22 Dezember 2017

Gentrifiz und Widerstand (6)

  
Plötzlich hatten wir dit problem bei uns im kiez. Der is hübsch und lebendich und kostet nich vülle. Is also jenau dit richtije für leute, die seit ihre jeburt schon tot sind, aba kohle im überfluss haben.

Und weil se nich selbst in so ne unheimliche jegend ziehen wollen - da müssten se ja ihre jewohnte umjebung verlassen - koofen se sowat als "Anlage" und schenken dit ihrem sohn und ihre schwiejertochter.

Diss sich in die ihrem sprachjebrauch vermöjensanlage und wohnanlage irjendwie überschneiden is sicher nur zufall. Da bin ick sicher der einzije, der böswillich ne jewollte vermischung da drin erkennt.

Is nur lästich, wenn in die "Anlage" noch eener wohnt und zu wenich miete zahlt. Der muss denn da leider raus, weil, die ham dit ja für ihren sohn und ihre schwiejertochter jekooft, und hauptsächlich natürlich als "Anlage" für ihr schönet jeld.

Bei uns im kiez häuften sich solche fälle. Denn machte eener ne versammlung,"GEGEN GENTIFIZIERUNG!" Aus neugier bin ick da mal hinjegangen, is ja absehbar, diss dit dich selbst ooch trifft, früha oder späta.

12 Dezember 2017

Gentrifiz und Widerstand (5)

“Die anstrengungslosen Einkommen
müssen wir endlich abschaffen!”

Thilo Sarrazin, SPD

5.

Der *klassische* hauswirt stirbt sowieso aus in berlin. Wenn eener heute een miethaus in berlin besitzt, denn hat der dit in der regel jeerbt. Aba so leute sind inzwischen selten jeworden. Den erben ist dit ejal, die träum vom mühelosen wohlstand, nehm lieber die kohle und lejen se irjendwo an, wo se mit noch wenijer arbeet dit gleiche rausbekomm. der erbe verkooft also seine immobilie zeitnah.

Der *tüpische* hausbesitzer in berlin is inzwischen entweder ne heuschrecke, also jewinnmaximierter immobilienfong mit briefkasten im ärmelkanal. Oder eene wohneijentümerjemeinschaft. Heißt: Dit haus is an lauter wohlhabende ahnungslose verkooft und aufjeteilt worden, ideell natürlich, weil dit ja ooch für realistische teilung nie jedacht war. Und dit ooch jar nich jeht, sonst müsste jedem ne halbe wand und een halber fußboden jehören. Von der haustür janz zu schweigen.

Warum leute davon träumen, diss ihnen ne halbe wand und nich der janze fußboden jehört, is mir een rätsel, nach wie vor. Tun se ja ooch nich. Der einzije vorteil von wohneijentum is doch, diss man wenijer steuern zahlt. Also, dit is ja keen richtijer vorteil, wenn man dafür ne immobillie besitzt zusammen mit leuten, die man absolut nich ausstehen kann.

Ja, dit is meine persönliche sicht. Für andere überwiecht eben der vorteil, diss se steuern sparen. Wenn man die fracht “Und wat noch? Is dit allet?” denn antworten die immer ditselbe “Das ist ja auch etwas für das Alter! Sicherheit!”

Sicherheit ham die natürlich nur so lange, wie se die wohnung nich verkoofen müssen. und bis dahin kostet die sicherheit doppelt so vülle wie eene altbackene mietwohnung. Die differenz bleibt bei den wichtichsten stützen der jesellschaft hängen: Bei notare, banken, bauträjer und immobilienmakler. Aber anscheinend macht dit dem wohneijentümer een jutet jefühl, wenn er solche stützen nach ihre leistung anjemessen fördert.

07 Dezember 2017

Gentrifiz und Widerstand (4)

"Wer sich wehrt
lebt verkehrt."
Donald Trump

4.

