30 Juli 2007

Chronik der Kürbiskriege


und vorher

Die Sache mit der Nachbarschaftshilfe unter den Stämmen war eigentlich von den Lammfleisch-Rotatl'n ausgegangen. Der von ihnen verehrte Gott, Der Große Ozelot, war nämlich in seiner kleineren irdischen Hülle einfach eine etwas zu groß geratene Katze - wenn auch eine sehr prächtige. Und Katzen fangen gerne alles, was kleiner oder gleichgroß oder jedenfalls nicht viel größer als sie selbst ist und sich nicht allzusehr wehrt. Kurz: Der irdische Vertreter Des Großen Ozelot holte Hühner.

Den Lammfleisch-Rotat'ln war das egal - sie hatten ja keine Hühner. Aber sie hatten auch keine Ratten, Schlangen, Mäuse und andere kleine Quälgeister. Die Nachbarstämme hatten alles, Ratten, Mäuse, kleine Quälgeister zu Hauf, aber vor allem hatten sie Hühner, zum Essen. Sie nahmen Dem Großen Ozelot und seinem kleineren irdischen Vertreter übel, dass er ihre Hühner holte. Und weil Der Große Ozelot eben nur eine zu groß geratene Katze war - wenn auch einen sehr prächtige - konnte man ihn leicht jagen. Mit dem Berglöwen wäre das etwas anderes gewesen.

Um die ungläubigen Nachbarn über den Verlust einiger ihrer Hühner hinwegzutrösten, und vor allem, um sie vom Jagen abzuhalten, boten die Lammfleischrotat'l ihre Hilfe bei allen möglichen Arbeiten an: Beim Bestellen der Felder, beim Haus-, Staudamm- oder Brückenbau, sie luden die anderen zum Lammfleischrotieren ein. Irgendwann hatten sie mehr als den erwarteten ihren Erfolg. Denn nun fühlten sich die anderen Stämme ebenfalls zur Hilfe genötigt, da ihnen der Verzicht auf die Ozelot-Jagd allein nicht als ausreichende Gegenleistung erschien.

So führte die Anbetung eines kleinen Raubtiergottes letztlich zu einer Kultur der gegenseitigen Hilfe unter den Stammesgemeinschaften. Leider verfügten sie nicht über Historiker, die diese erstaunliche Entwicklung der Nachwelt angemessen überliefern konnten.
 

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