafür hat. Und wenn erst gar keine Preise genannt werden müssen, spielt das Geld doch wohl keine Rolle. Aber warum wollen die Käufer dann sparen?

Tja, liebe Kinder, und hier nennen wir euch nun eine, nein DIE wichtigste gegenwärtige Zeiterscheinung in Deutschland: Neid, Gier und Geiz.

Wer eine andere Erklärung dafür hat, kann sich melden.

15 November 2016

Super

Gestern war ja nochmal Supermond. Das erinnert mich unschön daran, dass meine Kamera scheiße ist … ähem ... schlechte Bilder macht. Hier die Ergebnisse:




Falls es jemand nicht erkennt: Das ist auf dem Tempelhofer Feld.

Weiterer Hinweis

Um das Blog vollzukriegen hier wieder ein paar Empfehlungen aus dem Checkpoint-Newsletter. Kenne beide noch nicht, klingt ganz gut finde ich - auch wenn ich die letzten noch nicht abgearbeitet habe:

Neu in Neukölln: Das Holy Flat in der Lenaustraße 10 (S/U-Bhf Hermannplatz). Kaum ist das vegane Fastfood des Dandy Diners versiegt, werden ein paar Straßen weiter neue vegetarische und vegane "Bowls" aufgetischt. Die Betreiber sind andere, das Ambiente netter und die Schüsseln voller. Zur "Holy Bowl" mit gegrilltem Gemüse und Kichererbsen oder zur "Viva Bowl" mit Süßkartoffel-Streifen, pochiertem Ei, Guacamole und Sour Cream (je 7,50 euro) gibt´s hausgemachte Limo - klingt vielversprechend. Mo-Fr 11.30-21 Uhr

Trinken Altbewährt ist hingegen die Filmkunstbar Fitzcarraldo in der Reichenberger Straße 133 (U-Bhf Kottbusser Tor). Der Laden ist Bar, Club, Videothek und Programmkino zugleich. Hier ist es nicht hip, eher ein bisschen schräg, wie man so unter ausladenden Girlanden sein Bier schlürft. Hat was! Tgl. ab 16 Uhr

 

Zur Einleitung, Entschuldigung & Begründung hier

09 November 2016

Erneut

Schon wieder! Der Link in diesem Artikel musste schon wieder aktualisiert werden.

[x] done!

03 November 2016

Bewegtbild

Der Große Bloguator™ ist bekanntermaßen von der Ferne fasziniert - und vom Segeln. Für die Ferne mangelt es gegenwärtig aber an Zeit. Und die Segelsaison scheint beinahe vorbei.

So mag es jedenfalls für den Laien aussehen. In der Praxis kann man in Berlin segeln, so lange das Wasser flüssig ist. Und wenn es richtig fest ist auch wieder.

Allerdings bietet Berlin nicht ganz so ein berauschendes Panorama dafür wie der Baikalsee. Ja, genau: Der Baikalsee in Sibirien.

Dort wird das Wasser viel gründlicher fest und lässt sich auf vielerlei Arten nutzen. Wir hatten einen Bericht bereits hier.

Heute wird auf diesen wunderbaren Film vom Eissegeln hingewiesen. HD und Vollbild, bitte:


via Segelreporter

Worum es beim Eis-Rennsegeln geht, beschreibt derselbe Autor hier:

Tja.

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