11 November 2006

Maurer


Es sind ja die Lohnnebenkosten, die den Standort Deutschland kaputt machen. Müssten wir doch alle längst wissen, sagen uns die Unternehmer doch immer wieder!

Auch heute arbeiten auf der Baustelle Leute, die von ihrem Chef als "Maurer" angekündigt werden.

Zu meiner Zeit, die noch nicht so lange her ist, naja, doch, inzwischen über 20 Jahre, war der Maurer ein Mensch von zweifelhaftem Ruf und geringem Ansehen. Wie die meisten Menschen damals hatte er einen einfachen Schulabschluss und danach eine dreijährige Ausbildung absolviert. Er verdiente Geld mit seiner Hände Arbeit und wurde von denen, die den ganzen Tag im Büro sitzen konnten, mit Herablassung betrachtet. Zu meiner Zeit war das dem Maurer aber ziemlich egal.

Zu meiner Zeit wusste ein Maurer, dass es verschiedene Mörtelgruppen gibt und er konnte einem genau erklären, warum man für eine Innenwand anderen Mörtel verwendet als für einen Schornsteinkopf. Heute kann so mancher Maurer Mörtel mischen, wenn man ihm die Trockenzutaten und die Flüssigkeit in in den erforderlichen Mengenverhältnissen bereitstellt. Das bedeutet nicht, dass er deshalb zwingend auch etwas über die Verarbeitung wissen müsste. Besser, man fragt ihn nicht.

Zu meiner Zeit nannte ein Maurer die Anordnung der Steine in der Wand "Verband" und er konnte sieben verschiedene Verbände aufzählen, je nach der geforderten Wand. Drei Verbände konnte er blind mauern, die anderen mit Sehen. Heute denkt ein Maurer beim Wort Verband zuerst an Fußball und dann an Krankenhaus. Wobei das ja oft gar nicht so weit auseinander liegt, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls gilt inzwischen: Wenn da nur hoch genug Steine übereinander liegen, genügt das, um das entstandene Werk "WAND" zu nennen.

Zu meiner Zeit konnte ein Maurer vier verschiedene Verzahnungen mauern, wenn man ihm die Wand nur ordentlich am Boden anzeichnete. Heute erkennt fast jeder zweite Maurer eine Verzahnung, wenn man ihm eine zeigt.

Jaja.
 

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