13 Februar 2010

Americas Cup 2010 - Covering Race 1


Zusammenfassung - ehemalige Prognose: 2:0 für Alinghi

"Nun, bezüglich der Leistungsfähigkeit der beiden Boote würde der Große Bloguator™ vorläufig eine leicht fahrlässige Fehleinschätzung einräumen."

Bedingungen am Start: 7-8 kn Wind, das sind knappe 3 Beaufort, aus Süd.

BMWORACLE hatte das Recht gewonnen, mit Wind von Steuerbord in die Startbox einzutauchen, also mit Wegerecht. James Spithill, der Steuermann, hat angeblich den Auftrag bekommen, Alinghi einen Penalty zu verpassen. Das musste man ihm sicher nicht extra sagen. Alinghi hätte das ebenfalls versucht, aber sie hatten halt keine Vorfahrt. Warum sie nicht rechtzeitig ausgewichen sind, kann ich nicht sagen, habe den Moment nicht gesehen, aber es hat jedenfalls keine zwei Minuten gedauert bis James Spithill diesen Teil des Plans ausgeführt hatte. War abzusehen.

Danach brachte allerdings der Alinghi-Steuermann, angeblich doch Loick Peyron, die Oracle so gründlich zum Stehen, dass sie sich beim Startschuss immer noch nicht wieder bewegte. Während die Alinghi abfallen und losfahren konnte. Sauber gemacht.

Als die Oracle die Startlinie mit 1:45min. Rückstand überquert, hat Alinghi 650m Vorsprung. Ab da fahren sie gradeaus nach rechts. Oracle ebenfalls. Es gibt weiter keine taktischen Manöver.

Oracle ist am Wind erstaunlich schnell und hat nach 10min. den Rückstand aufgeholt. Zu diesem Zeitpunkt fahren beide noch mit Vorsegel. Für den ersten Teil der Kreuz fahren beide Boote annähernd dieselbe Höhe am Wind - aber Oracle eben immer wieder einmal ein Stück schneller. Bei einer kleinen Brise stellt Alinghi auf das nächst kleinere Vorsegel um und Oracle nimmt das Vorsegel ganz weg und fährt nur mit Flügel. Ab da wird der Abstand zwischen den Booten immer größer. Alinghi ist langsamer (die Geschwindigkeiten vom Virtual Spectator werden regelmäßig eingeblendet), der Luvschwimmer taucht immer wieder ein, man sieht, dass sie unruhig gesteuert wird und das Vorsegel auch einmal einfällt. Oracle hingegen fährt wie auf Schienen. Dass sie schon bei zehn Knoten Wind die Fock wegnehmen deutet aber auch eins an: Viel mehr darfs nicht werden, sonst kommen sie mit ihrem riesigen Flügel in Schwierigkeiten. Das Boot ist sozusagen übertakelt - kann man so sagen bei einem Wing?

Im letzten Drittel der Kreuz, nach der ersten Wende, vergrößert Oracle den Abstand bereits dramatisch. Irgendetwas läuft bei Alinghi gründlich schief. Aus Sicht der Großen Bloguators™ ist schon erstaunlich, dass Alinghi dieselbe Höhe am Wind fährt wie Oracle. Das sollte grade gegenüber dem Flügel eigentlich nicht gehen. Machen sie aber. Und sind deutlich langsamer, jedenfalls über Grund.

Luvtonne.

BMWOracle fährt downwind ebenfalls wie auf einer Schiene. Alinghi hatte bei der Annäherung an die Luvtonne bereits Konzentrationsschwäche gezeigt: Sie sind eine Weile ohne Druck im Segel an die Tonne herangetrödelt. Nach der Rundung brauchen sie eine weitere Weile, bis das große Vorsegel draußen ist und die Fock verpackt.

Ab da für die nächsten Minuten wird die Alinghi fuchtbar gesteuert (meine unmaßgebliche Amateurmeinung): Auf dem Vorwindkurs will man ja Tiefe gewinnen. Wenn der Wind zu stark wird, fällt man ab. Aber bei der Alinghi fällt das Vorliek vom Vorsegel immer wieder ein - das heißt, sie luven an. Da wollen sie aber gar nicht hin, nach Luv. Fragezeichen? Sowas ergibt für Profis überhaupt keinen Sinn.

Im übrigen sieht das Vorsegel der Alinghi unten zu dicht und oben zu offen aus, also schlicht falsch getrimmt (ebenfalls unmaßgebliche Amateurmeinung). Und das Großsegel zu flach - selbst gemessen an den hohen Geschwindigkeiten, die diese Katamarane erreichen. Sie quälen sich, um den Luvschwimmer aus dem Wasser zu bekommen. Jedenfalls sieht es so aus. Während die ORACLE unbeeindruckt ihre Bahn zieht.

Zu guter Letzt sieht man, wie die Leute der Alinghi Wasser aus dem Luvschwimmer ablassen. Aber wenn man ohnehin Schwierigkeiten hat, ihn aus dem Wasser zu bekommen sollte da besser keins drin sein? Zumal es das ganze Boot ohnehin schwerer macht. Fragezeichen? Zu diesem Zeitpunkt ist sowieso schon alles zu spät.


Im Ziel sind die Alinghis so enttäuscht, dass sie den Penalty erst im zweiten Anlauf zur Zufriedenheit der Schiedsrichter ausführen. Aber das spielt für den Ausgang des Rennens keine Rolle.

Tja, und was war rennentscheidend? Alles. Der Am-Windspeed beider Boote, wo Alinghi frei gestartet ist, und dann einfach von hinten überrollt wurde. Woran das liegt, kann man von außen schlecht sagen, schließlich haben beide Teams mit Heerscharen von Ingenieuren lange daran herumentwickelt. Die Oracle ist das, was man übertakelt nennen würde. Bei 3 Bft. zahlt sich das aus. Und Raumschots hat die Alinghi außer den offensichtlichen Fehlern auch zu wenig Segelfläche oder jedenfalls nicht genug Druck im vorhandenen Segel. Das sollte nicht stören, weil sie leichter ist. Trotzdem.



Weitere Infos:
Vielleicht überträgt Eurosport live. Vielleicht auch nicht.
Das aktuelle Wetter zwischen Valencia und Balearen hier. (rechts die gewünschte Uhrzeit einstellen)
Der rumpelige Live-Stream vom Veranstalter aus Valencia hier.

2 Kommentare:

Sören hat gesagt…

Naja, die haben ne Jumbo Tragfläche zusammen mit allen Landeklappen auf einen Trimaran gestellt. Irgendwie ist das schon der Knaller. Ich würde nur zu gerne sehen, was die machen wenn es mal richtig auffrischt. Das wird dann echt ein Hingucker. Dann gilt wohl: schnell gläubig werden bis der Leeschwimmer stoppt.

Ansonsten: trauriger Cup.

100 Goldfischli hat gesagt…

Och, so traurig finde ich's nicht. Geht halt nicht um Sport.

Aber technisch isses doch toll: So monströs wie diese Boote sind - gut aussehen tun sie schon. Jedenfalls viel besser als die elenden Bleitransporter der letzten Veranstaltungen. Finde ich.

Die Verkabelung und Medienversorgung der beiden Renner würde ich gerne mal sehen, Drähte, Hydraulik, Seilzüge, Elektromotoren, Spritschläuche, Wasserrohre ... was man zum Segeln eben alles so braucht.

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