15 Mai 2025

Clubswan Racing

Bericht vom oberen Ende der Nahrungskette



Im Video sehen wir das zeitgemäße Segelboot eines wohlhabenden Menschen. Gebraucht bekommt man so eine Yacht wohl schon für unter 2 Mio. Euro. Der wohlhabende Mann hat sie aber neu gekauft und für seine spezifisch individuellen Wünsche zudem sicher sehr viel mehr ausgegeben. Sagen wir mal - grob geraten - vielleicht vier Millionen Euro. Oder fünf. Nach heutiger Kaufkraft etwa den Gegenwert von acht bis zehn freistehenden Einfamilienhäusern. Kommen wir doch lieber zum Sport - Segeln nämlich. 

Beim Segeln werden ursprünglich alle mechanischen Tätigkeiten mit Muskelkraft erledigt. Ein bekanntes physikalisches Prinzip sagt "Je größer, desto mehr". Dafür braucht man Personen: Gehülfen, Personal, Mannschaft, Team, wie auch immer die Bezeichnung sein soll. Wer es einmal versucht hat, hat eine Vorstellung davon, wie schwer es ist, die Freizeit-Termine von mehr als 2 Leuten zu koordinieren.

Auf größeren Yachten gibt es daher meist Festangestellte, die sich um das Wesentliche kümmern, sowohl wenn der Eigner nicht da ist, als auch beim Segeln.

Vor einiger Zeit bemerkte man nun, dass es für die immer größeren und immer zahlreicheren Yachten der Reichen weltweit gar nicht genug kompetentes Personal gibt. Seither werden solche Schiffe voll elektrifiziert. Heute braucht man zum Segeln eines derart eleganten Wasserfahrzeugs nur noch zwei Personen: Einer steuert und der andere bedient beim Ablegen die Festmacher. Danach genügt sogar einer. Im hier vorgestellten Fall sind es aber drei, weil aus irgendeinem Grund das Großsegel von zwei Leuten in 15m Höhe festgeknüppert werden muss. In Neubau-Etagen gemessen entspricht das dem sechsten Stockwerk. Das ist die halbe Höhe des Mastes.

Freizeit-Segelei bedeutet für Normalsterbliche, dass man gern an der frischen Luft ist und sich dem Wetter aussetzt. Aber wenn man sich *alles* leisten kann, selbstverständlich nicht. Nahezu jeder Eigner wünscht sich ein wenig Bequemlichkeit. Innen drin sind solche Segelyachten dann klimatisiert und mit einer ansprechenden Studio-Küche ausgestattet, einschließlich Backofen und Tiefkühltruhe. Wenn der Eigner gerade da ist, gibt es auch einen Koch. Und anderes freischaffendes Personal.

Der Chef segelt leider trotzdem meistens allein. Seine Frau sieht unterdessen lieber ihrem Pferd und dem ebenfalls von ihr gesponsorten Reiter beim Turnier zu. Alle, die da im Video in Teamkleidung auf der Kante sitzen, werden zum Segeln des Bootes nicht - ich betone: *nicht* - gebraucht. Sie sitzen dort nur, damit man denkt, der Yachteigner hätte ein Team. Oder Freunde.

Ganz links ist der Koch, dann der Friseur, dritter von links der Masseur, vierten kenne ich nicht und der fünfte ist der Sommelier. Die übrigen sind eine dem Eigner entfernt bekannte Großfamilie, die er eingeladen hat, damit Zuschauer denken, er hätte Freunde.

Eigentlich hat er auch Freunde: Zum Beispiel seinen Bankberater, seinen Investmentberater, seinen Immobilienmakler oder seinen Notar. Sie hatten nur leider alle keine Zeit. Sie sitzen nämlich auf den anderen Yachten, die man hier sieht.

Dieser Eigner will mit diesem Boot unbedingt auch an Rennen teilnehmen. Richtig reiche Leute haben zu diesem Zweck zwei Schiffe, eines mit Komfort und eines für die Rennen. Die sind richtig reich. Bei der hier vorgestellten Swan80 hingegen kann man aus diesem Grund die Einrichtung herausnehmen: Das Wohnzimmer, die Küche, die Tiefkühltruhe und die Bibliothek. Die Klimaanlage wahrscheinlich nicht, weil sie fest im Keller installiert ist. 

Es ist, als würde man ein Wohnmobil zum Formel1-Wagen.umrüsten. Der Vorgang dauert zwei Tage und kann nur von ausgebildetem Personal durchgeführt werden. Der Einbau dann auch wieder. Das wird also nur einmal, höchstens zweimal, in der Saison geschehen. Und in der dritten Saison dann gar nicht mehr.

Die Anerkennung tief beeindruckter Yachtjournalisten ist einem immerhin sicher. So wie hier:

https://www.yacht.de/yachten/regattayachten/clubswan-80-my-song-der-ultimative-performance-cruiser

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