Die Lotmachpeyot'l waren das krasse Gegenteil. Von allem. Sie ahnten immerhin, warum sie die Peyotl waren. Und „Lotmach-" war kein biblischer Vorname, sondern blanke Ironie: Wie sollte man denn ordentlich aufrecht gehen, wenn man dauernd breit und voll des guten Peyote war? Immerhin kannten sie das Farbfernsehen, 600 Jahre vor seiner Erfindung. Ihr Häuptling hieß K'urt.
Peyote-Kakteen wuchsen bei ihnen überall, wie Unkraut, man hätte sie nur pflücken müssen. Aber selbst das war nicht nötig, weil sich auch die anderen Pflanzen nicht ohne einen satten Anteil Peyote ernten ließen. Die Lotmachpeyot'l dachten nicht darüber nach und betrachteten es auch nicht als Droge. Sie kannten den Zustand „nüchtern" einfach nicht. Bis auf K'urt.
Der Häuptling K'urt war nicht gewählt worden, wie das in den ausgereiften indigenen Indianerdemokratien eigentlich üblich hätte sein sollte. Er hatte sich das Amt genommen. Konnte man so sagen. Er hatte eine Kaktus-Allergie, weil er als kleiner Junge in einen Kessel mit ... aber nein, das ist eine ganz andere Chronik.
K'urt war der einzige im Stamm, der überhaupt gezielt etwas greifen konnte, weil er wegen seiner Allergie als einziger immer nüchtern war. Unfreiwillig abstinent.
K'urt suchte sich sein Essen selbst und aß immer allein, schon weil er keine Lust hatte, den ganzen Tag mit einem Haufen bekifften Idioten herumzuhängen. Denen wiederum schmeckte sein widerliches Essen nicht - sie waren Vegetarier. Alle. Bis auf K'urt, der sich wegen seiner Allergie zu großen Teilen von Schlange, Kröte und Echse ernährte, was ihm in ihrem Canyon eben so über den Weg lief. Beim Gedanken an solche Kreaturen auf dem Teller bekamen seine Stammesbrüder schlimme Halluzinationen, egal ob mit oder ohne Peyote. Und K'urt war wirklich kein guter Koch, nur - was sollte er machen?
Sein Dasein war entsetzlich traurig: Er musste die ganze Zeit als einziger Nüchterner unter lauter faulen Drogensüchtigen leben. Er wünschte sich auch eine Droge. Eine, die er ohne Juckreiz vertrug.
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