19 März 2007
Skandal!
Betrug beim Klosterbier! Ausgerechnet bayrisches Kloster beim Schwindeln erwischt!
Naja, fragt sich, wie wichtig das jetzt ist. Aber grade beim Bier kommen ja sehr leicht religiöse Gefühle auf: Es gibt nämlich nur ein Gebot. Das ist viel einfacher zu merken als die zehn von der anderen Glaubensrichtung. Das Reinheitsgebot nämlich. Manche nennen es auch das "bayrische Reinheitsgebot".
Es sagt sinngemäß ganz einfach: Im Bier DARF NICHTS ANDERES ¹ drin sein als Hopfen, Gerste und Wasser².
In Deutschland wurde in den letzten Jahrzehnten immer heftiger die Meinung verfochten, dass beispielweise MAIS keine Gerste sei. REIS auch nicht. Schon gar nicht Kirschen, Karotten, Zucker oder auf was für Ideen die Leute sonst noch so kommen.
Ob das Bier dadurch wirklich gesünder wird, sei dahingestellt. "Reinheitsgebot" ist doch nur das Versprechen, dass eben nichts anderes drin ist als diese drei Zutaten - wozu auch immer das gut ist.
Aber ausgerechnet ein bayrisches Kloster behauptet, dass sein Dinkelbier nach dem "bayrischen Reinheitsgebot" gebraut sei. Dinkel ist aber jedenfalls keine Gerste. SKANDAL!
Und jetzt soll ich noch an das Paradies und den Erlass der Sünden und die ganzen anderen Verheißungen glauben?
Ab hier beginnt die Diskussion: Ich diskutiere mit mir selbst.
¹ selbst von der Hefe ist da keine Rede - und auch 1518 haben sie schon welche verwendet.
Man könnte auch ohne Hefezusatz - spontane Gärung nennt man das: Die alkoholische Gärung wird ausgelöst durch den Pilz, der zuerst reinfällt. Ob einem das dann schmeckt, ist noch eine andere Frage.
² die Wikipedia-Quelle erscheint mir besonders glaubwürdig, weil sie den bayrischen Originaltext zitiert und dann übersetzt. Das Reinheitsgebot ist ja Gegenstand der verschiedensten Interessen, deshalb spielt die Glaubwürdigkeit eine Rolle.
Bei der Recherche bin ich darauf gestoßen, dass das Reinheitsgebot gerne schon mal nach Gutdünken ausgelegt wird. Hier zum Beispiel, einer Seite vom Brauer-Bund, wird falsch zitiert, oder wenigstens sehr grenzwertig: Aus Gerste wird dort seltsamerweise "Malz" - welches sich auch aus Weizen oder eben Dinkel herstellen lässt. Das ist jetzt wieder witzig, weil im Vorstand mindestens 6 Promovierte sitzen, die eigentlich wissen sollten, wie richtiges Zitieren geht.
³ und bei weiteren Recherchen stellt sich heraus: Das Bier wird von einer anderen Brauerei - Riedenburger Brauhaus - mit ökologischen Rohstoffen aus dem Kloster Plankstetten gebraut. Tja.
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