vom Gebaren der Vermieter - eine gute Bekannte ist auf Wohnungssuche und erzählt von ihren Erlebnissen. Hörensagen also - aber plausibel
Ausgangslage: Die Wohnungssuche findet in Berlin statt, wir haben hier zur Zeit keine echte Wohnungsnot, aber bestimmte Marktsegmente sind einfach gefragter, beispielsweise bezahlbare 3-4-Zimmerwohnungen in innerstädtischer Lage.
Da in Berlin gerade keine echte Wohnungsnot herrscht, sind die Methoden der meisten Vermieter zur Zeit nicht ganz so kriminell wie früher. Dennoch wage ich die These, dass bei anziehender Nachfrage die Hauseigentümer und Verwalter sofort wieder bereit sind, zu den alten unanständigen Gewohnheiten zurückzukehren. Einige allerdings haben sich nie davon verabschiedet und ihr Geschäftsgebaren nur dem Zeitgeschehen angepasst.
Die gute Bekannte erzählt, sie habe grade eine interessante Wohnung in Moabit besichtigt, Oldenburger nahe Waldenser Straße. Das wird hier deshalb so genau beschrieben, weil es im folgenden wirklich unverschämt ist.
Die Wohnung wird bei 88qm für ca. 700€ angeboten, das ist der Preis in der Innenstadt, nicht besonders billig, aber akzeptabel, wenn der Rest stimmt. Die Wohnung hat die gewünschte Größe und die richtige Orientierung, Abendsonne. Der Ortsteil Moabit liegt sehr zentral, ist dabei aber gleichzeitig sozialer Brennpunkt und Problembezirk, nicht jedermanns Traum: Freilaufende Kampfhunde, Alkoholiker, Schläger und Drogenhändler sind deutlich häufiger anzutreffen als anderswo in der Stadt. Man überlegt sich das vielleicht nochmal.
Und jetzt kommen die Bedingungen der Wohnung, Hörensagen, wie schon eingangs erwähnt, meine Bekannte schildert es aber sehr glaubhaft so: Der inserierte Preis für die Wohnung beträgt 710€ sagt der Verwalter, aber naja, der Fußboden müsste doch noch gemacht werden, Dielen schleifen und so. Der Eigentümer würde das erledigen - die Miete beträgt dann 40€ mehr im Monat. Die Mieter könnten das natürlich auch selbst ausführen.
Aber demnächst würde ja die Fassade gemacht, dann wird es viel wärmer und die Heizkosten sinken, vielleicht. Dafür steigt die Miete. Fassade renovieren heißt heute in der Regel: Wärmedämmung anbringen. Erhöhter Wohnwert, das kann auf die Miete umgelegt werden. Die Maßnahme ist bereits beauftragt, nur leider leider kann der Verwalter nichts über die Mieterhöhung sagen. (seltsam: Jeder, der sowas ausführt, schätzt zuerst die Baukosten, holt Angebote ein und rechnet genau, wie hoch die Miete hinterher sein wird - ein paar Mieter widersprechen immer). Also: ein Anstieg der Miete ist sicher.
Und es gäbe einen Staffelmietvertrag. Staffelmietverträge sehen so aus, dass über Jahrzehnte eine Mietsteigerung weit oberhalb der Inflationsrate vereinbart wird, beispielsweise 5% pro Jahr. In fünf Jahren ist also die Miete im Vergleich zur Kaufkraft der Bewohner nahezu unmerklich um etliches angestiegen.
Naja, und außerdem noch ein Kündigungsausschluss für ein Jahr. Gemeint ist: Der Mieter darf nicht kündigen. Also, dürfen darf er schon, aber egal ob er auszieht oder nicht - er muss für ein Jahr die Miete zahlen.
Und dann sollte man noch eine klitzekleine Freistellung wegen der Daten ausfüllen, wirtschaftliche Auskünfte, Schufa und so. Man soll zustimmen, dass sie einen informationstechnisch ausziehen. Das wird Ihnen doch nichts ausmachen, oder?
Herrjeh: Die sind nun wirklich gerissen. Falls jemand ein Beispiel für unangemessene Benachteiligung eines Geschäftspartners sucht - das hier ist eins. Wir rekapitulieren:
Zwiespältige Gegend
+ ganz schöne Wohnung
+ mittlere Miete, nicht besonders günstig
+ versuchte Mietsteigerung wegen Dielen
+ absehbare verschleierte Mieterhöhung wg. Fassade
+ Staffelmietvertrag
+ Kündigungsausschluss für 1 Jahr
+ Freistellungsverlangen
= besonders
= nicht mieten!
...und dem Vermieter einen verwesenden Kadaver in den Garten werfen.
1 Kommentar:
Aaahhh, ich bin froh. Den gleichen Mist habe ich hinter mir. Also Wohnungssuche. Jetzt nur noch 400 km weiter umziehen. Sie wissen dann ja bescheid, wenn im April mein Blog lahmliegt.Telekom und so. Nää was freu ich mich.
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