27 April 2009

Abstimmung

 
Da war ja grade diese Abstimmung in Berlin: Religion gegen Ethik. Um es für die Auswärtigen nochmal zu erläutern: Ethik ist hier Schulfach für alle. Und Religion kann man freiwillig besuchen - es hindert einen keiner dran. Aber dieser Zustand passte nicht allen. Die Kirchen wollten, dass man sich dazwischen entscheiden muss.

Gemerkt? Religion ist für sie die ALTERNATIVE zur Ethik.

Daran hat sich in den letzten zweitausend Jahren anscheinend nicht viel geändert. Man könnte jetzt sagen: Der Mensch hat sich da nicht sehr entwickelt in letzter Zeit.

Die Kirchen behaupten zwar, das sei irgendwie fast dasselbe, Ethik und Religion - aber dann müsste man sich ja wohl kaum entscheiden. Auch Günther Jauch war dafür, dass man sich entscheiden soll. Selbstverständlich. Und wenn Günther Jauch für irgendwas ist, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass das falsch sein muss. Wer wird Millionär? Günther Jauch. Aber sonst kaum jemand.

Die Kirchen haben selbst eine Menge Promis und einen Haufen Geld, beispielsweise aus Kirchensteuern, für ihre selbstlose Position zum Einsatz gebracht, aber dagegen geklagt, dass der Senat das auch tut und mit Steuergeldern die Regierungsposition erläutert. "Die Schweine wehren sich! Das ist unfair!" Etwa so.

Und man muss sich das nochmal auf der Zunge zergehen lassen: Günther Jauch macht Werbung für Gott...

Bei solchen Volksabstimmungen ist es nun an sich so, dass man nur hin geht, wenn einen das Thema interessiert. Dachte ich. Wird wohl auch halbwegs zutreffend sein. Und wenn einem die Sache, die Umstände, grade ins Konzept passt. Also nicht Samstags während der Bundesligakonferenz, nicht im Urlaub, und nicht wenn man irgendwas anderes fesselndes zu tun hat, Einkaufen, Fernsehen, Grillen, Rasenmähen, DSDS kucken. Nahm ich an.

Deshalb hatte ich erwartet, dass das Begehren einfach mangels Teilnahme knapp scheitert. Weil nur die hingehen, die sich für das Thema wirklich interessieren - also kirchlich gebundene - und auch nur dann, wenn sie grade nicht verreist oder beim letalen Volksfest in Werder sind. Selbst Briefwahl macht ja mehr Arbeit, als gar nichts zu tun, und womöglich trotzdem zu gewinnen.

Umso überraschender ist der Ausgang dieser Volksabstimmung: Es sind nicht nur deutlich mehr Leute hingegangen, als für ein gültiges Votum erforderlich. Zudem hat die Mehrheit dieser Teilnehmer dagegen gestimmt. Finde ich erstaunlich. Erscheint mir fast schon wie ein Zeugnis von politischer Reife.

Ich muss dringend an meinen Vorurteilen arbeiten.
 

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