15 September 2006

Überraschung!

Neulich brachte mir jemand Weißwürste für ein traditionelles Weißwurstfrühstück mit - aus Bayern nach Berlin, aber wohl ohne Missionierungsabsicht.

ABER!

Ich war ehrlich überrascht, dass es die Dinger auch mit Geschmack gibt. Solche habe ich in den bayrischen Kernlanden nämlich bisher nie bekommen. Wenn man das dort beanstandet, die weitgehende Geschmackfreiheit, behaupten die meisten Einheimischen: "Des muss fei so sei!" Und erklären weiter, der Geschmack käme vom süßen Senf. Sempft.

Ich wunderte mich bisher schon: Wenn man die Dinger wirklich geschmackfrei haben wollte, müsste man doch kein teures Kalbfleisch dafür verwenden, dann würden es die üblichen halbverwesten Schlachtabfälle auch tun. Oder man könnte sich an den englischen Pappwürstchen ein Beispiel nehmen - der Himmel weiß, was da drin ist und wie sie das authentisch pappige Gefühl immer wieder hinkriegen. Sausages.

Aber jedenfalls habe ich dazugelernt: Es gibt auch Weißwurst mit Geschmack - und die da unten haben mehrheitlich vom Essen genausowenig Ahnung wie der gemeine Berliner.

Darauf gabs dann ein Weizen zum Weißwurstfrühstück, sehr traditionsbewusst, das mussten wir uns geben auf diesen Erfolg, und ich bin der alten Regel einmal untreu geworden: "Kein Bier vor vier!"



Eine kleine Ergänzung zum Transport der Würste:

Die kamen auf dem Luftweg. Heutzutage ist ja im Flugzeug
alles verboten, seit die Sicherheitsbehörden entdeckt haben, dass man auch aus Flüssigkeiten Explosivstoffe mischen kann (nur einige ausgewählte Chemiker wussten das anscheinend schon früher). Und was nicht alles flüssig ist: Obst, Zahnpasta, Babynahrung, Sonnencreme, Apfelsaft, Kontaktlinsenflüssigkeit. Am Eingang wird gründlich gefilzt und man muss wirklich alles abgeben. Man muss ja schon froh sein, dass man im Flugzeug seine Kleidung anbehalten darf.

Mein Freund hingegen, der Weißwurstmitbringer, wusste um die verderbliche Ware und packte sie auf sorgfältigste ein: Unter
nassen Handtüchern lagen die Würstchen zwischen lauter Kühlakkus. Und das ganze nahm er selbstverständlich mit ins Handgepäck, bei Unterdruck im Gepäckraum wären die Würste womöglich geplatzt. Das mag auf dem Röntgenschirm lustig ausgesehen haben: So ein Haufen Kühlakkus.

Aber er sagt, dass sie ihn noch nicht mal drauf angesprochen haben. Am Münchner Flughafen sind sie solchen missionarischen Eifer wahrscheinlich gewöhnt und sagen sich, wer Weißwurst isst, wird bestimmt keinen Sprengstoff transportieren. Oder das ist Gottvertrauen. Oder wägen sie womöglich beides gegeneinander ab?!? Nein, ich bin nicht zynisch.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na das werd ich ausdrucken und meinem Metzger des Vertrauens zeigen... Wo er sich doch für den 'Berlinauftrag' extra die Mühe gemacht hat und mir die einvakumiert hat.
Morgen Früh werd ich das WW-Frühstück übrigens mit Andrea wiederholen.
Grüße aus München!

100 Goldfischli hat gesagt…

Ah! Bist gut heimgekommen! Vielen Dank & viele Grüße!
Genau: Eingeschweißt waren sie auch noch. Und sag dem Metzger, dass es wenigstens einen Berliner gibt, der seine Weißwürschtl wirklich zu schätzen weiß. Den Brüdern aus Weihenstephan musst es nicht sagen, die wissen das schon :-)

(hier erscheint grad so ein lustiges Codewort, wohl aus dem ägyptisch-polynesischen Sprachraum: eochumem!)

Anonym hat gesagt…

Meines kommt garantiert aus dem finnischen (wahrscheinlich sogar aus dem finnosamischen): "nemzwwiq" ...

100 Goldfischli hat gesagt…

Ah! Ein Beitrag nur um des Passworts wegen! ICH hätte da weniger auf finnisch oder estnisch, sondern auf es-kimo-nisch-aleutisch getippt...

(verdammt, wie macht man hier dieses E mit den zwei Punkten drauf? Vielleicht so: ë?)

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