Willkommen zurück beim Historytainment-Kanal! Hier vermischen sich Blutvergießen, Naturreligion und jahrhundertelang unbewiesene Vorstellungen von Ehre aufs schönste zur Unterhaltung der geschätzten Leserschaft! Nehmen Sie virtuell teil am freien und wilden Leben der indigenen Eingeborenen beider Amerikas - und des kleinen Teils dazwischen. Ihre Erlebnisse und Geschichten spielen in der Zeit vor der Invasion und kulturellen Überformung durch die gierigen entwurzelten Kulturimperialisten aus Übersee.
"Beim Ahnen aller Ahnen!"
"Oh, hallo, Pranke-des-Berglöwen!"
"Ja, hallo. Was hast du denn jetzt wieder mit dieser Tierhaut gemacht?"
"Wieso?"
"Diese Zeichen da drauf – musstest du das der Tierhaut antun?"
"Antun?"
"Du weißt doch: Für das Misshandeln toter Tiere ist ausschließlich der Schamane zuständig."
"Ich habe eine Idee gehabt."
"Du immer mit deinen Ideen."
"Und die Idee war so gut, dass ich sie aufgezeichnet habe."
"Und dafür musstest du eine ganze Tierhaut verschwenden?"
"Wieso verschwenden? Man kann sie immer noch anziehen."
"Aber jetzt sind diese komischen Zeichen drauf. "
"Na und? Trotzdem wärmt sie!"
"Da denkt doch jeder Indianer, dass du damit das Angesicht der Ahnen beleidigen willst …"
"Will ich gar nicht."
"… oder die toten Häuptlinge aufwecken."
"Gaa-aar nicht!"
"Mach das mal den anderen klar."
"Das ist ganz einfach: Ich muss denen nur meine Idee erklären, die hier, auf der Tierhaut."
"Ach, ja, deine Idee, für die man eine ganze Tierhaut verschwenden darf: Was hast du denn diesmal?"
"Wir frieren doch im Winter manchmal so..."
"Ein echter Indianer friert nicht."
"… du vielleicht ..."
"JEDER echte Indianer friert nicht!"
"Quatsch! Du kannst es nur nicht zugeben."
"Selbst wenn ich Kälte verspüre muss ich damit nicht meine Brüder und Schwestern behelligen."
"Siehst du: Du frierst doch!"
"Nein."
"Doch! Wenn du nicht frieren würdest, hättest du darüber noch nie nachgedacht. Nie!"
"… zurück zu deiner Idee …"
"Wenn es wieder mal so kalt wird, dass wir es nicht aushalten, dann bauen wir ein Zelt in die Mitte und lauter kleine Tunnel zu den anderen Zelten..."
"Wieso willst du ein Zelt mitten in unser Hüttendorf stellen? Wir können jetzt Häuser bauen. Primitive Zelte brauchen wir schon eine ganze Weile nicht mehr. Höchstens mal zum Verreisen. Das ist der Fortschritt."
"Na meinetwegen, bauen wir ein Haus in die Mitte von unseren Häusern. Und lauter kleine Kanäle von da zu den anderen Häusern..."
"… und dann robben wir durch die Tunnel zu dem Haus in der Mitte, statt aufrecht zu gehen, ja?"
"Nein..."
"Wenn wir uns in der Mitte sammeln wollen, brauchen wir doch nur hinzugehen."
"… nein! In dem Haus in der Mitte machen wir ein ganz heißes Feuer..."
"Du willst erst ein Haus bauen und es dann gleich wieder abfackeln?"
"… nein, nur wegen der Hitze..."
"Ganz recht: Wegen der Hitze brennt so ein Haus ab."
"… das kriege ich schon in den Griff."
"Tust Du, ja?"
"Ja."
"Du kriegst doch sonst kaum etwas in den Griff."
"Also: Wir machen ein ganz heißes Feuer in dem Haus in der Mitte und durch die Tunnel leiten wir die Wärme zu den anderen Hütten."
"Soso, und das Haus in der Mitte ist aus Holz?"
"Nein, sagen wir, das wird gemauert. Dann brennt es wenigstens nicht."
"Und für die Tunnel willst du lauter Tierhäute verschwenden?"
"Nein, die werden auch gemauert."
"Aha."
"Ja."
"Und wer bitteschön soll das mauern?"
"Na, wir!"
"Du und ich? Bist du bescheuert?"
"Nein ... wir ... also: Die anderen Brüder und Schwestern. Und ich passe auf, dass sie alles richtig machen."
"Du meinst die Brüder und Schwestern, die noch nicht wenigstens einmal im Jahr den Weg zwischen ihren Häusern sauber machen können, selbst wenn Besuch kommt? Meinst du die?"
"Äh, ja."
"Oder denkst du an die, die jahrelang jeden Tag ihr Gepäck umständlich über den umgefallenen Baum wuchten, anstatt ihn einmal gemeinsam zu zerhacken und vom Weg runter zu räumen?"
"Naja..."
"Und auf die aufpassen willst ausgerechnet du? Der noch nicht mal auf sich selbst aufpassen kann und ständig gerettet werden muss?"
"Äh, ja. Aber ich muss nicht ständig gerett..."
"OH DOCH!"
"Na gut. Aber was sollen wir denn sonst machen, wenn es so kalt wird?"
"Wir tun das, was wir immer tun: Wir gehen alle zusammen in eine Hütte und wärmen uns gegenseitig."
"Ich will das nicht mehr."
"Was gibt’s daran auszusetzen?"
"Das finde ich schon auf Reisen furchtbar: Dein Schwiegervater schnarcht entsetzlich..."
"Na und? Dafür musst du nicht erfrieren."
"… und unhygienisch! Deine Kinder schniefen so eklig."
"Hab du mal selbst Kinder."
"Und dein Großvater röchelt im Schlaf so seltsam."
"Stopf dir doch was in die Ohren, Moos oder ein Fellbällchen."
"Und oft ist es trotzdem noch so kalt, sogar wenn wir uns alle gegenseitig wärmen: Und wir müssen dann trotzdem Feuer machen, im Haus."
"Na und?"
"Der viele beißende Rauch..."
"Hör auf zu jammern!"
"Da ist meine Idee viel besser: Wir bauen ein..."
"Wieso willst du immer bauen? Denkst du, deine Erfindung bringt uns allen das Heil?"
"Ja. Genau!"
"… wieder so ein Teil das doch nur zur Hälfte hilft, wo man sich aber an das neue Teil so sehr anpassen muss, dass man sich das alte Elend zurückwünscht ..."
"Nein. Ja. Nein."
"Unsinn! Wir machen das aus gutem Grund seit Generationen von Indianern so. Weil es sich bewährt hat: Wenn etwas nicht geht, dann passen wir unser Verhalten an – das ist am einfachsten. Und so lebt man im Einklang mit der Natur."
"Nein."
"Viel einfacher als immer irgendetwas kompliziertes zu bauen..."
"Nie."
"… irgendetwas zu bauen, was dann doch nicht funktioniert. Jedenfalls nicht so, wie der Herr Erfinder es versprochen hat..."
"… nein!"
"Einfach. Wirksam."
"Ist es nicht."
"Oh doch."
"Ist es nicht!"
"Wieso nicht?"
"Du merkst es schon gar nicht mehr, aber ... deine Frau hat furchtbare Blähungen ..."
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