24 März 2009

Bashing Sarrazin

Unser zukünftiger ehemaliger Finanzsenator heißt Sarrazin. In Berlin wurde er berühmt wie kaum ein anderer vor ihm, weil er gerne auf ärmeren Leuten rumhackte: Auf Arbeitslosen und HartzIV-Empfängern. Denen rechnete er von der Anhöhe seines sechsstelligen Gehalts herab vor, dass der bedürftige Mensch im Grunde mit weniger als vier Euro am Tag auskommen kann, wenn er nur immer die Reste der Sonderangebote bei ALDI kauft.

Dass selbst das eine Milchmädchenrechnung ist, ahnen eigentlich alle, die nicht Herr Sarrazin sind. Aber wahrscheinlich genau deshalb wurde er Finanzsenator, nämlich weil er seine Milchmädchenrechnungen immer selbst glaubt und diese dann auch überzeugt umsetzt.

Er ist sowas wie der Dieter Bohlen im Berliner Regierungstheater: Schwer abgehoben, viel Krawall mit niedrigem Unterhaltungswert und darauf auch sehr stolz.

Trotz - oder wahrscheinlich eher wegen seiner erstaunlichen Ignoranz gelang es ihm, den Schuldenberg der Stadt ein wenig zu verringern. In Schöneberg sagt man dazu: "Mit solchen Leuten kann man auch ein KZ verwalten...".

Er hat seine Arbeit erledigt, nicht ohne einen Teil seiner Arbeitgeber - das gemeine Volk - immer wieder überheblich vor den Kopf zu stoßen. Zufällig grade den Teil, der anwaltlich nicht ganz so gut vertreten ist wie subventionsgeile Unternehmer und gierige Heuschrecken.

Bald ist er weg: Zur Bundesbank. Der Mann wird im Leben nicht mehr mit ehrlicher Arbeit sein Brot verdienen müssen. Kurz vor seinem Abgang äußerte er sich nochmal zur Bildungspolitik und nutzte die Gelegenheit, ein letztes Mal zu beweisen, wie bildungsresistent er selbst ist. In den Kitas herrscht seit langem Personalmangel - weil zu wenig Geld da ist. Folgerichtig beklagt sich der Herr Sarrazin darüber, in den Kitas werde zu viel frei gespielt und zu wenig vorgelesen oder gesungen. Er meint: In den Kitas wird zu wenig betreut. Logisch, da fehlt genau das Geld das er ihnen selbst gestrichen hat.

Gut, dass er bald weg ist. Wir wünschen ihm einen langen beschwerlichen Weg bis zur Rente und in seinen letzten Lebensjahren - und davor noch ein paar unangenehme Steuerprüfungen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich mag ihn ja, den Sarrazin. Erstens, weil er so unmedienoptimiert redet, sprich bittere Themen aufs Tapet bringt, die sonst alle mit viel heisser Luft ausser Sichtweite pusten wollen. Und zweitens, weil er so schön Emotionen auslöst. Und Andersdenkenden dabei zuzusehen, wie ihnen der Schaum der Wut zwischen knirschenden Zähnen hervorläuft, das ist doch mit das schönste an einer pluralistischen Gesellschaft, ne?

beste Grüße

Simon
(Kleinbürger aus Moabit)

100 Goldfischli hat gesagt…

Genau. Man wird ja wohl noch sagen dürfen, was man denkt. Wir leben doch in einer Demokratie, oder? Meinungsfreiheit! Und trotzdem muss man die erhaltenen Weisungen ausführen. Sachzwänge. Befehlsnotstand. Oder "Ich habe doch niemandem geschadet!" Mit solchen Leuten kann man auch ein KZ verwalten.

<°((( ~~<
entspannter Amateurmoralist aus Schöneberg

100 Goldfischli hat gesagt…

Ah, ganz vergessen: Top-N°1-Argument der Leute, die das Problem selbst nicht haben:

"Die Sozialschmarotzer wollen es doch nicht anders. Die sind doch selbst schuld! SCHULD! Aber unsereiner tut seine Pflicht. Unsereiner muss ja jeden Tag zur Arbeit!"

Etwa so.

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