04 Februar 2024

Brigitte

Nachruf vor der Zeit

Gerade wieder einen Film mit ihr gesehen: In ihren jungen Jahren war Brigitte Bardot das hübscheste Doofchen unter der Sonne. Atemberaubend! Heute ist sie nicht mehr jung. 

Dazwischen hat Brigitte den klugen Provokateur Serge Gainsbourg in den Wahnsinn getrieben und sich gedankenlos um Tiere gesorgt. Ein paar schöne und einen Haufen schlechte Filme gedreht. Comicsongs aufgenommen.

Wie? Sie ist noch gar nicht tot? Oh!

Geschwätz, Geschwafel und Geseier¹

Sprachbetrachtung aktuell

Der Große Bloguator™ misstraut ja unter anderem Angebern und ihrer Angebersprache. In letzter Zeit tauchen ausgerechnet in Diskussionen, die eigentlich wichtig wären, einige Redewendungen auf, die den ganzen Diskussionsbeitrag inhaltlich entwerten - weil da offenbar immer auch irgendwelche Klassen- und Bildungsunterschiede kenntlich gemacht werden müssen, inhärent².

1.

Noch der harmloseste Ausdruck sind “die Amerikas”. Das kommt in allen Arten von Dokumentationen vor und wird gerne von Ethnologen, Soziologen und anderen -ogen verwendet. Jeder Mensch, der einmal einen Globus gesehen hat, weiß, dass das, was wir früher als Kontinent Amerika bezeichnet haben (Neue Welt oder was auch immer, ist ja nicht mehr neu) locker auch für zwei Kontinente reichen würde, jedenfalls dann, wenn man auch Europa unbedingt als eigenen Kontinent betrachten will.

Die kleine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika ist geschenkt. Selbstverständlich gibt es haufenweise Gründe, diese Landmasse für zwei Kontinente zu halten. Es gibt überhaupt nur einen Grund, der dagegen spricht: Nämlich die Tradition. Sie entwickelte sich daraus, dass Europa von der Existenz aller Amerikas etwa zur selben Zeit erfuhr und diese fremde Gegend als Neue Welt bezeichnete. Aber in unserem Sprachgebrauch spielt es normalerweise keine Rolle, wenn doch nur von einer weit entfernten Landmasse berichtet werden soll, die sich von unserer unterscheidet.

Wenn Leute von “den Amerikas” reden, wollen sie nur zeigen, wie sehr sie sich all dieser Unterschiede bewusst sind. Das kann man noch als verschrobenes, aber harmloses Fachleutegebaren durchgehen lassen.

2.

Schwieriger wird es mit “Narrativ”. Seit vielleicht fünf Jahren taucht dieser Ausdruck regelmäßig dann auf, wenn Rechte und Nazis neue unhaltbare Behauptungen und Lügen in die Welt setzen. Vorher wurde Narrativ eigentlich nur in der Literaturwissenschaft gebraucht.

“Narrativ” kommt vom lateinischen narrare, d.h. erzählen. Klar, die Nazis erzählen auch irgendwelche Lügengeschichten - aber wesentlich ist, dass sich die Narrativ-Sager damit gegenseitig ihre Bildung und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht bestätigen. Auch dann, wenn sie gar nicht dazugehören, also sich beispielsweise nicht jahrelang auf einem humanistischen Gymnasium mit einer toten Sprache herumgeschlagen haben. Es geht um Bildungsdünkel.

Die ganz Schlauen haben inzwischen bemerkt, dass der subtile lateinische Abgrenzungs­mechanismus schon wieder abgestumpft ist. Deshalb verwenden sie die deutsche Übersetzung des Begriffs und sagen nicht mehr “Narrativ”, sondern “Erzählung”. So erkennt der humanistisch gebildete Gesprächspartner, dass sie sich eben doch ganz erfolgreich mit der toten Sprache abgemüht haben. Nun ja, das wird auch  nicht lange gut gehen.

Tragisch an der ganzen Sache ist, dass der eigentliche Inhalt der Diskussion dabei vor lauter Angeberei auf der Strecke bleibt: Es sind eben Lügen und unbeweisbare Behauptungen, mit denen die neuen Rechten und Nazis hantieren und nicht nur harmlose Erzählungen am Lagerfeuer.

3.

Und dann einer der Lieblinge des Großen Bloguators™: “toxisch”. Das Wort toxisch kommt gegenwärtig hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn sich bewegte Frauen über Männer empören, in dem Begriff “toxische Männlichkeit”. Gemeint ist damit eigentlich sozialunverträgliches Verhalten von Männern gegenüber Frauen: Physische und psychische Gewalt, Manipulation, Traditionsdenken.

Nur dass dafür eben schon wieder so ein ausgrenzendes Auskennerwort verwendet wird. Toxisch, das war einst das Fremdwort der Mediziner für “giftig”. Wieder so ein Akademikerausdruck.

Giftig sind Männer ja eigentlich nicht - obwohl, hab noch von keinem abgebissen… und “giftige Männlichkeit” würde halt auch irgendwie blöd und unbeholfen klingen.

Bis vor kurzem wurde dieses Wort ausschließlich im Zusammenhang mit Schlangen oder Pilzen gebraucht, teils auch mit Umweltverschmutzung. Fliegenpilze sind toxisch, die Ausscheidungen von Botulinum sind toxisch, Thallium ist toxisch. Nun also Männer in Wortmeldungen engagierter Frauen.

 


¹ den Umlaut in der Überschrift werde ich eines Tages sicher noch bereuen. Ganz sicher.

² Ihr glaubt doch nicht, dass ich™ tatsächlich so rede, oder?
ODER?!?

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