26 November 2007

Rezeptewelt

 
Irgendein Dienst schickt seit Monaten Kochrezepte. Gekocht habe ich danach noch nie - ich kann nun mal nicht, was ich soll, Anweisungen befolgen, zum Beispiel.

Da die Rezepte meist aus einfach zu beschaffenden Zutaten bestehen und die Zubereitung sich nicht sehr kompliziert liest, lasse ich das Abo mal laufen. Außerdem könnte sich Stoff fürs Blog ergeben.

Heute kommt wieder so ein "Rezept des Tages" an, welches diesmal allerdings aus der Reihe tanzt:
ÄLPLERMAGGRONEN

Zutaten
1 kg Kartoffeln, festkochend
5 Stk. Zwiebeln
250 g Teigwaren
300 g Speckwürfel (alternativ: Pilze)
250 g Bergkäse, gerieben
200 ml Rahm
80 g Butter
400 ml Bouillon
1 Prise(n) Pfeffer
Zur Folklore von Kochrezepten gehört, dass auch die hochdeutschesten Autoren, jedweder Umgangssprache ohnmächtig, gerne Dialektausdrücke aus dem vermeintlichen Entstehungsgebiet des Rezeptes einflechten, das klingt so schön authentisch. Grade die Schweiz ist da sehr ergiebig.

Mit dem Ursprung von Kochrezepten ist das ohnehin so eine Sache: Eigentlich handelt es sich immer um die selben 8 Vorschläge, nur mal mit Greyerzer-Käse, dann wieder Gruyere, und dann auch schon mal Birma-Tofu, je nachdem, welche Spezialitäten der sponsorende Lebensmittelkonzern grade im Angebot hat.

Älplermaggronen - wer weiß, was sich der Rezeptautor darunter vorgestellt hat. Für den Leser klingt das wie "Makronen von Leuten, die auf der Alpe wohnen". Oder so. Unter Makronen kann man sich bestimmt alles mögliche vorstellen, müssen ja keine süßen Plätzchen aus Kokosrapsel und Vanille sein. So Kokos wächst mutmaßlich eher schlecht auf der Schweizer Alpe. Vanille so ähnlich. Und selbst der Zucker muss aus dem Tiefland importiert werden. So viel zur Tradition des Rezepts.

Aber die Inhaltsstoffe!

250 g Teigwaren - jedes gute Rezept beginnt mit "Man nehme, was man grade so da hat" - weiß doch jedes Kind. Teigwaren zum Beispiel: Nussecken, Ravioli, altes Brot, egal: Hauptsache Teigwaren.

Am Propos Teigwaren: Kleiner Exkurs hier.

300 g Speckwürfel (alternativ: Pilze) - aaah! Das ist doch mal was! Speckwürfelalternative: Pilze! Ganz egal, macht doch keinen Unterschied, Vegetarier wollen auch essen! Nehmen wir halt Pilze statt dem Speck. Und Hühnerflügel statt der Teigwaren.

250 g Bergkäse, gerieben - womit wir fast beim Gruyere wären. Knapp vorbei. Der aus Markenschutzgründen hier nicht Bergkäse heißt. Man könnte natürlich auch Gruyere nehmen. Bergkäse klingt halt wichtiger und weltläufiger, Gruyere kriegt man ja inzwischen bei jedem Discounter.

Wenn man Bergkäse gugelt, findet man gleich ein paar Stichworte: Allgäuer Bergkäse; Bergkäse, Emmentaler - Sennereigenossenschaft Steibis eG; Feine Bergkäse aus Seelisberg - Käse - Rohmilch; Bündner Bergkäse: Käse Graubünden, Schweiz; Khuoga Guat - Der Käse aus den bergen von Graubünden, Schweiz; www.gunzesrieder-bergkaese.de; Rohmilchkäse aus silofreier Milch; www.tiroler-schmankerl-alm.de

So: War da jetzt irgendeine Käsesorte noch nicht dabei? Also irgendeinen Bergkäse bitte schön, nähere Spezifikation nicht notwendig. Teigwaren? Egal, irgendwelche. Und Pilze, oder Speckwürfel, oder so.

Was eigentlich nur eins illustriert: Eine Verschwörung! Die Beliebigkeit vieler Rezepte, die von geltungsbedürftigen Leuten und geschäftstüchtigen Autoren in Unmassen veröffentlicht werden, um das engagierte Publikum von den wahren Skandalen und Katastrophen der Welt abzulenken. Oder so.

Und 1 Prise(n) Pfeffer!
 

Keine Kommentare:

kostenloser Counter