Mit alle solche leute konkurriert der einheimische, der schon aus  lauter tradition nich so vülle verdient. Die normalen arbeitjeber rücken ja nich plötzlich mehr raus, weil die miete heute so teuer is. "Dafür kann ich doch nichts! Noch höhere Entlohnung gefährdet unsere Wirtschaftlichkeit! Sie kennen sich doch hier aus, sie können doch ganz leicht in einen billigeren Bezirk ziehen!"

Klar, wenn ick der chef wäre würde ick meine beschäftichten ooch so n quatsch erzähln.

Billich isset in berlin überhaupt nürjends mehr und bezahlbar nur noch da, wo man nich tot übern zaun hängen will. Sojar neukölln und wedding kommn inzwischen uff die füße. Die warn dreißich jahre lang am kommen! Und immer konnte man sich druff verlassen, dass dit nüscht würd: Wenn allet kommt - nich der Wedding! Jetz aba anscheinend doch. Ick meine: Der WEDDING! Und denn noch NEUKÖLLN! Dit hätte sich vor sieben jahre noch keener träumen lassen!

Und jenau dafür ham leute mit fremdsprachenkenntnisse een schönet wort erfunden: GENTRIFIZIERUNG. 

Im grunde jehts darum, diss leute mit mehr jeld denen mit wenich jeld die bezahlbaren wohnungn wegnehm. Dit passiert latürnich nich so eins zu eins, "böser kapitalist!", diss der mindestlohner schlachartich ausziehen muss, bloß weil jetz der bänkersohn aus frankfurt da is.

... sondern erst, wenn die räumungsklage durch is.

Nee, spaß beiseite: Dit jeschieht ooch schleichend. Wenn die leute mit fülle jeld erst mal da wohnen, denn wird plötzlich ooch der supermarkt teurer. Klar, weil er jetz endlich die kundschaft für handjeschöpften stutenkäse aus dem zentralen Meck-Pomm hat.

Na sicher doch, so funktioniert dit: Der billije jetränkemarkt muss wegziehn, weil een jeschäft für oberklasse-kinderwägen mehr miete zahlt wie een laden für grundnahrungmittel. Denn kommt der zweete und der dritte biomarkt und denn die waldorfschule.

Nüscht jegen ordentliche bildung! Aba die waldorfschule funktioniert mit zuzahlung. Dit is also eher nüscht für die leute, die mit jeder pfandflasche rechnen. Die hörn nur "zuzahlung" und finden denn, diss ihre kinder sowieso nich zu studieren brauchn.

Und den hauswirten is dit insjesamt nich unrecht, wenn se mehr jeld kriejen dafür, diss se ohnehin nüscht tun.

03 Dezember 2017

Gentrifiz und Widerstand (3)

"Hinter der Schlechtigkeit der Welt
steckt nicht einmal immer ein Plan!"

 
Großer Bloguator™

3.

Hier in der innenstadt is dit kaum noch möglich, ne bezahlbare mietwohnung zu finden. Seit wer hier hauptstadt jeworden sind ham wer bundesbeamte und den internationalen easyjetset. Und demnächst noch den jeheimdienst.

"Jeh heim!" Ha! Wär ja schön. Tun die aba nich. Ihr job is ja jetz hier und vülle billijer wie zu hause isset ooch. Und Berlin is voller sünde - nichmal ordentliche sünde ham die zu hause, dit am allerwenichsten. Pah!

Die ham vülle mehr kohle wie een einheimischer. Die beamten werden einfach besser bezahlt und der easyjetset lecht sein schwarzjeld sicher an, jenau dieset schwarzjeld, wat er bei sich zu hause seinem eigenen staat vorenhalten hat.

Und denn jibs noch leute, denen et in ihre heimat noch schlechter jeht. Die ham vülleicht wat jespart und finden, diss man in ne tolle stadt ooch mit ne hohe miete schon für ne jewisse zeit ürjendwie üba die runden kommt.

Amerikanische studenten, engländer, spanier, israelis - da is keen system dahinter, manche nation taucht hier zufällich öfter auf als andere. Wir ham aber natürlich ooch finnen, isländer und japaner.


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