Irgendwann im kalten Krieg kommt ein General der ruhmreichen Sowjetarmee auf die Idee, durch den gezielten Einsatz von Wirbelstürmen die Amerikaner niederzuringen...
II. Planung und Beobachtung
Die Idee war ganz simpel und leuchtete sogar dem General ein: Die gewünschten Hurrikane entstehen irgendwo im Atlantik, nördlich des Äquators. Das Meer erwärmt sich. Die aufsteigende Luft enthält viel Wasserdampf. Sie wird durch die Erdrotation in Drehung versetzt. Erwärmung, Luftfeuchte und Rotation verstärken den Effekt mehr und mehr, bis das Luftgebilde sich so schnell dreht wie eine Fräse und ebensolche Schneisen in die Landschaft zieht. Aber breiter.
Was man brauchte, war also nur viel warme aufsteigende Luft am entscheidenden geographischen Punkt. Sehr viel Luft. Aber das sollte für die riesige Sowjetunion kein Problem sein. Die Drehung des Wirbels würde schon durch die Erdrotation kommen.
Aufsteigende Warmluft sollte in einer sonnigen Gegend nicht so schwierig sein, hatten sich die Militäringenieure gedacht, von denen der Vorschlag eigentlich kam. Ihr General hatte ihn sich nur sofort zu eigen gemacht, weil der Plan nach einem billigen und trotzdem glorreichen Sieg klang.
"Wieviel Material brauchen wir denn für euren Plan?"
"Wir schätzen ein paar Schiffe, hundert Leute vielleicht, etwas Logistik an Land."
Das gefiel dem General. Klang viel zu schön, um wahr zu sein. War es auch nicht. Er kannte das aber schon.
"Gut. Ihr bekommt 500 Leute. Zehn Schiffe. Und unsere Logistik am Nordmeer. Keine Atom-U-Boote."
Schließlich war ihm die Sache wichtig. Bei einem Erfolg könnte er vielleicht Mineral.... Generalsekretär werden. Oder - besser noch - der starke Mann dahinter.
Die Ingenieure hatten sich die Sache so ausgedacht: Man wollte auf einer großen Fläche die Luft an der Oberfäche des Meeres erwärmen. Das sollte mit Hilfe der Sonne einfach sein. Die Verdunstung des Meerwassers forcieren. Ebenfalls einfach. Die Drehung des so entstandenen Warmluft-Schlotes musste von selbst kommen.
Zur Erwärmung brauchte man eine möglichst große, möglichst dunkle Fläche. In der Entstehungszone der Hurrikane lagen außer Kuba keine geeigneten Inseln, die man planieren und dann asphaltieren konnte. Auf Kuba wollte man aber noch nicht verzichten. Immerhin war das eine bereits funktionierende Möglichkeit, die Amis zu quälen.
Außerdem hätte man zu viel Wasser auf die schwarze Fläche transportieren müssen. Besser war es, eine schwimmende Struktur zu bauen, eine große Fläche aus einfachen Pontons, die man miteinander verband. Man rechnete für den Anfang mit 10km². Dies ist wenig im Vergleich zum Entstehungsraum, den natürliche Hurrikane benötigen, aber dafür war die Qualität ja um ein mehrfaches höher.
Allerdings waren 10km² Fläche aus Pontons selbst für die sowjetische Marineindustrie eine Herausforderung. Die Produktion musste schnell erfolgen, die letzten Pontons sollten möglichst fertig sein, bevor die ersten schon wieder verrostet waren und im Meer versanken.
Aus den 500 bewilligten Leuten wurden rasch 15.000 - der General tobte, als er davon hörte. Aber als die Ingenieure wieder draußen waren, war er zufrieden: Das sollte die Sache wert sein.
Für mehrere Monate kam die Industrieproduktion fast aller Kombinate östlich Moskaus zum Erliegen. Ohne Stahl ging dort nichts.
In den USA war man durch die neu eingeführten Spionagesatelliten halbwegs auf dem Laufenden. Zumindest, was die bereits sichtbaren Vorgänge betraf. Auf sichere Prognosen über Wünsche und Absichten wartet die Welt bis heute.
Inzwischen wurde produziert und zu Wasser gelassen. 12.500 Pontons von 20 x 40m Seitenlänge. So lange diese im Hafen lagen, wunderte sich niemand. Die Sowjets machten öfter merkwürdige Sachen.
Erst als sich kilometerlange Schleppzüge in den Atlantik bewegten, kam bei den Amerikanern Interesse auf. Im Büro des Leiters des amerikanischen Spionage fand ein Gespräch statt:
"Chef, wir haben etwas seltsames gesehen."
"Meine Herren, sie wissen doch: Alkohol ist im Dienst verboten. Ha ha. Kleiner Scherz."
"Ja, äh: Die Russen, also, die Sowjets schleppen da irgendwas durch den Atlantik."
"Müssen wir uns Sorgen machen? Neue Raketen? Neue U-Boote? Tanklager mit Wodka? Ha ha. Kleiner Scherz."
"Können wir nicht sagen. Es scheinen lange Ketten von Pontons zu sein. Aber was darauf montiert werden soll, können wir nicht erkennen. Eigentlich sind es auch zu viele."
"Zu viele für was?"
"Zu viele für alles. Geschütze, Raketen, Radarschüsseln, Panzer. Allenfalls Ruderboote und Wodkafässer haben sie so viele."
"Irgendwelche Gerüchte gehört?"
"Aquafarming."
"Was?"
"Aquafarming. Das ist, wenn man Seetang pflanzt und später mäht."
"Blödsinn! Die russische Marine pflanzt Seetang? Blödsinn!"
"Meinen wir auch."
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