Zuerst einmal: Den Opfern des Anschlags vom Montag und ihren Angehörigen gilt mein ganzes Mitgefühl!
Der Große Bloguator™ kann von seiner Wohnung aus die Hochhäuser am Breitscheidplatz sehen, lebt also nicht allzu weit entfernt davon. Am Montag fuhr hier in Berlin ein LKW auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge und tötete oder verletzte zahlreiche Besucher.
Seither geht es hier zu wie in einem Monty Python Film. Oder als ob Seehofer, der schamlose Hetzer von der CSU, persönlich die Ermittlungen leitet.
Ein LKW fährt in eine Menschenmenge. Die Menschen reagieren besonnen, leisten erste Hilfe, bewahren Ruhe. Der Fahrer des LKW ist am Tatort nicht auffindbar. Ein anderer Mensch liegt erschossen in der Kabine. Weniger als eine Stunde später wird ein Verdächtiger verhaftet. Unbewaffnet, weit weg vom Tatort.
Sofort heißt es, dass es sich um einen Anschlag gehandelt habe. Und selbstverständlich ist damit ein islamistischer Anschlag gemeint. In Nizza gab es im Sommer ein ähnliches Attentat mit einem LKW auf eine Menschenmenge.
LKW, Menschenmenge - sofort schließen aus diesem eindeutigen Muster einige Politiker auf islamistischen Anschlag.
Während die islamistischen Attentäter aber häufig Märtyrer werden wollen und zu diesem Zweck noch eine Weile wild um sich schießen ist in Berlin der Attentäter abgehauen.
Zufällig sickert dann durch, man habe einen Flüchtling als Tatverdächtigen gefasst, pakistanischer oder afghanischer Herkunft. Dies war deshalb so schnell möglich, weil ein Zeuge ihn verfolgt habe.
“Pakistanisch-afghanisch” - also ein Moslem, alles klar! “Früher schon wegen kleinerer Delikte aufgefallen” - war ja absehbar! “Bestreitet die Tat” - na sicher!
“Wer sich verteidigt klagt sich an!” Alte Erkenntnis der spanischen Inquisition. Oder von Seehofer, weiß man nicht so genau. Der Verdächtige wird mit dem Hubschrauber nach Wiesbaden zum BKA geflogen und dort verhört.
Erst als die Spuren überhaupt nicht zu dem Verdächtigen passen wollen - keine Schmauchspuren, Fingerabdrücke, DNS - wird der Zeuge und Denunziant noch einmal befragt:
“Sagen sie mal - haben sie den Verdächtigen eigentlich aus dem LKW aussteigen sehen?”
“Nee. Aber der sah doch so verdächtig aus! Ich habe den doch bis in den Tiergarten verfolgt!”
Da darf man sicher fragen, ob sie dem nicht mehr Verdächtigen auch für den Rückweg einen Hubschrauberflug spendiert haben? Oder ob er nun selbst zusehen musste, wie er die 600km von Wiesbaden bis nach Berlin zurücklegt.
Heute, mittlerweile zwei Tage später, wird bekannt: Da lag ein Ausweispapier im LKW.
Chef der Ermittlung so: “Wieso findet ihr das erst nach zwei Tagen?”
”Naja, Chef, wissen sie doch, Spurensicherung, Fingerabdrücke und so…”
”ZWEI TAGE FÜR EINE KLEINE LKW-KABINE!”
”Naja, Chef, das war wohl unter den Sitz gerutscht, irgendwie…”
Kein Witz, das haben sie tatsächlich so gesagt. Niemand würde beispielsweise unter dem Sitz nachsehen, wenn er einen Erschossen findet und im Auto nach der Waffe sucht.
Dass das Papier nicht zu dem ersten Verdächtigen passte, interessierte mittlerweile keinen mehr. Hätte man sowieso nicht so schnell überprüfen können, dafür sind Ausweise ja da. Aber jetzt hat man einen neuen Verdächtigen! Der, damit man ihn wirklich effektiv verdächtigen kann, seine Duldungspapiere da gelassen hat und dann abgehauen ist. So sind sie nun mal, die islamischen Märtyrer.
In der Zwischenzeit konnte Horst Seehofer, schamloser Hetzer von der CSU, wieder pauschal alle Flüchtlinge in Europa sowie ihre Schirmherrin, die Kanzlerin, für den Anschlag verantwortlich machen.
Und man wäre nicht sehr erstaunt, wenn als Attentäter und Fahrer des LKW irgendwann in ferner Zukunft ein Nazi aus Freital ermittelt wird. Der aber leider nicht gefasst werden kann, weil er gerade nicht zu Hause ist, als die Polizei bei ihm klingelt, um ihm höflich ein paar kurze Fragen zu stellen.