23 März 2010

Forschung heute

Wenn man einmal seinen Lebensmittelpunkt über eine Dialektgrenze hinweg verlegt hat .... äh ... also ... wenn man mal mehr als 200km weit umgezogen ist, staunt man vielleicht, wie anders die Sprache hinter dieser Grenze funktioniert - oder auch nicht.

Wer aus diesem Anlass jemals versucht hat, einem Germanisten bei der Präsentation seiner Forschungsergebnisse zuzuhören, der hat bestenfalls mit dem Schlaf gekämpft, aber im Normalfall unbändige Wut in sich aufsteigen sehen. Da man in so einem Fall kaum noch klar denken kann, wird einem erst später bewusst, dass es wohl die Wut über die ernsthafte aber völlig weltfremde Behandlung akademischer Scheinproblemchen war. "Und das nennen die Arbeit", würde der Fachmann dazu sagen.

Schon seit langem hat die akademische Wissenschaft ihr Augenmerk auf immer kleinere Details gerichtet und diese immer genauer erforscht, und dann noch kleiner und noch genauer. Dies führte folgerichtig dazu, dass heute der typische deutsche Wissenschaftler vom Nichts alles weiß.

Umso überraschender die Feststellung, dass es auch Germanistik mit echtem Erkenntniswert gibt - und zudem verständlich aufbereitet. Natürlich darf so etwas furchtbares nicht an einer der großen deutschen Eliteuniversitäten passieren und man findet solche Forschung deshalb an der Universität Augsburg¹.

Dort wurden die Verbreitung von Dialekten und Umgangssprache untersucht und auch der Laie kann die konkreten Ergebnisse hier ansehen, leicht nachvollziehbar und in Karten umgesetzt an Beispielen wie Schulranzen, Klingel, Möhre, Senf und - besonders umstritten - 5.45Uhr. ² Das ist nämlich dreiviertel sechs - und nicht etwa viertel vor!



¹ nichts gegen Augburg, auch dort werden aber einzelne Elitewissenschaften betrieben, die den zuvor definierten Abseitigkeits-Kriterien genau entsprechen
² ausgerechnet fünfuhrfünfundvierzig ist wiederum das denkbar unglücklichste Beispiel, das man zu dieser Untersuchung in Deutschland heranziehen konnte. Naja. Wissenschaft und das richtig reale Leben.

1 Kommentar:

nic. hat gesagt…

Die Ergebnisse sind interessant, aber an die grafische Gestaltung hätten sie mal lieber eine Fachfrau/-mann ranlassen sollen.

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